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Diversity Management an der Universität Duisburg-Essen | 13. Bundeskongress Politische Bildung – Ungleichheiten in der Demokratie | bpb.de

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Diversity Management an der Universität Duisburg-Essen

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Im Rahmen des 13. Bundeskongress Politische Bildung wurde auf dem Campus Duisburg der Universität Duisburg-Essen (UDE) nach den Ursachen und Folgen sozialer Ungleichheit gefragt. Im Interview erläutert Prof. Dr. Ute Klammer, Prorektorin für Diversity Management und Internationales, wie die Universität Duisburg- Essen Bildungsbenachteiligung entgegenwirkt und Heterogenität fördert.

Frau Professorin Klammer, erst vor kurzem wurde Ihre Universität als Diversity-Hochschule ausgezeichnet, das Diversity Management genießt bei Ihnen einen hohen Stellenwert. Was verbirgt sich hinter diesen Begriffen?

Die Universität Duisburg-Essen hat bereits sehr früh begonnen, sich mit der Gestaltung von Diversität an der Universität zu beschäftigen. 2008 haben wir den wertschätzenden Umgang mit Vielfalt mit der Einrichtung des deutschlandweit ersten Prorektorats für Diversity Management zu einer Aufgabe der Hochschulleitung gemacht. In den ersten Jahren stand vor allem die teilweise regional bedingte, besondere Zusammensetzung der Studierenden im Mittelpunkt, von denen über ein Viertel einen Migrationshintergrund hat und mehr als die Hälfte als „first generation students“ aus Familien ohne akademische Erfahrung kommen. Studierenden unterschiedlicher Herkunft gleiche und faire Chancen zu bieten, an der Universität erfolgreich zu sein und hiermit einen Beitrag zur Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit in Deutschland zu leisten, steht dabei im Fokus unserer Diversity-Strategie. Hierbei geht es in einzelnen Fällen um Programme für bestimmte Zielgruppen, mehr aber um besondere Unterstützungsangebote beim Studieneinstieg, um neue Formen des Lehrens und Lernens, um Mentoring und andere Beratungsangebote, um besondere Studienstrukturen wie Teilzeitstudium und E-Learning, um die frühzeitige Förderung von Talenten, um die Gestaltung von Internationalität und Interkulturalität auf dem Campus und vieles mehr. Inzwischen nehmen wir auch die diversitätsgerechte Personalentwicklung stärker in den Blick und machen die umfangreichen Forschungsaktivitäten an der UDE zu Diversity-Themen sichtbar. Letztlich ist das Ziel die Schaffung einer diversitätssensiblen und inklusiven Campus-Kultur, die alle Mitglieder der Hochschule einbezieht.

Das Diversity Management an der DUE umfasst eine Vielzahl von Projekten. Welche Zielgruppen sprechen die Maßnahmen an und auf welche Bereiche des universitären Lebens erstrecken sie sich?

Eine besondere Aufmerksamkeit gilt bei uns sicherlich Studierenden aus den „nicht traditionalen“ Gruppen – also solchen Gruppen, die in der Vergangenheit unterrepräsentiert waren, heute aber zunehmend den Weg zur Universität finden und bei uns inzwischen die Mehrheit bilden. Teilweise haben wir hier besondere Programme aufgelegt, z.B. das Programm „Chance hoch 2“, in dem wir begabte Jugendliche aus Nichtakademikerfamilien aus der Region bildungsstufenübergreifend ab der Klasse 9/10 bis zu einem ersten akademischen Abschluss fördern, oder das Programm „ProSalamander“, in dem Migrant_innen mit ausländischen akademischen Abschlüssen für den deutschen Arbeitsmarkt nachqualifiziert und fit gemacht werden. Für die Wissenschaftler_innen, aber auch die Mitarbeiter_innen aus der Verwaltung erfordert diese Veränderung der Studierendenschaft auch einen Lernprozess. In unserem Programm „ProDiversität“ bieten wir daher zum Beispiel regelmäßig Angebote zur Weiterqualifikation im Umgang mit Diversität an. Themen können Lehrmethoden für heterogene Gruppen sein, die Gestaltung barrierefreier Lehrmaterialien, wertschätzende Kommunikation oder lebensereignisorientiertes Personalmanagement.

