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Workshop: China im Spiegel – Reflexionen über Bildmacht und Machtbild | 20. Bensberger Gespräche | bpb.de

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Workshop: China im Spiegel – Reflexionen über Bildmacht und Machtbild

Inken Wiese

/ 3 Minuten zu lesen

Der Workshop kontrastierte den Wandel Chinas und der deutsch-chinesischen Beziehungen seit den 1950er Jahren mit dem Phänomen, dass China in der deutschen Presse in derselben Phase mit den stets gleichen Bildern und Klischees porträtiert wird.

Unter der Anleitung von Tim Hildebrandt, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wirtschaftsinstitut der Hochschule Ruhr West in Mülheim an der Ruhr, setzten sich die Teilnehmenden kritisch mit Stereotypen in der medialen Darstellung Chinas auseinander. (© Bundeswehr/Caldas Hofmann)

Der von Tim Hildebrandt, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wirtschaftsinstitut der Hochschule Ruhr West in Mülheim an der Ruhr, durchgeführte Workshop wechselte zwischen Gruppenarbeiten und kurzer Informationsvermittlung zur deutschen Chinapolitik seit den 1950er Jahren.

Zunächst wurden die Teilnehmenden aufgefordert, sich mit ihren eigenen Wahrnehmungen von China auseinanderzusetzen und diese mit der Gruppe zu teilen. Daran anschließend gab Hildebrandt einen kurzen Überblick über die Phasen der Bonner Chinapolitik bis 1990 und beschrieb Schlüsselmomente des jüngeren deutsch-chinesischen Verhältnisses, beispielsweise die Zunahme deutscher Investitionen in China in den 1990er Jahren sowie den Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2001 und die damit einhergehende Öffnung des chinesischen Marktes. Dabei erläuterte er ebenfalls die Gründe, die die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen in den letzten Jahren prägten.

Dieses neue Wissen konnten die Teilnehmenden unmittelbar in der Gruppenarbeit aktiv anwenden, bei der sie Titelblätter des „Spiegels“ seit den 1950er Jahren analysierten. Dabei ging es nicht allein darum, sich mit der Fremdwahrnehmung von China auseinanderzusetzen, sondern auch herauszuarbeiten, welche sich davon abgrenzenden Stereotypen der eigenen Gesellschaft und ihrer Ängste in diesen Bildern transportiert werden. In der Diskussion der Gruppenergebnisse wurde deutlich, wie stark seit Jahrzehnten auf die immer selben Stereotype in der Darstellung Chinas zurückgegriffen werde. Dies gelte zum Beispiel für das Bild des Drachens, der im deutschen kulturellen Verständnis anders als in China als bedrohlich und negativ besetzt sei, aber auch für das Thema des Fremden und Bedrohlichen, das hinter Mauern, Toren oder Jalousien „hervorlugt“.

Hildebrandt erläuterte, dass der wissenschaftliche Forschungsansatz der narrativen Ökonomik aufgezeigt habe, wie sehr Geschichten, die wir uns selbst erzählen, das prägen, was wir bereit sind zu sehen und wie wir es interpretieren. Dies gelte nicht nur für in Texten transportierte Erzählungen, sondern auch für die Bildsprache. Weder Medienkonsumierende noch diejenigen, die dieses Wissen produzierten, seien davor gefeit. Es seien vielmehr alle dazu aufgefordert, eigenes und fremdes Wissen und die daraus gezogenen Schlüsse aktiv und selbstkritisch zu hinterfragen. Mit seiner Forschung und dem Workshop wolle Hildebrandt zu einer solchen Sensibilisierung beitragen. Hilfreich sei daher, sich nicht nur über deutsche oder „westliche“ Medien über China zu informieren, sondern stärker die China-Berichterstattung aus anderen Staaten und Regionen, beispielsweise aus Singapur, zu berücksichtigen. Dadurch könne man leichter eigene blinde Flecken erkennen, und neue Aspekte könnten in die eigene Analyse einfließen.

Der Workshop basierte auf dem Konzept für eine an Universitäten durchgeführte Lehrveranstaltung zu China. Die lebhafte Mitarbeit und Diskussion unter den Workshop-Teilnehmenden bewiesen aber, dass das Konzept auch bestens für die allgemeine politische Erwachsenenbildung geeignet ist – innerhalb wie außerhalb der Bundeswehr. Dies ist einerseits auf die zahlreich genutzten aktivierenden Methoden zurückzuführen und andererseits auf die fachliche Expertise des Referierenden. Hildebrandt griff das in der Gruppe vorhandene Vorwissen wertschätzend auf und bereicherte gleichzeitig die Diskussion um immer wieder neue Dimensionen des Themas. Der Workshop demonstrierte damit beispielhaft die Bedeutung von Methoden- und Fachkompetenz in der politischen Bildungsarbeit.

Moderation: Tim Hildebrandt, Wirtschaftsinstitut, Hochschule Ruhr West, Mülheim an der Ruhr

Dokumentation: Inken Wiese

Fussnoten

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