Nach der Ankunft Christoph Kolumbus in Amerika im Jahr 1492 nahm der globale Handel sprunghaft zu. Neben den traditionellen Handelsstädten in Italien erlebten nun vor allem die Hafenstädte im Norden Europas einen großen Aufschwung. Vielerorts brauchten Händler zentrale Plätze für den Warenhandel, es entstanden neue Marktplätze, Messen und Börsen.
An der frischen Luft fing es an
Der Name Börse als Zusammenkunft von Händlern leitet sich angeblich von der Kaufmannsfamilie van der B(e)urse aus Brügge ab. Deren Name wiederum wird auf „beurs“ zurückgeführt, das niederländische Wort für Geldbeutel, dessen Abbildung sie auch dreifach im Wappen trug. Dies geht zurück auf lateinisch bursa, (Leder-)Säckchen. Vor dem Haus der Familie in Brügge sollen sich Kaufleute regelmäßig zur Absprache von Geschäften und zum Austausch von Nachrichten getroffen haben. Zunächst wurden solche Börsen an bestimmten Orten unter freiem Himmel abgehalten, erst später entstanden die Gebäude, als erstes das der Royal Exchange, der Interner Link: Londoner Börse, im Jahr 1554. In dieser Zeit begann auch der Handel mit Schuldscheinen (Anleihen) von Fürsten und Privatpersonen. Zunächst waren Amsterdam und Antwerpen die wichtigsten Börsenplätze. Im 18. Jahrhundert etablierte sich London als wichtigster Börsenplatz. Bis heute beheimatet London mit der London Stock Exchange und der London Metal Exchange die neben der New Yorker Wall Street (New York Stock Exchange, NASDAQ) größten und bekanntesten Börsen. Weitere wichtige Börsenplätze sind Tokio (Tokyo Stock Exchange) sowie in Schanghai (Shanghai Stock Exchange) und Shenzhen (Shenzhen Stock Exchange).
Börsenprodukte
An den Börsen werden standardisierte Produkte gehandelt, für deren Austausch bestimmte Regeln gelten. Daneben gibt es einen unregulierten außerbörslichen Handel (Over the Counter, kurz OTC). Heute wird an Börsen vieles gehandelt: Neben Aktien, Devisen und komplizierten Finanzderivaten sind dies auch handfeste Produkte wie Kaffee.
Wege zum Anlegerschutz
Zunächst gab es keine Regeln dafür, wie Aktien auf den Markt gebracht werden konnten, es war ein wilder Handel. Manch ein Emittent versprach den Anlegern das Blaue vom Himmel und der Jammer war groß, wenn sich diese Versprechungen als Bluff erwiesen. Schon damals beschäftigten sich Regierungen mit dem Thema Anlegerschutz: Bereits 1898 erließ die Regierung des deutschen Kaiserreichs strenge Vorschriften für Verkaufsankündigungen und für die Börsenzulassung. Eine Zulassungsstelle sollte nach dem Willen des Gesetzgebers nun dafür sorgen, „dass das Publikum über alle zur Beurteilung der zu emittierenden Wertpapiere notwendigen tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse so weit als möglich informiert wird„ und bei „Unvollständigkeit der Angaben„ war die „Emission nicht zuzulassen“. So steht es noch heute im Interner Link: Börsengesetz.
Börsenkrisen
Anfang des 20. Jahrhunderts erlebten viele Anleger ein Debakel: Erst verloren infolge der Interner Link: großen Inflation von 1923 viele Rentenpapiere ihren Wert. Dann brachen die US-Aktienmärkte 1929 zusammen und die folgende Interner Link: Weltwirtschaftskrise dezimierte den Börsenhandel. In Deutschland schadeten die Zwangs- und Kriegswirtschaft der Interner Link: Nationalsozialisten und die Währungszerrüttung mit einhergehender Inflation 1948 zusätzlich dem Börsenwesen.
Lange scheuten die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland den Kauf von Aktien. Dabei wollte man ihnen Volksaktien schmackhaft machen. Pate stand der damalige Wirtschaftsminister Ludwig Erhard mit seiner Privatisierungspolitik. Damit wollte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: den Verkauf von Staatsunternehmen umsetzen und eine Beteiligung der Bürger am Produktivvermögen erreichen. So verkaufte der Staat bestimmte mit Haltefristen versehene Aktienpakete bewusst an Kleinanlegende, vom Autobauer VW über den Mischkonzern Preussag bis hin zum Energiekonzern VEB.
