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Tiefenökologie vs. das Anthropozän

David Rothenberg

/ 10 Minuten zu lesen

Die Tiefenökologie formuliert eine radikale Frage: Können wir unser Leben neu definieren, so dass das Beste für die Natur auch das Beste für uns ist? David Rothenberg mit einer Einführung.

Projekt "Bosco Verticale" in Mailand, Italien: Das begrünte Hochhaus ist ein vertikaler Wald mit Bäumen, Sträuchern und Hecken. (© picture-alliance, Bildagentur-online/Celeste)

Tiefenökologie (deep ecology) ist ein Begriff des norwegischen Philosophen Arne Naess (1912-2009) von 1972. Er bezeichnet damit einen Umweltschutz, der fundamentale Änderungen in der Art und Weise für nötig erachtet, wie unsere Spezies die Beziehung zur Natur auffasst. Erst dann könnten wir einen Weg aus der ökologischen Krise finden. Die Tiefenökologie ist eine normative, politische Philosophie. Im Gegensatz dazu steht die flache Ökologie (shallow ecology) mit ihrer Annahme, dass geringfügige Korrekturen unserer derzeitigen Handlungsweisen unsere Umweltprobleme lösen werden (Naess 1973). Die Tiefenökologie geht davon aus, dass es nicht reicht, unsere gegenwärtige Betrachtungsweise der Natur, nämlich als Ressource, nur hier und da zu verändern. Die Natur muss für ihren intrinsischen Wert, den Wert in sich selbst, anerkannt werden, unabhängig davon, wie Menschen von ihr profitieren können. Mit diesem Grundsatz als Ausgangspunkt beginnt die Entwicklung einer ganz neuen Philosophie des Lebens mit der Natur. Dies ist die politische Bedeutung des Begriffs – und das konzeptionelle Leitbild für mehrere radikale Umweltschutzbewegungen. Auf dieser tiefenökologischen Grundlage werden für gewöhnlich die folgenden ideologischen Prinzipien formuliert:

  1. Die Entfaltung des menschlichen und nicht-menschlichen Lebens auf der Erde hat einen intrinsischen Wert. Der Wert der nicht-menschlichen Lebensformen besteht unabhängig von ihrem möglichen Nutzen für "engstirnige", menschliche Zwecke.

  2. Der Reichtum und die Vielfalt der Lebensformen ist ein Wert an sich.

  3. Die Menschen haben kein Recht, diesen Reichtum und diese Vielfalt zu verringern, außer, um lebensnotwendige Bedürfnisse zu befriedigen.

  4. Die heutigen Eingriffe des Menschen in die nicht-menschliche Welt sind maßlos und die Situation verschlechtert sich rapide.

  5. Auch bei einer deutlichen Abnahme der Weltbevölkerung könnte sich die Menschheit weiterhin aller wünschenswerten zivilisatorischen und kulturellen Errungenschaften erfreuen. Tatsächlich ist ein solcher Bevölkerungsrückgang sogar dringend geboten, damit sich auch die übrigen Lebensformen weiterhin angemessen entfalten können.

  6. Für eine tiefgreifende Verbesserung der Lebensbedingungen sind Veränderungen in der Wirtschafts- und Technologiepolitik nötig.

  7. Lebensqualität soll Vorrang vor einem hohen Lebensstandard haben.

  8. Wer die oben genannten Punkte anerkennt, geht zugleich die Verpflichtung ein, die notwendigen Veränderungen durchzusetzen.

Diese acht Punkte wurden von Arne Naess in Zusammenarbeit mit George Sessions entwickelt. Sie werden regelmäßig überarbeitet, so dass sie keine Art von Dogma werden, was der Bewegung, die für sich Flexibilität beansprucht, ein Gräuel wäre. Als ideologische Plattform wurde die Tiefenökologie von der radikalen amerikanischen Umweltschutzgruppe "Earth First!" übernommen, die dafür bekannt ist, Bäume gegen Abholzung mit Nägeln zu versehen und dramatische Protestaktionen gegen Holzfällerfirmen und den Forstdienst durchzuführen. Sozio-Ökologen und Sozio-Ökologinnen werfen der Tiefenökologie vor, eine Politik zu sein, die auf einer naiven Naturverehrung basiert und nicht auf einem sorgfältigen Verständnis der ungleichen Sozialstrukturen unserer Kultur (Bookchin & Foreman 1991). Öko-Feministinnen und Öko-Feministen kritisieren, dass sie die "Mensch als Jäger"-Ideologie, bei der das Individuum der Wildnis entgegensteht, nicht ausreichend in Frage stellt, und Ökologinnen und Ökologen in Entwicklungsländern haben den Eindruck, dass die Tiefenökologie undifferenziert versucht, eine Wildnis-Ethik als die neueste Form von Kolonialismus zu fördern. Arne Naess hingegen wollte, dass Tiefenökologie ein Oberbegriff ist, der andere radikale Ökologien einschließt und unterstützt.

