Zunächst gab Michele Barricelli einen Einstieg in das Thema unter dem Motto "Das Aufräumen", welches auf unterschiedlichen Ebenen stattgefunden habe: an den Fronten, auf den Straßen, bei den Menschen, in den Herzen und im Rahmen der Geschichte. An den Fronten sei in dem Sinne aufgeräumt worden, dass Deutschland bedingungslos kapituliert und damit jeglichen Anspruch auf Mitbestimmung verloren hatte. Dies sei besonders ausschlaggebend für die Entwicklung in Deutschland gewesen. So hatten sich die Deutschen zum Beispiel nicht darum zu kümmern, was mit den Millionen von Zwangsarbeitern geschehen sollte oder wie sie an Nahrung kommen konnten. Dies alles lag in der Hand der alliierten Besatzungstruppen.
Das Aufräumen
Der Aufbau der Städte und der Infrastruktur war laut Barricelli ein Teil des Aufräumens in den Straßen. Besonders interessant sei gewesen, dass die deutsche Wirtschaft schon während des Krieges fast ausschließlich auf Zwangsarbeit basierte. Auch der schnelle Aufschwung der deutschen Wirtschaft und der Aufbau der Städte sowie der Infrastruktur nach dem Krieg sei vor allem auf die Arbeit von ehemaligen Zwangsarbeitern zurückzuführen gewesen. Diese hatten nach dem Krieg zwar eine Bezahlung erhalten, allerdings eine wesentlich geringere als deutsche Arbeiter. Dies sei auch bezeichnend gewesen für die Bewertung ausländischer Arbeitskräfte in Deutschland, wie in einer der späteren Diskussionen angemerkt wurde.
Das Aufräumen bei den Menschen bezog Barricelli vor allem auf die Migrationsströme in Europa. Viele Menschen fragten: "Wo ist unsere Heimat? Wo wollen wir leben?" Dabei bezog er sich auch auf die Situation der Displaced Persons, für die es besonders schwer war, eine neue Heimat in der sich neu sortierenden Welt zu finden. Unter diesen Punkt falle aber auch die Frage, wer sich wie im Krieg verhalten hatte: Wer war Täter? Wer war Opfer oder Zuschauer? Und wer war Helfer? Diese Einteilung sei nicht immer eindeutig gewesen, so Barricelli.
Produktive Kaffeepause
Der Schwerpunkt im zweiten Teil des Workshops war die Präsentation und die Übung der Open Space Methode durch die Teilnehmenden. Magdalena Scharf erläuterte zunächst, dass diese Methode einer strukturierten Kaffeepause nachempfunden sei, da der Amerikaner Harrison Owen herausgefunden hat, dass die Pausen die produktivsten Phasen auf Konferenzen seien.
Zunächst wurde gemeinsam ein Raum-, Zeit- und Themenplan für den Workshop aufgestellt. Im nächsten Schritt hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit ein Thema zu wählen, das sie interessierte und das in der darauf folgenden Stunde in kleineren Gruppen diskutiert wurde. Dabei könne man immer den Arbeitskreis verlassen und zu einem anderen wechseln, erklärte Scharf. Es sei eben ein "Open Space".
Die Themen der fünf Diskussionsgruppen reichten von Stolpersteinverlegungen; außerschulischen Lernangeboten und transnationaler europäischer Bildung; Zugänge zu den Themen Holocaust und Nachkriegsgeschichte für Migranten und Menschen mit Beeinträchtigung; Methoden zur Einbindung im Unterricht bis zu dem Thema Kriegserfahrungen. Wie Harrison Owen in seinem Paper "Open Space technology: A user`s guide" schon 2008 herausstellte, waren auch hier die Diskussionen in lockerer Atmosphäre sehr fruchtbar.
Positives Feedback von allen Seiten
Abschließend wurde aus den Arbeitsgruppen berichtet, sodass alle Teilnehmenden Eindrücke aus den anderen Arbeitskreisen erhielten. Die Teilnehmenden äußerten sich zufrieden über die Arbeitsergebnisse des Workshops. Michele Barricelli betonte, dass das große Engagement und die Erfahrung der Teilnehmenden im Bereich der historisch-politischen Bildung dabei helfen würde, geschichtliche Themen auch für jüngere Generationen spannend zu vermitteln.