Benjamin StahlUwe HeinMichael Herbst Uwe Hein und Michael Herbst Benjamin Stahl
/ 14 Minuten zu lesen
Link kopieren
Die demografischen Entwicklungen in ländlichen Räumen und der gesellschaftliche Wandel stellen die Religionsgemeinschaften vor große Herausforderungen. Dies betrifft vor allem die Evangelische und die Katholische Kirche. Sie sind weiterhin auch in dünner besiedelten Regionen präsent und begegnen dem Mitgliederschwund mit verschiedenen Maßnahmen.
Die Unterschiede ländlicher Räume aufgrund von Einwohnerdichte, Lage und der jeweiligen Entfernung zu größeren Zentren sind auch für die einzelnen Religionsgemeinschaften von Bedeutung. Die Verhältnisse in der Landwirtschaft, lokale Traditionen, insbesondere aber wachsende und schrumpfende Dynamiken wirken sich in besonderer Weise auf sie aus. Während noch Anfang des 20. Jahrhunderts fast alle Deutschen einer christlichen Kirche angehörten, gab es in Zeiten gesellschaftlicher Umwälzungen diverse Austrittsbewegungen: in der Weimarer Republik, zur Zeit der NS-Diktatur, in der DDR, auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands Anfang der 1990er-Jahre, zuletzt jedoch vor allem infolge von Missbrauchsskandalen. Gegenwärtig sinken die Kirchenmitgliederzahlen nicht nur infolge von Austritten, sondern auch aufgrund der demografischen Entwicklung. Gleichzeitig sind die Anteile der Angehörigen anderer Religionen, vor allem des Islam, durch Migrationsbewegungen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen.
Evangelische und Katholische Kirche in räumlicher Perspektive
Trotz der beschriebenen Entwicklungen haben sich im ganzen Land volkskirchliche Strukturen erhalten. Laut einer Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gab es im Jahr 2019 20,7 Mio. evangelische und 22,6 Mio. katholische Kirchenmitglieder. Schaut man aus der Perspektive der Religions- und Kirchensoziologie auf die ländlichen Räume in Deutschland, dann lassen sich anhand der Kirchenmitgliedschaft einige Charakteristika von Nord, Ost, Süd und West zeigen (Abb. 1 Kirchenmitgliedschaft).
Im Süden der Republik sind die beiden großen Kirchen stark vertreten. Katholische und evangelische Christinnen und Christen machen die Mehrheit der Bevölkerung aus. Der Norden der Republik ist traditionell stärker vom Protestantismus geprägt. In Westdeutschland gehört noch eine knappe Mehrheit der Bevölkerung einer Kirche an. In Ostdeutschland sind Kirchen und andere Religionsgemeinschaften unter anderem aufgrund der starken antikirchlichen Politik der SED-Diktatur sowie durch die vergleichsweise schwächere Bindungskraft des Protestantismus eine Minderheit. Insgesamt ist "Konfessionslosigkeit" oder "religiöse Indifferenz" der Normalfall. Mit Ausnahme von Enklaven wie zum Beispiel dem Eichsfeld oder den Gebieten der Sorben in Sachsen befindet sich die katholische Kirche in Ostdeutschland in einer ausgesprochenen Diasporasituation.
Während man in Westdeutschland einen Unterschied zwischen Großstädten bzw. Stadtregionen mit geringem Anteil an Kirchenmitgliedern und ländlichen Regionen mit hohem Anteil an Kirchenmitgliedern ausmachen kann, ist dieser Zusammenhang in Ostdeutschland von geringerer Bedeutung. Das Landleben ist hier von traditioneller Kirchenbindung entkoppelt. Dies liegt unter anderem an der staatlich geförderten Urbanisierung des ländlichen Raums in der DDR, welche zu großen Umbrüchen führte. Durch Enteignung und gesellschaftliche Umstrukturierung wurden aus Bauern Landarbeiter. Großflächig fand ein Traditionsabbruch statt, der die Lebensverhältnisse stark veränderte. Ein traditionelles Landleben, zu dem lange Zeit auch eine Kirchenbindung gehörte, ist deswegen in Ostdeutschland heute meist die Ausnahme. In Westdeutschland ist in vielen Regionen eine schleichende Entwicklung in diese Richtung zu beobachten. Interessant ist, dass eine gewisse kirchliche Präsenz Gebiete prägen kann und den Zusammenhalt wie auch die wirtschaftlichen Verhältnisse stärkt. Dies konnte beispielweise für das Emsland oder auch das Eichsfeld nachgewiesen werden.
