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13. August 1961 | Deutschland-Chronik bis 2000 | bpb.de

Deutschland-Chronik bis 2000 I: Alliierte Besatzungspolitik 1. Vorentscheidungen der Siegermächte 2. Die Teilung Deutschlands 3. Wirtschafts- und Sozialreformen 4. Interzonale Verflechtungen und Sonderfall Saargebiet 5. Berlin und Berlin-Blockade II: Gründerjahre der beiden deutschen Staaten 6. Konstituierung der beiden deutschen Staaten 7. Bipolare Außenpolitik und Wiederaufrüstung im Kalten Krieg 8. Deutschlandpolitik und Berlin-Status im Kalten Krieg 9. Wirtschaft, Sozialpolitik und Gesellschaft 10. BRD und DDR: Bildungs-, Kultur-, Familien- und Jugendpolitik 1949 - 1955 III: BRD und DDR als Vorposten ihrer Schutzmächte 11. Regierung und Innenpolitik 12. Außen- und Sicherheitspolitik der beiden deutschen Staaten 13. Deutschlandpolitik und deutsch-deutscher Konflikt 1955 - 1961 14. Wirtschaft, Arbeit und Sozialpolitik 15. BRD und DDR: Bildungs- und Familienpolitik 1955 - 1961 IV: Deutschland in der Ära der Koexistenz 16. Regierungen, Parteien und Verfassung im politischen Wandel 17. Außen- und Sicherheitspolitik zwischen Konfrontation und Normalisierung 18. Deutsch-deutscher und Berlin-Konflikt im Übergang 1961 - 1969 19. Wirtschafts- und Sozialpolitik 20. Entwicklungspolitik und Weltwirtschaft 1961 - 1969/71 21. BRD und DDR: Bildung und Familie 1961 - 1969/71 V: Die deutschen Staaten im Wandel vom Ost-West-Konflikt zur Entspannung 22. Innenpolitik in der Ära Brandt/Schmidt und Honecker 23. Außen- und Sicherheitspolitik in der Ära Brandt/Schmidt und Honecker 24. Zwei Staaten, eine Nation in Deutschland 1969 - 1982 25. Berlin-Regelung und Berlin-Politik 1971 - 1982 26. Ökonomie, Umwelt und soziale Sicherung 27. Entwicklungspolitik und Weltwirtschaft 1969 - 1982 28. Familie und Jugend, Bildung und Kultur VI: Von der Ost-West-Entspannung bis zum Vorabend der 'Wende' 29. Innenpolitik in der ersten Ära Kohl und am Ende der Ära Honecker 30. Außen- und Sicherheitspolitik 31. Deutsch-deutsche Sonderbeziehungen und Berlin 1982 - 1989 32. Wirtschaft und soziale Sicherung, Umwelt und Entwicklung 33. BRD und DDR: Familie und Bildung 1982 - 1989 VII: Von der friedlichen Revolution zur staatlichen Einheit 34. »Wir sind das Volk«: Die friedliche Revolution vor und nach dem 40. Jahrestag der DDR-Gründung 35. DDR und BRD: Von der Vertragsgemeinschaft zur Einheit 36. Internationale und sicherheitspolitische Rahmenbedingungen der deutschen Einheit 37. Die Wiederherstellung der Einheit Berlins als »kleine Wiedervereinigung« 1989 - 1990 VIII: Deutschland auf dem Weg zur inneren Einheit 38. Regierungssystem und Innenpolitik in der zweiten Ära Kohl 39. Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik nach der Einheit 40. Wirtschaft, Steuern und Sozialpolitik in Deutschland 41. Weltwirtschaft, Dritte Welt und Umwelt 1990 - 1998 42. Familien-, Jugend- und Bildungspolitik in Deutschland 1990 - 1998 IX: Kontinuität und Wandel 43. Regierungswechsel und Innenpolitik 44. Deutschland in der internationalen Politik 45. Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik 46. Weltwirtschaft, Dritte Welt und Umwelt 1998 - 2000 47. Familie und Bildung 1998 - 2000 Über die Chronik Redaktion

13. August 1961

Die DDR beginnt mit Rückendeckung des Warschauer Pakts eine Mauer entlang den Westsektoren Berlins aufzubauen und die Grenze zur BRD zu befestigen. Diese Sperr- und Kontrollmaßnahmen werden damit begründet, dass man »dem Treiben der westdeutschen Revanchisten und Militaristen einen Riegel« vorschieben, die »systematische Bürgerkriegsvorbereitung durch die Adenauer-Regierung«, »feindliche Hetze«, »Abwerbung«, »Menschenhandel« und »Diversionstätigkeit« durchkreuzen müsse. Die spektakuläre Aktion war im Auftrag Ulbrichts streng geheim von Erich Honecker als zuständigem Sekretär für Sicherheitsfragen im ZK der SED vorbereitet worden. Noch auf einer Pressekonferenz am 15. 6. 1961 hatte Ulbricht versichert: »Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.« Am 13. 8. - einem Sonntag löst Honecker um Mitternacht »Alarm« aus: das Signal für Abriegelungsmaßnahmen an der Sektorengrenze West-Berlins unter dem Schutz bewaffneter Einheiten der NVA, der Volkspolizei und von Betriebskampfgruppen. Damit wird die Millionenstadt hermetisch in zwei Teile abgesperrt. Der Mauerbau wirkt wie ein Schock. Er löst zunächst Angst, Schrecken und Erregung aus, schließlich Ratlosigkeit, Ohnmacht, Empörung und Wut. »Die Mauer muss weg«, »Nieder mit Ulbricht«, »Was machen die Amerikaner?«, »Wo bleiben sie?« - so lauten die Reaktionen. Die Gegenmaßnahmen der westlichen Alliierten und Schutzmächte beschränken sich auf verbale Proteste und demonstrative Akte wie die Entsendung des US-Vizepräsidenten Johnson und des beliebten Generals Clay (»Held der Blockade«) nach Berlin am 19. 8. 1961. Der Tod des angeschossenen Flüchtlings Peter Fechter, der am 17. 8. 1962 hilflos an der Mauer verblutet, lässt endgültig keinen Zweifel mehr daran, dass sich der Westen mit dem neuen Status quo minus in Berlin abgefunden hatte. Zwar bekräftigen die USA ihre Sicherheitsgarantien für West-Berlin, doch stellen sie im Rahmen der »Friedensstrategie« Kennedys den Besitzstand der Sowjetunion nicht mehr infrage. Die Mauer stabilisiert die DDR auf der Basis des Status quo und der neuen Koexistenz zwischen Ost und West zweifach: 1. Sie unterbindet den Flüchtlingsstrom nach West-Berlin, den die erzwungene Kollektivierung und die unrealistische Wirtschaftsplanung (Interner Link: 1. 10. 1959 und Interner Link: 14. 4. 1960) bedrohlich gesteigert hatten (»Abstimmung mit den Füßen«). Deshalb beginnt innen- und wirtschaftspolitisch eine Konsolidierungsphase. 2. Sie wertet die DDR trotz des weltweit negativen Medienechos auch außenpolitischstaatlich auf, da im »Gleichgewicht des Schreckens« nichts anderes übrig zu bleiben scheint, als mit der »Schandmauer« zu leben. Dies erzwingt ein Umdenken in der Ost-, Deutschland- und Berlinpolitik und ebnet der DDR den Weg zur internationalen Anerkennung Adenauer kann nur mühsam verhindern, daß US-Präsident Kennedy bereits im Frühjahr 1962 die DDR als zweiten deutschen Staat und die Oder-Neiße-Linie als Grenze anerkennt.