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Der Black History Month 2024 | bpb:engagiert | bpb.de

Der Black History Month 2024

/ 8 Minuten zu lesen

Februar ist Black History Month (BHM), der an die bedeutende Geschichte und die herausragende Leistung der Schwarzen Community erinnert. Die bpb greift den Aktionsmonat auf und stellt in den kommenden Wochen hier und auf Social Media inspirierende, engagierte Schwarze Vorbilder vor und bietet interessante Veranstaltungshinweise.

Black History Month 2024

Im Februar wird weltweit der Black History Month gefeiert, der dazu aufruft, die reichhaltige Geschichte und Leistungen der Schwarzen Community zu würdigen. Ursprünglich von Carter G. Woodson in den USA ins Leben gerufen, dient dieser Monat seit 1926 als Anlass, um auf die Marginalisierung der Schwarzen Geschichte aufmerksam zu machen. In den 1990er-Jahren brachte die Initiative Schwarzer Menschen den Black History Month auch nach Deutschland. Hier finden seitdem im Februar regelmäßig Community-Events, Bildungs- und Erinnerungsaktionen statt. Im Rahmen des Black History Months soll über Schwarze Geschichte informiert, aber darüber hinaus auch dafür sensibilisiert werden, dass Erfahrungen von Rassismus und Marginalisierung für Schwarze Menschen noch immer präsent sind. Der Aktionsmonat bietet dabei die Gelegenheit zu Aufklärung und Empowerment, die aber auch über den Februar hinaus stattfinden muss.

Das Redaktionsteam von Externer Link: bpb:engagiert wirft in den kommenden Wochen des Black History Months einen Fokus auf bestimmte Themen und Aspekte im Kontext des Aktionsmonats. In diesem Artikel werden die Inhalte aufgegriffen und gebündelt, damit auch Interessierten ohne Social Media der Zugang zu den Informationen und Veranstaltungshinweisen gewährleistet wird.

Weiterbilden zum Black History Month

Während des Black History Months soll darum gehen, sich mit Schwarzer Geschichte zu befassen, Schwarze Persönlichkeiten zu würdigen und sich weiterzubilden, beispielsweise zum Thema "Anti-Schwarzer Rassismus". Doch auch das Empowerment der Schwarzen Community selbst steht hier an vorderster Stelle.

Um den Einstieg zu erleichtern und/oder bereits vorhandenes Wissen zu vertiefen und neue Denkanstöße zu bekommen, finden sich im Folgenden einige Publikationen:

Thema Schwarze Geschichte:
Die Zeitschrift "Interner Link: Schwarz und Deutsch" skizziert die Jahrhunderte zurückreichende Schwarze Geschichte in Deutschland mit interessanten Beiträgen zu verschiedenen Themen wie der Entstehung der Schwarzen Comunity, dem Afrozensus oder kritischen Fragestelungen im Bereich der Kultur.

Jüngst erschienen ist ein Buch von Tiffany N. Florvil mit dem Titel "Interner Link: Black Germany", in dem die Autorin die Ursprünge und zentralen Figuren der Bewegung im Zeitraum der 1980er- bis in die 2000er-Jahre untersucht - mit einem besonderen Augenmerk auf den Frauen, die sich innerhalb der Bewegung mit intersektionalen Schwerpunkten engagierten.

In der Zeitschrift "Interner Link: Black America" wird ein Blick auf die Geschichte der Schwarzen Bevölkerung in den U. S. A. geworfen und insbesondere die Bürgerrechtsbewegung der 1960er- und 1970er-Jahre beleuchtet.

Zum Thema Umgang mit Anti-Schwarzem Rassismus und Engagement dagegen:
Die APuZ zum Thema "Interner Link: (Anti-)Rassismus" enthält eine Reihe kurzer Aufsätze, die sich mit der Diskrepenz zwischen dem Anspruch an eine rassismusfreie Gesellschaft und der Wirklichkeit, v. a. hier in Deutschland, befassen. Sie bildet einen guten Einsteig in das Thema.

