Bundestag und Bundesrat gedenken in einer Sondersitzung des Kriegsendes vor 50 Jahren. Hauptredner ist der polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski. Als Protagonist der deutsch-polnischen Aussöhnung kommt er auch auf die Vertreibung zu sprechen: Bartoszewski erinnert daran, dass der Zweite Weltkrieg am 1. 9. 1939 mit der Aggression des Dritten Reiches gegen Polen begann, und er verschweigt als Angehöriger eines Volkes, das vom Krieg besonders heimgesucht wurde, nicht die »Tragödie der Zwangsumsiedlungen« und die »damit verbundenen Gewalttaten und Verbrechen«. Er beklagt »das individuelle Schicksal und die Leiden von unschuldigen Deutschen, die von den Kriegsfolgen betroffen wurden und ihre Heimat verloren haben«. Aufgrund seiner persönlichen Lebensgeschichte - er war im KZ Auschwitz inhaftiert und wurde später von den Kommunisten verfolgt - fühlt sich Bartoszewski mit den »Opfern von Aggression und Gewalt, mit den Opfern von Unterdrückung und Verbrechen« verbunden, stellt aber zugleich klar: »Ich kann nicht in einem Atemzug Opfer und Täter nennen oder auch jene, die das Böse passiv akzeptiert haben.« Mit der Einladung an Bartoszewski, in der Sondersitzung die Hauptrede zu halten, war eine Kontroverse darüber beigelegt worden, wie Polen an den Gedenkfeiern zum Kriegsende beteiligt werden solle. (Interner Link: 6. - 8. 5. 1995)