Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Rückblick 2024 | Jugendengagementkongress | bpb.de

Jugendengagementkongress FAQ Das Programm Die Orte

Rückblick 2024 Jugendengagementkongress

Türkan Defli

/ 6 Minuten zu lesen

Ein Hoch auf die Demokratie! – Der Jugendengagementkongress 2024

Hallo, ich bin Türkan und war nicht nur als Teil meiner Gruppe „Jugend für Toleranz“ beim Jugendengagementkongress, kurz: Juko, sondern dort auch als Juko-Reporterin unterwegs.

Der Juko bringt jährlich etwa 300 junge Menschen aus ganz Deutschland in Berlin zusammen. Er bietet eine Plattform für junge Menschen, im Rahmen von Workshops und Exkursionen neue Erkenntnisse und Kompetenzen für ihre ehrenamtliche Arbeit zu sammeln und sich darüber hinaus mit anderen Engagierten zu vernetzen.

In einer Zeit, in der die politische und gesellschaftliche Polarisierung zunimmt und die Meinungen auseinanderdriften, setzt der Jugendengagementkongress ein Zeichen für die Bedeutung aktiver Bürger*innenbeteiligung und demokratischer Werte in unserer Gesellschaft. Der diesjährige Juko war geprägt von dem 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes. Mit einem abwechslungsreichen Programm, das Themen wie Projektmanagement, soziale Gerechtigkeit, Diversität, Antidiskriminierungsarbeit und vieles mehr abgedeckt hat, bot der Kongress den Jugendlichen die Möglichkeit, sich intensiv mit drängenden Fragen unserer Zeit auseinanderzusetzen und konkrete Lösungsansätze zu entwickeln. Expert*innen aus verschiedenen Bereichen teilten ihr Wissen und ihre Erfahrungen, während die Teilnehmer*innen ihre eigenen Perspektiven einbrachten und miteinander in den Dialog traten.

Vom ersten Tag an wurde deutlich, dass dieser Kongress weit mehr ist als nur eine Zusammenkunft von engagierten jungen Menschen. Er ist ein lebendiges Forum, in dem die Teilnehmer*innen in Workshops, Museen, Diskussionen und Gedenkstätten gemeinsam lernen, wachsen und Themenkomplexe in den Blick nehmen, die sie seit geraumer Zeit bewegen oder in denen sie fundierteres Wissen aufbauen möchten. Hier entstehen Netzwerke, die oft weit über die Veranstaltung hinausreichen und junge Menschen dazu inspirieren, sich weiterhin aktiv für eine gerechtere und demokratischere Gesellschaft einzusetzen und dabei auch Kooperationen mit neuen, ihnen vorher unbekannten Organisationen eingehen.

(© bpb/bundesfoto/Zohre Kürc)

Ich selbst habe versucht mein Programm möglichst breit aufzustellen und sowohl Hilfreiches für mein Ehrenamt, für meine berufliche Zukunft und auch für meine privaten Interessen einfließen zu lassen, was durch das breite Angebot möglich war!

Zusammen mit meiner Gruppe bin ich recht früh in Berlin angekommen, da wir noch die Chance nutzen wollten, die Stadt zu erkunden! Das Viertel rund um Lichtenberg und Alt-Hohenschönhausen, wo wir untergebracht waren, war uns allen unbekannt, sodass wir durch die Straßen geschlendert sind und darüber spekuliert haben, ob wir noch Überbleibsel der DDR-Zeit erkennen. Um unsere Ankunft gebührend zu feiern, durfte ein Ausflug in den Biergarten, eher weniger touristisch geprägt, nicht fehlen und hat uns einen Hauch des Lebens in Berlin nähergebracht.

Die Sängerin Keboo hat mir ihrer Band für Stimmung bei der Eröffnung des Juko gesorgt. (© Türkan Defli)

Anders als meine Gruppenmitglieder bin ich etwas früher ins Umweltforum zur Vorabbesprechung rund um meine Aufgabe als Juko-Reporterin! Die ersten Schritte auf dem Gelände, begrüßt von einem Schild mit Wegweiser, haben meine Vorfreude noch weiter gesteigert. Bei der Eröffnung gegen Abend starteten wir mit Kennenlernspielen, unter anderem mit einem “Speeddating” - mit Fragen für die anderen Teilnehmenden. Gerade das Kennenlernen durch sehr tiefgreifende und spezielle Fragen hat es deutlich erleichtert mit den anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Die Sängerin Keboo mit Band hat eine Mischung aus deutschem Jazz und Pop gespielt, was den Abend rund gemacht und für gute Stimmung gesorgt hat!

Bei zahlreichen Exkursionen in Berlin konnten die Teilnehmenden neue Einblicke gewinnen. Wie hier im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors. (© Türkan Defli)

Dienstag ging es für mich zunächst auf Exkursion in das Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“. Auf dem ehemaligen Gelände der Zentrale der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), der politischen Polizei im Nationalsozialismus, befindet sich das Museum, das den Terror im nationalsozialistischen Deutschland aufarbeitet und dokumentiert. Wir haben uns dort mit der Frage auseinandergesetzt, welchen Weg NS-Täter*innen nach 1945 eingeschlagen haben. Es war erschreckend zu sehen, dass eine Mehrheit nie zur Rechenschaft gezogen worden ist und bis ins hohe Alter ein bequemes Leben führen konnte.

