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Frühe Währungssysteme bis zum Goldstandard

Caspar Dohmen

/ 3 Minuten zu lesen

Im 19. Jahrhundert wurde der Geldwert an das Goldgewicht gekoppelt. Währungen hielten sich recht stabil, bis infolge des Ersten Weltkriegs Goldmünzen eingezogen und mehr Papiergeld ausgegeben wurde.

Goldmünzen sind beliebt, um Geld anzulegen. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen Anlagemünzen und Sammlerstücken. Letztere können mitunter deutlich teurer sein. (© picture-alliance, imageBROKER | Heinz Kühbauch)

Das Privileg über das Geld zu bestimmen hatten die Herrschenden, sie konnten es aber auch übertragen. Das geschah beispielsweise, wenn der Herrscher einer Stadt Markt- und Münzrecht verlieh. So entstanden beispielsweise in vielen Hoheitsgebieten Europas ab dem Mittelalter unterschiedliche Interner Link: Währungen.

Zeitweise existierten tausende Währungen parallel. Weil alle frühen Währungssysteme auf den Edelmetallgehalt Bezug nahmen, war das Wechseln grundsätzlich kein Problem: beispielsweise vom Reichstaler in den Silberfranken oder den Gulden. Entscheidend beim Tausch waren Gewicht und Reinheit der Münzen, Aussehen und Prägung spielten dagegen keine Rolle.

Bei der Entwicklung der modernen Interner Link: Nationalstaaten in Europa ging die Währungshoheit vom König und Kaiser über auf Parlament und Regierung. Seither bestimmen sie, welche Regeln für legale Geldgeschäfte gelten. Der grenzüberschreitende Handel nahm immer mehr zu und so legten die Herrscher der bedeutendsten europäischen Länder im 19. Jahrhundert den Wert des Geldes anhand einer gemeinsamen Bezugsgröße neu fest. Man beschloss den Geldwert über das Goldgewicht zu definieren – und koppelte ihn damit an das Edelmetall.

England geht voran bei Goldwährung

England entschied sich nach den Interner Link: Napoleonischen Kriegen 1844 als erstes Land für die Interner Link: Goldwährung. Die Externer Link: Bank of England durfte neue Banknoten nur noch bei einem entsprechenden Ankauf von Gold ausgeben. Den gleichen Weg schlugen nach 1870 die meisten anderen europäischen Länder ein. Deutschland führte nach dem Interner Link: Krieg mit Frankreich 1873 die Goldwährung ein. Die Goldwährungen hatten untereinander einen festen Umtauschkurs wie das britische Pfund, die Goldmark oder der französische Franc.

Wenn der Kurs einer Währung über einen bestimmten Preis stieg, lohnte es sich, Gold in Form von Münzen statt Geld zu liefern. Unterschritt der Interner Link: Devisenkurs einer Währung einen bestimmten Kurs, konnte der Gläubiger statt Bankschecks eine Bezahlung in Gold verlangen. Wegen der Pflicht zum Zahlungsbilanzausgleich in Gold waren die Währungen zur Zeit des Goldstandards recht stabil.

Konflikte vorprogrammiert

Das System hatte eine Achillesferse, einen besonders verwundbaren Punkt: die begrenzte Goldmenge. Das musste zu einem Konflikt führen, wenn ein Land wegen einer Krisensituation plötzlich wesentlich mehr Geld brauchte, als es aufgrund seiner Goldreserven prägen konnte. Mit dieser Situation waren einige Regierungen infolge des Interner Link: Ersten Weltkriegs konfrontiert. Sie zogen die Goldmünzen ein und gaben dafür Papiergeld ohne Golddeckung aus. Besonders viel Papiergeld druckte damals das Interner Link: Deutsche Reich, was später entscheidend zur Interner Link: Hyperinflation beitrug: Die Menge der im Umlauf befindlichen Reichsbanknoten stieg in den vier Kriegsjahren von knapp drei auf 22 Milliarden Reichsmark.

Währungsblöcke

Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden mehrere voneinander getrennte Währungsblöcke: Das britische Interner Link: Commonwealth – ohne Kanada – bildete mit den skandinavischen Ländern den Block des Pfund Sterling (heute auch "britisches Pfund"). Der US-Dollar beherrschte Nord- und Südamerika. Frankreich, Italien, die Schweiz, Belgien, die Niederlande und Luxemburg bildeten den Goldblock. Parallel zur währungspolitischen Aufsplitterung und durch sie auch wesentlich mitverursacht – kam es zu einer beschleunigten Teilung der Weltwirtschaft in verschiedene Wirtschaftsräume.

Drastische Folgen hatte die Interner Link: Weltwirtschaftskrise ab 1929. Die Industrieproduktion sank dramatisch, die Anzahl der Arbeitslosen stieg an. Anfang der 1930er-Jahre konkurrierten Nationen in großem Ausmaß mit unfairen Methoden um Absatzmärkte für ihre Produkte. Es kam zu Interner Link: protektionistischen Maßnahmen wie Zöllen oder Vorschriften für Importgüter und vor allem zu Abwertungswettläufen. Sprich: Die Länder unterboten sich bei der Abwertung ihrer eigenen Währung, um den Export heimischer Waren anzukurbeln. Was zur Förderung der eigenen Unternehmen gedacht war, scheiterte, weil sich alle gleich unfair verhielten. Zwangsläufig kam es zu einer Abwärtsspirale – sie begünstigte auch das Aufkommen des Interner Link: Nationalsozialismus in Deutschland und trug mit zur Katastrophe des Interner Link: Zweiten Weltkrieges bei.

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Caspar Dohmen ist Wirtschaftsjournalist. Nach seinem Studium der Volkswirtschaft und Politik arbeitete er als Redakteur für den Wiesbadener Kurier, das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung. Heute schreibt er als freier Wirtschaftsjournalist für die SZ, verfasst Hintergrundberichte für den Deutschlandfunk und die ARD-Sender und arbeitet als Buchautor und Dozent u.a. an den Universitäten Witten-Herdecke und Siegen.