Sylvia Harder und Dr. Meik Nowak, wissenschaftliche Mitarbeitende an der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg, beschäftigten sich in diesem Workshop mit der Frage, wie es gelingen kann, Soldatinnen und Soldaten inmitten des Bundeswehralltags für Themen politischer Bildung zu gewinnen. Wie lassen sich persönliche und lebensrelevante Bezüge bei einem Thema herstellen, das oft abstrakt und alltagsfern erscheint?
Zu Beginn des Workshops führten sie in das Konzept der Teilnehmendenorientierung im Sinne des Beutelsbacher Konsenses ein. Sie beleuchteten verschiedene Facetten der Rolle von politischen Bildnern und betonten, dass neben der Vermittlung von Kenntnissen und der Förderung von Handlungsmotivation stets auch das Autoritätsgefälle zwischen Lehrenden und Lernenden reflektiert werden müsse. Ausgangspunkt für die politische Bildung seien Herkunftsmilieu und individuelle Lebenswelt der Zielgruppe. Bildungs- oder Veranstaltungsangebote sollten auf ihre Bedürfnisse, Interessen und Vorkenntnisse ausgerichtet sein, um aktive Mitgestaltung und Lernerfolg zu fördern. Politische Bildung sei dabei mehr als nur rationale Wissensvermittlung, die auf kognitive politische Analyse- und Urteilsfähigkeit abzielt; sie erfordere vielmehr auch einen emotionalen Zugang zu Themen, um Wirkung zu entfalten. Harder und Nowak betonten die Bedeutung von Räumen für Lernende zur kritischen Reflexion und Artikulation von Frustration und Zweifeln.
Die Teilnehmenden diskutierten das Spannungsfeld zwischen der Idee, dass Lehrende und Lernende gemeinsam die Inhalte der politischen Bildung festlegen sollten, und der Notwendigkeit, bestimmte Themen zu vermitteln und extreme Meinungen nicht unkommentiert zu lassen. Weitgehende Einigkeit bestand darüber, dass Lernende nicht als Objekte des Belehrens, sondern als mündige Erwachsene zu betrachten seien.
Im anschließenden methodisch vielfältig gestalteten Teil des Workshops erarbeiteten die Anwesenden gemeinsam, wie sie das Thema „Liberale Weltordnung unter Druck“ in der Lernwelt ihrer Zielgruppe verorten könnten. Dies könne durch Aspekte wie Emotionalität, Aktualität, Multiperspektivität und Kontroversität erreicht werden, so die Anregung von Harder und Nowak.
Zunächst wurden persönliche Bedeutungen dieser Begriffe reflektiert und zusammengefasst, wie diese in der Bildungsarbeit integriert werden könnten. Die Teilnehmenden bewerteten die Thesen, ob das Unterrichtsformat (sei es digital, hybrid oder in Präsenz), soziale Aspekte wie Kameradschaft sowie die Möglichkeit, über Format und Umfang der politischen Bildung mitzuentscheiden, aus ihrer Sicht für eine erfolgreiche Teilnehmendenorientierung von Bedeutung seien. Zudem erörterten sie Möglichkeiten des Praxistransfers und sammelten Beispiele für effektive Beteiligungsmöglichkeiten.
Als Fazit des Workshops trugen Harder und Nowak die Ergebnisse zusammen. Neben der ernsthaften Vermittlung politischer Bildung sei ein gemeinsamer demokratischer Wertekonsens entscheidend. Gleichzeitig ermögliche eine partizipative Ausrichtung der Bildungsarbeit Diskussions- und Erlebnisräume, die Individualität und Flexibilität bei den Lernzielen zuließen und kritische Auseinandersetzungen förderten, ohne demokratische Überzeugungen aufzugeben. Auf die Zielgruppe abgestimmte Inhalte holten erstere mit ihrem Wissen und ihren Potenzialen ab, so Harder und Nowak weiter. Lehrende erschienen authentisch, wenn sie ihr eigenes zeitgeschichtliches Erfahrungswissen einbringen und es als Lernressource zur Verfügung stellen würden. Politische Bildung dürfe Spaß machen und hoffnungsvoll sein und gelte als gelungen, wenn am Ende alle Beteiligten voneinander lernen konnten.
Moderation: Sylvia Harder und Dr. Meik Nowak, Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg
Dokumentation: Claudia Sica