Es ist wichtig, die Tiefenökologie als Philosophie von ihrem Aspekt als politisches Manifest zu unterscheiden. Insgesamt gilt jedoch, dass für Naess die Individuen in ihrer Selbstverwirklichung nicht zugunsten der Selbstverwirklichung des Ganzen (Natur, Universum) vernachlässigt werden sollen, sondern das Individualität erst vor dem Hintergrund der Natur oder des Lebens ausgemacht werden kann. Sorge um die Umwelt sollte nie im Gegensatz zur Sorge um das Selbst stehen. So werden Konflikte zwischen menschlichen und nicht-menschlichen "Welten" vermieden. Die Identifikation mit den Herausforderungen, vor denen alle Lebensformen stehen, ist der Schlüssel, und mit der Selbstverwirklichung als dem fundamentalen Wert folgt zwangsläufig auch (Für-)Sorge für die ganze Erde. Dieser Gedankengang basiert auf der Erkenntnis, dass schon der reine Terminus "Ökologie", der von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als Name für das Gebiet der Biologie benutzt wird, das sich mit der Beziehung zwischen Organismen und ihrem Habitat beschäftigt, soziale und politische Wurzeln hat. Denn der Begriff wurde 1866 von Ernst Haeckel geprägt, der die Wissenschaft als Ausgangspunkt nahm, um spirituelle Schlussfolgerungen über die totalisierende Richtung zu ziehen, welche die Menschheit gegen Ende des letzten Jahrtausends einschlug. Haeckels Ideen wurden nach seinem Tod benutzt, um ein Gefühl für den einzigartigen Wert der "deutschen" Natur zu erschaffen, verbunden mit der bereitwilligen Verpflichtung, sie zu schützen. Dieses Schreckgespenst mussten seitdem alle Versuche ökologischen Philosophierens anerkennen und umsichtig darauf antworten. Deshalb sollte Tiefenökologie nicht als totalisierend, dogmatisch und ausgrenzend gesehen werden. Sie ist eine offene Aufforderung, sich gewahr zu werden, dass eine Wissenschaft von der Gesamtheit und von den Beziehungen in der Biosphäre auch einen moralischen Nachdruck mit sich bringt, den Wert der Natur an sich sowohl anzuerkennen als auch zu bewahren und nach dem besten Platz für den Menschen in der Natur zu suchen.

Auf der einen Seite ist seine Politik von Spinoza und Gandhi inspiriert, auf der anderen Seite hat Arne Naess als Wissenschaftsphilosoph starke Wurzeln in den analytischen Ansätzen des Wiener Kreises, insbesondere von Carnap und Wittgenstein. Er selbst hat in den frühen 1930ern in Wien studiert und war das letzte überlebende Mitglied des Wiener Kreises. Später galt sein Interesse mehr dem Skeptizismus an der absoluten Gewissheit von Wissenschaft, ähnlich wie bei Paul Feyerabend; aber die von Naess gezogenen Schlüsse bewegen sich zusätzlich in direkter Nähe zu den Phänomenologen, indem sie dem menschlichen Subjekt eine geringere Bedeutung geben und stattdessen von einer Welt der menschlichen und nicht-menschlichen Subjekte sprechen, deren Identität sich nur durch die gemeinsame Beziehung zueinander entwickelt (Naess 1998). Dieser Aspekt der Tiefenökologie wurde am ausführlichsten von Abram (1996) ausgearbeitet, der von einem Bedürfnis spricht, mit der "mehr-als-menschlichen Welt" in Verbindung zu treten.

Als Wissenschaftsphilosophie stellt die Tiefenökologie die Wissenschaft zwar punktuell in Frage, aber verleiht ihr auch Wert und gibt der Menschheit ein Gefühl der Demut gegenüber der Natur. Sie ermutigt uns, einen moralischen Standpunkt einzunehmen und weiterzugehen, als lediglich die Beziehung zwischen Organismen und deren Umwelt zu studieren und einen Platz für den Menschen in solch einer Beziehung zu schaffen. Die Tiefenökologie argumentiert so: Wir sind nur eine von vielen Spezies. Es stellt eine höhere Form der kulturellen Evolution dar, wenn man Fürsorge für andere Spezies zeigt. Und vielleicht ist das sogar ein Gebot unseres biologischen Erbes.