Nach dem eindrücklichen Exkurs ging es für mich weiter mit einem Workshop: Lesen ist politisch. Eines meiner liebsten Hobbys und als junge Autorin ein spannender Themenkomplex, der die Relevanz des Diskurses rund um die Wirkmächtigkeit von Büchern hervorgehoben hat. Wir haben eine großartige Diskussion darüber geführt, was Bücher dürfen sollten und uns auch die Frage gestellt, ob es eine Grenze bei Tabuthemen wie z. B. Gewaltverherrlichungen geben sollte. Die verschiedenen Meinungen und Perspektiven kennenzulernen war dabei sehr gewinnbringend und sie haben meinen Horizont erweitert.

Am nächsten Tag besuchte ich den Workshop „Jeder ist seines Glückes Schmied?!“. Darin ging es um ungleiche Startchancen bei Kindern und Jugendlichen. Auf eine interaktive Art und Weise sind wir an dieses Thema herangegangen, haben zentrale Begriffe herausgearbeitet, aber auch in den Fokus gerückt, dass „Startschwierigkeiten“ nicht bedeuten, dass man grundsätzlich schlechter im Leben dasteht und einem Menschen dauerhaft Chancen verwehrt werden. Das Seminar war für mich sehr emotional, da ich auch oft das Gefühl habe, mehr leisten und „Vorsprung“ aufholen zu müssen, um einen ähnlichen Erfolg zu erleben wie Jugendliche, denen von Anfang an mehr Türen geöffnet wurden.

Wenn man auf emotionale Entlastung gewartet hat, war man fehl bei meiner anschließenden Exkursion fehl am Platz, denn in der Gedenkstätte Hohenschönhausen haben uns mit der DDR und den Menschenrechten auseinandergesetzt. In der ehemaligen Haftanstalt der DDR-Staatssicherheit erhielten wir eine spannende Führung und lernten, unter welchen menschenverachtenden Umständen die Bürger*innen inhaftiert waren. Das hat mich und die anderen Teilnehmenden sprachlos zurückgelassen.

Immer wieder haben wir dabei einen Hauch von Berlin erhascht. Die Architektur, das gute Wetter, die Namen und Plätze, die man sonst aus Film und Fernsehen kennt. Abends ging es zum Ausklingen des ersten Tages auch in den Volkspark Friedrichshain. Ein Blick in das Leben in dieser vielfältigen Stadt: Menschen, die grillen, Volleyball spielen oder einfach nur einen Blick auf den Teich erhaschen wollen. Berlin hat einen ganzen eigenen Charakter, den wir ein wenig kennenlernen konnten.

Mein Highlight des Jukos war der Tag des Grundgesetzes am 23. Mai. Wir hatten aufgrund des 75. Geburtstag des Grundgesetzes die Ehre, zum Staatsakt des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier eingeladen zu werden. Musikalische Eindrücke durch die Berliner Philharmonie, Max Raabe und Katharina Thalbach, Filme mit Stimmen aus der Bevölkerung und eine beeindruckende Rede unseres Bundespräsidenten prägten diese Veranstaltung vor dem Bundeskanzleramt bei herrlichem Sonnenschein.

All diese Menschen zu sehen, die tagtäglich unsere Politik bestimmten und dazu noch wichtige Personen wie Margot Friedländer oder Angela Merkel. Das war sehr beeindruckend und wirkt auch heute noch nach. Der Staatsakt ließ uns junge Menschen beeindruckt zurück und weckte in vielen auch den Willen, ihr Engagement in Zukunft noch intensiver auszuüben!

Danach folgte der Festakt der bpb, bei welchem das Grundgesetz gefeiert wird und die Botschafter*innen für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet werden. Der Tag hat mich in meinem Engagement bestätigt und Stolz auf unser Grundgesetz spüren lassen.

Die soeben ernannten Botschafterinnen und Botschafter für Demokratie und Toleranz nahmen an einer Gesprächsrunde mit dem Präsidenten der bpb, Thomas Krüger, teil. (© bpb/bundesfoto/Zohre Kürc)

Die bpb unterstreicht mit diesem Kongress die zentrale Rolle der Jugend in der Gestaltung der Zukunft. Indem sie jungen Menschen eine Plattform gibt, ihre Anliegen und Ideen in den öffentlichen Diskurs einzubringen, fördert sie deren politische Bildung. Weiter stärkt sie damit auch das demokratische Fundament unserer Gesellschaft und zeigt der breiten Öffentlichkeit, dass die Jugend gewillt ist sich an wichtigen Entscheidungsprozessen zu beteiligen und ihren Weg in Richtung Zukunft zu bahnen.

Wenn ihr noch nicht dabei wart, kann ich euch nur empfehlen, euch für den Jugendengagementkongress 2025 anzumelden. Ihr lernt viele neue Leute kennen und habt die Möglichkeit aus einem spannenden Rahmenprogramm zu wählen! Diese Erfahrung kann euch keiner nehmen und wird euch ein Leben lang nachhaltig und positiv prägen.

Fussnoten

Weitere Inhalte