Deutschland nimmt die diplomatischen Beziehungen mit den drei baltischen Staaten wieder auf. Dies hatten Genscher und die Außenminister Algirdas Saudargas (Litauen), Janis Jurkans (Lettland) und Lennart Meri (Estland) am 27. 8. 1991 in Bonn vereinbart. Die Republik Litauen hatte ihre Unabhängigkeit am 11. 3. 1990 ausgerufen; am 30. 3. 1990 folgte Estland, am 4. 5. 1990 Lettland. Die einseitigen Unabhängigkeitserklärungen der drei baltischen Staaten, die von der Sowjetunion im Juli/August 1940 als Unionsrepubliken förmlich annektiert worden waren, lösten zunächst Disziplinierungsmaßnahmen (z. B. Energieboykott) und schließlich auch militärische übergriffe Moskaus aus, u. a. am 13. 1. 1991 in Wilna (»Blutiger Sonntag«). Erst nach dem gescheiterten Putsch reformfeindlicher Kommunisten in der Sowjetunion (19. - 22. 8. 1991) ist der Staatsrat als neues Führungsorgan unter Leitung Gorbatschows am 6. 9. 1991 bereit, die Unabhängigkeit Litauens, Estlands und Lettlands anzuerkennen.