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Der Völkermord an den Armeniern in literarischen Zeugnissen | Aghet – Genozid an den Armeniern | bpb.de

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Der Völkermord an den Armeniern in literarischen Zeugnissen

Kristin Platt

/ 22 Minuten zu lesen

Die armenische Literatur ist kein Forum geworden für die Reflexion der traumatischen Verletzungen und Verluste. Die Literatur war vielmehr immer ein Forum der kritischen Auseinandersetzung mit Fragen der Diaspora: Thematisiert wurden Aspekte des Identitäts- und Sprachverlusts oder der verlorenen Gültigkeit von Überlieferungen und Religion.

Taniel Varujan (1884-1915) (© Public Domain)

In der armenischen Geschichte steht das Buch als wichtiges Symbol sowohl für Tradition und Hochkultur, als auch für soziale Verantwortung. So gehört die Erzählung fest in die Erinnerungskultur, dass das erste armenische Buch im Jahr 1512 in Venedig gedruckt, die erste armenische Zeitung 1794 in Madras (Indien) publiziert und die erste moderne "Geschichte der Armenier" im Jahr 1784 verfasst worden war. Auch gehört fest in die überlieferte Geschichtsdarstellung, dass Armenier und Juden den Buchdruck im Osmanischen Reich einführten und Bücher einst ein wichtiges Handelsgut der vernetzten Diasporagemeinschaften waren. Die Emanzipationsbewegung der Armenier war im 19. Jahrhundert eng mit der literarischen Entwicklung verbunden und ist in ihr auch dokumentiert worden. Die breite armenische Literaturszene im Osmanischen Reich der Jahrhundertwende, die Vielzahl der Zeitschriften und Zeitungen, die in unterschiedlichen Städten erschienen, sowie die Schriftstellerzirkel und literarische Gruppen bestimmten bis zum Vorabend des Genozids das Selbstbild der Gemeinschaft. So entstand noch im Jahr 1914 in Konstantinopel die Gruppe Mehian (Tempel), ein literarischer Zirkel, der die führenden armenischen Schriftsteller vereinte. Zu diesem Zirkel gehörte auch Taniel Varujan (1884-1915), der neben Siamanto (1878-1915) vielleicht avancierteste armenische Lyriker jener Zeit. Beide wurden am 24. April 1915 verhaftet, deportiert und später ermordet.

Siamanto (1878-1915) (© Public Domain)

Doch auch für die Überlebenden des Völkermords sind Buch und Literatur zu einem Symbol geworden. Allerdings symbolisiert die Literatur nach dem Ersten Weltkrieg vor allem eines: den immensen kulturellen Bruch, den der Völkermord verursacht hat.

Fragt man nach der Literatur als Ort der Erinnerung, ist damit unausgesprochen die Erwartung verbunden, die literarische Erzählung werde stellvertretend für die Schicksale derjenigen stehen, die ermordet wurden, wie für die Erinnerungen von Menschen, die nicht erzählten oder nicht erzählen konnten. Eine der wesentlichen Aufgaben, die der literarischen Auseinandersetzung zuerkannt werden kann, besteht in der Herausforderung, den Verlust zu identifizieren, sowie Schmerz und Trauer in Worte zu überführen. Literatur kann ein Leben festhalten, das spurlos gelöscht worden ist. Diesen Herausforderungen konnte die westarmenische Literatur nach dem Genozid jedoch aus unterschiedlichen Gründen kaum begegnen.

Die armenische Literatur in der Diaspora

Die Literatur konnte keinen stabilen Rahmen anbieten für die Arbeit an einer selbstbewussten neuen Identität einer westarmenischen Migrantengemeinschaft. Dies ist zunächst vor allem in den besonderen sozialhistorischen Bedingungen begründet, unter denen die Gemeinden nach dem Ersten Weltkrieg versuchten, ein Leben zu reorganisieren. Literatur bedarf eben nicht zuletzt eines institutionellen Rahmens (Verlage, Vertrieb); sie braucht Literaten, die Anschluss haben an künstlerische Zirkel und mit den dort etablierten ästhetischen Formen vertraut sind, sowie Leser, die die Sprache der Literatur verstehen.

Dass die armenische Literatur jedoch bis heute kein Forum geworden ist für die Reflexion der traumatischen Verletzungen und Verluste, hat vor allem mit der sozialen und politischen Unsicherheit zu tun, in denen die Gemeinden lebten, das heißt mit der Notwendigkeit, die Verletzungen, über die man hätte schreiben wollen, zunächst erst einmal beweisen zu müssen. Die Literatur der 1920er und 1930er Jahre, der beiden Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg sowie der mit den 1970er Jahren ihre literarische Arbeit aufnehmenden Enkelinnen und Enkel der Überlebenden war vielmehr immer ein Forum der kritischen Auseinandersetzung mit Fragen der Diaspora: Thematisiert wurden Aspekte des Identitäts- und Sprachverlusts oder der verlorenen Gültigkeit von Überlieferungen und Religion. Die literarischen Antworten blieben gezeichnet von den übergreifenden Fragen der jeweiligen Generationen: von Problemen der Integration, Schwierigkeiten in der Definition eigener Heimat, des Verlusts von Sprache oder Problemen der Entwurzelung. Doch gerade weil der Widerspruch nicht zu lösen war, Leere und Verlust nachzuspüren, ohne den Genozid zu thematisieren, hat die Literatur keine Narrative einer Verarbeitung der Erfahrungen der Überlebenden selbst zur Verfügung stellen können. Eine Öffnung gegenüber den Traumata der Überlebenden, den Entmenschlichungen und Entbehrungen und dem Würdeverlust, der sowohl die Zeit der Deportationen selbst, als auch die 1920er Jahre prägte, zeigt sich nur zwischen den Zeilen.

