Inflation
Je nach Geschwindigkeit der Geldentwertung spricht man von einer schleichenden, trabenden oder galoppierenden
Diese massive
Im Jahr 2021 kehrte eine höhere
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Die Zentralbanken sind dafür zuständig, den Wert des Geldes stabil zu halten. Steigt die Geldmenge schneller als der Zuwachs realer wirtschaftlicher Werte, kann es zu einer Inflation kommen.
Je nach Geschwindigkeit der Geldentwertung spricht man von einer schleichenden, trabenden oder galoppierenden
Diese massive
Im Jahr 2021 kehrte eine höhere
Die
Auf den ersten Blick könnten Verbraucherinnen und Verbraucher eine Deflation für eine erfreuliche Entwicklung halten. Schließlich steigt dann der Wert ihres Geldes und sie können entsprechend mehr Waren einkaufen. Es gibt aber auch einige gewaltige Nachteile: Viele Leute halten in solchen Zeiten ihr Geld zusammen, weil sie auf eine anhaltende Deflation setzen, die ihre Kaufkraft noch weiter steigert. Das bremst die Wirtschaftsentwicklung und setzt häufig eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang. Außerdem bedeuten sinkende Preise aus Sicht einer Unternehmerin gewöhnlich schmalere Gewinnmargen. Entsprechend weniger investieren sie in neue Maschinen und Arbeitsplätze, was ebenfalls die Wirtschaftsaktivitäten verlangsamt oder sogar stoppt.
In unserer kapitalistisch organisierten Wirtschaft gibt es mit dem technischen Fortschritt einen zentralen Mechanismus, der Deflation fördert. Das bemerkt der Konsument heutzutage regelmäßig, wenn er beispielsweise elektronische Produkte wie Computer, Smartphones oder Fotoapparate kauft. Zwischen 1981 und 2007 stieg die Rechenleistung eines typischen PCs um den Faktor 74 – parallel sank der Preis etwa um zehn Prozent, schreibt Olivier Blanchard in seinem Buch „Macroeconomics“.
Historisch lassen sich lange Phasen der Deflation feststellen. So gingen in den USA und Europa die Preise von 1880 bis 1896 um mehr als ein Fünftel zurück. Aber auch in jüngerer Zeit kam es zu deflationären Entwicklungen: In Japan sanken die Preise in den Neunzigerjahren. In der Eurozone hatte sich das allgemeine Preisniveau von 2014 bis 2016 der Nulllinie angenähert.
Die Entwicklung der Preise sorgt häufig für Gesprächsstoff, vor allem, weil die offiziellen Zahlen und der persönliche Eindruck oft voneinander abweichen. Viele Leute hatten beispielsweise nach der Einführung des Euro den Eindruck, dass die Preise stärker stiegen, als die offizielle Inflationsrate es widerspiegelte. Natürlich gab es keine politisch gesteuerte Vertuschung zur Unterdrückung der Inflationsängste, wie es manch einer vermutete. Die Diskrepanz zwischen gefühlter und ausgewiesener Inflation lässt sich erklären. Zuständig für die Berechnung der Inflation ist das Statistische Bundesamt. Allerdings schauen sich die Prüferinnen nicht die Preisentwicklung aller Produkte an, sondern nur einige ausgewählte Warenkörbe, in denen sie das berücksichtigen, was unterschiedlich strukturierte Privathaushalte gewöhnlich verbrauchen. Dazu zählen etwa Brot und Milch oder Strom, Handy und der Haarschnitt. Die Waren und Dienstleistungen werden gewichtet. Was Leute oft benötigen, geht stärker in die Berechnung ein. Daraus errechnen die Statistiker den Verbraucherpreisindex für Deutschland (früher Preisindex für die allgemeine Lebenshaltung aller Haushalte).
Otto Normalverbraucherinnen fallen Preisänderungen bei Gütern des täglichen Bedarfs wie Obst, Gemüse und Milch eher auf als die von Waren, die seltener gekauft werden. Steigen die Preise einige Wochen in Folge, dann gehen viele Verbraucher bereits davon aus, dass die Inflation insgesamt zunimmt. Dagegen beobachten sie die Preise von langlebigen Konsumgütern wie Autos, Waschmaschinen oder Fernsehern weniger intensiv. Doch gerade elektronische Geräte werden seit Jahren billiger. Zudem haben diese Güter einen relativ hohen Anteil am Warenkorb, beispielsweise die nach der Coronapandemie stark gestiegenen Autokosten 3,5 Prozent. Am stärksten berücksichtigt ist allerdings die Wohnungsmiete mit etwa einem Fünftel des Warenkorbs.
Die Statistiker entwickeln ihren Warenkorb ständig weiter. Dafür können sie auf die Aufzeichnungen von bundesweit rund 2.000 Haushalten zurückgreifen, die stetig über ihre Ausgaben Buch führen. Außerdem werten sie Daten der alle fünf Jahre bei 60.000 Haushalten stattfindenden Haushalts- und Verbrauchsstichprobe aus. Anhand dieser Erkenntnisse sortieren sie neue Produkte oder Dienstleistungen in den Warenkorb, streichen andere oder verändern die Gewichtung. Ausgerüstet mit diesem fiktiven Warenkorb, schauen sich dann jeden Monat 700 Testpersonen in den Läden, Tankstellen und Restaurants der Republik um. Sie erfassen jedes Mal, wie sich die Preise einzelner festgelegter Produkte gegenüber dem Vormonat verändert haben. Innerhalb der Eurozone wird ein „harmonisierter Verbraucherpreisindex“ verwendet, um die gemeinsame, länderübergreifende Inflationsrate zu berechnen.
Ökonominnen messen inzwischen auch die gefühlte Inflation bei Bürgern, um dem Unterschied zwischen der subjektiven Inflationswahrnehmung und der statistisch ermittelten Teuerungsrate auf die Spur zu kommen. Diese fand etwa in der Debatte um Preiserhöhungen nach Einführung des Euro-Bargelds („Teuro“) ihren Niederschlag. So wurde ein Index der wahrgenommenen Inflation errechnet und dafür ein Warenkorb zusammengestellt, der nur diejenigen Güter und Dienstleistungen enthält, die häufig gekauft werden – also Lebensmittel, Kraftstoffe und Bekleidung. Langfristig gleichen sich gefühlte und tatsächliche Inflation jedoch aus. Auf der Homepage des Statistischen Bundesamts kann man seinen persönlichen Inflationsrechner ermitteln: Man kann seinen individuellen Warenkorb zusammenstellen bzw. die Anteile am offiziellen Warenkorb gemäß der eigenen Lebenshaltung variieren (Beispiel: Wer kein Auto besitzt, für den spielt die Entwicklung der Kraftstoffpreise keine so große Rolle).
Caspar Dohmen ist Wirtschaftsjournalist. Nach seinem Studium der Volkswirtschaft und Politik arbeitete er als Redakteur für den Wiesbadener Kurier, das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung. Heute schreibt er als freier Wirtschaftsjournalist für die SZ, verfasst Hintergrundberichte für den Deutschlandfunk und die ARD-Sender und arbeitet als Buchautor und Dozent u.a. an den Universitäten Witten-Herdecke und Siegen.
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