Vaclav Havel besucht als neuer Präsident der CSSR (seit 20. 4. 1990: CSFR) auf seiner ersten Auslandsreise die beiden deutschen Staaten: zunächst Ost-Berlin, wo er Gespräche mit dem amtierenden Staatsratsvorsitzenden Gerlach und mit Ministerpräsident Modrow führt, dann München, wo er mit Bundespräsident von Weizsäcker, Bundeskanzler Kohl und Außenminister Genscher zusammentrifft. In der CSSR hatte sich, auch unter dem Einfluss der »Wende« in der DDR, ein tiefgreifender politischer Wandel vollzogen. Nachdem die Polizei am 17. 11. 1989 eine Studentendemonstration in Prag niedergeknüppelt hatte, war das Land nicht mehr zur Ruhe gekommen: Pausenlose Massenkundgebungen, bei denen sich die Polizei zurückhielt, zwangen am 24. 11. 1989 KP-Chef Milo Jake und die Parteispitze zum Rücktritt. Am 10. 12. 1989 legte Gustav Husák (KPC) sein Amt als Staatspräsident nieder, nachdem er eine vorwiegend aus nicht kommunistischen Ministern bestehende Koalitionsregierung vereidigt hatte. Zu seinem Nachfolger wählte die Bundesversammlung am 29. 12. 1989 den Schriftsteller und Bürgerrechtler Havel, Sprecher des »Bürgerforum«, in dem sich heterogene oppositionelle Gruppen zusammengeschlossen hatten. Neuer Parlamentspräsident war seit 28. 12. 1989 die Symbolgestalt des Prager Reformkommunismus (Interner Link: 21. 8. 1968), Alexander DubcÏek, der ebenso wie Havel lange Zeit als »Staatsfeind« gegolten hatte und verfemt war.