Einleitung
"Natur schützen", "Leben schützen", "Tiere schützen" – kann man da eigentlich unterschiedlicher Meinung sein? Zugegeben, jeder von uns kennt wahrscheinlich Menschen, die einen Hang dazu haben, andere Lebewesen gelegentlich zu ärgern. Aber der Großteil der Menschen erscheint uns sehr vernünftig und geht auch angemessen, meist sogar liebevoll mit den Tieren um. Wir halten es schließlich also für "normal", Tierquälerei usw. nicht gut zu finden.
In diesen kurzen Eingangsüberlegungen schlummern schon einige ethische Probleme, die im folgenden Überblick ein wenig deutlicher gemacht werden sollen:
Woran messen wir denn überhaupt, ob wir gut mit "den" Tieren umgehen, und wie das für die Tiere ist? Welche Maßstäbe gibt es zur Bewertung von ethischen Verhaltensweisen im Umgang mit Lebewesen?
Welche Maßnahmen können wir treffen, um unsere Sichtweisen zu verwirklichen?
Wie konsequent sind wir denn in der Umsetzung unserer Überzeugungen und welche Folgen hat unser Bemessen für die Tiernutzung?
Die Schwierigkeit in der Beantwortung dieser Fragen nach Maßstab, Maßnahmen und unserem Bemessen liegt – das ist relativ offensichtlich – zunächst einmal in der persönlichen Auffassung der einzelnen Menschen. Und dabei ist nicht direkt gesagt, dass die ethischen Positionen, die sich hinter diesen Auffassungen verbergen, auch tatsächlich zu einem besseren oder schlechteren Verhältnis der Menschen zu den Tieren führen. Ein Beispiel: Es könnte eine radikale Egoistin – eine Person, die nur an die eigenen Vorteile denkt – geben, die Tiere liebt, kein Fleisch isst, ihre Haustiere sehr gut unterbringt und versorgt, die außerdem klimaneutral lebt und ein echt netter Typ ist usw. – aber auf die Frage hin, ob Tiere einen eigenen moralischen Wert haben (wir gehen davon aus, dass die Egoistin die Frage versteht), antwortet sie: "Auf keinen Fall! Eigentlich bin nur ich selbst mit meinen Entscheidungen moralisch relevant." Die Egoistin ist für eine moralische Gesamtbilanz also vielleicht die beste Playerin, obwohl sie von der ethischen Position her ziemlich "radikal" erscheint.
Wie wir sehen, haben wir mit der Klärung solcher Ungereimtheiten eine Menge zu tun: Wir müssen die ethischen Positionen erläutern, wir müssen die Begriffe definieren, damit alle auf einer ähnlichen Basis argumentieren (oder dies ablehnen können). Kurz: Wir müssen die Hinsichten untersuchen, in denen wertende Urteile und Normen geäußert werden!
Die drei Fragen vom Anfang des Textes sind schon sehr stark inhaltlich ausgerichtet, während die erforderlichen Klärungen (Definitionen usw.) vorab eher auf formaler, begrifflicher Ebene zu verstehen sind. Am besten fangen wir folgendermaßen an: "Moral" – dieser Kernbegriff der praktischen Philosophie wird nicht so einheitlich verwendet, wie die Moralphilosophen dies gerne hätten. Manche definieren "Moral" als Verbindlichkeit, andere sehen darin aber auch einfach einen Sammelbegriff für geltende Normen und Werte. Irrtümlicherweise gehen zusätzlich auch einige Menschen davon aus, dass wir uns um die Moral kümmern, sobald wir Moralisieren, also andere mit erhobenem Zeigefinger zurechtweisen. Es lässt sich moralwissenschaftlich jedoch auch ganz ohne solche Mahnungen an die Moral herantreten, etwa in der Moralpsychologie oder der Moralsoziologie, wo doch relativ "neutral" mit moralischen Phänomenen gearbeitet wird.