Die Publikation mit dem Titel "Interner Link: Rassismus, Rassismuskritik und Resilienz" bietet eine Sammlung verschiedener Best-Practice-Beispiele zur Umsetzung der UN-Dekade für menschen afrikaner Herkunft (2015-2024).

Für alle, die gern schreiben, präsentiert die Publikation "Interner Link: Bloggen gegen Rassismus" eine umfangreiche Sammlung praktischer Tipps, wie das Internet mit innovativen Strategien und Denkansätzen beim Bloggen zurückerobert werden kann.

Zugehörigkeit und Identität:
Im Buch "Interner Link: Wo kommst du wirklich her?" beschreibt David Mayonga aka. Roger Rekless seine Erfahrungen als Deutscher mit Alltagsrassismus. Nicht nur in seiner bayerischen Heimat, sondern u. a. auch in der Hip-Hop-Szene. Dazu werden Gastbeiträge von Chefket, Samy Deluxe u. v. w. beigesteuert.

"Wenn meine Haare sprechen könnten" ist eine Publikation, die das gegenseitige Verstehen unterschiedlicher Perspektiven ermöglichen möchte. Die Autorin Dayan Kodua erzählt ihre eigene Geschichte, wie sie als Kind vielfach mit grenzüberschreitendem Verhalten konfrontiert wurde und wie sie gelernt hat, Grenzen aufzuzeigen und sich zu empowern. Das Buch richtet sich vor allem an Kinder ab 4 Jahren und deren Eltern.

Wem das nicht reicht: Unsere Medienzentren in Berlin und Bonn haben täglich geöffnet und laden zum Stöbern und Weiterbilden ein!

Schwarze deutsche Aktivist*innen im Spotlight
Seit dem 13. Jahrhundert leben Menschen afrikanischer Herkunft in Zentraleuropa. Trotzdem sind Beiträge Schwarzer deutscher Menschen in den Geschichtsbüchern kaum vorhanden, da es hier aufgrund von Rassismus viele Lücken in den historischen Aufzeichnungen gibt. Dabei gibt es bemerkenswerte Schwarze Personen, die schon vor langer Zeit in Deutschland wirkten, wie den Philosophen Anton Wilhelm Amo oder den Soziolgen W.E.B Du Bois, die Tänzerin Josephine Baker oder der Politiker George Padmore. Auch im Zuge der aggressiven Kolonialpolitik Bismarcks gab es Schwarze diasporische Bewegungen in Deutschland, die u.a. zum antikolonialen Kampf in Kamerun aufriefen.

Viele alliierte Schwarze Soldaten wurden nach dem Ersten Weltkrieg im Rheinland stationiert, woraufhin Hetzkampagnen in der Weimarer Republik Rassismus verstärkten. Die Nachkommen dieser Soldaten wurden besonders von der rassistischen Vernichtungspolitik der Nazis getroffen. Ab 1937 wurden Schwarze Menschen illegal sterilisiert und lebten aufgrund von Diskriminierung in sehr prekären Verhältnissen. Das Schicksal Schwarzer Opfer wurde bislang wenig beachtet, wenig erforscht und ihnen wenig gedacht.

Schwarze Deutsche – etwa die Kinder von Besatzungssoldaten in der Bundesrepublik oder Schwarze Vertragsarbeiter*innen und Studierende in der DDR – erlebten auch nach dem Krieg Ausgrenzung und rassistische Übergriffe. Anders als in der BRD wurde in der DDR ein staatlich geförderter Antirassismus “von Oben” propagiert. Dieser war aber größtenteils repräsentativ und propagandistisch und so wurde bestehender Rassismus nicht aufgearbeitet, sondern ausgeblendet.

