Interner Link: Bericht zum Workshop von Frau Lisa Lewien zum Download
Interner Link: Beitrag von Frau Tina Hölzel zum Download
Dieser Artikel basiert auf dem dreijährigen Projekt "Stärkung von Studierenden des beruflichen Lehramts im Umgang mit Heterogenität und Vielfalt" im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrer*innenbildung
Ausgangsthese:
Obwohl die berufsbildenden Schulen über differenzierte Erfahrungen im Umgang mit Heterogenität und Vielfalt verfügen und sich einiges aus Bewältigungsstrategien lernen lässt, die in beruflichen Schulen entwickelt wurden, ist der Blick in der Debatte um Inklusion und Schule nur selten auf diesen Bildungsbereich gerichtet. Dieser Beitrag wendet sich dem Zusammenhang zu und versucht zu beschreiben, wie Lehrer*innen in berufsbildenden Schulen Heterogenität wahrnehmen und bearbeiten.
Ausgangslage:
Der Umgang mit Heterogenität und Vielfalt ist eine der aktuellsten und zentralsten Herausforderungen bei der Gestaltung schulischer Bildungsprozesse. Die entsprechenden Debatten werden unter dem Stichwort Inklusion gegenwärtig und durchaus kontrovers in der bildungspolitischen Debatte geführt. Die Aufmerksamkeit ist dabei nicht selten auf die Integration von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in die allgemein-bildende Schule gerichtet und wird oft als Zumutung beschrieben (vgl. Krause 2014). Weniger im Fokus stehen in diesem Zusammenhang die berufsbildenden Schulen, obwohl diese institutionell geradezu zwangsläufig über ein hohes Maß an ausgewiesenen Erfahrungen im Umgang mit Heterogenität verfügen (vgl. Besand 2014). Der Workshop möchte daher den Blick neu lenken und fragen, was und wie von den Heterogenitätserfahrungen berufsbildender Kolleg*innen gelernt werden kann. Diese Frage ist insofern originell, als dass Transferüberlegungen selten in dieser Perspektive gedacht werden. Die beruflichen Schulen stehen, entgegen ihrer an Schüler*innenzahlen gemessenen Bedeutung, als größte weiterführende Schulart in der Bundesrepublik im Vergleich zu den allgemeinbildenden Schulen häufig im Schatten – nicht jedoch in diesem Workshop.
Zentrale Workshopthesen:
Berufsbildende Lehrkräfte zeigen überaus häufig eine differenzierte Wahrnehmung ihrer Schüler*innen entlang verschiedener Vielfaltsmerkmale wie Alter, schulische Vorerfahrungen, psychische und soziale Belastungen.
Sie haben in dieser Wahrnehmung jedoch auch „blinde Flecken“, wenn es zum Beispiel um Fragen von Gender, sexueller Orientierung oder (politischer) Weltanschauung geht.
Berufsbildende Lehrkräfte weisen eine hohe Sensibilität und Differenzierungsbereitschaft im Umgang mit vielfältigen Schüler*innen auf.
Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen empfinden ein besonders ausgeprägtes Zuständigkeitsgefühl gegenüber ihren Schüler*innen und deren schulischen Möglichkeiten, und weisen darüber hinaus einen besonders entwickelten pädagogischen Selbstanspruch auf.
Dass die Lehrer*innen in beruflichen Schulen sich den durchaus herausfordernden Problemen, die ihre Schüler*innen an den Lernort Schule mitbringen, stellen möchten, heißt gleichzeitig allerdings auch nicht, dass sie sich von diesen Problemen nicht überfordert fühlen.
Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen können jedoch basierend auf ihren oft langjährigen Erfahrungen im Umgang mit vielfältigen Schüler*innen im System Schule von Gelingensbedingungen und Hemmnissen auf dem Weg zum inklusiven Lernen berichten.
Die institutionelle Breite berufsbildender Schulen sowie die interne Struktur an eben jenen Schulen dieses Bereichs in Form eines adaptiven Raums wird oft als positive Grundvoraussetzung für die Auseinandersetzung mit Vielfalt beschrieben.
Mehr noch wird die nicht selten umfängliche organisatorische wie auch pädagogische Freiheit an berufsbildenden Schulen als institutionelle Voraussetzung für einen erfolgreichen Umgang mit Heterogenität und Vielfalt wertgeschätzt.