Auf was schauen diese Wissenschaften? Sie analysieren Verhalten, Werte und Normen, Absichten, Selbsteinschätzungen, Tugenden, Haltungen usw. – natürlich mit verschiedenen Messinstrumenten und Methoden; also auch nicht ganz einheitlich, aber trotzdem auf einen Katalog von Standards und Kriterien ausgerichtet, die ihrerseits wieder aus der Geschichte der Moralphilosophie stammen. In dieser Geschichte werden die Begriffe "Ethik" und "Moral" hin und wieder gegeneinander ausgetauscht. Wir sind also für die Frage der Definition wieder am Anfang und versuchen einmal den Weg über die Bestimmung der Moral als "Verbindlichkeit".
Über welche Werte und Normen kann ich denn überhaupt sinnvoll mit anderen argumentieren? Muss ich bei solchen Argumentationen nicht immer schon voraussetzen, dass meine Überlegungen von andern Menschen auch grundsätzlich nachvollzogen werden könnten (auch wenn die anderen manchmal gewaltig auf dem Schlauch stehen)? Auf welchem Weg kann ich diese Verständnismöglichkeit nachweisen? Man versucht ja nicht, einen Stein von etwas zu überzeugen. Man versucht auch nicht, eine Pflanze, Pilze oder Insekten von etwas zu überzeugen, sondern man konfrontiert sie handelnd mit bestimmten Auffassungen: Die Ameisenstraße durch die Küche ist nicht so angenehm, also leiten wir sie um. Meine Frau hatte sich vor einigen Tagen noch gekrümmt vor Lachen, als ich versuchte, unserem Pony Dalou zu erklären, er möge bitte mit dem Fressen warten, bis ich das Heunetz befestigt hätte – Pferdefreunde lachen jetzt wahrscheinlich alle mit.
Trotzdem, auch wenn sie nicht direkt auf unsere Argumente eingehen, räumen wir Lebewesen einen anderen Status ein als Steinen; unter den Lebewesen würde ich intuitiv ebenfalls einen Unterschied machen, aber da bin ich mir wirklich nicht sicher. Wir sollten allerdings an dieser Stelle festhalten:
Definieren wir Moral als Verbindlichkeit, dann gibt es Gesprächspartnerinnen, bei denen wir eben davon ausgehen, dass sie unsere Ausführungen verstehen, akzeptieren/ablehnen und entsprechend auch handeln bzw. nicht handeln können. Und obwohl viele Lebewesen nicht verstehen, akzeptieren/ablehnen oder nach Vorgaben handeln können, heißt das nicht, dass sie für uns wertlos wären. Manche Philosophen unterscheiden daher zwischen moralischen Subjekten und moralischen Objekten, moralischen Akteuren und Lebewesen, die (nur) moralischen Schutz erhalten, sie sprechen außerdem von moralischen Rechten und moralischen Pflichten etc. Nun, jetzt haben wir es hier schon regelrecht mit Theorien der Moral zu tun, deren Beschreibung, Aufarbeitung und/oder Begründung in das Aufgabenfeld der Ethik fällt. Der Begriff "Ethik" kann also als Theorie der Moral verstanden werden. Manche Autoren beziehen sich aber auch auf die antike Bedeutung des Wortstammes "ethos", der – wie Aristoteles in der "Nikomachischen Ethik" schreibt – auf eine bestimmte Form der "Tüchtigkeit" hinweist:
"Die Tüchtigkeit ist also zweifach: es gibt Vorzüge des Verstandes (dianoëtische) und Vorzüge des Charakters (ethische). Die ersteren nun gewinnen Ursprung und Wachstum vorwiegend durch Lehre, weshalb sie Erfahrung und Zeit brauchen, die letzteren sind das Ergebnis von Gewöhnung. Daher auch der Name (ethisch von ēthos), der sich mit einer leichten Variante von dem Begriff der Gewöhnung (ĕthos) herleitet. Somit ist auch klar, daß keiner der Charaktervorzüge uns von Natur eingeboren ist." (Aristoteles 1990, S. 34 (1103a14))Stehen diese unterschiedlichen Bedeutungen von Ethik in einem Widerspruch zueinander oder können beide, Theorie und Persönlichkeit, auch zugleich von unserem Thema betroffen sein?
