Wie kann politische Bildung ihre Rolle als "Europabildung" ausfüllen?
Welche beschrittenen Wege sollten also gestärkt oder ausgebaut werden?
Die von der Bundeszentrale für Politische Bildung herausgegebene Online-Presseschau "euro/topics Der tägliche Blick in Europas Presse" ermöglicht beispielsweise den dafür nötigen informierten, kritischen, internationalen Perspektivwechsel zu Themen wie Nord Stream 2, der EU-Erweiterung auf dem Westbalkan oder dem Coronavirus (Externer Link: https://www.eurotopics.net/de/4/dossiers; Zugriff vom 15. Oktober 2020).
Welche neuen Impulse oder Ansätze sollen weiterhin noch aufgegriffen werden?
Der 2018 vom Europarat veröffentliche Referenzrahmen "Competences for Democratic Culture" (RFCDC) bietet eine detaillierte Beschreibung von 20 Demokratiekompetenzen und mit den dazugehörigen Deskriptoren eine ausdifferenzierte Operationalisierung dieser Kompetenzen, und somit einen Ansatz, um das Unterrichten, Lernen und Beurteilen im Kontext Bildung für Europa systematisch planen und durchführen zu können: "Leitidee ist ein Kompetenzverständnis, wonach erst das Zusammenspiel von bestimmten, situationsspezifisch relevanten Werten, Haltungen, Fertigkeiten und Wissensaspekten kompetentes Handeln ermöglicht." (Gebauer/Lenz 2019, 177)
Der RFCDC legt dabei seinen Schwerpunkt auf demokratische Kultur, um deutlich zu machen, dass Demokratie zwar ohne demokratische Institutionen und Gesetze nicht existieren kann, diese Institutionen und Gesetze jedoch eine Demokratie allein nicht gewährleisten können, wenn sie nicht in einer demokratischen Kultur, also demokratischen Werten, Haltungen und Praktiken verankert sind (Gebauer/Lenz 2019, 175/176). Dieser Referenzrahmen des Europarates hat das Potenzial, die dringend notwendige fachliche und politik- bzw. demokratiedidaktische Kommunikation zur Thematik Wie Europa wieder stark machen?! jenseits bzw. durch sprachliches und begriffliches bzw. nationales "Container-Denken" hindurch noch stärker als bislang zu ermöglichen.
Literatur:
Council of Europe (2018): Reference Framework of Competences for Democratic Culture, Strasbourg.
Europarat (2018): Umgang mit Kontroversen. Strategieentwicklung zum Umgang mit Kontroversen und dem Unterrichten von kontroversen Themen in der Schule. Tool zur Selbstreflexion für Schulleitungen und Führungskräfte, Wien/Straßburg.
Europarat (2016a): Leben mit Widersprüchen. Das Unterrichten kontroverser Themen im Rahmen der Politischen Bildung und Menschenrechtsbildung (EDC/HRE), Straßburg/Wien.
Europarat (2016b): Kompetenzen für eine demokratische Kultur. Gleichberechtigtes Zusammenleben in kulturell unterschiedlichen demokratischen Gesellschaften. Eine Zusammenfassung, Straßburg.
Gebauer, Bernt/Lenz, Claudia (2019): Kompetenzen für eine demokratische Kultur – Eine Ressource für Demokratielernen in der Schule? In: Gloe, Markus und Helmolt Rademacher (Hrsg.), Demokratische Schule als Beruf. 6. Jahrbuch Demokratiepädagogik, Frankfurt/Main, S. 175-189.
Kirchschlaeger, Peter G. u.a. (Hrsg.) (2015): Freedom(s). Learning activities for secondary schools on the case law of the European Court of Human Rights, Strasbourg.
Rappenglück, Stefan (2014): Europabezogenes Lernen. In: Sander, Wolfgang (Hrsg.), Handbuch Politische Bildung, Schwalbach/Ts, S. 392-400.