Erstmals seit der Potsdamer Konferenz (Interner Link: 17. 7. - 2. 8. 1945) treffen sich die vier Siegermächte zu einer Gipfelkonferenz in Genf,an der Delegationen der BRD und der DDR als Beobachter teilnehmen. US-Präsident Eisenhower schlägt einen Abrüstungsplan mit gegenseitiger Luftinspektion vor, der britische Premier Eden einen dreigliedrigen Plan: Abschluss eines Sicherheitspakts zwischen einem nach freien Wahlen geeinten Deutschland und den vier Mächten, Rüstungsinspektionen beiderseits der Ost-West-Demarkationslinie und die Schaffung militärisch verdünnter Zonen entlang der Oder-Neiße-Linie auf der Basis des territorialen Status quo (2.Eden-Plan). Der französische Ministerpräsident Edgar Faure befürwortet, Ersparnisse bei den Rüstungsausgaben, die offen zu legen seien, teilweise unterentwickelten Ländern zur Hebung des Lebensniveaus zuzuwenden. Bulganin, Vorsitzender des Ministerrats der Sowjetunion, fordert einen gesamteuropäischen kollektiven Sicherheitspakt, dem beide deutsche Staaten bis zur Wiedervereinigung angehören sollten, sowie einen Nichtangriffsvertrag zwischen NATO/ WEU und Warschauer Pakt. Trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten können sich die vier Mächte auf die »Direktive« einigen, dass zwischen der deutschen Wiedervereinigung auf der Basis freier Wahlen und der Abrüstung und Entspannung, z. B. durch Schaffung eines gesamteuropäischen Sicherheitssystems, ein Junktim bestehe (»Konferenz des Lächelns«). Bei einer Zwischenlandung in Ost-Berlin vertritt Chruschtschow erstmals offen die »Zweistaatentheorie»: dass die Wiedervereinigung Sache der Deutschen sei und eine Annäherung zwischen der »souveränen« DDR und BRD voraussetze. Der Genfer Gipfel markiert eine Wende in der Deutschlandpolitik: 1. Die Sowjetunion geht von der Teilung Deutschlands und von der Existenz zweier »souveräner« deutscher Staaten aus (Zweistaatentheorie), während sich Stalin und seine Nachfolger die gesamtdeutsche Option offen gehalten hatten. 2. Die Westmächte beginnen sich mit dem territorialen Status quo abzufinden, den der Zweite Weltkrieg geschaffen hatte. 3. Im Zeichen der Blockbildung und des atomaren Patts erhalten globale Entspannungs- und Abrüstungsfragen den Vorrang vor der ungelösten Deutschlandproblematik, die eine Verständigung zwischen Ost und West zu behindern scheint.