Viele dieser Theorien der Moral haben ihre Strahlkraft ganz in sich selbst versammelt, und sie sind berühmt und geachtet, selbst wenn niemand nach ihnen handelt. Ich selbst habe mehr als die Hälfte meines Lebens mit der Lektüre solcher Texte aus Philosophiegeschichte und Literatur verbracht; wonach richte ich mich aber tatsächlich in Entscheidungssituationen? Auch wenn ich viele Prinzipien nennen und ausgewählte Fallbeispiele illustrieren kann (eine sog. Kasuistik), so ist doch nicht zu 100 % vorauszusehen, wie ich meine nächsten moralischen Entscheidungen treffen werde; sie wären sonst eben auch keine moralischen Fragen, sondern bereits im Vorfeld entschieden. Die Offenheit macht das Problem, die Freiheit die Moral! Ethik als Theorie und "ethos" als persönliche Haltung fallen demnach in bestimmten Momenten durchaus zusammen.
Konkrete moralische Probleme bilden dabei das Feld der
Damit kommen wir endlich zu unserem Thema "Tiernutzung". Die Betrachtung zur Tiernutzung ist ein Teilbereich der Tierethik und zählt damit zur
Meistens arbeiten Ethikerinnen in einem solchen Zwischenbereich zwischen den ganz abstrakten Normen und den ganz konkreten Anwendungen wie wir anderen Menschen auch, nämlich mit Faustregeln. Solche Faustregeln dürfen selbstverständlich nicht beliebig erfunden werden, sondern sollten auf Nachfrage hin begründbar sein; oft werden sie aber auch erst im Nachhinein gerechtfertigt durch eine vernünftig klingende und anschlussfähige Geschichte oder Erläuterung. So oder so, die Verbindlichkeit der Gründe und die Nachvollziehbarkeit der Rechtfertigung machen aus einfachen Beschreibungen gleichzeitig auch Richtlinien, die man selbst akzeptieren würde, wenn dann im Einzelfall auch die Betrachtung der konkreten Bedingungen in der jeweiligen Situation dazukommt. Hier benötigen die Ethiker dann zur genaueren Beratung immer die Fachleute, die sich durch ihre Erfahrungen mit unterschiedlichsten Szenarien auskennen und am besten prognostizieren können, welche Tendenzen der Handlungen und ihrer Folgen sich auf die eine oder andere Entscheidung hin sehr wahrscheinlich ergeben werden. Meist versetzen wir uns in solchen Situationen dann in die Lebewesen hinein, die von unserer Entscheidung betroffen sind, obwohl wir bei Tieren nicht immer wissen, was sie wirklich empfinden werden.
Noch einmal zur Zusammenfassung: Die moralisch aufgeladenen Situationen selbst sind also einzigartig, eingebettet in eine hoch komplexe Umgebung, eine natürliche Umwelt und soziale Mitwelt. Damit wir nicht immer neu überlegen müssen, versuchen wir uns Normen und Richtlinien für ähnliche Fälle zu formulieren. Wir sind bis hierhin soweit gekommen, dass wir die Begriffe "Moral" und "Ethik" ein wenig näher beschrieben haben und dass wir den Zusammenhang dieser Ethik mit Einzelentscheidungen beleuchtet haben. Dabei sind wir vom allgemeinen Ethik-Verständnis bis in die konkreten und oft unumkehrbaren Entscheidungen der Tiernutzung hineingegangen. Hier erwarten uns in den aktuellen tierethischen Überlegungen zum Beispiel Themen wie:
Tierversuche
Tierzucht und Tierhaltung zu unterschiedlichen Zwecken (Fleischverzehr, Kleidungsressourcen etc.)
