Sobald die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933
Sofort nachdem die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten, setzte die Verfolgung der KPD-Mitglieder ein. Diejenigen, die noch nicht verfolgt oder gar getötet worden waren, sich noch nicht in den Untergrund oder ins Exil begeben hatten, konnten bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 immerhin noch 12,3 Prozent für die KPD erringen. Die KPD war damit die drittstärkste Kraft im neuen, nicht mehr ganz frei gewählten Reichstag. Doch diese Sitze der KPD wurden drei Tage später aufgrund von bereits im Februar erlassenen
Frauenstimmen für Frauenstimmrechtsgegnerinnen
Gertrud Scholz-Klink stand bei weitem nicht allein mit ihrer Meinung, dass Frauen nicht wählen sollten; dies war keineswegs eine ausschließlich nationalsozialistische Position. So wie es seit Beginn des Kampfes für dieses Grundrecht Befürworterinnen und Befürworter gab, so gab es vehemente Gegner und Gegnerinnen. Letztere schlossen sich 1912 im "Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation" zusammen, der seine Ablehnung weiblicher Emanzipation, ähnlich wie später die Nationalsozialisten, u. a. biologistisch begründete: "Warum will man denn das biologische Grundgesetz der Arbeitsteilung der Geschlechter umstoßen und aus der guten Hausfrau und Mutter eine schlechte Politikerin machen, die ihr Hauswesen vernachlässigt, und aus dem willensstarken, wehrfreudigen Manne einen Weiberknecht, der nicht imstande ist, den Staat auszubauen und Heim und Vaterland zu verteidigen?" fragte Ludwig Langemann 1913 in seiner Schrift "Das Frauenstimmrecht und seine Bekämpfung".
Die Frauenrechtlerin, Schriftstellerin und spätere Nationalsozialistin Elsbeth Krukenberg kommentierte 1905 – zu einem Zeitpunkt als sie noch der aktiven Sozialdemokratie zuzurechnen war – Äußerungen dieser Art mit dem klaren Satz: "Der Mann w i l l ganz einfach das Stimmrecht der Frau nicht. Das genügt. Es lohnt nicht, über solche törichte Dinge zu sprechen." Sie wies damit auf einen durchaus handfesten Grund hin, aus dem diese Ablehnung sich speisen konnte: die Sorge der Konservativen nämlich: "daß nur die Sozialdemokratie Vorteil von dem Frauenstimmrecht haben könnten [sic], vielleicht auch das Zentrum, dem die Frauen von Geistlichen sicher geführt Stimmenzuwachs bringen würde." Doch tatsächlich stellte sich heraus, dass Frauen so wählten wie Männer auch, sich das Wahlverhalten also an der Lebenslage orientierte und nicht am Geschlecht. Davon profitierte u. a. die DNVP: Zwar hatte sie bis zum Schluss das Frauenwahlrecht abgelehnt, weil das "Wesen der deutschen Frau und Mutter nicht auf die Öffentlichkeit eingestellt", sondern "durch Natur, Anlage und Neigung" auf Haus und Familie konzentriert sei, so formulierte es Paula Müller-Otfried, Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Frauenbundes und Abgeordnete der DNVP. Doch nachdem erkannt worden war, welches riesige Potenzial die weiblichen Wählerstimmen bildeten, versuchte man öffentliche politische Tätigkeit von Frauen zu rechtfertigen, indem argumentiert wurde, weil "die Güter der deutschen Familie, des deutschen Hauses in Gefahr" seien, müssten nun auch Frauen "Verantwortung für das Schicksal des Vaterlandes" übernehmen. Es entstand der Topos von der "deutschen Frau", die das Gegenbild war zur liberalen, demokratischen Frau, die im internationalen Kontext dachte und handelte. Die "deutsche" Frau war antisemitisch und verortete sich selbst in der Volksgemeinschaft, diese war für sie integrativ und eher schichten- als geschlechterübergreifend.