So gesehen hat die Tiefenökologie, zusätzlich zu ihrem Einfluss auf Umweltaktivisten, auch Biologen dazu angeregt, das neue Gebiet der Naturschutzbiologie (conservation biology) aufzubauen. Früher waren Biologen übervorsichtig und hatten ein ungutes Gefühl dabei, die Biodiversität als ein Gut an sich zu bezeichnen. Sie begnügten sich damit, sie zu erforschen und immer mehr Daten zu sammeln. In der Zeit, in der die Natur allerdings lediglich (deskriptiv) erforscht wird, verschwinden immer mehr Spezies. Der moralische Imperativ der Tiefenökologie fordert, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Disziplin und Informationen nutzen, um zu schützen, was sie erforschen, weil diese Entitäten für den Planeten sämtlich einen Wert an sich haben. (Wilson, 2002)

Tiefenökologie respektiert also die Beiträge der Wissenschaft, macht aber geltend, dass sie nicht ausreichen, um die lebensspendenden Eigenschaften unserer Biosphäre zu erhalten. Eine Veränderung der menschlichen Werte ist demgemäß ebenfalls erforderlich. Diese Sichtweise hat einen Fürsprecher im ehemaligen amerikanischen Vizepräsident Al Gore, der in seinem Buch Earth in Balance (1992) erklärt, dass die ökologische Krise nur durch "Veränderungen der fundamentalen Werte an den Wurzeln unserer Zivilisation" abgewendet wird. Mit diesem Buch hat Al Gore der amerikanischen Bevölkerung seine ökologische Position vorgestellt und es half ihm wohl auch, zum Vizepräsidenten gewählt zu werden. Während seiner Amtszeit mit Bill Clinton konnte er kaum wichtige Umweltinitiativen durchsetzen, aber nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus wurde er durch seine Filme "An Inconvenient Truth" (2006) und "An Inconvenient Sequel" (2017) zu einem der wichtigsten Vorkämpfer gegen den menschengemachten Klimawandel.

Der Klimawandel ist eine Bedrohung für unseren Planeten, die dazu führen könnte, dass die Menschheit die Auffassung ändert, wie sie sich selbst in Beziehung zur Natur sieht. In den letzten Jahren hat die uns alle betreffende Herausforderung, vor die uns die globale Erwärmung stellt, die Aufmerksamkeit von Philosophen "gepackt". Sie erweiterten die früheren Forderungen nach Anerkennung des Wertes , den die Natur an sich hat, und gingen auch weiter als die einfache Vorstellung, dass die menschliche Gesellschaft durch verminderten Energieverbrauch und Reduzierung des schwer zu bändigenden Bevölkerungswachstums ‚nachhaltiger‘ gemacht werden könnte. Jedes Jahr tauchen weitere Belege dafür auf, dass wir unseren Planeten auf eine immer folgenschwerere Art und Weise verändern. Diese neue Ära wird von einigen das Anthropozän genannt und mit der Behauptung verbunden, dass es so etwas wie eine eigenständige Erde nicht mehr ohne deren Veränderung durch den Menschen gibt. Das sei geradezu wie der Eintritt in eine neue, geologische Ära und wir müssten unser Verhalten entsprechend verändern.

Tiefenökologinnen und Tiefenökologen missfällt solch eine Auffassung für gewöhnlich, denn ihr haftet eine menschliche Hybris an, nämlich die Vorstellung, dass Menschen weit mächtiger wären, als sie es tatsächlich sind. Die Tiefenökologie hingegen geht davon aus, die Natur werde jeden Schaden, den der Mensch dem Planeten zufügt, überdauern, selbst wenn eine Vielzahl der Spezies auf der Erde ausgerottet würde, was u. a. auch als "Sechste große Ausrottung - Sixth Great Extinction" bezeichnet wird (die letzte wurde durch einen Meteoreinschlag auf die Erde verursacht, bei dem unter anderem die Dinosaurier ausgelöscht wurden). Über Jahrmillionen gesehen wird das Leben auf der Erde sich wieder erholen.

Der Grund, aus dem wir den Planeten schützen, könnte richtigerweise also nicht die Natur sein, sondern wir selbst: damit unsere eigene Spezies die uns innewohnende Neigung, den Planeten zu zerstören und zu überlasten, überleben kann. Die Tiefenökologie lehrt, bescheiden zu sein und sich in diese Welt einzufügen, anstatt sie zu verwüsten. Als tiefenökologische Antwort auf das Konzept des Anthropozäns gilt unter anderem die Wiederverwilderung. Hier geht es darum, den Planeten eher wilder als weniger wild zu machen, indem Gebiete ohne Wildnis wieder "verwildert" werden, zum Beispiel in den Niederlanden und auch in Deutschland, wo sich Wölfe ausbreiten können, weil sie besser unter Schutz gestellt sind.