Schwarzen Aktivismus gibt es schon lange in Deutschland, obwohl auch dieser leider nicht sehr bekannt ist. Wir stellen euch im folgenden vier beeindruckende Persönlichkeiten aus der neuesten Geschichte vor, die einen wichtigen aktivistischen Beitrag geleistet haben.

  • Louis Brody (1892-1951): Der Schwarze deutsche Schauspieler und Aktivist gründete 1918 eine Selbsthilfeorganisation für Schwarze deutsche Männer, um sich gegen die rassistische Diskriminierung auszusprechen. Weiter schloss er sich der LzVN, einer internationalen Schwarzen Organisation, die für Gleichberechtigung kämpfte, an. Sein Ruhm als Schauspieler ebnete anderen Schwarzen Menschen den Weg zur Anerkennung in der deutschen Kultur.

  • Fasia Jansen (1929-1997): Jansen erlebte in der NS-Zeit Gewalt und Rassismus: Ärzte versuchten sie zu sterilisieren und von ihrer Ausbildung wurde sie ausgeschlossen. Nach dem Krieg wurde sie als Liedermacherin und Aktivistin mit ihren Forderungen nach Frieden, Gerechtigkeit, Frauen- und Arbeitnehmer*innenrechten bekannt. 1991 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz, allerdings nie eine Entschädigung für die erlebte Diskriminierung.

  • Ika Hügel-Marshall (1947-2022): Sie gründete das erste deutsche Frauen*haus in Westdeutschland und setzte für das Recht auf Abtreibungen in den 70er-Jahren ein. Die Weiße Frauenbewegung ließ ihr allerdings keinen Raum, Rassismus in dem Kontext zu thematisieren. In ihren Büchern und Essays setzte sie sich mit Rassismus und Feminismus auseinander. Sie war in den 1980er-Jahren Mitbegründerin eines Frauen*-Kampfkunstvereins, frühe Mitfrau* der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) und Mitbegründerin von ADEFRA (Afrodeutsche Frauen).

  • May Ayim (1960-1996): Sie war Dichterin, Autorin, Pädagogin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung. Sie knüpfte Kontakte zu Vertreterinnen der internationalen Schwarzen Frauenbewegung wie zum Beispiel der amerikanischen Aktivistin Audre Lorde, die ihr eine Mentorin wurde. 1986 war Ayim Gründungsmitglied der ISD und setzte sich besonders für das Zusammendenken von Unterdrückungsstrukturen ein.

Lesetipps von der Schwarzen Kinderbibliotek Bremen

Das Interner Link: Aktiv-Preisträgerprojekt Externer Link: "Die Schwarze Kinderbibliothek" aus Bremen empfiehlt folgende Kinder- und Jugendliteratur im Rahmen des Black History Months:

  • Supporting Trans People of Colour von Sabah Choudrey

  • Look at us! Galerie der Schwarzen Vorbilder und Held*innen, Hrsg. von Teresa Awa, Tabea Erhart, Sheeko Ismail und Mawuto Dotou

  • Wie erkläre ich Kindern Rassismus? von Josephine Apraku

  • Africa, amazing Africa von Atinuke

  • My Brother is the prettiest Queen in the world von Ashley Baptiste

  • Buchstabengefühle von Stefanie-Lahya Aukongo

Interview mit Peggy Piesche

Zum Auftakt wurde am 01. Februar ein Interview auf Social Media veröffentlicht, das hier verschriftlicht zu finden ist. Peggy Piesche ist Leiterin des Fachbereichs "Politische Bildung und plurale Demokratie" in der bpb und spricht über ihre Perspektiven zum Black History Month, inspirierende Vorbilder, die Herausforderungen des strukturellen Rassismus und konkrete Maßnahmen im Bereich Empowerment und Aktivismus.

Was bedeutet der Black History Month für dich persönlich?
Der Black History Month bedeutet für mich alle Jahre wieder eine Minute des Innehaltens und des Fokusses auf die Schwarze Community, auf Schwarze Geschichte und auf Schwarzes Empowerment. Das ist immer auch ein Innehalten, weil wir genau das die anderen elf Monate oft vergessen.

