Einführung
Heute leben knapp 40% aller Menschen weniger als 100 km von der Meeresküste entfernt. Gleichzeitig machen die 100 km breiten Küstenstreifen nur 20% der Landfläche weltweit aus. Während die Küstenzonen besonders stark von Menschen genutzt werden, gehören die Küstengewässer gleichzeitig zu den artenreichsten Ökosystemender Erde. Etwa 250.000 der bekannten 1,7 Mio. Tier- und Pflanzenarten leben im Meer, vor allem in den Küstengewässern.
Küstenfischerei und Tourismus in den Küstenzonen sind Existenzgrundlage für viele Menschen.
Historische Entwicklung
Die Küstenzonen sind besonders betroffen von Stoffen, die in gelöster Form über die Flussmündungen in das Meerwasser gelangen. Der Eintrag von Stickstoff (N) aus menschlichen Aktivitäten in die Küstengewässer stieg nach dem Zweiten Weltkrieg rapide an. Hauptquelle für diese Zufuhr ist die industrielle Landwirtschaft, in der übermäßig mit anorganischen Stickstoffverbindungen gedüngt wird. Ungeklärte Abwässer sind die zweite große Quelle für die Nährstoffeinträge in die Küstengewässer.
Überdüngung führt zu Totzonen
Vor allem in der industriellen Landwirtschaft wird → mit Stickstoff gedüngt. Eine unsachgemäße Handhabung führt dazu, dass viele Nährstoffe nicht von den Pflanzen aufgenommen werden können. Über den Oberflächenabfluss gelangen Stickstoffverbindungen in die Flüsse und schließlich in die Küstengewässer.
Dieser erhöhte Nährstoffeintrag führt dazu, dass sich vor allem einzellige Algen (das Phytoplankton) stark vermehren. Großflächige "Algenblüten" sind sogar vom Weltall aus zu erkennen. Bei der Zersetzung abgestorbener Algen durch Bakterien wird der im Wasser enthaltene Sauerstoff (O) verbraucht. Die so entstehenden anaeroben Bedingungen sind für die meisten marinen Lebewesen tödlich. Die drei größten sogenannten Totzonen befinden sich in der Ostsee, im Schwarzen Meer und im Golf von Mexiko. Die Folgen der Überdüngung sind neben der → Fischerei und der → Ozeanversauerung eine der größten Bedrohungen für die globale Meeresumwelt.