Die armenische Literatur als "Exilanten-Literatur"

Sozialhistorisch sind zum Verständnis dieser Entwicklung vor allem zwei Aspekte zu beachten: Die Überlebenden, die sich lange Zeit als "Exilanten" verstanden, blieben sowohl im Nahen Osten (Syrien, Libanon, Iran, Irak, Jordanien, Palästina/Israel) als auch in Europa nicht verschont von neuen Kriegs- und Gewalterfahrungen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gelang eine Integration in die Kultur- und Bildungsinstitutionen der jeweiligen Gastländer – diese wurde nicht zuletzt markiert von einem Sprachwechsel, da die Literatur nun in französischer, italienischer, türkischer oder arabischer Sprache erschien. Durch die gewaltvolle Auflösung der westarmenischen Gemeinschaft in der osmanischen Türkei war für die armenische Sprache das Risiko entstanden, zu einer reinen "Haussprache" zu werden – als Kultur- und Wissenschaftssprache war sie nur noch einem kleinen Kreis von Rezipienten geläufig. Unterstützende Kultur- oder Wissenschaftsinstitutionen fehlten über mehrere Jahrzehnte. Armenischsprachige literarische Werke und Literaturzeitschriften wurden zumeist in armenischen Verlagen publiziert, die allerdings überhaupt erst in der Situation und unter den Bedingungen von Exil und Diaspora geschaffen werden mussten. Ebenso musste ein System des Vertriebs erst etabliert werden. Der Umstand, dass die Literatur in armenischer Sprache geschrieben war und Verlag und Vertrieb von den Gemeinden oder von engagierten Einzelpersonen in den Gemeinden organisiert wurde, limitierte die Verbreitung der Werke vorwiegend auf die armenische Gemeinschaft selbst – in Folge dessen sind diese in den 1920er und 30er Jahren erschienen Werke heute kaum über öffentliche Bibliotheken zugänglich.

Abgerissene Überlieferungen

Neben der politischen Instabilität der Gemeinden in den ersten Jahrzehnten nach dem Völkermord und dem Bedeutungsverlust der westarmenischen Sprache muss noch ein dritter Aspekt berücksichtigt werden: die Radikalität der Zerstörung der armenischen Kultur und Geschichte. Diese Zerstörung und spurlose Vernichtung von Geschichts- und Lebensumgebung, von Häusern, Schulen, Geschäften, Kirchen, Klosteranlagen und mittelalterlichen Festungen war beispiellos. In Folge der Radikalität der Gewaltpolitik war die Literatur der Armenier nicht nur eine Migrationsliteratur in dem Sinne, dass Autoren und Sprache in eine soziale Fremde gezwungen waren; die Fremde betraf vielmehr auch die Themen ihrer literarischen Narrationen, die nun aus sowohl generationalen als auch materiellen Überlieferungszusammenhängen gerissen waren. Zudem hatte die literarisch erinnerte Vergangenheit keine Realität mehr im Sinne einer Sichtbarkeit: Die Geschichte der Armenier war zu reiner Imagination geworden. Damit stand die literarische Erinnerung in der Gefahr, vor allem als Stimme eines "ethnischen Identitätsinteresses" gelesen zu werden, die sich politisch orientiert primär gegen die Türkei richte. Diesen Zwiespalt haben die Schriftsteller sehr wohl erkannt, doch gelöst werden konnte er nicht.

Dabei spiegelt sich die Fragmentierung des sozialen, kulturellen und generationalen Rahmens vor allem in den Unsicherheiten hinsichtlich der literarischen Themen, der ästhetischen Form oder der Charakterisierung von Figuren. Doch war es bis vor dem Zweiten Weltkrieg kaum möglich, der Erfahrung der Überlebenden selbst einen Raum zu geben. Zwar fragten die Schriftsteller nach der Bedeutung und auch nach den Ursachen der Gewalt: So gehört zu diesen frühen Werken das zweibändige Werk "Armenisches Golgatha" (Hay Goghgota) von Grigoris Balakian; die Auseinandersetzung von Mikael Schamdanjian "Die Verpflichtung des armenischen Denkens an die Katastrophe" (Hay mdki harge Yeghernin), die beiden Bände von Aram Andonian "In diesen dunklen Tagen" (Ayn sev orerun) und "Das Große Verbrechen" (Meds Vodjire) ; die Erinnerungen von Theotik "Erinnerung an den 11. April" (Husharzan Nahadag Medavoraganutyan Abril 11) sowie "Jahre des Gefängnisses und der Deportation" (Bandi yev Aksori Dariner); die Erinnerung von Garabet Kapikian "Erzählungen der Katastrophe aus Sepastia, dem Dorf meiner Mutter" (Yeghernabadum pokun hayots yev norin medsi mayrakachaki Sebastioy); oder die Reflexionen von Yervant Odian "Verfluchte Jahre" (Yeghernabadum pokun hayots yev norin medsi mayrakachaki Sebastioy). Doch waren die Schriftsteller in diesen zeitnahen literarischen Reaktionen auf den Völkermord vorrangig darum bemüht, die Lücke zu beschreiben, in denen sie sich selbst aufgrund der Auflösung der literarischen osmanisch-armenischen Zirkel befanden. Sie spürten, dass das gerade Erfahrene eine über sie hinausgehende Bedeutung hatte, doch hatten sie weder für das Ereignis, noch die Komplexität des Gewaltgeschehens einen Begriff.