Der Black History Month zielt darauf ab, Schwarze Leistungen und Erfahrungen in den Vordergrund zu stellen. Welche Schwarzen Vorbilder haben dich beeinflusst und inspiriert?
Ich bin als Kind in der DDR aufgewachsen, in den 70er-Jahren. Da gab es nicht viele Schwarze Vorbilder, aber eine Person war sehr wichtig für mich, und das war Angela Davis, und die internationalen Solidaritätsbekundungen und Aktionen, die für sie stattfanden. Das war sehr prägend für mich, weil ich so als Kind sehen konnte, dass es starke schwarze Frauen gibt. Und das war auch für einen Ausblick, um mich selber noch einmal wieder sehen zu können.

Wie können wir sicherstellen, dass Diskussionen nicht auf Sichtbarkeit abzielen, sondern auch der strukturelle Rassismus in den Blick genommen wird?
Es ist ein sehr wichtiges Thema, dass wir nicht nur auf Einzelpersönlichkeiten oder auf historische Momente verweisen, sondern dass wir genau die Auswirkung von strukturellem Rassismus mit in den Blick nehmen. Das bedeutet auch, dass der Black History Month eigentlich nicht nur im Februar stattfinden, und das Thema nicht nur dann unsere Aufmerksamkeit haben darf. Es muss in unseren Alltagsarbeiten, in unseren Projekten und in unseren Verbindungen immer wieder danach gefragt werden, wie Schwarze Menschen und natürlich auch andere marginalisierte Gruppen mit eingebunden werden können und wie ihre Wissensbestände und ihre Erfahrungen zentral mit in unsere Arbeit einfließen können.

Empowerment spielt eine wichtige Rolle in deiner Arbeit. Welche konkreten Maßnahmen oder Projekte schätzt du als besonders effektiv ein, um Schwarze Stimmen sichtbarer zu machen?
Ich möchte darauf hinweisen, dass wir ein Projekt haben, das sich "black history month all year around" nennt. In dem Projekt arbeiten wir mit den Communitys zusammen und versuchen die Wissensbestände und die Erfahrungswerte ganzjährig einer breiteren Öffentlichkeit, aber gerade auch jungen Menschen aus den Communitys näher zu bringen. Ich möchte noch ein zweites Projekt nennen, nämlich das der Mikrofinanzierung, welches wir gemeinsam mit Each one teach one gemacht haben. Das Projekt hatte eine Laufzeit von drei Jahren und es ging darum, kleine Gruppen und junge Initiativen in dezentralen Gebieten zu erreichen und niedrigschwellig unterstützen zu können. Das ist ausbaufähig und es ist auf der Ebene unserer strukturellen Verantwortung, dass wir noch mehr solche barrierereduzierten Angebote schaffen.

Abschließend, welchen Rat würdest du jungen, engagierten Menschen geben, die sich für Empowerment stark machen und aktivistisch engagieren wollen?
Zuallererst muss ich sagen, dass ich mich unheimlich freue, dass so viele junge Schwarze Menschen aktiv und sichtbar sind und dafür arbeiten, wie sie gemeinsam auch solidarisch leben wollen. Mein Rat ist - wenn sie einen haben wollen - auf die eigene Intuition zu hören, sich zu vernetzen und danach zu schauen, was die Communities bereits geleistet haben. Denn sie stehen auf vielen Schultern. Ich stehe auch auf vielen Schultern, und das macht uns stark. Das wäre mein wichtigster Rat. Bewegungsgeschichte kennenlernen zu wollen, dafür ist der Black History Month sehr wichtig und ein idealer Ausgangspunkt, um die eigene Arbeit verstärken zu können. Und viel Glück!

Das Team bedankt sich herzlich bei Peggy Piesche für die Bereitschaft und Mitwirkung am Interview.

Fussnoten

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