Leitung: Vorstand, berichtet an Aufsichtsrat
Rosneft ist gemessen an seiner Förderung gegenwärtig das größte börsennotierte Ölunternehmen der Welt (2012). Der russische Staat ist mit 75,5 Prozent der Aktien Mehrheitseigner. Die verbleibenden Anteile befinden sich im Streubesitz, wobei nach dem spektakulären Übernahme von TNK-BP im Oktober 2012 letztendlich wohl etwa 20 Prozent der Anteile bei dem britischen Unternehmen BP verbleiben werden. Wie kein anderes Unternehmen steht Rosneft für Präsident Vladimir Putins Bemühungen, die Privatisierungen der 1990er Jahre rückgängig zu machen, und „strategische“ Sektoren wie Energie zurück unter staatliche Kontrolle zu bringen. Nachdem mit Gazprom der Gassektor bereits mehrheitlich in Staatshand überführt wurde, ist die russische Führung mit der Schaffung eines integrierten nationalen Ölkonzerns ihrem Ziel nun sehr nahe gekommen. Die Methoden hierbei wurden von Beobachtern teilweise als eine Verletzung rechtsstaatlicher Prinzipien gewertet. 2004 wurde das Yukos-Imperium des Oligarchen Chodorkowski zerschlagen, und das Kronjuwel der Firma – Jugansneftegas – über Mittelsfirmen an Rosneft verkauft. 2012 folgte dann mit einer Transfersumme von mehr als 50 Milliarden US-Dollar der Kauf von TNK-BP, einem privaten russischen Unternehmen das zur Hälfte dem Oligarchenkonsortium AAR und der britischen BP gehörte. Rosneft wuchs somit in kürzester Zeit von einem eher unbedeutenden Unternehmen zu Russlands größtem Erdölförderer heran und produziert in Zukunft mit etwa 4,5 Millionen Barrel pro Tag geschätzt knapp die Hälfte der russischen Erdölförderung.
Die Führung Rosnefts offenbart eine starke Verbindungen zur Politik. Igor Setschin, Rosnefts Vorstandsvorsitzender und Architekt der TNK-BP Übernahme, diente als ehemaliger Leiter der Präsidialverwaltung sowie als Vize-Regierungschef unter Putin und ist langjähriger Vertrauter des russischen Präsidenten. Mit einem Mehrheitsanteil von 75 Prozent – nach russischem Recht der Schwellenwert für strategische Entscheidungen – kann der Staat die Entscheidungen des Vorstands absichern und damit das Unternehmen direkt kontrollieren. Noch ist das Unternehmen zum überwiegenden Teil in Russland selbst tätig, wo auch seine Reserven liegen. Nachdem die Strategie des Unternehmens in den vergangenen Jahren darauf ausgerichtet war, seine Position im heimischen Ölsektor zu konsolidieren, wird der zukünftige Wachstumspfad jedoch deutlich internationaler sein. Als Partner des neuen russischen Giganten dienen sich bereits private westliche Unternehmen an, sei es über strategische Verflechtungen (BP) oder gemeinsame Förderprojekte (Exxon).