Die Erinnerungsberichte der 1920er Jahre

Zabel Essayan (1878-1943) (© Public Domain)

Erinnerungsberichte von Überlebenden, wie sie in den 1920er Jahren als kurze Darstellungen in armenischen Zeitungen veröffentlicht wurden, fanden bei den Schriftstellern nur wenig Aufmerksamkeit. Eine Ausnahme stellte hier die Schriftstellerin Zabel Essayan (1878-1943) dar, deren Werk seit einigen Jahren wieder breiter bekannt geworden ist. Essayan hatte sich um die Übersetzung solcher Erinnerungszeugnisse in die französische Sprache bemüht, sowie um die Herausgabe einer Erinnerungserzählung bereits im Jahre 1917. Damit stand ihr Engagement neben dem der außergewöhnlichen Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Arshaguhi Teotig (1875-1922), die sich neben ihrem sozialen Engagement auch um eine publizistische Aufmerksamkeit für die Erfahrungen der Waisen des Völkermords bemühte.

Arshaguhi Teotig (1875-1922) (© Wikimedia)

Eine eigenständige Linie einer "Memoirenliteratur" entstand aus den veröffentlichten Lebens- und Erfahrungsberichten der 1920er Jahre nicht. Die Berichte lassen sich dadurch charakterisieren, dass die "Schicksale eines verfolgten Volkes" erzählt und Erinnerungen an Heimatorte gesammelt wurden. Selten öffnen sich die publizierten Erinnerungen einzelnen, individuellen Schicksalen. Dies trifft auch auf eine Mehrheit bis heute nicht publizierter Niederschriften zu, die in Archiven armenischer Forschungsinstitute bewahrt sind. Die Erinnerungserzählungen zeigen, dass in der Zwischenkriegszeit intensiv an der Frage nach der Bedeutung des Verlusts eines sozialen und kulturellen Zusammenhangs gearbeitet wurde, wie an Möglichkeiten, Zukunft zu leben. Wenn die eigenen Erfahrungen dabei durchaus als Zeugnis eines historischen Geschehens erkannt werden, gelten die persönlichen Verletzungen doch nicht als Bestätigung dieses Zeugnisses, sondern gerade als Hemmnis, als zu privat oder subjektiv. Ein Bewusstsein für die Schwere der persönlichen Verletzungen wie die Radikalität des sozialen und kulturellen Bruchs war noch nicht vorhanden, mehr noch, sie wurde verweigert.

Die Unmöglichkeit der Weitergabe

Nach diesen ersten Reflexionen zur sozialen und politischen Bedeutung von Völkermord und Exil wurden ab Mitte der 1920er Jahre die Gewalt- und Vertreibungserfahrungen kaum noch explizit thematisiert. Und doch waren die Werke, die von den Überlebenden der "Katastrophe" (Aghet), "Verbannung" (Aksor) oder des "Großen Verbrechens" (Meds Yeghern oder Meds Vodjir) verfasst wurden, nahezu ausschließlich von der Erfahrung des Verlusts von Familie, Kindheit und Sprache bestimmt. Die Romane von Chahan Chahnour (1903-1974), Shavarsh Nartuni (1898-1968), Zareh Vorpuni (1902-1980), Pailag Mikaelian (1905-1936) oder Vasken Schuschanian (1902-1941), die in dieser Zeit entstanden, gehören fraglos zu den literarisch herausragendsten armenischsprachigen Werken des 20. Jahrhunderts. Dies trifft auch auf die westarmenischen Lyriker zu, in deren Werken sich die Aussichtslosigkeit spiegelt, an die nächste Generation ein literarisches Erbe weitergeben zu können. Besonders deutlich wird dies vielleicht in den Dichtungen von Vahan Tekeian (1878-1948), so etwa in folgenden Strophen aus dem Gedicht Spürk (Zertreuung): "Und dieses alte Menschengeschlecht – / Siehe! – einzeln, vereinzelt, allein, / fortwährendes Gehen, Verlassen / nach und nach weniger... // Von seinen Wurzeln getrennt, herausgerissen, / unser altes, altes Volk – Siehe! – / heimatlos ist es, ortlos, verdorrt in der Fremde ..."

2. Die großen Zentren westarmenischer Literatur in der Diaspora

Der Blick auf die Entwicklung der westarmenischen Literatur nach dem Ersten Weltkrieg zeigt drei Zentren: Zum einen Frankreich, dann den Nahen und Mittleren Osten und schließlich Nordamerika. Diese drei Zentren leisteten jeweils in unterschiedlichen Phasen einen Beitrag zur Arbeit am Gedächtnis des Genozids. Dabei ist es bemerkenswert, dass sich die Schriftsteller in Frankreich, Libanon (sprich: in Beirut), Syrien (vor allem in Aleppo und Damaskus), Iran (Teheran, Nor Jugha) oder Ägypten (Kairo) stets auch als Angehörige einer "jungen Generation" empfanden, deren Aufgabe es sei, die armenischsprachige Literatur weiterzuentwickeln – wobei es kaum gelang, die "Vorfahren" und "Väter", von denen man sich abzusetzen suchte, zu benennen. Es sind eben diese sozialen und sprachlichen Leerstellen, die so in der Literatur sichtbar werden.