Die Idee erlebte in den 1990er-Jahren eine Renaissance. Damals warb der Schauspieler Manfred Krug in Spots für die Volksaktie Telekom – mit der jedoch viele Anlegerinnen und Anleger Geld verloren. Aktienexperten warnten schon damals, der Begriff Volksaktie verschleiere die mit einem solchen Wertpapier grundsätzlich für den Käufer verbundenen Verlustrisiken. Laufen die Geschäfte schlecht, wird häufig die Dividende gestrichen und womöglich fällt der Aktienkurs.
Der neue Markt
In großem Ausmaß griffen Bürgerinnen und Bürger hierzulande in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre während des Booms der sogenannten Interner Link: „New Economy“ zu. Auch diesmal war das für viele Anleger ein schlechtes Geschäft. Hochgelobte Aktien wie die von EM.TV waren innerhalb kurzer Zeit fast wertlos. Aber auch wer sein Geld zum falschen Zeitpunkt in solide Konzerne anlegt, kann gehörig Geld verlieren. 2001 platzte die Blase bei den Internetunternehmen, die Deutsche Börse schloss das eigens geschaffene Segment des Neuen Marktes. Auf dem Höhepunkt der ersten Interneteuphorie Anfang des Jahrtausends gab es 2001 in Deutschland knapp 13 Millionen Aktionäre.
Nach dem Platzen der Blase am Neuen Markt und vor allem durch die Finanzkrise ab 2007 sank die Anzahl der Anlegenden deutlich auf 8,4 Millionen. Für das Börsengeschehen interessierten sich etwa so viele Bürger wie um die Jahrtausendwende. Die Anzahl der Aktionäre hat sich allerdings laut Deutschem Aktieninstitut auf (2022) 12,9 Millionen Aktionärinnen und Aktionäre erhöht, was unter anderem an der lange geringen Verzinsung anderer Sparformen, aber auch an der größeren Verbreitung neuer Online-Börsenplattformen liegt.
Vorsorge mit Aktien
In den USA, Großbritannien und Schweden halten dagegen drei- bis fünfmal so viele Bürgerinnen und Bürger Aktien. Die Deutschen trauen eher Lebensversicherungen, Banksparplänen und Tagesgeldkonten. Wer zum richtigen Zeitpunkt einsteigt und einen längeren Atem hat, kann mit Aktien aber deutlich bessere Renditen erzielen als mit Sparanlagen oder Unternehmensanleihen. Die London Business School ermittelte für Aktienanlagen seit dem Jahr 1900 eine durchschnittliche Jahresrendite von fünf Prozent, bei Anleihen waren es dagegen nur zwei Prozent. So kommt es auch, dass Anleger in Ländern mit einer ausgeprägteren Aktienkultur insgesamt weniger Geld sparen, aber höhere Renditen erzielen. Aber wahr ist auch, dass Anleger dort auch immer wieder herbe Verluste an den Aktienmärkten hinnehmen müssen. Dann platzen viele Vorsorgepläne und mancher muss arbeiten, obwohl er eigentlich längst im Rentenalter wäre. Die Bundesregierung stellte 2023 Pläne vor, für eine langfristige Absicherung der Rente in Deutschland auf den Kapitalmarkt zu setzen: Für ein „Generationenkapital“ sollen künftig zehn Milliarden Euro pro Jahr in einen Fonds fließen, der langfristig auch in Aktien investieren soll.
BörsenhandelDeutsche Börsenplätze
In Deutschland bildet das Börsengesetz von 1896 die Grundlage für den Börsenhandel. Es wird regelmäßig angepasst und enthält unter anderem Vorgaben für den Aufbau einer Börse, den Ablauf der Börsengeschäfte oder die Aufsicht. Hierzulande gibt es acht Börsen: in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Leipzig, München und Stuttgart. Mit Abstand der bedeutendste deutsche Handelsplatz ist Frankfurt am Main. An den anderen Börsen werden vor allem Unternehmenswerte aus der jeweiligen Region betreut. Außerdem haben sich einige Nebenplätze auf bestimmte Wertpapierformen spezialisiert, beispielsweise München auf Auslandsaktien, Stuttgart auf Zertifikate und Düsseldorf auf Optionsscheine.
Von der Präsenz- bis zur Computerbörse
Heute läuft das Geschäft mit Wertpapieren fast nur noch über Computer. Entsprechend sind die Präsenzbörsen weitgehend durch Computerbörsen abgelöst worden. Anlegende können fast rund um die Uhr Wertpapiere, Devisen oder sonstige Finanzprodukte kaufen oder verkaufen. Denn irgendwo auf der Welt ist aufgrund der unterschiedlichen Zeitzonen fast immer eine Börse geöffnet, ob in New York, London, Tokio, Singapur oder Frankfurt.
