Einführung
Der Begriff der Primärenergie stammt aus der Energiewirtschaft. Er fasst alle die Naturphänomene zusammen, die es Menschen unter Anwendung von technischem Know-How ermöglichen, Energie für zivilisatorische Prozesse nutzbar zu machen. Grob unterschieden wird in diesem Kontext zwischen sogenannten fossilen Energieträgern (Kohle, Erdöl und Erdgas), Kernenergie und sogenannten regenerativen oder erneuerbaren Energieträgern (Solarenergie, Wind, Wasser, Erdwärme, Biomasse, Meeresenergie).
Legende
OECD
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (englisch: Organisation for Economic CO-operation and Development, OECD) umfasst 35 Mitgliedstaaten (Stand 2017). In der OECD sind die meisten Länder mit einem global betrachtet hohem Pro-Kopf-Einkommen vertreten. Während ihr Anteil an der → Weltbevölkerung lediglich 18% beträgt, liegt ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei 74% (Stand 2010).
BRICS
Die BRICS-Staaten sind ein informeller Zusammenschluss von fünf Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die in den vergangenen Jahrzehnten ein relativ hohes Wirtschaftswachstum (von 5-10%) aufweisen konnten. Etwa 43% der → Weltbevölkerung leben in den BRICS-Staaten, während ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei 16% liegt (Stand 2010).
Übrige
Die Anzahl aller Nicht-OECD- und BRICS-Länder umfasst 154 Staaten. Ihr Anteil an der → Weltbevölkerung beträgt 39%, während ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei lediglich 10% liegt (Stand 2010).
Historische Entwicklung
Die auch heute weiterhin stark ansteigende Kurve der Primärenergienutzung kann als der Schlüsselindikator für das Anthropozän bezeichnet werden. Die weltweite Entwicklung spiegelt die sich immer schneller ausbreitende Wirtschafts- und Lebensweise der industrialisierten und digitalisierten Gesellschaften wieder. In einer begrenzten Welt wie der unseren ist ein solches Wachstum jedoch nicht auf Dauer möglich.
Die Erfindung der Dampfmaschine (1769) markiert den historischen Startpunkt dieser Entwicklung. Sie machte es anfänglich möglich, die chemische Energie der Kohle in Maschinen antreibende Bewegungsenergie umzuwandeln. Damit wurde die Industrielle Revolution angestoßen.
Fossile Energieträger
Weltweit stammen ca. 80% der heute genutzten Primärenergie aus den fossilen Energieträgern Erdöl, Kohle/Torf und Erdgas. Mit weitreichenden Folgen für das Ökosystem Erde und der in ihm lebenden Menschen: Der vermehrte Ausstoß des langlebigen Treibhausgases Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre verursacht zu einem großen Anteil die globale Erwärmung. Neben Klimaveränderungen gehören Luftverschmutzung und Krankheiten von Menschen zu weiteren gravierenden Folgen der Verbrennung fossiler Energieträger. Diese werden durch lokale und regionale Emissionen von Ruß, Staub, Benzol und Aerosolen hervorgerufen.
Kernenergie
4,8% des weltweiten Anteils der Primärenergienutzung ist auf die Kernenergie zurückzuführen. In Kernkraftwerken wird durch Spaltung schwerer Atomkerne (Uran und Plutonium) zunächst Wärmeenergie und schließlich die zivilisatorisch nutzbare elektrische Energie gewonnen. Aufgrund von nicht vernachlässigbaren Risiken schwerster Schadensfälle (wie in Tschernobyl und Fukushima), der weltweit ungelösten Endlagerungsproblematik radioaktiver Abfälle sowie die Gefahr der unkontrollierten Verbreitung von Nuklearwaffen rät der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) dringend zu einer Zukunft ohne Kernenergie.
Erneuerbare Energieträger
Der größte Anteil der weltweiten Primärenergienutzung aus erneuerbaren Energieträgern wird aus Biomasse und Abfällen gewonnen (10%). Wasserkraft kommt auf 2,4%. Alle anderen erneuerbaren Energieträger (vor allem Solar- und Windenergie) machen nur 1,1% des weltweiten "Primärenergie-Mixes" aus.
Auch die Nutzung erneuerbarer Energien kann mit negativen Umweltfolgen und gravierenden sozialen Problemen verbunden sein. Daher müssen auch diese Technologien differenziert in Bezug auf ihre Folgeerscheinungen betrachtet werden. Bei der Bioenergie gilt es z. B. die Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion auszuschließen und den Erhalt der Biodiversität sicherzustellen. Bei der Windenergie sind u. a. Landschaftsschutz, Vogelschutz, Lärmbelastungen zu berücksichtigen. Bei großflächigen Solarenergieanlagen besteht wie bei der Bioenergiegewinnung eine mögliche Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion durch die Flächennutzung.
Nachhaltig und damit zukunftsfähig erscheint daher ein Energiemix aus verschiedenen erneuerbaren Energieträgern, deren großskaliger Einsatz negative Umwelt- und Sozialfolgen weitgehend ausschließt. Der Solar- und der Windenergie werden die größten Entwicklungspotenziale für eine effiziente, abfallfreie und saubere Nutzung von Primärenergie in einem nachhaltigen Anthropozän zugesprochen.