a) Armenische Literatur in Frankreich

Außergewöhnlich und überaus bedeutsam war zunächst die Literaturszene in Frankreich. Hier trafen die armenischen Flüchtlinge in den 1920er Jahren auf frühzeitig geflohene Vertreter der alten Bourgeoisie und eine Gruppe von Schriftstellern, die bereits seit längerem in Frankreich lebte und ihre Spuren hinterlassen hatte: darunter der Schriftsteller Archag Tchobanian (1872-1954), der neben seinem eigenen schriftstellerischen Werk die Zeitschrift Anahid (Bestehen bis 1949) gegründet hatte. In unterschiedlichen, durchaus miteinander streitbar verbundenen Zirkeln entstand für eine kurze Zeit (bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges) der Anschein eines literarischen Lebens. Die Schriftsteller entwarfen sich als Nachfolger oder wenigstens in der Tradition einer intellektuellen armenischen Elite, die ihrem eigenen Verständnis nach eine innerarmenische "Emanzipation" und "Aufklärung" zu befolgen hatte und dabei im Zentrum der zeitgenössischen Strömungen stehen sollte. Ohne Zweifel konnten sie nicht an die literarische Bedeutung der Gruppe Mehian anknüpfen. Auch war der Anschluss an die Zirkel der Pariser Literaturszenen nur flüchtig.

Chahan Chahnour (1903 - 1974) (© Public Domain)

Konturen gewann die in armenischer Sprache arbeitende Literaturszene in Paris zum einen durch eine Gruppe, die sich um die von dem Schriftsteller und Publizisten Schawarsch Missakian (1884-1957) im Jahr 1925 gegründete Tageszeitung Haratch ("Vorwärts") zusammenfand. Daneben entstand die Gruppe Menk ("Wir"), deren Arbeiten auch in der gleichlautenden Zeitschrift zwischen 1931-33 erschienen. Von den Schriftstellern der Gruppe Menk ist allein Chahan Chahnour unter dem Namen Armen Lubin ein Eintritt in die französische Literaturszene gelungen. In den beiden vielleicht bedeutendsten Werken dieser Gruppe junger Schriftsteller, dem Roman "Der Rückzug ohne Lied" (1929) von Chahan Chahnour und der Erzählung "Der Wald von Vincennes" (1947) von Nigoghos Sarafian, werden Brüche, Ambivalenzen und Leerstellen nicht mehr in der Situation des Exils verortet, sondern in den Exilanten selbst, die eine Fremdheit leben, welche sie nicht erklären können, die sie "sprachlos" macht, und die doch alles bestimmt. Chahnour entwickelt diese Problematik in der Form eines im Paris der 1920er Jahre situierten Entwicklungsromans. Im Zentrum des Romans steht der nach dem Völkermord ins französische Exil gelangte, zwischen den Welten der armenischen Tradition und des modernen Frankreichs um Orientierungen ringende Protagonist Bedros/Pierre, der durchaus autobiographische Züge Chahnours aufweist. Sarafian dagegen wählte für seine Erzählung "Der Wald von Vincennes" die Form eines hochassoziativen, im Stil streckenweise an die Écriture automatique (Automatisches Schreiben) der französischen Surrealisten angelehnten Bewusstseinsstroms, in dem sich Gegenwart und Vergangenheit, verlorene Heimat und Exil, Tradition und Moderne überlagern und teils vollständig verschränken.

Ein besonders ambitioniertes Projekt war auch die Zeitschrift Andastan (Revue Arménienne. Arts et literature; 1952-1972), die neben armenischsprachigen Texten auch Übersetzungen literarischer Arbeiten in die französische Sprache förderte und publizierte, aber auch Berichte und literarische Werke nicht-armenischer Autoren umfasste.

Insgesamt ist festzustellen, dass die armenischsprachige Literatur in Frankreich trotz ihres Umfangs und der anspruchsvollen, ja avancierten ästhetisch-literarischen Gestalt zahlreicher in Frankreich entstanden Werke stets nur eine Randstellung hatte – eine Situation, die sich heute weiter zugespitzt hat. Eine Ausnahme stellt vielleicht der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Krikor Beledian (*1945) dar, der sich mit seinen Gedichtbänden, Essays und Romanen in eine französische Literaturtradition eingeschrieben hat, sich zugleich jedoch um die Zugänglichkeit und Bewahrung der armenischsprachigen Literatur bemüht.

b) Armenische Literatur im Nahen Osten

Der Verlust von Tradition, die Irritation und Unsicherheit in Bezug auf die Bestimmung eines eigenen kulturellen Ausdrucks und eine Erschöpfung angesichts der Radikalität des kulturellen Bruchs, sind auch die Hauptthemen der armenischen Literatur, die im Nahen Osten entstand.