Das heutige Nervenzentrum der Börsen ist das Rechenzentrum. Schon dessen Lage ist streng geheim. Schließlich könnte ein Anschlag auf die Zentralcomputer gewaltige Turbulenzen an den Finanzmärkten auslösen. Weil die Computer extrem schnell Aufträge vergeben, Millionen Transaktionen je Minute, spricht man vom sogenannten Hochfrequenzhandel.
Hochfrequenzhandel
Aufträge werden entsprechend dem Zeitpunkt ihres Eingangs an der Börse bearbeitet. Deswegen lohnt sich für Marktteilnehmer der Wettkampf um Sekundenbruchteile: Sie können über Gewinne und Verluste entscheiden. Selbst die Länge der Verbindungskabel zwischen den Computern der Händler und denen der Börse spielt heute eine Rolle. Weil jede Millisekunde zählt, stehen die Computer der Hochfrequenzhändler sehr nahe von oder sogar in den Rechenzentren der Börsen. Sie beobachten automatisch das Börsengeschehen und greifen je nach programmiertem Code ein. Bisweilen versuchen die Programmierer auch ihre Konkurrenten auszutricksen, beispielsweise indem sie eine Verkaufswelle vortäuschen. Gelingt es und fällt der Preis des attackierten Wertpapiers, kauft der Angreifer. Wenn sich der Kurs kurz darauf erholt, streicht „der Computer“ den Gewinn ein.
In welchem Ausmaß die Hochfrequenzhändler solche Strategien verfolgen, ist unklar. Auch für den gewaltigen Kurzcrash am 6. Mai 2010 gab ihnen die amerikanische Börsenaufsicht United States Securities and Exchange Commission (SEC) nicht die Schuld. Zwischen 14.42 und 14.47 Uhr Ortszeit stürzte der Dow-Jones-Index an der New Yorker Börse an diesem Tag um 600 Punkte ab; insgesamt verlor er gegenüber dem Vortag fast 1.000 Punkte. Die Aktienkurse einiger Konzerne spielten verrückt. Innerhalb von 20 Minuten war die Verkaufswelle vorbei und der Kurs erholte sich weitgehend. Abstürze gehören zum Börsengeschehen, doch dieser war rätselhaft, weil es keinen Anlass zu geben schien. Monatelang suchten die Spezialisten der SEC, dann veröffentlichten sie einen Bericht: Wahrscheinlich hatte ein falscher Handel die Kaskade ausgelöst – und die Hochfrequenzhändler hatten ihn enorm verstärkt. Aufgrund der rasanten Geschwindigkeit können solche Prozesse, die zwischen Computern ablaufen, kaum mehr gestoppt werden, bevor sie gewaltigen Schaden anrichten. 2022 kam es an den europäischen Aktienmärkten zu einem Flash Crash, in wenigen Minuten schrumpfte die Marktkapitalisierung um bis zu 300 Milliarden Euro Ausgelöst worden war der Flash Crash durch einen Fehler bei der US-Bank Citigroup..
Nach Schätzungen des Wall Street Journals werden etwa 85 Prozent aller Transaktionen von Computern ausgelöst. Unter den Betreibern sind große Banken wie Goldman Sachs oder unabhängige Anbieter wie die US-Firma GETCO. Der Nutzen des schnellen Handels ist umstritten.
Kassa- und Terminbörsen
Man unterscheidet Börsen nach der Art der Geschäfte: An den Interner Link: Kassabörsen werden Leistung und Gegenleistung nahezu zeitgleich ausgetauscht. Dagegen nutzen Leute, die nicht sofort, sondern erst für einen späteren Termin ein Geschäft abschließen wollen, die so genannte Interner Link: Terminbörse: Sie erwerben zum Zeitpunkt des Geschäfts noch keine Waren oder Wertpapiere, sondern nur eine Option, diese zu einem bestimmten Preis (= Kurs) zu einem bestimmten Termin zu erwerben. Durch solche Geschäfte kann sich ein Unternehmen über definierte Zeiträume gegen große Kursschwankungen absichern, beispielsweise beim Kauf oder Verkauf von Rohstoffen (Sicherungs- oder Hedgegeschäft). Spekulanten nutzen denselben Mechanismus hingegen regelmäßig z.B. im Interner Link: Devisenhandel, um mit wenig Kapitaleinsatz viel Geld zu gewinnen.