Das Ausmaß an Schaden, den die Menschheit dem Planeten anscheinend zufügt, mag enorm, bedrohlich und unheilvoll gefährlich wirken. Das Klima-Problem kann uns zu groß erscheinen, um es überhaupt richtig zu begreifen, und je mehr wir über seinen mächtigen Einfluss auf Umwelttragödien erfahren, desto weniger glauben wir, etwas tun zu können. Timothy Morton hat solchen enormen, sich abzeichnenden Bedrohungen wie dem Klima-Problem den Namen "hyperobjects" gegeben. Er bezeichnet sie als zu groß, um sie präzise auszuloten und größer als jede einzelne Besorgnis. Der Klimawandel, diese allumfassende ökologische Bedrohung, ist größer als wir begreifen können, aber sie zeigt sich auch im Einzelnen z. B. als die "Lucifer"-Hitzewelle und der "Supersturm Sandy". Bereits die bloße Fragestellung, ob die Katastrophe bald drohe (Morton, 2013), ist ein Symptom für die aktuellen Wandlungen des Klimas. Doch die Philosophie der Tiefenökologie ist nicht nur Theorie, da einige der Personen, die von ihren kompromisslosen Vorstellungen über die Menschheit und die Erde beeinflusst wurden, nun praktisch an Fragestellungen der globalen Umweltpolitik arbeiten. Einer der Verhandlungspartner des Pariser Klima-Abkommens (2015) war der von den USA abgesandte Andrew Light, ein Philosoph, der seit vielen Jahren an tiefenökologischen Ideen arbeitet und stets die Auffassung vertritt, dass Pragmatismus, ein amerikanischer Philosophie-Zweig in der Tradition von Charles S. Peirce und John Dewey, mit der Tiefenökologie zusammengeführt werden müsse, um ökologisches, umweltbezogenes Denken in etwas umzuwandeln, das funktionieren kann. Er hat seinen Dienst für die Regierung kurz vor Ende der Amtszeit Barack Obamas beendet.

Tiefenökologie begann als radikale Idee, die Ökologie durch die Verknüpfung mit unserer eigenen Selbstverwirklichung persönlich macht, und auch als Liste von Punkten, die eine neue Denkrichtung begründet. In gewisser Weise ist sie in unsere allgemeine Akzeptanz, wie wichtig der Kampf gegen den Klimawandel ist, hineingesickert. Doch sie verlangt nach wie vor nach etwas Radikalem: Können wir unsere Leben so neu definieren, so dass das Beste für die Natur auch das Beste für uns ist? Können wir uns wirklich so in diesen Planeten, dieses vollumfängliche Ökosystem einfügen, dass die Welt mit uns besser dran ist als ohne uns? Das ist die größte, allumfassende, hyper-ökologische Herausforderung, auf die die Tiefenökologie aufmerksam machen möchte.

Literatur

Abram, David. (1996). The Spell of the Sensuous: Perception and Language in a More-than-Human World. New York: Pantheon.

Bookchin, Murray and Dave Foreman. (1991) Defending the Earth, ed. Steve Chase. Boston: South End Press.

Gore, Al, (1992) Earth in the Balance. Boston: Houghton Mifflin.

Katz, Eric, Andrew Light, and David Rothenberg, eds. (1998) Critical Essays in Deep Ecology. Totowa, NJ: Rowman & Littlefield.

Kolbert, Elizabeth, (2014) The Sixth Extinction. New York: Henry Holt.

McKibben, Bill (2011) Eaarth: Making Life on a Tough New Planet. New York: Henry Holt.

Monbiot, George, (2013) Feral: Searching for Enchantment on the Frontiers of Rewilding. London: Penguin Books.

Morton, Timothy (2013) Hyperobjects: Philosophy and Ecology After the End of the World, Minneapolis: University of Minnesota Press.

Naess, Arne (1973). The shallow and the deep, long-range ecology movements: A summary. Inquiry 16: 95-100.

Naess, Arne (1989) Ecology, Community and Lifestyle, trans. and ed. David Rothenberg. New York: Cambridge University Press. [Deutsch: Die Zukunft in unseren Händen (2013), Wuppertal: Peter Hammer.]

Naess, Arne (2016) Ecology of Wisdom. London: Penguin.

Naess, Arne (2005) The Selected Works of Arne Naess [10 volumes], ed. Harold Glasser. Dordrecht: Kluwer.

Rothenberg, David (2002) Always the Mountains. Athens: University of Georgia Press.

Sessions, George, ed. (1995) Deep Ecology for the 21st Century Boston: Shambhala.

Wilson, Edward O. (2002) The Future of Life. New York: Knopf.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Anm. d. Redaktion.: Ernst Haeckel gilt als Vertreter der Evolutionstheorie in Deutschland. Seine Theorie griff zurück auf die Entwicklung des Menschen und integrierte den Sozialdarwinismus auch in ethische und medizinische Fragen. Konzepte der Euthanasie, Eugenik und Rassendiskriminierung, wie sie später bei den Nationalsozialisten verwendet wurden, knüpfen an Haeckels wissenschaftliche Forschungen an.

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Geboren 1962, ist Professor für Philosophie und Musik am "New Jersey Institute of Technology".