Der Schriftsteller Hagop Oshagan (1883-1948), der nicht allein mit seinem mehrbändigen "Panorama der Westarmenischen Literatur" (Hamabadger Arevmedahay Kraganutyan) ein beeindruckendes Werk hinterlassen hat, wird dabei stets herausgehoben. Oshagan, der schon in der armenischen Literaturszene im Osmanischen Reich vor dem Ersten Weltkrieg eine wichtige Rolle gespielt hatte und den Deportationen nur knapp entkommen war, stellte intensive theoretische und poetologische Überlegungen an, inwiefern der Erfahrung des Völkermords überhaupt mit dem Mitteln der Literatur und insbesondere des Romans zu begegnen sei. Mit Blick auf die Möglichkeiten eines Romans über den Völkermord stellte er fest, dass die Katastrophe sich dem Bemühen des Künstlers entziehe, sie ganz zu erfassen, da sie unendlich, aber seltsam einförmig sei – das Geheimnis des Romans jedoch in Mannigfaltigkeit und Entwicklung gründe. Trotz dieser Skepsis sah Oshagan in der Literatur, insbesondere im Genre des Romans, zugleich das Medium, in dem die Erfahrung der Katastrophe angemessen repräsentiert und reflektiert werden könnte. "Schreiben heißt Retten", so formulierte er dies programmatisch – und nahm selbst die Arbeit an einem umfangreichen, aber signifikanterweise unvollendet gebliebenen, auf drei Bände angelegten Entwicklungsroman mit dem Titel Mnatsortats (Überreste) auf, von denen allerdings nur zwei Bände abgeschlossen wurden (geschrieben in Kairo 1932-34). Der letzte Band, der unmittelbar der Katastrophe des Völkermords gewidmet sein sollte, blieb unvollendet. In diesem Romanzyklus hatte Oshagan versucht die Geschichte der Katastrophe literarisch einzufangen und zugleich seinen poetologischen Reflexionen über die Auswirkungen der Katastrophe auf die Literatur und die Literaten Rechnung zu tragen. Eine Perspektive, die Bedeutung der Erfahrung für das Leben der Opfer selbst zu beschreiben, zeichnete sich in seinem kühlen, durch statische Szenen gekennzeichneten Werk jedoch nicht ab.

Auch die armenischsprachige Literatur in Beirut, Kairo oder Aleppo entwickelte sich nicht allein über Einzelpublikationen, sondern über engagierte Periodika: So erschien in Beirut 1961 das literarische Magazin Shirag, 1962 das einflussreiche Pakin ("Altar"), 1965 das literarische Monatsmagazin Ahegan ("April"), gefolgt von Yeridasart Haouhi ("Junge Armenierin"), welches später im politischen Magazin Yeridasart Hay ("Junge Armenier") aufging. Die Zeitschriften führten Werke der einflussreichsten Literaten der westarmenischen Gemeinschaft zusammen. Eine besondere Erwähnung gebührt hier sicherlich Antranik Zaroukian (1913-1989), der in seinem Roman "Menschen ohne Kindheit" eine unnachgiebige Erinnerung an die Zeit der Überlebenden in den Waisenhäusern hinterlassen hat. Zu nennen ist aber auch Vahram Mavian (1926-1983), dessen kurze und auch unterhaltsamen Erzählungen über Reisen und Begegnungen eine große Leserschaft fanden – wobei in der Zusammenschau die Genauigkeit deutlich wird, mit der er die ersten Jahrzehnte der westarmenischen Davongekommenen charakterisiert, ihre Suche nach Heimat und die Leerstellen in den Familien- und Generationsbeziehungen. Heute ist im Nahen Osten vor allem Viken Berberian (*1966) bekannt, der in englischer Sprache publiziert. In den 1980er Jahren trat zunehmend die Auseinandersetzung mit den bedrückenden sozialen Lebensbedingungen im Libanon, Syrien und dem Iran in die literarischen Auseinandersetzungen ein. Unter den Schriftstellern der Gemeinden des Nahen Ostens nahmen insbesondere politisch orientierte Literaten die Herausforderung einer Beschäftigung mit dem Genozid an. Eine Stellung innerhalb der armenischen Literaturgeschichte, die der Bedeutung der französisch-armenischen Schriftsteller nahekäme, konnten diese Literaten jedoch nicht erreichen. Dies betrifft ebenso die armenischen Literaturzirkel Mittel- und Südamerikas wie in Buenos Aires.

Eine besondere Stellung nimmt die kleine armenische Literaturszene ein, die nach dem Genozid wieder in Istanbul entstanden ist. Vor dem Hintergrund der türkischen Geschichtspolitik, aber auch den spezifischen Repressionen gegenüber den "Minderheiten" in der Republik Türkei, war eine Annäherung an die armenische Geschichte und Erfahrung für die Schriftsteller der armenischen Literaturzirkel in Istanbul kaum möglich. So thematisieren diese bis heute die armenische Lebensrealität nur in Andeutungen. Beispielhaft steht hier das Werk Hagop Mndzuris (Demirdjian) (1886-1978), der zu den bekannteren Schriftstellern der armenischen Literaturszene in Istanbul gehört und sich in seinen Werken vorsichtig den verlorenen Landschaften seiner Kindheit und Jugend in der Region Dersim in Ostanatolien zu nähern sucht. Eine Ausnahme stellte in diesem Zusammenhang der marxistisch orientierte Autor Zaven Biberyan (1921-1984) dar, der in seinen Arbeiten offener die politische Situation in der Republik Türkei ansprach – und dafür auch rechtliche Sanktionen und Haft in Kauf nahm. Entlang der Lebensgeschichte seines Vaters schilderte er beispielsweise in seinem Roman Mrtschunneru Vertschaluyse (Die Dämmerung der Ameisen) aus dem Jahr 1984 die schwierige, von Sonderbesteuerung und Repression gekennzeichnete Situation der Reste der armenischen Gemeinschaft in Istanbul während der 1940er und 50er Jahre.

