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14. Juni 1967 | Deutschland-Chronik bis 2000 | bpb.de

Deutschland-Chronik bis 2000 I: Alliierte Besatzungspolitik 1. Vorentscheidungen der Siegermächte 2. Die Teilung Deutschlands 3. Wirtschafts- und Sozialreformen 4. Interzonale Verflechtungen und Sonderfall Saargebiet 5. Berlin und Berlin-Blockade II: Gründerjahre der beiden deutschen Staaten 6. Konstituierung der beiden deutschen Staaten 7. Bipolare Außenpolitik und Wiederaufrüstung im Kalten Krieg 8. Deutschlandpolitik und Berlin-Status im Kalten Krieg 9. Wirtschaft, Sozialpolitik und Gesellschaft 10. BRD und DDR: Bildungs-, Kultur-, Familien- und Jugendpolitik 1949 - 1955 III: BRD und DDR als Vorposten ihrer Schutzmächte 11. Regierung und Innenpolitik 12. Außen- und Sicherheitspolitik der beiden deutschen Staaten 13. Deutschlandpolitik und deutsch-deutscher Konflikt 1955 - 1961 14. Wirtschaft, Arbeit und Sozialpolitik 15. BRD und DDR: Bildungs- und Familienpolitik 1955 - 1961 IV: Deutschland in der Ära der Koexistenz 16. Regierungen, Parteien und Verfassung im politischen Wandel 17. Außen- und Sicherheitspolitik zwischen Konfrontation und Normalisierung 18. Deutsch-deutscher und Berlin-Konflikt im Übergang 1961 - 1969 19. Wirtschafts- und Sozialpolitik 20. Entwicklungspolitik und Weltwirtschaft 1961 - 1969/71 21. BRD und DDR: Bildung und Familie 1961 - 1969/71 V: Die deutschen Staaten im Wandel vom Ost-West-Konflikt zur Entspannung 22. Innenpolitik in der Ära Brandt/Schmidt und Honecker 23. Außen- und Sicherheitspolitik in der Ära Brandt/Schmidt und Honecker 24. Zwei Staaten, eine Nation in Deutschland 1969 - 1982 25. Berlin-Regelung und Berlin-Politik 1971 - 1982 26. Ökonomie, Umwelt und soziale Sicherung 27. Entwicklungspolitik und Weltwirtschaft 1969 - 1982 28. Familie und Jugend, Bildung und Kultur VI: Von der Ost-West-Entspannung bis zum Vorabend der 'Wende' 29. Innenpolitik in der ersten Ära Kohl und am Ende der Ära Honecker 30. Außen- und Sicherheitspolitik 31. Deutsch-deutsche Sonderbeziehungen und Berlin 1982 - 1989 32. Wirtschaft und soziale Sicherung, Umwelt und Entwicklung 33. BRD und DDR: Familie und Bildung 1982 - 1989 VII: Von der friedlichen Revolution zur staatlichen Einheit 34. »Wir sind das Volk«: Die friedliche Revolution vor und nach dem 40. Jahrestag der DDR-Gründung 35. DDR und BRD: Von der Vertragsgemeinschaft zur Einheit 36. Internationale und sicherheitspolitische Rahmenbedingungen der deutschen Einheit 37. Die Wiederherstellung der Einheit Berlins als »kleine Wiedervereinigung« 1989 - 1990 VIII: Deutschland auf dem Weg zur inneren Einheit 38. Regierungssystem und Innenpolitik in der zweiten Ära Kohl 39. Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik nach der Einheit 40. Wirtschaft, Steuern und Sozialpolitik in Deutschland 41. Weltwirtschaft, Dritte Welt und Umwelt 1990 - 1998 42. Familien-, Jugend- und Bildungspolitik in Deutschland 1990 - 1998 IX: Kontinuität und Wandel 43. Regierungswechsel und Innenpolitik 44. Deutschland in der internationalen Politik 45. Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik 46. Weltwirtschaft, Dritte Welt und Umwelt 1998 - 2000 47. Familie und Bildung 1998 - 2000 Über die Chronik Redaktion

14. Juni 1967

Das Stabilitätsgesetz tritt in Kraft. Dieses Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft führt erstmals ein umfassendes konjunkturpolitisches Instrumentarium zur Globalsteuerung ein, die der Bundesregierung erleichtern soll, das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft nach vier Zielsetzungen zu konzertieren: Preisstabilität, hoher Beschäftigungsstand, Außenhandelsgleichgewicht, Wirtschaftswachstum (»Magisches Viereck«). Ein Konjunkturrat konstituiert am 13. 7. 1967 - soll Wirtschafts- und Finanzpolitik zwischen Bund, Ländern und Gemeinden abstimmen und Empfehlungen über eine konjunkturgerechte Kreditaufnahme sowie für steuerliche Vergünstigungen bzw. ihren Abbau ausarbeiten. Die Bundesregierung legt künftig einen Jahreswirtschaftsbericht vor. Sie nimmt darin zur gesamtwirtschaftlichen Lage Stellung und gibt ihr wirtschafts- und finanzpolitisches Programm bekannt. Konjunkturprogramme als staatliche Sofortprogramme und das Stabilitätsgesetz sollen die erste Wirtschaftskrise der BRD nach 1945 überwinden helfen. Das Wirtschaftswachstum stagnierte, private und öffentliche Investitionen gingen zurück, Konjunktureinbrüche, Preiserhöhungen und Steuerausfälle waren die Folge. Da trotz der Rezession wegen sinkender Nachfrage mehr produziert als verkauft und verbraucht wurde, waren Kapazitäten stillgelegt und Beschäftigte entlassen worden. Während Ludwig Erhard, der »Vater des Wirtschaftswunders«, als Bundeskanzler noch eine prozyklische Konjunkturpolitik (Sparprogramme, Maßhalteappelle) betrieben hatte, orientierte sich die neue Regierung der Großen Koalition, vertreten vom Wirtschaftsminister Karl Schiller (SPD) und unterstützt vom Finanzminister Franz Josef Strauß (CSU), an einer antizyklischen Wirtschaftspolitik. Nach dem vom britischen Ökonomen John Maynard Keynes (1883 - 1946) entwickelten Grundsatz des »deficit spending« sollte der Staat die darniederliegende Konjunktur durch gezielte, mit Krediten finanzierte Ausgaben neu ankurbeln, um so Investitionen und Konsum zu fördern (»propensity to invest and to consume«). Hatte Erhard noch auf die Selbstregulierung des Marktes vertraut und die Wirtschaftslenkung abgelehnt, so stützte sich Schiller auf das Konzept der Globalsteuerung, die das gestörte gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht des Wirtschaftskreislaufs wieder herstellen sollte.