Nur sechs Jahre nach dem Ende von Bretton Woods einigten sich die Europäer wieder auf feste Wechselkurse untereinander und schufen zum 1. Januar 1979 das Europäische Währungssystem (EWS). Später beschlossen sie sogar die Einführung einer gemeinsamen Währung, aus gutem Grund: Eine Einheitswährung erleichtert das wirtschaftliche Handeln enorm. Niemand braucht mehr umständlich Währungen an der Grenze zu tauschen, der wirtschaftliche Handel wird gefördert und das wiederum kann Arbeitsplätze schaffen. Außerdem stärkte die gemeinsame Währung das Gewicht Europas in der Welt gegenüber großen Mächten wie den USA oder China.
Monetaristen und Ökonomisten
Allerdings gab es Streit über den richtigen Weg zur Währungsunion. Als "Monetaristen" bezeichnete man diejenigen, die davon ausgingen, dass eine Währungsunion zu einer engeren politischen Union und zu wirtschaftlichen Reformen in schwächeren Mitgliedsländern führen werde. Vor allem Frankreich vertrat diese Auffassung und setzte sich dafür ein, zunächst die Institutionen dafür zu schaffen. Als "Ökonomisten" bezeichnete man dagegen die Verfechterinnen und Verfechter der Geldwertstabilität, die es für notwendig erachteten, zunächst wirtschaftliche Ungleichgewichte abzubauen. Erst dann, gewissermaßen als "Krönung" dieses Prozesses, sei eine gemeinsame Währung einzuführen. Diese Position vertraten vor allem Interner Link: Bundesbank und Finanzministerium in Deutschland.
Aus heutiger SichtMonetaristen und Ökonomisten
Rückblickend betrachtet, wäre es wahrscheinlich gut gewesen, man hätte die politische Zusammenarbeit in der Europäischen Währungsunion bereits vor der Einführung einer Gemeinschaftswährung vertieft. In der Finanzkrise ist der Euro nämlich mächtig unter Druck geraten, und zwischenzeitlich bestand sogar die Gefahr, dass die Währungsunion auseinander fallen könnte. Es wäre historisch betrachtet auch nichts Neues. Denn Währungsgemeinschaften ohne gleichzeitige Staatenbildung sind im Lauf der Geschichte regelmäßig gescheitert.
Für ein Gelingen der Interner Link: Europäischen Währungsunion sprachen zur Zeit der Vorbereitung die positiven Erfahrungen: In der Zeit von 1983 bis 1991 hatte sich das Europäische Währungssystem als ziemlich stabil erwiesen. Im Juni 1989 legte eine Kommission einen Dreistufenplan vor, um eine europäische Wirtschafts- und Währungsunion zu schaffen. Im gleichen Jahr fiel die Mauer: Die Trennung von Ost und West als Folge des Zweiten Weltkriegs, der Europa in Schutt und Asche gelegt und Millionen Menschen das Leben gekostet hatte, war überwunden. Jetzt kam es auch zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Teile, der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Die Wiedervereinigung löste nicht nur Jubel aus, sondern weckte auch Ängste. Vor allem Frankreich sah jetzt in einer gemeinsamen Währung ein wirkungsvolles Instrument, um Deutschland dauerhaft in das europäische Projekt einzubinden und gleichzeitig die bisherige Dominanz der Bundesbank zu beseitigen, Interner Link: deren Geldpolitik eine maßgebliche Rolle für die europäischen Nachbarn spielte. Das Projekt wurde von vielen Seiten forciert.
Der Vertrag von Maastricht
Am 7. Februar 1992 unterschrieben die Außen- und Finanzminister der damals zwölf Mitgliedsländer der Europäischen Gemeinschaft in Maastricht den Vertrag über die Europäische Union. Der Vertrag war das umfassendste Reformwerk der Gemeinschaft seit ihrer Gründung im Jahr 1957. Die Währungsunion sollte auf einer unabhängigen Zentralbank beruhen. Vorgesehen war ein System von ordnungspolitischen Regeln für die beteiligten Einzelstaaten.
Die erste Krise Bald zogen Gewitterwolken über dem europäischen Währungshimmel auf: Ein gutes halbes Jahr nach der Verabschiedung des Vertrags von Maastricht geriet das bisherige Europäische Währungssystem in eine schwere Krise, angeheizt durch Spekulanten. Im Herbst 1992 wettete der US-amerikanische Investor George Soros mit seinem Hedgefonds auf eine Abwertung des britischen Pfund und der italienischen Lira, andere Spekulanten folgten ihm – sie mobilisierten Milliardensummen gegen die Staaten. Die Notenbanker bei der Bank of England und der Banca d’Italia setzten fast ihre gesamten Devisenreserven an US-Dollar und D-Mark ein, um ihre eigenen Währungen zu stützen, und erhielten dabei auch noch Unterstützung von ihren europäischen Partnern. Alles jedoch vergeblich – beide Länder mussten aus dem für sie wirtschaftlich vorteilhaften Europäischen Währungssystem wieder aussteigen. Andere beteiligte Länder wie Irland, Portugal und Spanien werteten ihre Währungen massiv ab. Nur Deutschland und die Niederlande überstanden die europäische Währungskrise der Jahre 1992/93 ohne große Anstrengung. Manch einer versprach sich von der Schaffung des gemeinsamen Euro eine höhere Widerstandskraft gegen solche Attacken der Finanzmärkte auf Staaten.
