Nach einführenden Impulsgedanken von Oberst i.G. Harald Lamatsch vom Zentrum Innere Führung der Bundeswehr (ZInFü) zum Begriff der Wehrhaftigkeit setzten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen damit auseinander, welche Faktoren Wehrhaftigkeit beeinflussen und welche gesellschaftlichen Maßnahmen und individuellen Beiträge die Wehrhaftigkeit von Deutschland steigern könnten. Auf diese Weise waren die Teilnehmenden gefordert, die konzeptionellen und abstrakten Überlegungen aus dem Vortrag auf die Ebene konkreter Ideen für Handlungen und Aktivitäten herunterzubrechen. Der Vortrag basierte auf der Einschätzung, dass eine Steigerung der nationalen Wehrhaftigkeit angesichts der sicherheitspolitischen Lage angebracht sei. Um angemessene Schritte und Maßnahmen einzuleiten, bedürfe es nach Ansicht von Oberst i.G. Lamatsch sowohl einer konkreten Definition von Zielmarken als auch einer ehrlichen Beschreibung des Ist-Zustandes. Die Auseinandersetzung über die Ziele der Zeitenwende und ihre Ausgestaltung dürfe man jedoch nicht allein der Bundeswehr oder dem Verteidigungsministerium überlassen. Sinnvoll und wünschenswert sei vielmehr die Beteilung zahlreicher gesellschaftlicher Akteure und Institutionen an der Debatte. Dadurch würde zum einen die sicherheitspolitische Zeitenwende demokratisch untermauert; zum anderen könne nur im Rahmen einer breiten öffentlichen Debatte vermittelt werden, wie wertvoll und wichtig der Beitrag von zivilgesellschaftlichen Akteuren und von Individuen zur Wehrhaftigkeit im umfassenden Sinn ist. Teil der Zeitenwende müsse die „Gedankenwende“ sein, dass Wehrhaftigkeit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Grundhaltung sei und nicht in den alleinigen Verantwortungsbereich von Bundeswehr und Organisationen des Zivilschutzes delegiert werden könne. Es gelte, insbesondere jüngere Generationen hierfür zu sensibilisieren und für gemeinschaftliches Engagement zu motivieren.
In den Kleingruppen kam es auf Basis dieser Ausführungen zum intensiven Austausch unter den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und den zivilen Teilnehmenden über die verschiedenen Facetten der Wehrhaftigkeit. Besonders zahlreich und konkret fielen die Vorschläge aus, die für den Bereich der individuellen Beiträge zur Wehrhaftigkeit erarbeitet wurden, darunter Sport zur Steigerung der körperlichen Fitness, die Teilnahme an Wehrübungen, das Anlegen von Vorräten sowie niedrigschwellige Maßnahmen wie das Einholen von Katastrophenschutz-Informationen, darunter Telefonnummern und entsprechende Apps. Wiederholt wurde auf die Bedeutung zwischenmenschlicher Kontakte und des Austauschs mit der unmittelbaren Nachbarschaft hingewiesen, um tragfähige Netzwerke zu etablieren. Um eine gesellschaftliche Debatte über Sicherheit und Wehrhaftigkeit in Gang zu bringen, wurden Politikerinnen und Politiker sowie lokale, regionale und überregionale Medien als zentrale Akteure benannt. Als Herausforderungen wurden neben knappen finanziellen Ressourcen auch ein ausgeprägtes Maß an Bequemlichkeit und Egoismus sowie mangelndes Wissen über Sicherheitsbedrohungen, gepaart mit Desinformationskampagnen identifiziert.
Der ausgesprochen lebhafte und engagierte Workshop vermittelte neue Sichtweisen auf das Konzept der Wehrhaftigkeit. Er schärfte die Wahrnehmung der Teilnehmenden für die zahlreichen Beiträge, die neben der Bundeswehr auch zivile Akteure und Organisationen leisten können.
Moderation: Oberst i.G. Harald Lamatsch, Zentrum Innere Führung der Bundeswehr
Dokumentation: Inken Wiese