c) Literatur der armenischen Diaspora in den USA

Ein selbstbewussteres Arbeiten an armenischen Erfahrungen ist erst in jüngerer Zeit mit dem Literaturschaffen der Schriftsteller in den USA zu erkennen. Für diese Entwicklung stehen vor allem die US-amerikanischen Schriftsteller Michael Arlen (*1930), David Kherdian (*1931), Peter Najarian (*1940), Peter Balakian (*1951), Nancy Kricorian (*1960), Chris Bohjalian (*1962) oder Micheline Aharonian Marcom (*1968). Mit diesen Literaten begann eine Auseinandersetzung, die sich nicht nur mehr der Bedeutung des Verlusts widmet, sondern auch den Erfahrungen der armenischen Diaspora einen Raum gab – doch blieben auch diese Werke nie frei von Erläuterungszwängen und einem Rechtfertigungsdruck.

Auffallend ist, dass das Literaturschaffen armenischer Schriftsteller in den USA eine unvergleichbar breitere Aufmerksamkeit fand als die im Nahen Osten oder auch in Frankreich entstandenen Werke. Dies ist sicherlich auch – aber nicht allein – auf die Wahl der englischen Sprache zurückzuführen. Auch in den USA waren früh Zeitschriften entstanden, in denen armenischsprachige Arbeiten gedruckt wurden. Doch hatte das Literaturschaffen in den USA mit dem in Fresno (Kalifornien) geborenen William Saroyan (1908-1981) eine Vorreiterfigur, die beispielhaft zeigte, dass Erinnerung bewahrt werden kann, indem man sie weiterdenkt. Aber auch Saroyan hatte sich nur vorsichtig an Gewalt, Trauer und Verlust angenähert und der Zerstörung westarmenischer Kultur eher über eine schwebende, irritierte Emotionalität Ausdruck verliehen.

d) Die Situation in Deutschland

Varujan Vosganian (*1958) (© AFP)

In Deutschland hat sich keine mit Frankreich oder den USA vergleichbare Literaturszene der armenischen Diaspora entwickelt. Armenische Literatur ist hier durch Übersetzungen zugänglich geworden, insbesondere aus der armenisch-amerikanischen Diaspora. In jüngerer Zeit ist vor allem der zunächst in rumänischer Sprache erschienene Roman "Buch des Flüsterns" von Varujan Vosganian (*1958) bekannt geworden, in dem ausgehend von der Situation einer armenischen Familie in der rumänischen Provinzstadt Focsani kaleidoskopartig die Geschichte der Zerstreuung der Armenier, die Erfahrung des Verlust und der schwierigen Rekonstruktion von Tradition und Gemeinschaft nach dem Völkermord erzählt wird.

David Kherdian (* 1931) (© Public Domain)

Doch ist in deutscher Sprache bereits 1981 eines der ersten Bücher erschienen, das sich literarisch dem Schicksal der Überlebenden widmete: David Kherdians eindrucksvoller, ursprünglich in amerikanischer Sprache erschienener Roman "Der Schatten des Halbmonds". Kherdian erzählt hier die Geschichte seiner Mutter, die im Alter von sieben Jahren die Deportationen erlebte und nach dem Völkermord in den Vereinigten Staaten lebte. Der Roman, der die Erfahrung von Vertreibung, Völkermord, Exil und Diaspora überaus einfühlsam aus der Perspektive eines heranwachsenden Mädchens in den Blick nimmt, war in den 1980er Jahren als Jugendbuch erschienen – und wartet nun seit Jahren auf eine Neuauflage.

Zusammenschau

Obwohl die Beschäftigung mit der Frage nach der Bedeutung von Migration und Kulturverlust deutlich im Zentrum des armenischen Literaturschaffens steht, kann man die Aufarbeitung der Nachfolgen des Genozids nicht als Konstante westarmenischen Kulturschaffens bezeichnen: zu fragmentiert, zu unsicher zeigen sich die einzelnen Werke und ihre Autorinnen und Autoren. Denn obwohl die Literatur in der armenischen Gemeinschaft als repräsentative und "armenische" Stimme anerkannt ist, und obwohl auch die Schriftsteller in ihrem Schaffen eine Arbeit an einem kulturellen und historischen Gedächtnis einer Gemeinschaft sehen, scheint die Literatur erst heute, mit Schriftstellern der "dritten Generation", wieder Bedeutung für armenische Selbstbestimmungen zu gewinnen.