Der Börsengang
Wer eine Aktie kauft, erwirbt einen kleinen Anteil einer Firma. Bevor ein Unternehmen Anteile über die Börse verkauft, wird gerechnet: Wie viel ist das Unternehmen und folglich ein Stückchen davon wert? Daraus ergibt sich der Ausgabekurs (Emissionskurs). Ein Unternehmen kann wie der Musikstreamingdienstleister Spotify 2018 seine Interner Link: Aktien selbst verkaufen (Direktplatzierung). Im Normalfall werden Unternehmen bislang von Banken, oftmals von einem Zusammenschluss von Banken, an die Börse gebracht. Sie setzen einige Zeit vorher eine Spanne für den Verkaufspreis fest. Während einer festgelegten Frist können Kaufinteressenten dann ihre Order abgeben. Zum Schluss entscheiden die Banken, zu welchem Preis die Aktie verkauft wird. Gibt es zu wenig Kaufinteresse, fällt der Börsengang auch schon einmal ganz aus. Wenn mehr Kaufwünsche da sind als Aktien, gilt eine Aktie als überzeichnet. Gewöhnlich wird die Zuteilung der Aktie dann rationiert.
Regelmäßig geben börsennotierte Unternehmen im Lauf der Zeit weitere Aktien aus, um sich Kapital zu beschaffen – die sogenannte Kapitalerhöhung. Weil der Gesamtgewinn des Unternehmens jetzt auf mehr Aktien verteilt wird, sinkt die Dividende – also der Gewinnanteil je Aktie, weswegen man von einer „Verwässerung der Aktie“ spricht. Umgekehrtes gilt für den Fall, dass eine Firma die Aktien des eigenen Unternehmens zurückkauft: Dann steigt der Wert der übrigen Aktien. Am laufenden Handel ihrer Aktien verdienen die jeweiligen Unternehmen selbst nichts.
AktienhandelNachkriegszeit
In der Interner Link: Nachkriegszeit sank in Deutschland die Anzahl der börsennotierten Aktiengesellschaften kontinuierlich. Erst in den zurückliegenden drei Jahrzehnten hat sich der Kreis der Börsenwerte wieder vergrößert. Zugleich ist der Umsatz des Interner Link: Aktienhandels rapide gestiegen: 1980 wechselte eine Aktie durchschnittlich alle zehn Jahre ihren Besitzer, im Jahr 2017 bereits alle achteinhalb Monate. Dass das Auf und Ab der Kurse, die sogenannte Volatilität, parallel dazu deutlich zugenommen haben, ist ebenso Folge wie Ursache von solch relativ kurzfristigen Investitionen. Die Volatilität eröffnet für Investoren größere Gewinnchancen als kontinuierliche Kursentwicklungen, allerdings birgt sie auch größere Risiken.
Stimmungsbarometer für das Börsengeschehen
Anleger können sich heutzutage über das Börsengeschehen rasch anhand spezieller Kennzahlen informieren, der sogenannten Indizes. Sie messen die durchschnittliche Wertentwicklung vieler, manchmal sogar mehrerer Tausend Aktien. Zum Beispiel zeigt der Interner Link: Deutsche Aktienindex (DAX) an, wie sich die Aktien von 40 der größten und umsatzstärksten deutschen Unternehmen und Finanzdienstleistern entwickeln. Den DAX konzipierten die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Wertpapierbörsen, die Frankfurter Wertpapierbörse und die Börsen-Zeitung. Eingeführt wurde er am 1. Juli 1988. Als Basiszeitpunkt wählte man den 31. Dezember 1987 und der Wert des DAX wurde für diesen Zeitpunkt auf 1.000 Punkte festgesetzt. Der DAX ist ein sogenannter Performance-Index, weil er neben Kursveränderungen auch weitere Erträge der beteiligten Aktien berücksichtigt, beispielsweise Dividenden. Dieses Börsenbarometer drückt folglich den absoluten Wert einer Geldanlage in Höhe von 1.000 Euro aus, wenn man annimmt, dass das Geld zum Basiszeitpunkt Ende 1987 in den DAX investiert wurde. Ein Indexstand von 10.000 bedeutet folglich, dass sich der Wert seitdem verzehnfacht hat.
Der Deutsche Aktienindex
Der Index stellt einen breiten Querschnitt der Branchen in Deutschland dar, enthalten sind die Werte von Chemie- und Pharmafirmen wie BASF, Bayer, Merck, von Autobauern wie BMW, Mercedes-Benz, Porsche (seit 2022) und VW, von Hightechunternehmen wie Infineon und SAP und Industriekonzernen wie Siemens mit seinen Sparten Siemens Energy und Siemens Healthineers, von Energieversorgern wie E.ON und RWE, von Kommunikations- und Logistikunternehmen wie Deutsche Telekom, Deutsche Post, Medizintechnikunternehmen wie Fresenius und Sartorius oder großen Finanzdienstleistern wie Allianz, Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft, Deutsche Börse, Deutsche Bank.
