Das ZK der SED entlässt Erich Honecker als Generalsekretär und Politbüromitglied. Er tritt offiziell nach 18-jähriger Herrschaft aus »gesundheitlichen Gründen« zurück und gibt auch seine Ämter als Vorsitzender des Staatsrats und des Nationalen Verteidigungsrats auf. Zugleich verlieren ihren Sitz im Politbüro und ihre Funktionen auch die bisherigen ZK-Sekretäre für Wirtschaft, Günter Mittag, und für Agitation und Propaganda, Joachim Herrmann. Zum Nachfolger Honeckers als Generalsekretär des ZK wird einmütig Egon Krenz gewählt. Das ZK schlägt gleichzeitig der Volkskammer vor, ihn zum Vorsitzenden des Staatsrats und des Nationalen Verteidigungsrats zu wählen. In einer von den Medien übertragenen Rede bekennt Krenz, dass die SED in den letzten Monaten die reale Lage verkannt und versäumt habe, die nötigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Nun sei die »Wende« eingeleitet. Doch stehe der »Sozialismus auf deutschem Boden« nicht zur Disposition. Unter dem Druck anhaltender Massenproteste und der Massenflucht von DDR-Bürgern über Ungarn, die CSSR und Polen war der Sturz des kranken und starrsinnigen Honecker wiederholt erwartet worden. Die von Krenz angekündigte »Wende« war jedoch von Anfang an unglaubwürdig: 1. galt der über die FDJ aufgestiegene Funktionär als Honeckers »Kronprinz«; 2. hatte er als Wahlleiter die Wahlfälschungen bei den Kommunalwahlen vom Interner Link: 7. 5. 1989 geduldet und gedeckt; 3. hatte er die »chinesische Lösung«, d. h. die blutige Niederschlagung der Studenten-und Demokratiebewegung durch Einheiten der Armee in Peking (Interner Link: 8. 6. 1989), gerechtfertigt und die DDR dort am 1. 10. 1989, dem 40. Jahrestag der VR China, vertreten; 4. fielen die brutalen Polizeieinsätze gegen Demonstranten in seinen Kompetenzbereich als ZK-Sekretär. Der öffentliche Unmut macht sich in Parolen Luft wie z. B.: »Demokratie unbekrenzt«; »Keine Lizenz für Egon Krenz«; »unbekrenzte Freiheit«; »Keinen Ego(n)ismus«; »Krenzmann«.