In Marrakesch/Marokko endet die sog. Uruguay-Runde (seit Herbst 1986), an der sich zuletzt 125 Staaten beteiligen, mit der Unterzeichnung der GATT-Schlussakte. Dieses bisher umfangreichste internationale Handelsabkommen liberalisiert den Welthandel und baut den Protektionismus ab: Es senkt die Zölle für Industriegüter, beseitigt tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse, begrenzt Subventionen und schützt geistiges Eigentum besser als bisher. Durch Kompromisse gelingt es erstmals, auch Landwirtschaft, Textilindustrie und Dienstleistungen in die GATT-Regeln einzubeziehen. Den Vertragsabschluss gefährdet hatte der bestehende Protektionismus vor allem im Agrar-, Textil-, Kultur- und Dienstleistungssektor. Die EU-Staaten, zuletzt insbesondere Frankreich, weigerten sich lange, Subventionen für Landwirte abzubauen; die westliche Textil- und Bekleidungsindustrie fürchtete die »Billigkonkurrenz« aus Asien; die Entwicklungsländer wehrten sich anfangs dagegen, u. a. Patente, Markenartikel, Copyrights besser zu schützen. Kompromisse und übergangsfristen für Landwirtschaft und Textilindustrie ebnen schließlich den Weg zur Verständigung. An die Stelle des bisherigen GATT-Sekretariats tritt die neue World Trade Organization (WT O) als neue weltumspannende Institution. Sie bildet die dritte Säule der internationalen Handels- und Wirtschaftspolitik neben Weltbank und Internationalem Währungsfonds. Die WTO nimmt ihre Arbeit am 1. 1. 1995 in Genf auf.