Beschreibung
Der gleichberechtigte Zugang zu Wissen und die Möglichkeit, dass jeder überall mitgestalten kann, das sind die Versprechen des Webs. Die technologischen Konzepte dieses jungen Massenmediums eröffneten von Beginn an große demokratiepolitische und partizipative Möglichkeiten. Und von Beginn an war die Teilhabe an diesem Medium von vielen Seiten bedroht.
Eine neue und bislang unbeachtete Gefahr erwächst aus der Einführung neuer Technologien: Die Individualisierung von Services und die automatisierte Verarbeitung von Massendaten ("Big Data") sind nicht nur komfortabel. So sieht nur noch bei einer von den 10 größten Website der Welt jeder das gleiche: bei Wikipedia. Bei allen anderen entscheiden Profile, Verhalten im Web, Sprache oder die Bandbreite des Zugangs über die Informationen, die angezeigt werden. Eine andere Gefahr entsteht aus den steigenden Anforderungen des Webs selbst. So sind für die Teilhabe zunehmend neue Skills gefordert, die in unserem Bildungssystem nicht gefragt sind. Nur wenige halten mit und entwickeln sich zu Gatekeepern und Eliten. Mit der Umarbeitung des Webs werden auch neue gesellschaftliche Spaltungen gefördert - anstatt diese zu überbrücken. Trends, die keine Demokratie ertragen kann und darf.
Der Slot will am Beispiel der Wikipedia die Entwicklungen in ihrer Widersprüchlichkeit zeigen. Er diskutiert z.B. die Schwierigkeiten, wenn nicht Menschen, sondern bereits Programme Artikel schreiben (wie in der niederländischen Wikipedia) oder wenn zukünftig Smartphones das Bebildern von Artikeln übernehmen. Er gibt Einblicke in die Datensammlungen, die auch bei Wikipedia schon vorhanden sind. Wie sie gepflegt werden und welche Konkurrenz ihnen aus selbstlernenden Suchen entstehen. Und der Slot formuliert neue Fragen: Wie verträgt sich Big Data mit "Freiem Wissen"? Kommt es zu einem Kampf zwischen Communities und automatisierten Aggregatoren? Und zum Schluss: Wann kommt Wikipedia 2.0 und was wird das?
Referent
Olaf Kosinsky
Zeit/Ort
20.03.
11.30-13.00 Uhr
Format
Diskussion