Werden bereits Erfolge der Initiativen spürbar? Wie werden diese an der DUE erfasst und ausgewertet?

Inzwischen werden Themen rund um die Gestaltung von Vielfalt von vielen UDE-Akteuren aufgegriffen. Die Thematik ist nicht nur zentral in den Instrumenten des Qualitätsmanagements der UDE verankert, sondern wir beobachten auch viele einschlägige Initiativen in den Fakultäten und der Verwaltung, wobei sich die Schwerpunkte durchaus unterscheiden. In unserem Diversity-Portal und bei unserem jährlichen Diversity-Tag werden solche Aktivitäten sichtbar gemacht und in jeder Fakultät Personen für ihr besonderes Engagement für diversitätsgerechte Lehre, Forschung und Personalführung ausgezeichnet. Um Entwicklungen bei den Studienbedingungen verfolgen zu können, haben wir ein Studierendenpanel aufgebaut und werten die Befragungen regelmäßig aus. Ein Indikatorenset für ein Monitoring der Personalentwicklung wurde inzwischen ebenfalls abgestimmt. Trotz aller Aktivitäten stelle ich allerdings fest, dass die Maßnahmen und Ziele des Diversity Managements einer ständigen Kommunikation bedürfen. Das hat sicher auch mit der hohen Fluktuation an Hochschulen zu tun.

Warum ist die Beseitigung von Ungleichheiten bezüglich der politischen und gesellschaftlichen Teilhabe zentrale Aufgabe der Universitäten? Und in welchen Bereichen der deutschen Gesellschaft sehen Sie außerdem noch Handlungsbedarf?

Durch internationale Leistungsstudien sowie nationale Surveys ist immer wieder belegt worden, dass in Deutschland nach wie vor ein enger Zusammenhang zwischen Herkunftsmerkmalen, Bildungsbeteiligung sowie Kompetenz- und Zertifikatserwerb besteht. Wenn von 100 Kindern, deren Eltern selbst studiert haben, 77 ein Studium aufnehmen, während es bei Kindern, deren Eltern einen Hauptschulabschluss haben, nur 13 sind, kann das nicht allein an unterschiedlichen Fähigkeiten und Eignung liegen. Da die Aufwachsensbedingungen von Kindern und Jugendlichen sehr unterschiedlich sind, hat das Bildungssystem eine wichtige Funktion, zur Minderung von Disparitäten und zur Schaffung von Chancengleichheit beizutragen. Zu seinen zentralen Aufgaben gehört es meines Erachtens daher, alle Personen unabhängig von Merkmalen der Herkunft oder des Geschlechts zu fördern, so dass sie sich entsprechend ihrer Voraussetzungen, Neigungen und Interessen optimal entwickeln können. Allerdings ist Chancengleichheit in der Bildung sicher nur eine notwendige, keine hinreichende Bedingung für gesellschaftliche Teilhabe. Die klassischen „Achsen der Ungleichheit“ wie race, class, gender haben wenig an Bedeutung verloren. Die ökonomische Ungleichheit ist über die letzten Jahrzehnte in Deutschland angestiegen. Diese Schieflagen werden kaum alleine durch das Bildungssystem zu lösen sein!

Wie tragen Fachkongresse wie der 13. Bundeskongress Politische Bildung zu dieser Aufgabe bei? Gibt es Anregungen, die Sie den Organisatoren für den nächsten Bundeskongress mit auf den Weg geben möchten?

Der 13. Bundeskongress Politische Bildung hat durch die Wahl des Themas „Ungleichheiten in der Demokratie“ – wohlgemerkt „Ungleichheiten“ und nicht „Ungleichheit“ - einen wichtigen Akzent gesetzt, in dem er den Blick auf die vielfältigen Dimensionen von Ungleichheit und ihre Ursachen gelenkt hat. Zentral ist dabei die Frage, wo Ungleichheit mit Ungerechtigkeit einhergeht. Erst die Verständigung hierüber ermöglicht es, nach Wegen zu einer besseren Gesellschaft zu suchen. Ich denke, dies ist auf dem 13. Bundeskongress schon gut gelungen. Vielleicht könnte man auf dem nächsten Kongress Akteur_innen aus Wissenschaft, Verbänden und Politik mit unterschiedlichen Perspektiven und Positionen hier noch gezielter in einen Diskurs bringen.

Fussnoten