Zoo und Zirkus
Jagd und Angeln/Fischen
Haustierhaltung
Wo stehen wir, wenn wir heute auf diese Themen blicken? Im Dossier Bioethik befinden sich einige Artikel, die sich mit solch spezifischen Fragestellungen auseinandersetzen. Auch in weiteren
"In dem vergleichsweise frühen Stadium menschlichen Fortschritts, in dem wir uns gegenwärtig befinden, vermag in der Tat kaum jemand jenes umfassende Gefühl der Einheit mit allen anderen zu empfinden, das jeden ernsthaften Konflikt in den Grundzügen der Lebensführung ausschließen würde. Aber bereits derjenige, in dem das Gemeinschaftsgefühl zumindest ansatzweise entwickelt ist, kann sich nicht dazu verstehen, seine Mitmenschen als Rivalen zu betrachten, die mit ihm um die zum Glück erforderlichen Mittel im Kampf liegen und denen er wünschen muss, dass sie in der Verfolgung ihrer Ziele scheitern, damit er seine Ziele erreicht. Das tiefwurzelnde Selbstverständnis, dem gemäß sich jedes Individuum schon jetzt als gesellschaftliches Wesen sieht, wird es ihm als eines seiner natürlichen Bedürfnisse erscheinen lassen, die eigenen Gesinnungen und Ziele mit denen der Mitmenschen in Einklang zu wissen." (Mill 2006 [1871], S. 101)Vielleicht sind wir also auch bis zum heutigen Tag noch nicht allzu weit gekommen in der Entwicklung einer Moralkonzeption, die auch wirklich tragfähig für unsere moralischen Entscheidungen im Großen und Ganzen ist. Vielleicht wissen wir auch einfach zu wenig über die Zusammenhänge der Natur. Wenn wir uns die Spielereien ansehen, die mit konstruierten Dilemmata als ethische Aufgaben ausgeschrieben werden, finden wir eigentlich meist Nickligkeiten von ethischen Einzelpositionen untereinander, bspw. im "Trolley-Problem"
Um trotz dieser Unklarheiten positiv gestimmt zu bleiben, ergänze ich an dieser Stelle Folgendes: Aus den ethischen Überlegungen der vergangenen 40 Jahre lässt sich deutlich die Tendenz erkennen, die Einzelne und den Einzelnen in einer angemessenen Art und Weise in die Lösung der ethischen Aufgaben unserer Zeit einzubinden. Dabei lässt sich im Kleinen beginnen, was bewusste oder unbewusste Auswirkungen auf das große Ganze haben könnte. Denken wir hierbei etwa an den sog. Effektiven Altruismus, dann haben wir eine gute Grundlage für die Gestaltung eines guten und gelingenden Lebens nach ethischen und vor allem
Leider gibt es so viele von diesen philosophischen Gedanken, sodass wir sie selbst noch einmal katalogisieren und unter einem Etikett leichter greifbar machen müssen. Und aus diesen Verknappungen ergeben sich dann ziemlich schnell Vorurteile: Kant sei Gesinnungsethiker oder lege Wert auf die Absichten, Utilitaristen schauten nur auf die Konsequenzen einer Handlung usw. Solche vorschnellen Einordnungen führen zu einer Vielfalt an Missverständnissen! Ich kann daher nur empfehlen, selbst in die Klassiker hineinzulesen und sich eine eigene Meinung zu bilden sowie die Fülle an Material und Komponenten zu sichten, die in diesen Texten auftritt (als Hilfestellung kann man ja immer auch die Einführungsliteratur hinzuziehen). Es zeigt sich relativ schnell, dass die moralphilosophischen Ansätze ganz gut miteinander vereinbar sind, wenn man die vielen Vor-Urteile erst einmal ruhen lässt. Wir befragen dann nämlich die Texte danach, in welcher Hinsicht sie eigentlich auf die Problemlösungen in der Ethik ihrer Zeit einwirken möchten. So wird bei Immanuel Kant zu Beginn seiner "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" direkt zu Beginn darauf hingewiesen, dass der Autor das Problem der Moralbegründung (!) lösen möchte – dazu untersucht er die menschlichen Fähigkeiten, mit Prinzipien zu arbeiten, die für alle anderen Menschen ebenso verbindlich sind, wie für denjenigen, der die konkrete Entscheidung zu treffen hat. Lesen wir dann bei Jeremy Bentham in seiner "Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung", dass sein "Prinzip der Nützlichkeit" als vernünftige Grundlage für moralische Entscheidungen dienen solle, so haben wir doch direkt eine passende Anknüpfung an Kants Projekt gefunden: Kant sucht nach Begründungsmöglichkeiten für Prinzipien und Bentham liefert ein ausformuliertes Prinzip; wir müssen nur noch prüfen, ob dieses Prinzip den Kriterien von Kant entspricht. Da die beiden Philosophen sich leider nicht selbst miteinander ausgetauscht haben, müssen wir ihre Texte auf solche Verbindungsmöglichkeiten hin lesen. Auf diese Weise sind wir zwar weit von der eigentlichen ,Praxis‘ entfernt, aber wir lernen doch einiges über uns selbst und lernen, unsere Überzeugungen zu begründen.
