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Das Ende von Bretton Woods und flexible Wechselkurse

Caspar Dohmen

/ 3 Minuten zu lesen

Mit dem Bretton-Woods-System endete 1971 auch die Verbindung zwischen Geld und Edelmetallen: US-Dollar, Euro, Yen und alle anderen offiziellen Währungen sind heute reine Papierwährungen und losgelöst vom Gold.

Alles eine Frage von Angebot und Nachfrage: Beides bestimmt bei flexiblen Wechselkursen den Preis einer Währung. (© picture-alliance, Klaus Ohlenschläger)

Am 15. August 1971 gaben die USA ihre Umtauschpflicht von US-Dollar in Gold auf. Die USA werteten damals den US-Dollar ab, Länder wie Deutschland und die Niederlande werteten dagegen die eigene Währung auf. Nach mehreren vergeblichen Versuchen der Regierungen, stabile Wechselkurse auf einem neuen Niveau zu vereinbaren und zu halten, war das System von Bretton Woods 1973 endgültig Geschichte. Die Welt kehrte nach knapp dreißig Jahren zu flexiblen Wechselkursen zurück, weil die großen Staaten zunehmend weniger bereit waren, die nationalen Wirtschaftspolitiken miteinander abzustimmen. Ihnen war der innenpolitische Spielraum wichtiger.

1978 passten die Staaten die Statuten des IWF entsprechend an. Seitdem können Mitgliedstaaten sich aus der ganzen Bandbreite zwischen festen und flexiblen Wechselkursen für ein Währungsregime entscheiden: Für die meisten wichtigsten Währungen wie den US-Dollar, den Euro, den japanischen Yen und das britische Pfund Sterling bilden sich die Kurse heute am Markt, weil sich die Länder oder im Fall des Euro eine Ländergruppe für einen flexiblen Wechselkurs entschieden haben. Hier intervenieren die Notenbanken nur selten.

Orientierung an Fremdwährungen

Andere Regierungen entschieden sich dagegen für die Übernahme einer fremden Währung im eigenen Land oder für die feste Bindung der lokalen Währung an eine Fremdwährung wie den US-Dollar oder gar an einen Korb von Währungen. Das macht beispielsweise China mit seiner Währung Renminbi. Dessen Wechselkurs zum Dollar beruht auf einem Währungskorb mit 24 Devisen, von denen der Dollar und Euro das größte Gewicht haben. Daneben gibt es noch die Möglichkeit eines festen, aber anpassungsfähigen Währungssystems. Hier können die Notenbanken intervenieren, um den gewünschten Kurs zu halten – sie müssen es aber nicht.

Holpriger Übergang

Der Übergang zu flexiblen Wechselkursen verlief zunächst ziemlich chaotisch. Die Kurse der meisten wichtigen Währungen bilden sich seitdem am Interner Link: Devisenmarkt, bestimmt durch Angebot und Nachfrage. Mit der Zeit fielen auch die meisten Beschränkungen für den freien Kapitalverkehr wie Devisenverkehrskontrollen. Es gab allerdings auch gehörigen Druck auf Staaten, einen freien Kapitalverkehr zuzulassen. Darauf drängte zum Beispiel regelmäßig der Internationale Währungsfonds (IWF). Die Zusage von Hilfsleistungen knüpfte er oft an die Bedingung, dass Regierungen ihre Währungen konvertibel machen (d. h. sie ohne Einschränkungen in andere Währungen umtauschen zu können) und ihr Land für den internationalen Kapitalverkehr öffnen sollten. Die Herausbildung unserer heutigen Finanzmärkte war also beileibe kein Naturgesetz, sondern Folge politischen Handelns.

Heute flimmern in den Handelsräumen der Banken auf den Monitoren die Wechselkurse der Währungen, die sich im Sekundentakt verändern können. Täglich werden an den Devisenmärkten Transaktionen im Wert von mehr als sechs Billionen US-Dollar getätigt. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt, also der Gesamtwert aller erwirtschafteten Waren und Dienstleistungen, betrug für das gesamte Jahr 2022 weltweit nur 100 Billionen US-Dollar.

Leitwährung

Im Lauf der Geschichte hat es immer wieder Währungen gegeben, mit denen Wirtschaftende besonders häufig Geschäfte tätigen. Man bezeichnet sie als Interner Link: Leitwährung, weil sich andere nationale Interner Link: Zentralbanken anderer Währungsräume an ihr bei währungs- und geldpolitischen Maßnahmen orientieren.

Anfang des 20. Jahrhunderts war das britische Pfund die wichtigste Leitwährung, seit dem Ende des Interner Link: Zweiten Weltkriegs ist es der US-Dollar. Auf Rohstoffmärkten werden die Preise häufig noch heute in US-Dollar ermittelt, etwa für Gold oder Erdöl. Vor allem die Tatsache, dass Erdöl hauptsächlich in US-Dollar gehandelt wird, stärkt die Nachfrage nach der US-amerikanischen Währung weltweit. Auch die meisten Transaktionen auf dem Finanzmarkt werden in US-Dollar getätigt.

Der US-Dollar ist neben dem Euro, dem britischem Pfund und dem japanischen Yen auch die mit Abstand wichtigste Interner Link: Reservewährung von Staaten, also die Währung, in denen die Staaten ihre Währungsreserven halten. Eine zentrale Rolle könnte künftig auch Chinas Währung spielen, wenn sie frei und damit konvertierbar an den Devisenmärkten handelbar wäre – aktuell ist dies nicht der Fall. Käme es so weit, dann würde der chinesische Staat allerdings die Kontrollen über den Wert des Renminbi aus der Hand geben und könnte die Kapitalströme ins Land und auswärts nicht mehr steuern.

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Caspar Dohmen ist Wirtschaftsjournalist. Nach seinem Studium der Volkswirtschaft und Politik arbeitete er als Redakteur für den Wiesbadener Kurier, das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung. Heute schreibt er als freier Wirtschaftsjournalist für die SZ, verfasst Hintergrundberichte für den Deutschlandfunk und die ARD-Sender und arbeitet als Buchautor und Dozent u.a. an den Universitäten Witten-Herdecke und Siegen.