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Innovationen und Wertschöpfung in ländlichen Räumen | Ländliche Räume | bpb.de

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Innovationen und Wertschöpfung in ländlichen Räumen

Daniel Schiller

/ 8 Minuten zu lesen

Innovationsprozesse in ländlichen Räumen unterscheiden sich von denen in städtischen Zentren in vielerlei Hinsicht. Ihre Innovationspotenziale sind eng verbunden mit tiefgreifenden Transformationsprozessen, die Nachhaltigkeit in Produktion und Konsum in den Vordergrund stellen.

Breitbandausbau für schnelles Internet in Nürnbrecht im Oberbergischen Kreis (© picture-alliance, Goldmann)

Was sind Innovationen? Wie entstehen sie?

Als Innovationen werden im wirtschaftlichen Kontext die Einführung neuer Produkte und Produktionsprozesse in einen Markt sowie die Einführung neuer Organisationsformen bei der Erstellung von Gütern und Dienstleistungen bezeichnet. Innovationen sind das Ergebnis eines interaktiven und systemischen Prozesses. Dieser endet nicht mit der Entstehung und dem erstmaligen Erscheinen eines neuen Produkts oder einer Dienstleitung, sondern umfasst auch die Verbreitung von Innovationen – etwa indem sie in anderen Kontexten übernommen werden. Das frühere, auf die Angebotsseite fokussierte Verständnis von Innovationen, das vor allem gewinnorientierte Unternehmen oder technische Lösungen in den Blick nahm, wurde in den letzten Jahren deutlich erweitert. Mittlerweile werden weitere Akteursgruppen im Innovationsprozess (z.B. nutzergetriebene Innovationen, soziales Unternehmertum), neue Innovationsarten (z.B. gesellschaftliche Innovationen, Nachhaltigkeitsinnovationen) und transformative Innovationen, die bestehende Systeme tiefgreifender verändern, einbezogen. Innovationen entstehen in der Regel nicht isoliert, sondern sind das Ergebnis eines interaktiven Prozesses mit verschiedenen Beteiligten. Für die Innovationskraft der Unternehmen oder auch des Non-Profit-Sektors in einer Region ist daher die Leistungsfähigkeit sogenannter Innovationssysteme, in die sie eingebunden sind, von großer Bedeutung. Diese Innovationssysteme bestehen im Kern aus innovationsfähigen und innovationswilligen Akteuren und Organisationen (z.B. Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen) sowie der Quantität und Qualität der Zusammenarbeit zwischen den Innovationsakteuren, innovationsunterstützenden Infrastrukturen, Gesetzen und Regeln sowie der soziokulturellen Offenheit für Innovationen.

Innovationssysteme existieren auf unterschiedlichen Ebenen. In der räumlichen Dimension unterscheiden sich Innovationssysteme sowohl zwischen Staaten (z.B. Deutschland), als auch kleinräumiger zwischen Regionen (z.B. Vorpommern). Daneben existieren spezifische Innovationssysteme innerhalb von Wirtschaftssektoren (z.B. Agrar- und Ernährungswirtschaft) und Technologiefeldern (z.B. Biotechnologie). In der Realität überschneiden sich diese verschiedenen Ebenen in komplexer Weise. Man spricht dabei von Multiskalarität.

Innovationen in ländlichen Räumen

Innovationsprozesse und Innovationssysteme in ländlich geprägten Räumen unterscheiden sich von denen in urbanen Zentren. Beispielsweise ist die Dichte an Innovationsakteuren geringer. Nicht alle relevanten Kompetenzen sind dadurch unmittelbar vor Ort vorhanden, sondern müssen durch die Zusammenarbeit mit weiter entfernten Akteuren hinzugeholt werden. Häufig sind in ländlichen Räumen auch Branchen angesiedelt, die in geringerem Maße Hochtechnologien nutzen. Außerdem fehlen teilweise relevante innovationsunterstützende Infrastrukturen (z.B. schnelles Internet). Das bedeutet nicht, dass Unternehmen in ländlichen Räumen nicht innovativ sind bzw. sein können. Die Arten der Innovationen unterscheiden sich jedoch und sind häufig nicht das Ergebnis eines wissenschaftlich-strukturierten Forschungs- und Entwicklungsprozesses, sondern beruhen auf praktischen Erfahrungen und konkreten Erfordernissen.