Das nahezu unlösbare Problem eines Narrativs der armenischen Katastrophe besteht darin, dass es in einer Erzählung keine Zonen des Schweigens geben darf. Jede literarische, filmische oder künstlerische Auseinandersetzung ist gefordert, die Geschichte des Völkermords explizit zu machen: in sämtlichen Facetten, in der umfassenden Länge und mit allen Phasen, mit einem Blick auf die Ursachen und Täter, mit einer Erläuterung der Gründe und Begründungen. Dies macht nachvollziehbar, warum gerade in den ersten Jahrzehnten nach dem Genozid nicht die einzelnen Stimmen der Überlebenden der Deportationen und Massaker in den Vordergrund getreten waren. Der Bericht des Überlebenden war als zu begrenzt angesehen worden, um die Erfordernisse eines Beweises zu erfüllen. Generell wird in dem Affekt, der die Erzählung über ein Gewalterleben begleiten mag, eine Beeinträchtigung der Glaubhaftigkeit befürchtet. Eine armenischsprachige Literatur kann dabei vor allem die Figur des armenischen Opfers und des Überlebenden nicht "konstruktiv" bearbeiten, weil sie die Fragmentarität und Verletzlichkeit seiner Person und seiner Erzählung bewahren muss (denn sie ist der sichtbarste Beweis der Tatsächlichkeit des Geschehens). Doch muss diese Fragmentarität trotzdem einer Aussage zugeführt werden, um die Person des Überlebenden vor der Leugnung zu schützen. So bestand für die armenischsprachige Literatur eine kaum lösbare Ambivalenz darin, das Verlorene beschreiben zu können – doch wo es doch keine gültigen Narrative eines überlieferten Gedächtnisses mehr gab, war auch der radikale kulturelle Bruch kaum noch zu erzählen. Das lange "Schweigen" der westarmenischen Literatur gegenüber der Gewalt und der Radikalität von Zerstörung und Leere war vor diesem Hintergrund nicht allein ein "Nicht-Reden-Können" aufgrund der schwierigen gesellschaftlichen Verhältnisse; es war immer auch ein "Nicht-Reden-Können" angesichts der Schwierigkeiten, über das Verlorene "hinwegschreiben" zu müssen, um die Leere zu beschreiben, ohne damit den Zerstörungen ihre Gewalt und Radikalität zu nehmen. Und die Gewalt zu beschreiben, ohne den Opfern noch einmal ihren Namen und ihre Identität zu nehmen.

Literaturhinweise

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Fussnoten

Fußnoten

  1. Verfasst von Mikael Tschamitschian (1738-1823).

  2. Die vorliegende Darstellung beschäftigt sich ausschließlich mit dem westarmenischen Literaturschaffen – und kann hier nur einen ausschnitthaften Blick auf die Schriftsteller in den unterschiedlichen Ländern ermöglichen. Die Schreibweise der aufgeführten Autoren folgt einer Lauttranskription aus dem Westarmenischen. Wenn Werke in englischer, französischer oder deutscher Sprache erschienen sind, wurde die Schreibweise der jeweiligen Publikationen gewählt, um ein Auffinden der Autoren zu erleichtern.

  3. Zweifellos haben die schwierigen sozialen Bedingungen der Überlebenden in den 1920er Jahren auch dazu geführt, dass die Zahl der Schriftstellerinnen im Vergleich zu den männlichen Literaten deutlich geringer war, obwohl die armenischen Literatinnen die armenische Literaturentwicklung im Osmanischen Reich wesentlich mitbestimmt haben. Zu den bekannten Schriftstellerinnen gehörte auch Zabel Assadour (1863-1934), die ein eindrucksvolles poetisches und dramatisches Werk hinterließ.

  4. Der erste Band wurde 1922 in armenischer Sprache in Wien, der zweite 1959 in Paris publiziert. Das Buch ist in einer englischsprachigen Übersetzung zugänglich gemacht worden: Balakian, Grigoris: Armenian Golgatha, New York NY: Alfred A. Knopf 2009; übersetzt von Peter Balakian und Aris Sevag.

  5. Zuerst veröffentlicht 1919 in Konstantinopel.

  6. Zuerst veröffentlicht 1919 in Boston. Eine Übersetzung in die französische Sprache ist erschienen: Andonian, Aram: En ces sombres jours, Genève: Metis Press 2007; übersetzt von Hervé Georgelin.

  7. Zuerst: Boston 1921.

  8. Gemeint ist der 24. April 1915; die Verschiebung kommt durch die Verwendung des Julianischen Kalenders zustande. Der Bericht enthält vor allem Biographien der am 24. April verschleppten armenischen Intellektuellen Istanbuls und ist in englischer Übersetzung zugänglich: Teotig: Biography and Monument to April 11, London: Taderon Press 2010; herausgegeben und übersetzt von Rita Soulahian Kuyumjian. Der Bericht von Teotig (eigentlich: Theodoros Laptschindjian) erschien zuerst 1919 in Konstantinopel.

  9. Zuerst: Konstantinopel 1919.

  10. Zuerst: Boston 1924.

  11. Zuerst: Konstantinopel 1919. Die Erinnerungen von Yervant Odian wurden in die englische und französische Sprache übersetzt: Accursed Years. My Exile and Return from Der Zor, 1914-1919, London: Gakrod Books 2009; übersetzt von Ara Stepan Melkonian. Sowie: Journal de déportation, Marseille: Éditions Parenthèses 2010; übersetzt von Léon Ketcheyan.

  12. So u.a.: "Der letzte Kelch" (Verdschin padschage), Konstantinopel 1924; "Die Gärten von Silihtar" (Silihdari bardeznere), Yerevan 1935, dieses Werk ist in die französischer Sprache übersetzt worden: Les jardins de Silihdar, Paris: Michel 1994, übersetzt von Pierre Ter Sarkissian.

  13. L’Agonie d’un peuple de Haïg Thoroyan, in: Gortz 2/3, 1917.

  14. Mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Teotig (siehe dazu Anm. 6), hatte sie ein literarisches Jahrbuch herausgegeben, das zuerst 1908 in Konstantinopel erschienen war.

  15. Siehe dazu die Analyse von Krikor Beledian: Spuren, Themen und Allegorien der Katastrophe in der modernen armenischen Literatur, in: Zeitschrift für Genozidforschung vol. 5 (1), 2004, S. 66-101.

