Das Objekt
Sharit Ha-Platah – der gerettete Rest
Sharit Ha-Platah – der gerettete Rest, Externer Link: Shared History Projekt, (Private Sammlung; Foto: Leo Baeck Institute – New York | Berlin) Lizenz: cc by-nc-nd/4.0/deed.de
Sharit Ha-Platah – der gerettete Rest, Externer Link: Shared History Projekt, (Private Sammlung; Foto: Leo Baeck Institute – New York | Berlin) Lizenz: cc by-nc-nd/4.0/deed.de
Der Titel Sharit Ha-Platah (der gerettete Rest) verweist auf eine Wendung im Buch der Chronik des Tanach, mit der die Überlebenden der Zerstörung des Königreiches Israel durch die Assyrer bezeichnet werden. Frei übersetzt bedeutet er so viel wie "Überlebende des
Historischer Kontext
Millionen suchten nach Angehörigen und Freunden, in der Hoffnung, sie hätten überlebt
Nachdem zuerst die Kommunikationswege abgeschnitten und dann Menschen in riesigen Zahlen deportiert worden waren, gefolgt schließlich von Nachrichten über
Die Überlebenden in Europa erschlossen sich eigene Kommunikationswege, um so schnell wie möglich Angehörige ausfindig zu machen oder von diesen gefunden zu werden. Dabei wählte jede und jeder für sich eine jeweils eigene Vorgehensweise und stellte seine oder ihre Fähigkeit zum eigenständigen Handeln unter Beweis. Viele tausende Überlebende warteten nicht darauf, dass eine Organisation tätig wurde, und unternahmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst Schritte, um eine Zusammenführung zu erreichen. Das Büro des gerade gegründete Zentralkomitees der befreiten Juden in Bayern, das sich im ausgebombten Deutschen Museum eingerichtet hatte, bot bald den Rahmen für diese Tätigkeiten. Da dort viel Betrieb herrschte, war es nur folgerichtig, dort nach Informationen zu suchen. "Eines Tages kam ein Jude an diesen Ort der nasskalten Flure, an dem das Komitee seine Arbeit aufgenommen hatte, und schrieb seinen Namen auf die weiße Wand", erinnerte sich der amerikanische Militärseelsorger Abraham Klausner. "Vier Monate später war die Wand schwarz vollgeschrieben mit den Namen derer, die auf der Suche nach ihren Männern oder Frauen hier durchgekommen waren."
Klausner war in Memphis geboren worden und war am Hebrew Union College zum Rabbiner ordiniert worden. Er war 30 Jahre alt, als er zu einem einmonatigen Sondereinsatz mit dem "116th Evacuation Hospital", einem mobilen Krankenhaus, in das (am 29. April 1945) gerade befreite Konzentrationslager Dachau entsandt wurde. Seinem Vorgesetzten war völlig klar, dass die geringe Anzahl jüdischer Soldaten in dieser Einheit bei weitem nicht den Einsatz eines Rabbiners rechtfertigen konnte. Er ging aber davon aus, dass sich unter den Überlebenden in Dachau Juden befinden würden, sodass Klausners Dienste gebraucht würden. Wie groß diese Dienste Klausners sein würden, davon hatte er allerdings keine Vorstellung.
Das mobile Krankenhaus versorgte die Kranken in Dachau an und zog danach weiter. Ohne Klausner. Der war, so formulierte es sein Kollege, der Militärseelsorger Abraham Hyman, zu einem "herumreisender Rabbiner in Uniform [geworden], der sich irgendwie selbst eine Ausnahme von den Armeevorschriften genehmigt hatte und niemandem mehr Rechenschaft schuldete außer sich selbst".
Abraham Klausner (© Plotkin archives/Wikimedia)
Abraham Klausner (© Plotkin archives/Wikimedia)
Aus Sicht Klausners waren die Bemühungen der
Klausner wurde die ganze Bedeutung dieser Listen bewusst, als er in einem aus einer einzigen Baracke bestehenden DP-Lager am Brennerpass auf eine
"Diese Seiten enthalten einen Teil der Namen des ‚
Persönliche Geschichte
"Es fällt mir schwer, meine Gefühle zu beschreiben, als ich ihn lebendig und unversehrt und gleich neben mir sah."
Sara Grossman-Weil überlebte das Sammellager Litzmannstadt, Auschwitz und eine ganze Reihe weiterer Lager. Nach der
Ich fing an, jeden und alle, die in das Lager kamen, zu fragen, ob sie ihn gesehen hatten, ob sie ihn kannten oder ob sie von ihm wussten […]. Währenddessen wurden unsere Namen in Bücher aufgenommen, nur die Namen – Vorname, zweiter Vorname, Nachname –, und diese Bücher wurden an verschiedene Orte geschickt, sodass diejenigen, die jemanden suchen, vielleicht einen vertrauten Namen finden können. Und uns wiederum wurden ebenfalls einige Blätter mit Namen gegeben […].
Die mir zugetragenen Gerüchte über Manny zogen immer engere Kreise. Plötzlich hörte ich, er sei befreit und in Ungarn, wo er jungen Leuten bei der Ausreise von Ungarn nach Palästina half. Die anderen Gerüchte über Manny lauteten, er sei in Łódź und wohne dort mit einigen Freunden in einer Wohnung, und er sei für die zionistische Bewegung tätig bemühe sich, junge Leute zu finden, die nach Israel auswandern wollten. Ein anderes Gerücht besagte, er sei am Leben und seine Freunde hätten meinen Namen auf einer der Listen gesehen, die Łódź erreicht hatten. Und mir wurde gesagt, man werde sich mit ihm in Verbindung setzen werden, wo auch immer er sei, da man ja jetzt herausgefunden hatte, dass ich am Leben bin.
Tatsächlich wurde mit einem Boten von Łódź die Nachricht zu Manny nach Ungarn gebracht, dass ich lebe. Er war kurz davor, eine Gruppe junger Menschen nach Palästina zu begleiten. Als er diese Nachricht hörte, schickte er die jungen Menschen sofort unter der Leitung eines anderen los (und wenn ich sage, er schickte sie los, heißt das, dass sie mit gefälschten Papieren gereist sein müssen, denn die Engländer ließen niemanden hinein, der keine Papiere hatte) […].
Ich kann nur schwerlich beschreiben, was ich fühlte, als ich ihn lebend und unversehrt direkt vor mir stehen sah. Für mich war es ein Wunder, und ich bin sicher, ihm ging es genauso [...]. Ich war überwältigt. Ich war die glücklichste junge Frau der Welt. Aber es tat mir auch sehr leid, dass meine Schwägerin Esther ihren Mann nicht gefunden hat."
Dieser Beitrag ist Teil des Externer Link: Shared History Projektes vom Externer Link: Leo Baeck Institut New York I Berlin.