Um die Sache kurz zu fassen: Wenn wir bei sämtlichen moralphilosophischen Texten auf die Hinsicht schauen, die sie verfolgen, so lässt sich eine große Landkarte für die Moralphilosophie erstellen, die auf alle Richtungen von moralischen Fragestellungen auch die passenden Wegweiser zur Verfügung stellt. Am Ende münden alle theoretischen Vorschläge in meine ("je meine") eigene Überzeugung, wer (je) ich sein möchte, mit welchem Menschen ich ins Gespräch treten möchte, wenn ich mit mir selbst in eine moralische Überlegung eintrete. So schreibt Hannah Arendt in ihren Vorlesungen "Über das Böse":
"In der Moral geht es um das Individuum in seiner Einzigartigkeit. Das Kriterium von Recht und Unrecht, die Antwort auf die Frage: Was soll ich tun?, hängt in letzter Instanz weder von Gewohnheiten und Sitten ab, die ich mit Anderen um mich Lebenden teile, noch von einem Befehl göttlichen oder menschlichen Ursprungs, sondern davon, was ich im Hinblick auf mich selbst entscheide. Mit anderen Worten: Bestimmte Dinge kann ich nicht tun, weil ich danach nicht mehr in der Lage sein würde, mit mir selbst zusammenzuleben. Dieses Mit-mir-selbst-Zusammenleben ist mehr als Bewußtheit, mehr als die Selbst-Wahrnehmung, die mich bei allem, was ich tue, und in jedem Zustand, in dem ich mich befinde, begleitet. Mit mir selbst zu sein und selbst zu urteilen wird in den Prozessen des Denkens artikuliert und aktualisiert, und jeder Denkprozeß ist eine Tätigkeit, bei der ich mit mir selbst über das spreche, was immer mich gerade angeht." (Arendt 2014, S. 81)Welchen Idealen verschreibe ich mich (Loyalität) und welchen Charakter, welche Haltungen und Einstellungen kultiviere ich an mir selbst? Wie schätze ich mich selbst ein? Und wie handle ich? Liegen zwischen diesen beiden Auffassungen Unterschiede und ist mir das egal oder möchte ich ein wenig "authentischer" werden? Bei der Beantwortung dieser Fragen sollte jede und jeder aber nicht zu hart mit sich selbst ins Gericht gehen. Wie gesagt, die Menschheit ist vielleicht insgesamt erst am Anfang einer Moralentwicklung; wir müssen also nicht direkt perfekt sein. Wir könnten – wenn wir das eben möchten – vielleicht doch einmal für uns durchdenken, wer wir eigentlich sein wollen. Die Freiheit, die wir uns selbst zuschreiben, und eben diese Selbstbestimmung bleiben nämlich die Grundlage einer jeder moralischen Überzeugung und daran wird sich auch sehr wahrscheinlich nichts ändern, solange es überhaupt Moral (als Verbindlichkeit) und damit auch Ethik (als Theorie der Moral) gibt.
Literatur
Arendt, H. (2014). Über das Böse. Eine Vorlesung zu Fragen der Ethik. München: Piper Verlag.
Aristoteles (1990). Nikomachische Ethik. Stuttgart: Reclam
Mill, J. St. (2006). Der Utilitarismus. Stuttgart: Reclam Verlag.
Thomson, J. J. (2020). Das Trolley-Problem. Stuttgart: Reclam.