Strenge Vorgaben für den Euro
Bevor der Interner Link: Maastricht-Vertrag in Kraft treten konnte, gab es jedoch einige Hürden zu überwinden. Dänemark stimmte bei einer Volksbefragung erst im zweiten Anlauf zu, nachdem das Land Sonderrechte erhalten hatte. Frankreich votierte bei einer Abstimmung nur knapp dafür. In Deutschland wurde das Volk gar nicht erst befragt. Allerdings klagten einige Bürgerinnen und Bürger gegen die Einführung des Euro. Erst nachdem das Bundesverfassungsgericht grünes Licht gegeben hatte, konnte der Vertrag am 1. November 1993 in Kraft treten. Der Weg zum Interner Link: Euro war geebnet.
Wie von Deutschland gewünscht, gab es strenge Kriterien: Ein Ticket für die Währungsunion erhielten nur Staaten, deren alte und neue Verschuldung bestimmte Grenzen nicht überschritt: Die Staatsverschuldung dürfe nicht mehr als 60 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt betragen (Schuldenstandskriterium) und das Haushaltsdefizit maximal drei Prozent (Defizitkriterium). So sollte verhindert werden, dass wirtschaftlich schwächere Länder ihr Wachstum ankurbelten, indem sie höhere Schulden aufnahmen.
Zu diesen fiskalischen Kriterien, bei denen der Staat das Staatsvermögen verwaltet, kamen auch monetäre Vorgaben für die Höhe der Inflationsrate und der langfristigen Zinssätze sowie für die Wechselkursstabilität. Diese Konvergenzkriterien galten auch nach der Einführung des Euro als Stabilitätskriterien fort und wurden im Stabilitäts- und Wachstumspakt festgeschrieben. Dagegen verstießen als erstes ausgerechnet Frankreich und Deutschland, das in Währungsfragen als "Zuchtmeister Europas" verschriene Land. Einen blauen Brief, eine Verwarnung, verschickte Brüssel entgegen der Statuten jedoch nicht an das mächtige Berlin. Insbesondere nach der Finanzkrise 2007/08, aber auch während der Coronapandemie nach 2020 verstießen zahlreiche Länder gegen die fiskalischen Stabilitätskriterien. Dafür gab es gute Gründe: Die Länder wendeten hohe Summen auf für die Rettung von angeschlagenen Banken und zur Wiederbelebung der Konjunktur und verhinderten damit eine Verschlimmerung der Wirtschaftskrise. Die EU-Kommission hat deshalb zwar verschiedene Vertragsverletzungsverfahren ("Defiziterfahren") eröffnet, aber von möglichen Sanktionen gegen Länder abgesehen.
Stabile Währung
Der Euro erwies sich trotz vieler Unkenrufe (pessimistische Äußerungen), gerade von Anhängerinnen und Anhängern der D-Mark, und trotz der immensen Herausforderungen im Gefolge der Finanzkrise bisher als eine stabile Währung. Wer Inflationsgefahren oder einen Kursverfall gegenüber anderen Währungen beschworen hatte, sah sich eines Besseren belehrt. So lag seit Einführung des Euro die Inflationsrate in Deutschland bis 2022 im Durchschnitt niedriger als zu D-Mark-Zeiten. Auch gegenüber dem US-Dollar als der wichtigsten internationalen Währung konnte sich der Euro behaupten und stieg zu einer Leitwährung auf.
Auf- und AbwertungZukunftssorgen um den Euro
Trotzdem ist die Zukunft der Gemeinschaftswährung gefährdet: Vor dem Start des Euro konnten Ungleichgewichte in der Leistungsbilanz zwischen EU-Mitgliedsländern durch Auf- und Abwertung der jeweiligen nationalen Währungen ausgeglichen werden. Weil es in der Eurozone nur noch eine Währung gibt, kann die Anpassung ausschließlich durch eine interne Abwertung erfolgen. Darunter verstehen Ökonominnen und Ökonomen eine Senkung der Preise und Löhne, um die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft zu verbessern. Das birgt eine große soziale Sprengkraft. Eine Alternative wäre ein umfassenderer finanzieller Ausgleich zwischen wirtschaftlich stärkeren und schwächeren Ländern innerhalb der Eurozone. Aber gegen solche Transfers gibt es erhebliche politische Widerstände.