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Geldarten

Caspar Dohmen

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Im Lauf der Zeit haben Menschen vieles als Geld genutzt: Getreide, Dörrfisch, Rentiere und einiges mehr. Später nutzten sie Metalle, wechselten dann auf Papier- und später auf elektronisches Geld.

Eine Option, um Getreide zu lagern: der Getreidespeicher. Dieser befindet sich in einem Dorf in der Ukraine nahe Kyjiw, in Zghurivka. (© picture-alliance/AP, Efrem Lukatsky)

Naturalien

Anders als unser heutiges elektronisches Geld haben Naturalien oft einen unmittelbaren Wert, der sich aus dem Warencharakter wie beim Salz ergibt. So nutzen die Menschen beispielsweise Salz zum Konservieren von Fleisch und Fisch. Entsprechend begehrt war es als Tauschmittel, ob in Afrika, China oder auf den Fidschi-Inseln. Der heute gebräuchliche Begriff Interner Link: „Salär“ unterstreicht ebenfalls die Bedeutung des Salzgeldes, stammt er doch vom lateinischen salarius ab, was „zum Salz gehörig“ bedeutet. Es zeugt davon, dass die römischen Soldaten teilweise mit Salz entlohnt wurden.

In einigen Regionen Asiens zahlten die Menschen mit Teeziegeln [Teeblätter, die zu Barren geformt wurden], deren Wert von Gewicht und Qualität der Teeblätter abhing. Das populärste Naturalgeld aller Zeiten waren aber wohl die Gehäuse der Kaurischnecke. Sie sind glatt, hart und handlich. Menschen nutzten sie in China, Indien, im Nahen Osten bis nach Ostafrika als Geld, teils bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Die Schneckengehäuse hatten gegenüber den meisten anderen Naturalien einen entscheidenden Vorteil: Sie verdarben nicht mit der Zeit. Aus diesem Grund bevorzugten Menschen auch begehrte, knappe Metalle als Geld, ob Kupfer, Silber oder Gold. Metall hält nämlich ewig, ist leicht zu formen und kann immer wieder von Geld in einen Gebrauchsgegenstand verwandelt werden, indem es eingeschmolzen und gegossen wird. Zunächst nutzten die Leute Metallbarren. Sie wogen die notwendige Menge ab, um beispielsweise Waren oder Steuern zu bezahlen. Um die Summe passend zu machen, hackten sie kleine Mengen des Metalls von einem Barren ab – entsprechend sprach man im Volksmund von „Hacksilber“ oder „Hackbronze“.

Münzen

Einfacher wurde das Prozedere, als Leute die Idee eines normierten Metallstücks hatten – das war die Geburtsstunde der Münzen. Als Erfinder gelten Kaufleute im Reich der Lyder, im Gebiet der heutigen Türkei. Sie schlugen im 8. Jahrhundert vor Christus ein Löwenkopfsiegel in daumengroße Barren aus Elektron, einer natürlichen Legierung [Werkstoff, der durch das Zusammenschmelzen entsteht] aus Gold und Silber. Durch den Prägevorgang nahmen die Metallstücke eine flache Form an, ähnlich den Münzen, die wir heute kennen. Sie wurden bereits in unterschiedlichen Größen hergestellt. Die Lyder nutzten diese Barren vor allem für Geschenke, Belohnungen oder Opfergaben. Die Idee breitete sich schnell im Mittelmeerraum aus und zunehmend gebrauchten die Leute die Münzen nun auch für den Handel mit Waren.

Die Griechen verwandten als Erste in großem Stil Münzen, vor allem aus Silber. Im antiken Griechenland gab es diverse Stadtstaaten wie Athen, Korinth oder Ägina. Sie waren auf ihre Eigenständigkeit bedacht und stellten entsprechend eigene Münzen her. Zunächst war nur auf der vorderen Seite etwas abgebildet, gewöhnlich der Schutzgott der jeweiligen Stadt wie bei Athen die Eule. Später wurde es üblich, auch auf der Rückseite einer Münze etwas abzubilden. Der römische Imperator Caesar (100 – 44 v. Chr.) war der Erste, dessen Konterfei [Abbild] bereits zu seinen Lebzeiten eine Münze schmückte, ein Ausdruck seiner großen Machtfülle.

In Rom durfte nur der Kaiser Münzen herstellen lassen. Mit dem Zerfall des Römischen Reiches zerfiel dieses Münzmonopol ab dem 4. Jahrhundert. In Europa ließen nun viele Fürsten und Geistliche Münzen prägen. Das Geldwesen zersplitterte, es gab rund 800 Münzstätten. Die Frankenkönige starteten im 8. Jahrhundert nach Christus dann eine Reform: Unter Pippin mussten viele Prägestätten schließen und den Rest stellte der Frankenherrscher unter staatliche Aufsicht. Sein Sohn Karl der Große (747/748 – 814 n. Chr.) setzte standardisierte Gewichte durch, was den Handel enorm erleichterte. Ein sogenanntes Karlspfund wog 408 Gramm. Daraus fertigte ein Schmied 240 silberne Denare, auch Pfennige genannt, zu jeweils 1,7 Gramm. Damals entstand auch die Bezeichnung Mark für eine Münze, die einem halben Karlspfund entsprach.

Wertmaßstab des Münzgeldes war der Edelmetallgehalt, den wiederum der Souverän festlegte, denn er besaß die Münzhoheit. Ging der staatlichen Münze das Geld aus, weil der Herrscher beispielsweise teure Kriege führte, so wurde bisweilen ohne viel Aufhebens der Silbergehalt der Münzen vermindert. Das geschah auf zweierlei Weise: Entweder wurde der Nennwert [festgelegter Wert eines Zahlungsmittels] der Münze erhöht oder die Mischung verändert, also etwa mehr günstigeres Silber als teureres Gold verwandt. Bereits die Römer hatten diese Methode angewandt, um die hohen Staatsschulden zurückzahlen zu können, die sie durch die Punischen Kriege gemacht hatten.Im Lauf der Geschichte haben Herrscher den Metallgehalt aber auch immer wieder heimlich verfälscht, indem sie unedle Metalle beimischten.

Heute nutzen wir Münzen im Alltag nur noch als Kleingeld. Sie wurden weitgehend vom Papiergeld verdrängt, das wiederum im 20. Jahrhundert weitgehend von elektronischem Geld abgelöst wurde, also Buchgeld, das nur als Ziffern auf Bankkonten existiert.

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Caspar Dohmen ist Wirtschaftsjournalist. Nach seinem Studium der Volkswirtschaft und Politik arbeitete er als Redakteur für den Wiesbadener Kurier, das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung. Heute schreibt er als freier Wirtschaftsjournalist für die SZ, verfasst Hintergrundberichte für den Deutschlandfunk und die ARD-Sender und arbeitet als Buchautor und Dozent u.a. an den Universitäten Witten-Herdecke und Siegen.