Die exklusive Volksgemeinschaft
Die Volksgemeinschaft schien ein verheißungsvoll "harmonischer Ausweg aus den gesellschaftlichen Spannungen" (Kirsten Heinsohn) zu sein. Den Nationalsozialisten gelang es, den Begriff für sich zu vereinnahmen und dies war ein wichtiger Schlüssel zu den Stimmen der Wählerinnen. Die etablierten Parteien hatten massiv an Ansehen verloren. Parteipolitik galt als langweilig, schwerfällig, als eine Angelegenheit elitärer Altherrenkreise, die Frauen kaum Spielraum für Partizipation bot. In der parlamentarischen Arbeit waren die Frauen an den Rand gedrängt worden. Während einzelne Politiker jeweils als Fachmann für Verteidigungs-, Finanz-, Innen- oder Außenpolitik wahrgenommen wurden, sah man weibliche Abgeordnete ausschließlich als Interessenvertreterinnen der unspezifischen Gruppe "Frau". Aus diesem Grund ließ man (Mann) sie auch nur in diesen, vermeintlich weiblichen, Themenfeldern politisch arbeiten – im Sozial- und Bildungswesen.
Ganz anders inszenierte sich die NSDAP, jung und dynamisch, weniger als Partei, mehr als Bewegung. An diese außerparlamentarische Organisationsstruktur konnten Frauen anknüpfen, denn sie erstreckte sich bis in die weiblichen Lebensbereiche hinein. Die amerikanische Historikerin Claudia Koonz wies schon 1991 darauf hin, dass Frauen nicht als unpolitische Anhängsel von Männern zu verstehen sind, sondern aus eigener Entscheidung zu Unterstützerinnen des Nationalsozialismus wurden. Andrea Süchting-Hänger kann eine zunehmende Radikalisierung konservativer Frauen mit Einsetzen der Wirtschaftskrise 1929 nachweisen. Katja Kosubek, welche die Lebensgeschichten früher Nationalsozialistinnen untersuchte – selbstverfasste Texte unter der Fragestellung "Warum ich vor 1933 der NSDAP beigetreten bin" – stellte fest, dass erste Kontakte zum Nationalsozialismus oft über soziale Bindungen entstanden, weil Brüder, Männer oder Freunde sich in der Sturmabteilung (SA) engagierten. Mit dem Durchbruch der NSDAP zur Massenbewegung spielte die SA eine zunehmend wichtigere Rolle innerhalb der "Bewegung", weil die Partei ihren Straßenkampf erheblich ausweitete. Dazu gehörte das Verteilen von Flugblättern, das Kleben von Plakaten, Propagandamärsche, der Schutz der eigenen Versammlungen und die Störung bzw. Sprengung der gegnerischen Veranstaltungen usw. Während des Jahres 1931 verdoppelte sich die Zahl der SA-Angehörigen auf 260.000 Mitglieder (Dez. 1931). Die Intensität der Agitation strahlte Kraft und Durchsetzungsvermögen aus. Sie symbolisierte Erfolg, der den herkömmlichen Parteien fehlte und machte die NSDAP für die von der Republik Enttäuschten attraktiv.
Für konservative Frauen war sie anschlussfähig, weil sie ‚ihren‘ Teil der politischen Arbeit übernahmen, indem sie ‚typisch weibliche‘ Tätigkeiten ausübten, nämlich die Verletzten versorgten, sich um die Versorgung der SA-Ortsgruppe kümmerten, das SA-Heim pflegten und es zu einem gemütlichen Versammlungsort machten, etc. Die Frauen, die sich selbst der privaten Sphäre zuordneten, konnten so im öffentlichen Raum agieren, weil die Grenzen zwischen privat und politisch aufgehoben waren: "Der ganze Mensch wird in die Politik einbezogen", schwärmte ein Zeitgenosse. Der Kampf für die Volksgemeinschaft wurde von Männern und Frauen gleichberechtigt geführt, aber jeweils in dem Rahmen, der Männern und Frauen 'wesensmäßig' vorgegeben war, d. h. sie hatten gleiche Rechte gerade aufgrund einer Geschlechterdifferenz. Auf der Basis eines nationalen Konsenses wurde soziale Harmonie angestrebt für alle, die an ihr teilhaben wollten und – durften! Dass dieses nationale und soziale Einvernehmen auf Kosten, in letzter Konsequenz tödlicher Ausgrenzung aller Männer und Frauen geschah, die aufgrund rassistischer und anderer Kriterien aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen waren, wurde von den Handelnden hingenommen.
Sehnsucht nach Kontinuität und Veränderung
Der Einsatz für die nationale und soziale Volksgemeinschaft gewährleistete für ihre Anhängerinnen sowohl die ersehnte Kontinuität und als auch den bestehenden