Innenminister Dr. Hans-Peter Friedrich würdigt den 27. Januar sowohl als Zeichen der Überwindung der NS-Schreckensherrschaft, als auch als einen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Heute bedeute das Gedenken am 27. Januar, sowohl den Wert der demokratischen Freiheit zu schätzen als auch zu begreifen, dass dies immer wieder neu bestätigt werden müsse. Dies sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der letztlich jeder einzelne herausgefordert sei. Die historische Forschungsarbeit und die Vermittlung ihrer Ergebnisse und Erkenntnisse würdigte Friedrich als Voraussetzung dafür, diese Aufgabe zu erfüllen.
Politische Bildung müsse den nachfolgenden Generationen verdeutlichen, wie totalitäre Systeme funktionierten und über welche Zerstörungskraft sie verfügten. Verständnis dafür mache die Menschen sensibler für Entwicklungen, die auch im Alltag Demokratie und Freiheit gefährden könnten. Hierzu leiste die Konferenz einen wichtigen Beitrag, betonte Friedrich.
Bezüge zur Gegenwart
Friedrich ging auf die globale Vernetzung von Wirtschaft und Kommunikation als positive Faktoren für die Krisenbewältigung und den interkulturellen Austausch ein. Die Völker Europas stünden sich nicht mehr voller Hass und Misstrauen gegenüber, sondern strebten "nach einer gemeinsamen Zukunft des Miteinanders", sagte Friedrich, nicht ohne vor den Gefahren für die demokratischen Gesellschaften zu warnen.
Nach wie vor habe der Antisemitismus Bestand in der Gesellschaft. Gerade Deutschland habe eine immerwährende Verantwortung, diesem entgegenzutreten. Mit Bezug auf die Morde durch Anders Breivik in Norwegen und die Aufdeckung des NSU wies Friedrich darauf hin, wie stark der "Ungeist von rassistischer Ausgrenzung" nach wie vor sei, das Phänomen des Terrors tauche immer wieder in neuen Formen auf. Abschließend hebt der Innenminister die gemeinsame Verantwortung von Staat und Zivilgesellschaft für die Würdigung und Pflege der demokratischen Grundwerte hervor. Thema der Konferenz sei die Entwicklungsgeschichte einer Gesellschaft, die in der nationalsozialistischen Diktatur durch die Konformität der Masse, der Entwertung des Individuellen und der Ausgrenzung der anderen geprägt sei. Die Bundesregierung vertraue auf das verantwortungsbewusste Denken und Handeln jedes einzelnen Menschen. All die Menschen müssten Unterstützung erfahren, die im öffentlichen Raum für die Demokratie streiten und einstehen würden.
Kein Mensch dürfe aufgrund von Abstammung, Religion oder weltanschaulichen Vorurteilen ausgegrenzt werden. Dies sei eine Verpflichtung für die Zukunft: nicht nur aus der Verantwortung gegenüber der Geschichte, sondern auch im Bewusstsein für die Würde aller Menschen und der Notwendigkeit, der Freiheit ein dauerhaftes Fundament zu geben.
Den Vortrag von Hans-Peter Friedrich können Sie