In seinem Vortrag widmete sich Prof. Dr. Stefan Schäfer, Professor für Volkswirtschaftslehre und Makroökonomik an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden, der Bedeutung der internationalen Geldordnung. Dazu startete Schäfer zunächst mit folgendem Gedankenexperiment:
Vortrag: Was bedeutet die Zukunft der internationalen Geldordnung für die Zukunft der liberalen Weltordnung?
/ 2 Minuten zu lesen
Folgt die liberale Weltordnung der internationalen Geldordnung oder andersherum? Dieser Frage ging Prof. Dr. Stefan Schäfer von der Hochschule RheinMain in seinem Vortrag nach.
„Zentraleuropa wird aufgrund eines Extremereignisses (beispielsweise schwerste Naturkatastrophe, Krieg, Reaktorkatastrophe) unbewohnbar. Sie müssen Zentraleuropa in kürzester Zeit verlassen. Sie haben an vier Stellen auf Ihrem Grundstück Vermögen versteckt (1.000 Euro in Bargeld; 1.100 Dollar in Bargeld; 18 g Feingold; 0,01 Bitcoin im Wallet). Aus Zeitgründen können Sie nur noch zu einem der vier Verstecke gehen. Was nehmen Sie mit: Euro, Dollar, Gold oder Bitcoin?“
Die nachfolgende Diskussion zeigte auf, dass Fragen der Wertentwicklung und das Vertrauen in spezifische Vermögensformen sowie Tausch- und Zahlungsinfrastruktur eng mit politischen Ereignissen und internationalen Regelungen verknüpft sind.
Was ist eigentlich eine Geldordnung?
Anknüpfend an das Gedankenexperiment bereitete Schäfer das Thema (inter-)nationale Geldordnung auf. Ausgehend von der Prämisse, dass Geldordnungen mit Währungen (dem gesetzlichen Zahlungsmittel), der vorhandenen Infrastruktur (unter anderem das Zahlungsverkehrssystem) sowie Regulatorik (unter anderem nationales Bank- und Kapitalmarktrecht) zusammenhängen, stellte sich die Frage, wie denn eine internationale Geldordnung geschaffen sei. Hierbei wurden Aspekte wie eine (internationale) Leitwährung wie der US-Dollar sowie Devisen- und Währungsreserven hervorgehoben. In Hinblick auf die Infrastruktur kämen SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication, eine weltweite Kommunikationsdienstleistung zum Austausch von Informationen zu Finanztransaktionen) und Korrespondenzbanken nach Einschätzung Schäfers eine besondere Rolle zu, denn diese ermöglichten internationale Geldüberweisungen. Regulierend könnten mitunter die G20 („Gruppe der 20“ als internationales Forum zur Regelung von Fragen der globalen Finanz- und Wirtschaftsordnung) sowie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) wirken.
Die Entwicklung der internationalen Geldordnung
Schäfer zeigte anhand von Analysen des Internationalen Währungsfonds auf, dass die Bedeutung der USA in Hinblick auf die internationale Geldordnung relativ gesehen abnehme. Dies hänge mit der Entwicklung anderer Währungen (z.B. Renminbi, Korbwährung der BRICS-Staaten, einem Staatenverbund aus Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und inzwischen fünf weiteren Staaten) als auch digitaler Währungen zusammen. Letztere, wie beispielsweise Stablecoins, seien allerdings weiterhin vom US-Dollar abhängig.
Geldordnungen zeichneten sich durch „stabilisierende Netzwerkeffekte“ aus, die Ordnungen aufrecht und die Bedeutung der USA weiterhin hochhielten, so Schäfer weiter. Die Digitalisierung des Geldwesens könne allerdings privaten Akteuren zusätzlichen Einfluss verschaffen. Schäfer, dessen Forschungsthemen unter anderem Wirtschaftsgeschichte und digitales Geld sind, beendete seinen Vortrag mit dem Fazit, dass Veränderungen in der Geldordnung zwar kurzfristig Einfluss auf die Weltordnung nehmen könnten, mittel- und langfristig allerdings die Geldordnung immer noch der Weltordnung folge.
Die anschließende lebhafte Diskussion und die Nachfragen der Teilnehmenden zum Vortrag zeigten das erhebliche Interesse an ökonomisch-politischen Zusammenhängen und die Bedeutung internationaler Wirtschaftszusammenhänge für politische Ordnungsfragen.
Vortrag: Prof. Dr. Stefan Schäfer, Hochschule RheinMain, Wiesbaden
Moderation: Henry Ziese, Akademie Schwerin e.V.