Evangelische Kirche und Daseinsvorsorge: Seelsorge, Bildung, Diakonie
Die evangelischen Landeskirchen in Deutschland sind als Körperschaften öffentlichen Rechts flächendeckend präsent. In ihrem Aufbau ähneln sie den demokratischen Strukturen des Staates. Von Landeskirche zu Landeskirche variieren die Begriffe und Strukturen geringfügig. Das Prinzip lässt sich aber an der Evangelischen Kirche im Rheinland gut nachvollziehen. Vor Ort gibt es ein gewähltes Presbyterium (Kirchenvorstand, vergleichbar mit den kommunalen Gemeinderäten). Auf nächsthöherer Ebene stehen dann die gewählten Synoden in den Kirchenbezirken (vergleichbar mit einem Kreistag) sowie die Landessynode (vergleichbar mit einem Landtag) als kirchliche Legislative. Diese Gremien sind zu einem großen Teil ehrenamtlich besetzt und werden vom Engagement vieler getragen. Unterschiedliche Verwaltungsämter und Akteure bilden die "Exekutive". Auf Landesebene ist es das Landeskirchenamt, auf Kirchenbezirksebene sind es Superintendenturen sowie regionale Verwaltungszentren. Dazu kommt die kirchliche Mitarbeiterschaft auf der lokalen Ebene. Hier wären einerseits Mitarbeitende im Verkündigungsdienst zu nennen: Pfarrerinnen und Pfarrer, Gemeindepädagoginnen und -pädagogen sowie Kantorinnen und Kantoren; und andererseits Mitarbeitende in anderen Belangen: etwa Angestellte in der örtlichen Verwaltung oder auf Friedhöfen sowie Küsterinnen und Küster.
Mit dieser juristischen und personellen Infrastruktur haben die Kirchen so etwas wie einen "Kleinverteilungsapparat" , der sie auch in entlegenen Gebieten präsent sein lässt. Oft gehört die Kirche in entlegenen und schrumpfenden Gebieten zu den letzten Institutionen, die sich zurückziehen Die Finanzierung über Kirchensteuern macht das möglich, es gehört aber auch zum kirchlichen Selbstverständnis, gerade für diejenigen da zu sein, die am Rand der Gesellschaft stehen und in ihren Teilhabechancen benachteiligt sind. Das schlägt sich in unterschiedlichen Leistungen der Daseinsvorsorge nieder wie in Seelsorge, Kultur- und Bildungsangeboten sowie diakonischen Leistungen bzw. sozialen Diensten am Menschen. Die Diakonie ist in eigenen Organisationen repräsentiert und muss aufgrund ihrer Größe und Eigenständigkeit gesondert betrachtet werden. Diakonische Einrichtungen stehen in unterschiedlich enger Beziehung zu den Kirchengemeinden vor Ort und engagieren sich teilweise sehr stark in den ländlichen Räumen. Der Bildungsbereich spielt ebenfalls eine gesonderte Rolle, auch wenn es (Hoch-) Schulen, Kindertagesstätten und Akademien in kirchlicher Trägerschaft gibt.
Die Kirchengemeinden in ländlichen Räumen sind Organisationen, in denen Diakonie besonders in Form von "Nächstenhilfe" im Alltag stattfindet. Die oft ehrenamtlich getragenen Besuchskreise wirken gegen Vereinsamung. Hier werden diejenigen besucht, die ein Jubiläum feiern oder in ihrer Mobilität soweit eingeschränkt sind, dass eine Teilnahme an gesellschaftlichen Angeboten schwer geworden ist. Vielfältige Angebote in Kultur und Bildung bereichern das Leben gerade dort, wo kaum noch Angebote anderer Träger stattfinden. Ein Beispiel sind Konzerte im Bereich von Jugend- und Popkultur, Angebote wie Kirchen- und Gospelchöre und Aufführungen klassischer Musik. Hinzu kommen Bildungsangebote für unterschiedliche Altersstufen, so etwa: Kinderkirchen, Konfirmandenunterricht, Junge Gemeinde, Erwachsenenbildung und Religionsunterricht.