Der DAX-Wert wird aus den Kursen des elektronischen Handelssystems Xetra der Deutschen Börse abgeleitet. Dabei werden die einzelnen Aktienwerte entsprechend ihrem Anteil an der Kapitalisierung der DAX-Werte gewichtet – allerdings wird der Gewichtsanteil einzelner Aktien im DAX auf höchstens zehn Prozent begrenzt. Der DAX tritt in mehreren Varianten auf: Als Performance-Index, der die Wiederanlage aller Dividenden- und Bonuszahlungen unterstellt und während der Börsenzeit im Sekundentakt neu berechnet wird. Sowie als Kursindex, der die reine Kursentwicklung abbildet und nur einmal täglich berechnet wird.
Deutscher AktienindexWelche Voraussetzungen muss ein Unternehmen erfüllen?
DAX-Unternehmen müssen einen Unternehmenssitz in Deutschland haben. Aktiengesellschaften aus der übrigen EU kommen ebenfalls für das Börsenbarometer infrage, wenn ihre Aktie schwerpunktmäßig an deutschen Börsen gehandelt wird. Mindestens zehn Prozent der Aktien eines DAX-Unternehmens müssen sich in Streubesitz befinden und somit entsprechend an der Börse frei gehandelt werden können. Man spricht vom sogenannten „Freefloat“. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, entscheiden letztlich die beiden Kriterien Börsenumsatz und Marktkapitalisierung (Anzahl der ausgegebenen Aktien multipliziert mit dem aktuellen Börsenkurs) darüber, welche 40 Unternehmen in den DAX aufgenommen werden.
Jeweils im September wird die Zusammensetzung des DAX überprüft. Dann schaut man, in welchem Umfang die Aktien während des zurückliegenden Jahres an der Frankfurter Börse gehandelt wurden und wie hoch der Kurswert des Streubesitzanteils, gemessen am Durchschnitt der vergangenen 20 Handelstage, war. Kommt es wegen Insolvenzen, Fusionen oder sonstigen Ereignissen zu größeren Veränderungen, kann der DAX auch innerhalb kurzer Zeit angepasst werden.
An der Interner Link: New Yorker Börse werden die Aktien von klassischen Unternehmen und die der wichtigsten Wachstumsbranchen in getrennten Indizes notiert. Der Interner Link: Dow-Jones-Index – benannt nach den beiden Wirtschaftsjournalisten Charles H. Dow und Edward D. Jones – einer der ältesten Indizes überhaupt, umfasst ausgewählte Industrie-, Transport- und Versorgungsunternehmen. Hersteller von Computerchips, Software, Laptops, erneuerbare Energien und Biotechnologie werden im NASDAQ (National Association of Securities Dealers Automated Quotations; eine rein elektronisch ablaufende Börse) zusammengefasst. Über diese Beispiele hinaus gibt es heute Hunderte solcher Indizes für spezielle Branchen, Regionen oder Wachstumswerte.
Was leisten Aktienindizes wirklich?
In den Medien ist häufig von Börsenrekorden und Allzeithochs bei Aktienmärkten die Rede. So war es auch im Jahr 2023, als der DAX am 19. Mai mit 16.293,7 Punkten einen neuen Höchststand erreichte. Wer breit gestreut Aktien über lange Zeiträume hält, macht jedoch häufig Gewinn. Laut Ökonomen haben Aktien über mehr als hundert Jahre ein Mehrfaches der deutschen Lieblingsanlagen wie Lebensversicherungen abgeworfen, sie waren nur etwas unsicherer. Nüchterner sieht die Entwicklung an den Aktienmärkten jedoch aus, wenn man die Inflationsrate berücksichtigt, wie es der US-Ökonom Robert Shiller macht. Er hat dafür einen eigenen Index entwickelt, bei dem nicht die nominale, sondern die reale Wertentwicklung berücksichtigt wird, also die Inflationsrate abgezogen wird. Nach Shillers Kalkulation haben beispielsweise Anleger, die Anfang 2000 in den S&P 500 (ein von der Ratingagentur Standard & Poor’s begründeter, einflussreicher Aktienindex) investierten, bis Anfang 2013 überhaupt keinen Gewinn gemacht.