In offener Abstimmung wählt die Volkskammer Egon Krenz (SED) zum Vorsitzenden des Staatsrats und anschließend zum Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrats - erstmals in der Geschichte der DDR mit einigen Gegenstimmen und Enthaltungen. Wie zuvor Honecker ist damit auch Krenz nicht nur Partei-, sondern zugleich auch Staatschef. Gegen den Führungsanspruch der SED, die neue Ämterhäufung und Übergriffe der Polizei am 7./ 8. 10. 1989 richten sich zahlreiche Protestkundgebungen. Sie fordern demokratische Reformen, vor allem freie Wahlen, Reise-, Presse- und Meinungsfreiheit. Der Stil öffentlicher politischer Auseinandersetzungen beginnt sich zu wandeln: SED-Politiker demonstrieren Reform-, Diskussions- und Dialogbereitschaft, Medien berichten teilweise kritisch und unzensiert, das DDR-Fernsehen strahlt politische Live-Sendungen aus (zum ersten Mal am 19. 10. 1989).