Umbrüche dargestellt am Beispiel der protestantischen Kirchen in Ostdeutschland
Die kirchliche Organisationsform mit ihrem flächendeckenden Prinzip gerät in ländlichen Regionen besonders stark unter Druck. Auch das ehrenamtliche Engagement ist zu einem guten Teil von der Begleitung durch hauptamtlich angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abhängig. Durch die Abnahme der Bevölkerung in ländlichen Gebieten, deren Überalterung und durch anhaltende Prozesse der Säkularisierung sind die Kirchen gezwungen, Pfarrstellen und andere Stellen abzubauen, was ihre Präsenz in ländlichen Gebieten verringert. So findet seit über 20 Jahren – vor allem in Ostdeutschland – ein starker Rückbau statt, der mit einer massiven Ausweitung pastoraler Zuständigkeiten verbunden ist.
In den ländlichen Gebieten Ostdeutschlands scheinen sich negative Entwicklungen teilweise brennpunktartig zu verdichten, auch wenn neueste Studien zur Arbeitsbelastung hier keine höhere physische oder psychische Erkrankungsrate unter Pfarrerinnen und Pfarrern nachweisen.
Dieser Rückbau kirchlicher Infrastrukturen wird aufgrund von Traditionsabbruch und demografischer Struktur weiter anhalten. In ländlichen Räumen gehen zudem durch Umzug in die Städte oder Kirchenaustritt besonders junge Menschen für die Ortsgemeinden verloren. Eine Folge davon ist eine stärkere Überalterung der verbleibenden Kirchenmitglieder. Am Beispiel des Kirchenbezirks Meißen-Großenhain der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS) kann gezeigt werden, was das für die Organisation eines ländlichen Kirchenkreises bedeutet: Die Kirchenmitglieder sind im Schnitt rund sechs Jahre älter als die Normalbevölkerung (Abb. 2 Demografiebaum). Während das Durchschnittsalter von Sachsens Bevölkerung nach Angaben des statistischen Landesamtes rund 47 Jahre beträgt, liegt es bei den Mitgliedern im Kirchenbezirk Meißen-Großenhain bei 53 Jahren. Es lässt sich an dieser Alterspyramide auch der Traditionsabbruch ablesen: Insgesamt ist die Form der Alterspyramide Deutschlands ähnlich. Man kann das Geburtentief der 1930er und die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs sowie das Geburtentief nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1940er-Jahren erkennen. Abweichend zur Normalbevölkerung ist die Generation der Babyboomer (Geburtsjahrgänge 1946-1964) in der Kirche die stärkste Generation. Je jünger die Generationen werden, umso schmaler wird die Alterspyramide – und es lässt sich vor allem der für Ostdeutschland charakteristische Einschnitt bei den Geburten in den 1990er-Jahren sehen (heute ca. 26- bis 29-Jährige). Diese Form der "Alterspyramide" wird als "Urne" oder "Pilz" bezeichnet und zeigt eine langanhaltende Schrumpfung, deren Ende noch nicht in Sicht ist.
Entsprechend wurde auch die kirchliche Organisation zurückgebaut. Da die Anzahl der Pfarrstellen mit den Mitgliederzahlen gekoppelt ist, verläuft der Rückbau der Strukturen parallel zur Abnahme der Kirchenmitglieder.
Zusammenschlüsse und Vereinigungen auf Ebene der Kirchengemeinden nehmen weiter zu, etwa die sogenannten Schwesterkirchverhältnisse mit benachbarten Gemeinden oder fusionierte Gemeinden innerhalb einer Stadt. Damit wird auch die Anzahl der Flächen und zu versorgenden Gebiete stetig größer.
In dem Papier "Kirche mit Hoffnung in Sachsen" aus dem Jahr 2016 gibt die sächsische Landeskirche vor, dass kirchliche Regionen gebildet werden müssen, in denen auf dem Land in Zukunft prognostisch ca. 4000 Kirchenmitglieder zu erwarten sind. Dies soll die Anstellung von Personal langfristig erhalten und sinnvoll ermöglichen, da die Ortsgemeinden als Anstellungsträger zu klein geworden sind.
