Einführung
Ausländische Direktinvestitionen (ADI) bezeichnen Vermögensanlagen, die von einem Unternehmen (oder auch von Staatsregierungen) getätigt werden, um eine dauerhafte Beteiligung an einem im Ausland ansässigen Unternehmen zu erwerben. Das grundlegende Kriterium ist ein Anteil von mindestens 10% der Aktien mit Stimmrechten, durch die der Investor seinen Einfluss auf das ausländische Unternehmen ausübt. Zu den vielfältigen Gründen von ADI zählen die Erschließung neuer Absatzmärkte, die Nutzung günstiger Produktionsstandorte oder auch steuerliche Vorteile.
Legende
OECD
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (englisch: Organisation for Economic CO-operation and Development, OECD) umfasst 35 Mitgliedstaaten (Stand 2017). In der OECD sind die meisten Länder mit einem global betrachtet hohem Pro-Kopf-Einkommen vertreten. Während ihr Anteil an der → Weltbevölkerung lediglich 18% beträgt, liegt ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei 74% (Stand 2010).
BRICS
Die BRICS-Staaten sind ein informeller Zusammenschluss von fünf Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die in den vergangenen Jahrzehnten ein relativ hohes Wirtschaftswachstum (von 5-10%) aufweisen konnten. Etwa 43% der → Weltbevölkerung leben in den BRICS-Staaten, während ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei 16% liegt (Stand 2010).
Übrige
Die Anzahl aller Nicht-OECD- und BRICS-Länder umfasst 154 Staaten. Ihr Anteil an der → Weltbevölkerung beträgt 39%, während ihr Anteil am → globalen Bruttoinlandsprodukt bei lediglich 10% liegt (Stand 2010).
Historische Entwicklung
Die rasante Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen nahm in den 1980er Jahren ihren Anfang. Die globale Finanzkrise von 2008 ist deutlich zu erkennen. Ebenso deutlich die schnelle Erholung bei den ADI. Ihr Anstieg kann als Indikator der wirtschaftlichen Globalisierung angesehen werden. Wie bei der Entwicklung des → realen Bruttoinlandsprodukts zeigt sich die Dominanz der OECD-Länder und damit ein wirtschaftliches Machtgefälle auf globaler Ebene.
ADI und Wirtschaftswachstum
Auch wenn der Großteil an ausländischen Direktinvestitionen zwischen den OECD-Ländern stattfindet, so steigt der Anteil an Investitionen, der in die sogenannten Entwicklungsländer fließt, kontinuierlich an. Ob sich ADI positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung im Zielland auswirken und eine Verbesserung der Lebensstandards zur Folge haben, hängt entwicklungsökonomischen Untersuchungen zufolge vor allem davon ab, inwiefern die Menschen des Ziellandes in die Unternehmen eingebunden werden.
Ein niedriger (Aus)Bildungsstand etwa führt häufig dazu, dass viele Positionen mit Fachkräften besetzt werden, die nicht aus dem Zielland kommen. Dies hat zur Folge, dass die für eine volkswirtschaftliche Entwicklung notwendige Aufbau von Humankapital nicht stattfindet.
Ausländische Großagrarinvestitionen
Ausländische Direktinvestitionen sind immer häufiger auch Agrarinvestitionen. Kapitalkräftige Investoren wie z.B. Saudi Arabien oder China sichern sich große Flächen vor allem in Afrika, um dort mittels industrieller Landwirtschaft Nahrung und Bioenergie zu produzieren, um eigene nationale Defizite auszugleichen bzw. Gewinne zu erzielen.
Solche Großprojekte sind oft intransparent und erfolgen meist ohne Beteiligung der Bevölkerung, was häufig zu Landnutzungskonflikt führt, welche die Lebensverhältnisse ansässiger Kleinbauern aber auch die allgemeine Ernährungssicherheit im betroffenen Land verschlechtern.