Ländliche Räume können auch spezifische Vorteile für innovative Aktivitäten besitzen. Diese können sich beispielsweise daraus ergeben, dass Akteure vor Ort sich sehr gut kennen und ein hohes Maß an Vertrauen zwischen ihnen besteht. Dies ist wichtig, um sensible Informationen und Wissen miteinander zu teilen. Außerdem gibt es Unternehmen, die ganz bewusst Orte außerhalb der Zentren suchen. Sie nutzen die daraus resultierenden Freiheiten und Experimentierräume strategisch und greifen nur gezielt und punktuell auf Wissen in anderen Regionen zu. Im Bereich kreativer Tätigkeiten finden sich in der Literatur verschiedene gut dokumentierte Beispiele (u.a. die Gruppe der Vorarlberger Baukünstlerinnen und -künstler im Bereich der Architektur sowie die Standortwahl unabhängiger Modedesignerinnen und -designer in Kanada ). Für wirtschaftliche Aktivitäten, die unmittelbar an die Ressource Land oder auch an die Produktion von Biomasse gekoppelt sind, bieten ländliche Räume darüber hinaus gute Ausgangsbedingungen, um durch innovative Lösungen die Wertschöpfung zu steigern (z.B. im Bereich der Bioökonomie, siehe unten).

Ländliche Räume weisen also vielfältige Potenziale für Innovationen auf, auch wenn der Innovationsdiskurs häufig von Entwicklungen in den Städten und in urban angesiedelten Hochtechnologiebranchen geprägt ist. Um den spezifischen Bedingungen für Innovationen in ländlichen Räumen gerecht zu werden, sollten daher allgemeingültige und häufig stark vereinfachende Erklärungsansätze ("one size fits all") vermieden und ländliche Räume nicht länger als "Restkategorie" verstanden werden. In diesem Zusammenhang sind auch Stadt-Land-Verflechtungen von Bedeutung. Das Zusammenspiel von Absatzmärkten und Impulsen durch die globale Vernetzung der Städte mit spezifischem Wissen und Ressourcen ländlicher Räume kann die Dichotomie zwischen Stadt und Land im Innovationsprozess auflösen.

In der wissenschaftlichen Debatte setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Potenziale für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen nur genutzt werden können, wenn zugleich die spezifischen räumlichen Kontextbedingungen (place-based) berücksichtigt werden. Dabei sind die jeweiligen Hemmnisse eines Teilraumes zu identifizieren und zu überwinden. In ländlichen Räumen können solche Hemmnisse beispielsweise in einem Fehlen regionaler Wissensquellen, innovationserfahrener Akteure oder in einem unzureichenden Ausbau innovationsrelevanter Infrastrukturen (z.B. Breitbandanschlüsse) bestehen. Die dadurch blockierten Innovationspotenziale könnten in den genannten Beispielen durch gezielte Maßnahmen für eine überregionale Vernetzung, gemeinsames Lernen an regionalen Beispielen guter Innovationspraxis und durch eine räumlich ausgeglichenere Verteilung von Infrastrukturinvestitionen gehoben werden.

Durch die regionsspezifische Überwindung von Innovationsblockaden wird auf diese Weise ein Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum geleistet. Gleichzeitig sorgt eine solche Schaffung wirtschaftlicher Entwicklungsperspektiven durch Innovationsimpulse für unterschiedliche Regionstypen innerhalb der Gruppe der ländlichen Räume für eine größere räumliche Gerechtigkeit und leistet einen aktiven Beitrag zur Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse.