Der Rückbau ist zwar notwendig, führt aber auch zu Zentralisierung auf der einen und einer weiteren Peripherisierung auf der anderen Seite. Trotzdem gelingt es an manchen Orten, in diesen Umbrüchen ein lebendiges Gemeindeleben und damit verbunden zusammenhängende Leistungen der Daseinsvorsorge zu gestalten. Die Not fordert heraus.
Innovative Beispiele kirchlicher Regionalentwicklung machen deutlich, dass Kirchen dort, wo sie ihre eigenen Stärken wahrnehmen und sich in Orientierung am Gemeinwohl mit anderen Institutionen verbinden, hilfreiche Entwicklungen ermöglichen. Mehrgenerationenprojekte, Gemeinschaftsinitiativen, gemeinwohlorientierte Umnutzung kirchlicher Gebäude, Kommunikationslösungen, Mobilitätsprojekte und anderes werden realisiert. Dabei werden zunehmend auch ideologische Mauern überwunden, die zu DDR-Zeiten Kirchen und andere Akteure voneinander getrennt haben.
Katholische Kirche
Den Chancen und Herausforderungen ländlicher Räume hat sich die hierarchischer organisierte Katholische Kirche vor allem in Süddeutschland mit einer speziellen Landpastoral (der pastoralen Arbeit in ländlichen Räumen) gewidmet. Die Katholische Landvolkbewegung (KLB) engagiert sich in diesem Zusammenhang besonders für die Stärkung von Ehrenamtlichen, für Gemeinwesenorientierung und Schöpfungsverantwortung. Im Fokus stehen die Umbrüche und Veränderungen in ländlichen Räumen. "Kirche auf dem Land, das ist Kirche jenseits der traditionalen Wucht des alten Landes und diesseits der fragilen, aber faszinierenden Chancen der verdichteten Stadt. Es ist Kirche in einem Entwicklungs-Land", sagt Pastoraltheologe Prof. Dr. Rainer Bucher. So sollen einerseits stabile Gemeinschaften und konzentrierte Orte für die Mitglieder unterhalten, zugleich aber gastfreundliche, offene und flexible Begegnungsräume geschaffen werden. Neue Vernetzungsmöglichkeiten auch digitaler Art sind zu etablieren. Erschwert wird dies durch strukturelle Veränderungen, die sich noch stärker als in der Evangelischen Kirche durch den Mangel an Priestern ergeben. Regional unterschiedlich verteilt, ist in Deutschland die Zahl von 17.931 Priestern im Jahr 1997 auf die Zahl 12.983 im Jahr 2019 gesunken. Auch katholische Kirchengemeinden werden fusioniert. Sie werden zu pastoralen Räumen zusammengebunden – mit dem vorrangigen Ziel, die pastorale Versorgung zu gewährleisten. Im Bistum Trier wurde jedoch eine Pfarreienreform, die 887 Pfarreien zu 35 pastoralen Räumen zusammenführen sollte, auf Anweisung des Vatikans hin gekippt. Die Notwendigkeit und erklärte Absicht, Ehrenamtliche für die kirchliche Arbeit zu ermächtigen und zu befähigen, scheitert am Klerikalismus, einer Vormachtstellung der Priester, die einerseits aus der stark hierarchischen Ordnung der Kirche herrührt, sich andererseits aus einer verbreiteten Versorgungsmentalität speist.
Orthodoxe Kirchen und Freikirchen
Die orthodoxen Kirchen haben ihre Zentren hauptsächlich in städtischen Regionen. Mitglieder aus ländlichen Regionen müssen in der Regel zur Religionsausübung in die Stadt fahren. Die Situation bei den Freikirchen ist unterschiedlich. Die Evangelisch Methodistische Kirche hat zum Beispiel im ländlichen Raum um Stuttgart und um Chemnitz zahlreiche Gemeinden. Es gibt wachsende und schrumpfende Gemeinden. Auch hier bleiben Zusammenlegungen nicht aus. Einige Freikirchen beginnen, das Gemeindeleben in ländlichen Räumen von Zentren aus mit digitalen Medien zu unterstützen und zu vernetzen.
