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Die Orte der Tiernutzung

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Die Orte der Tiernutzung

Erklärfilm

Die Orte der Tiernutzung

Es gibt Orte der Tiernutzung, in die Konsumenten und Zuschauer selten tiefe Einblicke erhalten. Hier werden Tiere gehalten, gezüchtet, Tierprodukte hergestellt oder Tiere einem Publikum präsentiert.

Es gibt Orte der Tiernutzung, in die wir selten tiefe Einblicke erhalten. Hier werden Tiere gehalten, gezüchtet, Tierprodukte hergestellt oder Tiere einem Publikum präsentiert. Dabei bleiben nicht nur die Orte im Dunkeln, sondern auch viele Zusammenhänge der Tiernutzung. Die großen Probleme, die bei der Tiernutzung immer wieder auftauchen, entziehen sich normalerweise unserer alltäglichen Wahrnehmung. Der Investigativjournalismus rückt diese Probleme ins Bewusstsein, ebenso politische Debatten, Talkshows, die Aktionen von Tierschützern usw. Für einen klaren Blick auf die Produkte, die wir konsumieren, sollten die Produktions- und Lieferketten von Tierprodukten aber dauerhaft so transparent wie möglich gehalten werden. Einige Höfe und Zuchtbetriebe bieten mittlerweile z.B. virtuelle Rundgänge an. Andere öffnen ihren Betrieb für Betrieb für Besucher und werben mit Transparenz. Dennoch gibt es Facetten der Nahrungsproduktion, die vielen Menschen verborgen bleiben und vor denen viele auch – bewusst oder unbewusst – die Augen verschließen.

Der Philosoph Michel Foucault hat darauf hingewiesen, dass es Orte gibt, die – kurz gefasst – andersartig sind, weil sie Menschen unter ungewöhnlichen Bedingungen zusammenführen, wie etwa an Flughäfen, auf Intensivstationen oder in Militärkasernen. Marc Augé hat als Ethnologe diese Betrachtungen weitergeführt und beschreibt mit sog. Nicht-Orten Situationen oder Begegnungsmomente, die aus den Relationen des Gewöhnlichen, gemeinhin Akzeptierten und Alltäglichen herausfallen. Man kann diesen Begriff auch auf die Orte der Tiernutzung anwenden: Sie sind Nicht-Orte, die wir am liebsten gar nicht besuchen wollen und an denen Praktiken angewendet werden, die viele von uns lieber anderen überlassen. Im Bereich der Tiernutzung kann man dazu zählen: Forschungslabore mit ihren Anschnallgurten für Versuche an Hirnen von Primaten; die Fließbänder in Schlachthöfen, an denen die Tierhälften entbeint werden; Befruchtungsattrappen; Zuchtanlagen, in denen die Schredder Küken zermalmen, die nicht den Produktionszielen entsprechen; Sezierlabore; Zooinstallationen für Schimpansen usw. Begegnungen mit Tieren finden überall unter bestimmten Bedingungen statt, und auch die Kontexte eine Wertschätzung und -bemessung hängen von diesen Bedingungen ab. Aber welche Standards gelten hier und welche sollten oder könnten hier gelten, wenn man das Tierwohl besonders berücksichtigen will?

Im Tierschutzgesetz, in Verordnungen wie der „Tierschutz-Schlachtungsverordnung“ (TierSchlV) usw. wird der Umgang mit (Nutz-)Tieren geregelt, diverse Verbände haben ebenfalls umfängliche Regelungen erstellt. Für unterschiedliche (Nicht-)Orte, an denen Tiere „genutzt“ werden, gibt es Firmen und Spezialisten, die Beratungen zum Tierwohl anbieten – auch in der Gestaltung von Schlachthöfen für Rinder. So existieren für Zoos und Zirkusse artspezifische Richtlinien für die angemessene Haltung unterschiedlichster Tierarten, insbes. der „wilden“ Tiere. Die Beobachtung von Tieren in der freien Wildbahn liefert Wissen für eine möglichst artgerechte Haltung in Zoos. Der Artenschutz einiger bedrohter Tiere sowie Forschung, Bildung und der Erholungsaspekt auf Seiten der Besucher und die damit verbundenen Arbeitsplätze werden als Gründe für die Erhaltung mancher dieser Orte in der Debatte genannt. Über diese vier Säulen von Zoos und Wildgehegen hinaus werden "10 gute Gründe für die Tierhaltung" für den Zirkus als kulturelle Einrichtung vorgebracht (Bildung, Information, Begegnung mit „Botschaftern“ exotischer Tierarten), wobei die Bedingungen für den Tierschutz von den Ländern regelmäßig überprüft werden. An der Umsetzung des Tierschutzes in den zuletzt genannten Bereichen (Zoo, Zirkus, Jagd, Angeln) wird auch Kritik geübt. Tierschutzakteure betonen, dass auch definitorische Feinheiten und z.T. medienwirksame Konnotationen berücksichtigt werden sollen. So sind bei der Zuschreibung kognitiver Fähigkeiten Fische beispielsweise lange Zeit unter dem Radar der Forscher geschwommen. Victoria Braithwaite hat nachweisen können, dass die meisten Fischarten bewusste Bedürfnisse, Interessen und Wünsche aufweisen. Dies hat Auswirkungen auf die moralischen Debatte über das Sportangeln (auch im sog. Catch & Release) und die Fischzucht insgesamt.

Bei tierethischen Überlegungen zur Nutzung von Tieren und dem Ge- und Verbrauch tierischer Produkte muss allerdings auch berücksichtigt werden, dass verschiedene Bedingungen auch unterschiedliche Gewichtungen zur Folge haben: Die „Subsistenzjagd“ indigener Völker ist hier zu nennen, ebenso jahrtausendealte kulturelle Praktiken und Nutzungen – dies gilt für den gesamten Bereich traditionell tiergestützter Dienstleistungen (Nutzung als Wach-, Zug- oder und Lasttier). Außerdem kommen neue Einsatzbereiche in der Pädagogik sowie in Assistenz- und Therapieformen hinzu (Blindenhunde, Streichelzoos, Schulhunde...) die auch neue Narrative schaffen. Doch auch hier treten die klassischen Frage- und Problemstellungen auf, da die Tiere sich ja nicht selbst in den moralischen Diskurs einbringen können.

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