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Große Talsperren | Anthropozän | bpb.de

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Große Talsperren Zahl der Anlagen in Tausend

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10.000 große Stauwerke wurden in den letzten Jahrzehnten weltweit errichtet, vor allem zur Nutzung von elektrischer Energie und für die Bewässerung in der Landwirtschaft. Die negativen Auswirkungen auf Flußökosysteme und den globalen Wasserkreislauf werden dabei in Kauf genommen.

Einführung

Eine Talsperre ist eine bauliche Anlage zur Stauung von Flüssen. Nahezu alle großen Talsperren werden aufgrund der zunehmenden Nachfrage nach Elektrizität und Bewässerungslandwirtschaft gebaut. Weitere Ziele sind Hochwasserschutz, Wasserspeicherung und die Verbesserung von Schifffahrtswegen.

Durch den Bau großer Stauanlagen werden Flusslandschaften und damit die Ökosysteme in ihrer Funktion in gravierendem Maße verändert.

Legende

OECD

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (englisch: Organisation for Economic CO-operation and Development, OECD) umfasst 35 Mitgliedstaaten (Stand 2017). In der OECD sind die meisten Länder mit einem global betrachtet hohem Pro-Kopf-Einkommen vertreten. Während ihr Anteil an der → Weltbevölkerung lediglich 18% beträgt, liegt ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei 74% (Stand 2010).

BRICS

Die BRICS-Staaten sind ein informeller Zusammenschluss von fünf Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die in den vergangenen Jahrzehnten ein relativ hohes Wirtschaftswachstum (von 5-10%) aufweisen konnten. Etwa 43% der → Weltbevölkerung leben in den BRICS-Staaten, während ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei 16% liegt (Stand 2010).

Übrige

Die Anzahl aller Nicht-OECD- und BRICS-Länder umfasst 154 Staaten. Ihr Anteil an der → Weltbevölkerung beträgt 39%, während ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei lediglich 10% liegt (Stand 2010).

Historische Entwicklung

Weltweit sind heute über 33.000 große Talsperren in Betrieb. Der Zuwachs erfährt seit etwa 10 bis 15 Jahren in allen Teilen der Welt eine starke Nivellierung. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich in der endlichen Anzahl großer Flüsse. Die größten Potenziale für Stauanlagen sind zum heutigen Zeitpunkt in Afrika, Asien und Südamerika vorhanden, während sie in Europa und Nordamerika weitgehend ausgenutzt sind. Das derzeit größte Wasserkraftwerk ist die Drei-Schluchten-Talsperre im Jangtsekiang in China. Auch deutsche Unternehmen waren an dem Projekt beteiligt, indem zum Beispiel Transformatoren, Generatoren und Turbinen geliefert wurden.

Wasserkraft

Wasserkraft gehört weltweit zu den am meisten genutzten erneuerbaren Energienträgern. Ca. 16% der weltweiten Stromversorgung wird aus der Bewegungsenergie von fließendem Wasser gewonnen. Für die Effektivität eines Wasserkraftwerks gilt: Je höher die Fallhöhe des Wassers, desto größer ist die Gewinnung von Elektrizität. Erneuerbar ist sie deshalb, weil der globale Wasserkreislauf dafür sorgt, dass das Betriebsmittel Wasser permanent zur Verfügung steht.

Soziale und gesellschaftliche Folgen

Durch den Bau von großen Talsperren wurden weltweit bisher zwischen 40 und 80 Millionen Menschen teils unter erheblicher Verletzung der Menschenrechte umgesiedelt. 500 bis 750 Millionen Menschen leiden unter den Folgen von Stauanlagen. Häufig haben die betroffenen zumeist Landwirtschaft betreibenden Bevölkerungsgruppen weder adäquate Kompensationen für ihre Vermögenseinbußen noch geeignete Ersatzflächen erhalten. Dies gilt besonders für weit entfernt flussabwärts siedelnde Menschen. Die Internationale Kommission für Große Talsperren (ICOLD) hat daher Leitlinien für wasserbauliche Großprojekte entwickelt, die sich nach den Werten ökologischer und sozialer Verträglichkeit richten.

Wirkungen auf Ökosysteme

Große Stauwerke lösen häufig komplexe Nebeneffekte auf die dortigen Landschaften und Ökosysteme aus. Zunächst überflutet die Stauung eines Flusses Landflächen. Dies hat den direkten Verlust von Flussökosystemen zur Folge. Die Umwandlung eines fließenden in ein stehendes Gewässer hat ebenfalls weitreichende ökologische Folgen.

Ein weiteres ökologisches Problem ergibt sich, indem Stauseen als sog. Sedimentfallen wirken. Zum Einen führt dies zu einer allmählichen Versandung der Stauseen. Im Unterlauf des betreffenden Flusses wird in der Folge weniger Sediment geführt, was zur Abtragung fruchtbaren Schwemmbodens in den Ufergebieten führt. Diese kann sich bis zur Flussmündung fortsetzen und damit als Küstenerosion auswirken. Insgesamt sind Talsperren ein wesentlicher Faktor für die weltweite Gefährdung der biologischen Vielfalt der Süßwasserfauna und -flora.

Auswirkung auf das Klima

Auch wenn Wasserkraft zu den erneuerbaren Energien gezählt wird, sind viele Wasserkraftwerke nur vordergründig emissionsfrei. Die Überflutung von Wäldern, die als natürliche Kohlenstoffsenken fungieren, setzt das klimaaktive Gas Kohlenstoffdioxid frei. Außerdem gelangt durch die Zersetzung der überfluteten Pflanzen Methan in die Atmosphäre. Vor allem in tropischen Regionen können die Emissionen eines Wasserkraftwerkes größer sein als bei einem fossilen Kraftwerk gleicher Leistung.

Quellen / Literatur

International Commission on Large Dams - ICOLD: Externer Link: http://www.icold-cigb.org/GB/publications/world_register_of_dams.asp. Abgerufen: 17.04.2017

Steffen, W., Broadgate, W., Deutsch, L., Gaffney, O., & Ludwig, C. (2015): The trajectory of the Anthropocene: The Great Acceleration. The Anthropocene Review, 2(1), 81–98.

Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen - WBGU (2011): Hauptgutachten. Welt im Wandel - Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. WBGU, Berlin.

Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen - WBGU (2003): Welt im Wandel: Energiewende zur Nachhaltigkeit. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg.

Fussnoten

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