Religionsgemeinschaft der Muslime
Der Islam ist mit ca. 4,55 Mio. Mitgliedern (2015) die größte nichtchristliche Religionsgemeinschaft in Deutschland, gefolgt von Buddhisten (270.000), Hindus (100.000), Juden (100.000) und weiteren kleineren Gemeinschaften.
Die meisten Muslime leben in den Industrieregionen von Nordrhein-Westfalen (33,1 Prozent), Baden-Württemberg (16,6 Prozent) und Bayern (13,2 Prozent). Mit Ausnahme von Berlin sind die Zahlen in Ostdeutschland sehr gering, zusammengenommen unter zwei Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern leben nur 0,1 Prozent aller deutschen Muslime. Ungefähr die Hälfte der Muslime in Deutschland sind türkischer Abstammung. Umgekehrt proportional zur tatsächlichen Anwesenheit von Personen muslimischen Glaubens verhält sich die "Ablehnung" des Islams: wo die wenigsten Personen muslimischen Glaubens zu finden sind, ist paradoxerweise die Ablehnung am höchsten. Die Erfahrungen, die in städtischen Regionen mit kultureller Vielfalt gemacht werden, befördern die Akzeptanz verschiedener Kulturen und Religionen. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass es besonders in ländlichen Regionen, wo die Anzahl der Muslime verschwindend gering ist, zu mehr Problemen des Zusammenlebens kommt. Das wird mancherorts verstärkt durch rechtsextreme Tendenzen. In Bayern und in Baden-Württemberg wurden daher Islamberatungen für die Kommunen eingerichtet, um Aufklärung und Vermittlung bei Konflikten anzubieten.
Eine der wichtigsten Grundlagen muslimischer Religionsausübung in ländlichen Regionen stellen Gemeinderäume dar. Wenn es keine geeigneten Räume vor Ort gibt, muss man zur Moschee in die nächste Stadt fahren. Neben der eigentlichen Religionsausübung fungieren Gemeinderäume als soziale Treffpunkte, Bildungsorte (Sprachunterricht), Orte sozialer Aufgaben und interreligiösen Dialogs. Von manchen Kommunen werden daher Räume zur Verfügung gestellt, um die Integration vor Ort zu fördern. Darüber hinaus besteht die Schwierigkeit, für Gebete und Rituale einen geeigneten Imam zu finden. Glaubensrichtung, Sprache und Finanzierung spielen dabei eine Rolle. Als Rechtsform wird in den meisten Kommunen ein eingetragener Verein gewählt. In den vergangenen Jahren ist so eine Reihe neuer Glaubensgemeinschaften gegründet worden.
Insgesamt ist festzuhalten, dass die mit den Schrumpfungsprozessen in ländlichen Räumen einhergehenden Herausforderungen die Religionsgemeinschaften dazu veranlassen, verstärkt das ehrenamtliche Engagement zu würdigen und zu fördern. Die Vernetzung kleiner und großer Gemeinschaften erhält eine zunehmende Bedeutung. Sowohl für die christlichen Kirchen als auch für die Religionsgemeinschaft der Muslime besteht dabei ein großes Potenzial in der gemeinwesenorientierten Kooperation mit anderen Akteuren vor Ort.
Dr. Benjamin Stahl ist Pastor der Evangelisch Lutherischen Kirche Sachsen, hat die Untersuchung "Stadt, Land, Frust?" zur arbeitsbezogenen Gesundheit im Pfarramt geleitet 2019 und über "Veränderungen und Entwicklungsmöglichkeiten des Pfarramts im ländlich-peripheren Ostdeutschland" (2021) promoviert.
Portrait Hein
Dr. Uwe Hein ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung (IEEG) und als Pastor der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland zuständig für das Thema Ländliche Räume.
Portrait Herbst
Prof. Dr. Michael Herbst ist Direktor am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung (IEEG) und war bis 2021 Professor für Praktische Theologie an der Universität Greifswald.
Ihre Meinung ist uns wichtig!
Wir laden Sie zu einer kurzen Befragung zu unserem Internetauftritt ein. Bitte nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, um uns bei der Verbesserung unserer Website zu helfen. Ihre Angaben sind anonym.