  16. Insbesondere: "Rückzug ohne Lied" (Nahandsche Aranz Yerki), Paris 1929.

  17. Unter anderem: "Melodien, Melodien" (Meghetiner Meghetiner), Paris 1933.

  18. Unter anderem "Der Versuch" (Ports), Marseille 1929.

  19. Vor allem: "Sonne, Sonne" (Arev Arev), Paris 1933.

  20. Insbesondere: "Dunkle Kindheit" (Mthin Badanuthiun), als Buchausgabe: Beirut 1956.

  21. Siehe dazu erstmals in englischer Übersetzung: Vahan Tekeyan, Fresno CA: The Press at California State University Fresno 2014; übersetzt von Gerals Papasian und John Papasian, hrsg. von Edmond Y. Azadian und Gerald Papasian.

  22. In der armenischen Sprache ist Spürk das Wort für Diaspora.

  23. Zur armenischen Literatur in Frankreich vgl. die Arbeiten von Krikor Beledian: Cinquante ans de littérature arménienne en France. Du même à l'autre, Paris 2001; des.: Die Katastrophe und die Erfahrung sprachlicher Grenzen in der armenischsprachigen Literatur, in: Gewalt. Strukturen, Formen, Repräsentationen, hrsg. von Mihran Dabag, Antje Kapust und Bernhard Waldenfeld, München 2000, S. 297-316; Spuren, Themen und Allegorien der Katastrophe in der modernen armenischen Literatur, in: Zeitschrift für Genozidforschung 5, 1, 2004, S. 66-99.

  24. Ein im Jahr 1914 in Konstantinopel entstandener literarischer Zirkel, der die führenden armenischen Schriftsteller vereinte.

  25. Die Zeitung wurde nach dem Tod von Schawarsch Missakian von seiner Tochter Arpik bis 2009 weitergeführt. Die letzte Ausgabe erschien mit dem 30./31. Mai 2009. Die Stadt Paris benannte zu seinen Ehren im 9. Arrondissement den "Place Chavarche Missakian".

  26. Der Roman liegt inzwischen auch in einer deutschen Übersetzung vor: Schahnur, Schahan: Der Rückzug ohne Lied, übers. von Samvel Ovasapian, Frankfurt am Main: 2011.

  27. Siehe zum Aspekt der Verarbeitung von Verlust unter seinen Werken u.a.: Deghakrutiun kantevogh kaghakime hamar ("Topographie einer zerstörten Stadt"; 1976), Semer ("Schwelle", 1997), Anune lesvis dag ("Der Name unter meiner Zunge"; 2003). Es gibt einige Übersetzungen seiner poetischen Werke in die englische Sprache; das letztgenannte ist erschienen in: The Best European Fiction 2013, hrsg. von Aleksandar Hemon, Champaign IL: Dalkey Archive Press 2012.

  28. Oschagan, Hagop: Panorama der westarmenischen Literatur, Beirut (Antilias) 1979, Bd. 9, S. 261f.

  29. Unter ihnen auch der Schriftsteller Sarkis Giragossian (1950-2015), der ein umfangreiches lyrisches Werk hinterlassen hat.

  30. Dieser Roman, der zuerst 1952 in Beirut in armenischer Sprache erschienen ist, wurde auch in französischer Übersetzung veröffentlicht: Zaroukian, Antranik: Des hommes sans enfance, Paris: Editions Les Editeurs Français Réunis 1977; übersetzt von Sarkis Boghossian.

  31. Siehe dazu auch: Selected Writings of Vahram Mavian (1926-1983): A unique voice in Armenian diaspora literature, Lewiston NY: Edwin Mellen Press 1992; übersetzt von Agop J. Hacikyan and Arsene Mamourian.

  32. So zum Beispiel Garo Sassouni (Viken Klag; 1889-1977). In französischer Sprache ist ein Auszug aus einem umfangreicheren Werk erschienen: Le chasseur, Marseille: Edition Parenthèses 2014; übersetzt von Papken Sassouni.

  33. Bekannt war vor allem der Schriftsteller Vartan Kevorkian (1893-1933).

  34. Amida, erschienen 1966; "Woher kommst Du, Kranich?" (Grung usdi gu kas?), erschienen (1974); "Orte, an denen ich war" (Degher ur yes yegher yem), erschienen 1993.

  35. Exemplarisch seien folgende Werke genannt: Kricorian, Nancy: Zabelles Geschichte. Roman, übers. v. Carina von Enzenberg und Hartmut Zahn, München: Piper 1998; Balakian, Peter: Die Hunde vom Ararat. Eine armenische Kindheit in Amerika, übers. v. Jörg Trobitius, Wien: Zsolnay 2000.

  36. Erschienen 2013 in Wien, Verlag Paul Zsolnay Verlag, aus dem Rumänischen übersetzt von Ernest Wichner.

  37. Die deutsche Fassung erschien zuerst 1981 bei Ueberreuter, Wien. 1986 vom Dt. Taschenbuch-Verlag, München, in die Jugendbuchreihe aufgenommen worden. Die amerikanische Originalausgabe war 1979 unter dem Titel "The Road from Home. The Story of an Armenian Girl" im New Yorker Verlag Greenwillow erschienen.

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Dr. Kristin Platt ist Sozialwissenschaftlerin am Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Bochumer Ruhr-Universität, sowie Koautorin des Bandes "Verlust und Vermächtnis. Überlebende des Genozids an den Armeniern erinnern sich" (Wilhelm Fink Verlag).