Während in verschiedenen Städten - wie an den Vortagen auch -Tausende gegen das SED-Regime demonstrieren, spitzt sich die Lage in Leipzig dramatisch zu. Dort kommt es im Anschluss an Montagsgebete in mehreren Kirchen zur größten Protestkundgebung seit dem 17. 6. 1953. Mit den Rufen »Wir sind das Volk«, »Keine Gewalt«, »Wir bleiben hier«, »Neues Forum zulassen«, »Freiheit, freie Wahlen«, »Lasst die Gefangenen frei« fordern ca. 75 000 Bürger politische Reformen. Die um Leipzig zusammengezogenen Polizei-und Militäreinheiten sowie die mobilisierten Betriebskampfgruppen greifen nicht ein. Sie ziehen sich zurück, da die SED-Führung vor Gewaltanwendung zurückschreckt. Damit ist die Gefahr eines drohenden Bürgerkriegs vorerst gebannt. In einem öffentlich verbreiteten Appell hatten drei Sekretäre der SED-Bezirksleitung Leipzig, der Chefdirigent des Gewandhausorchesters Kurt Masur, Pfarrer Peter Zimmermann und der Kabarettist Bernd-Lutz Lange zum »friedlichen Dialog« aufgerufen (»Leipziger Sechs«). Am 11. 10. 1989 kündigt die SED-Führung unter dem Druck von Massenflucht und Massendemonstrationen »Vorschläge für einen attraktiven Sozialismus« an.