Vilkiene betonte die Schwierigkeiten, in Litauen Interesse für ein Projekt zum Thema Holocaust zu wecken, die Zeit der sowjetischen Besatzung sei dort präsenter. Schließlich fand sich doch noch eine Gruppe von Lehrern und Schülern verschiedener Schulen aus Wilna, mit denen sie zusammen arbeitete.
Schnell zeigte sich in der Arbeit mit Zeitzeugen, dass diese viel über Retter berichteten und so veränderte sich der Fokus des Projekts. Interessant war, dass die polnische Partnergruppe das gleiche Phänomen erlebte, das Thema Rettung und Hilfe war für die Zeitzeugen, die selber zum Großteil Gerettete waren, zentral.
Ein weiteres Ergebnis des Projekts war laut Vilkiene, dass die Gemeinsamkeiten der polnischen und der litauischen Gruppe jeweils größer waren als die Unterschiede. Obwohl die Geschichte der deutschen Besatzung zeitlich und im Verlauf sehr unterschiedlich war, hatten die Teilnehmer heute eine ähnliche Perspektive auf die historischen Ereignisse.
Helmut Rez stellte Ansätze der Arbeit des Dachauer Forums zum Thema Zivilcourage in der Genozidgedenkstätte Dachau vor. Anknüpfend an den Vortrag von Philip Zimbardo am Vormittag präsentierte er unterschiedliche Möglichkeiten, Gegenwartsbezüge auch in der Gedenkstättenarbeit herzustellen. Auf die kritische Nachfrage, wie dies vom Umfang her zu schaffen sei, da der Besuch in einer Gedenkstätte mit der notwendigen Faktenvermittlung doch schon umfangreich genug sei, plädierte Rez für den Mut und die Offenheit, neue Ansätze auszuprobieren und den Anspruch der allumfassenden Geschichtsvermittlung aufzugeben.
Julia Franz stellte abschließend das Projekt "Indifference Hurts" der Edith Stein Gesellschaft aus Wroclaw vor. In einem europäischen Projekt wurde die Geschichte von Helfern aus Breslau erarbeitet und pädagogisch aufbereitet. Entscheidend, war nach Franz’ Meinung, dass die Teilnehmer der ersten Durchläufe, zu denen sie selber gehörte, nach und nach in die Rolle von Lehrenden wuchsen. Die praktische Anwendung von Projekten der Geschichtsvermittlung bedürfe auch immer des Eingehens auf Wissensstand und Interesse der Teilnehmer. Wie bei dem Projekt von Ingrida Vilkiene betonte auch Julia Franz das Gemeinsame der verschiedenen europäischen Perspektiven.