Bei der Analyse und der politischen Gestaltung von Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen ist in besonderer Weise zu gewährleisten, dass Entwicklungsprozesse den Verbrauch natürlicher Ressourcen berücksichtigen. In ländlichen Räumen bauen Wertschöpfungssysteme häufig unmittelbar auf den Einsatz und Verbrauch natürlicher Ressourcen auf (z.B. Agrar- und Ernährungswirtschaft, Bioökonomie) und sind in Kulturlandschaften verortet, deren Ökosysteme besondere Leistungen für die gesamte Menschheit erbringen. Das nachhaltige Management dieser Ressourcen sollte dabei nicht als Hemmnis für das Wirtschaften in ländlichen Räumen verstanden werden, sondern ausdrücklich als Entwicklungspotenzial.

Innovationsbasierte Wertschöpfung in ländlichen Räumen

In Deutschland stehen ländliche Räume vor der Herausforderung, sich in einer wissensbasierten und globalen Wirtschaft wettbewerbsfähig aufzustellen. Innovationen sind daher auch in ländlichen Räumen der Treiber des regionalen Strukturwandels und die Grundlage für neue Formen der Wertschöpfung. Ländlichen Räumen bietet sich in diesem Kontext eine Vielfalt an Optionen, um sich durch innovationsbasierte Wertschöpfung in der globalen Wirtschaft zu positionieren.

Anhand von Abbildung 1 wird deutlich, dass fast alle diese Optionen mit positiven wirtschaftlichen Effekten einhergehen können. Sie sind aber in unterschiedlichem Maße krisenanfällig. So besitzt etwa die "Wiederentdeckung des Ländlichen" im Sinne einer Ansiedlung von Wertschöpfungsprozessen im lokalen Kontext zwar ein geringeres wirtschaftliches Potenzial als viele andere Optionen. Lokalisierte Wertschöpfungsketten sind aber in höherem Maße widerstandsfähig gegenüber globalen Krisen wie z.B. dem Zusammenbruch globaler Lieferketten zu Beginn der Coronavirus-Pandemie oder durch die Blockade des Suez-Kanals durch ein havariertes Schiff. Eine Verringerung der Krisenanfälligkeit ist bei guten Aussichten für wirtschaftliche Effekte auch im Falle der "grenzüberschreitenden Netzwerkintegration" möglich. Hier können Grenzregionen, die häufig Entwicklungshemmnisse aufgrund ihrer peripheren Lage innerhalb des Nationalstaates aufweisen, durch eine Arbeitsteilung mit Regionen jenseits der Landesgrenze profitieren.

Durch die Produktion und Verarbeitung von natürlichen Rohstoffen (z.B. Biomasse aus der Land- oder Forstwirtschaft) für den globalen Markt lassen sich hingegen größere wirtschaftliche Impulse erwarten. Der Wirtschaftszweig ist aber auch krisenanfälliger, sofern nur eine geringe regionale Weiterverarbeitung erfolgt und eine hohe Abhängigkeit von schwankenden Mengen und Preisen auf dem Weltmarkt besteht. Ähnliches gilt für die "Ansiedlung von Zweigbetrieben". Ländliche Räume werden häufig von größeren Konzernen als Standort für Tochterunternehmen gewählt, wenn es um flächen-, verkehrs- oder lärmintensive Fertigungstätigkeiten geht. Den vergleichsweise großen und schnell realisierbaren Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekten steht gegenüber, dass die Steuerungsmacht außerhalb der Region bleibt und Standortverlagerungen leichter erfolgen, wenn es nicht gelingt, den Zweigbetrieb mit regionalen Kompetenzen (z.B. spezifisches Wissen oder vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsstufen) zu koppeln. Innerhalb dieses Spektrums können die weiteren Optionen in Abbildung 1 verortet werden.

Entwicklungsoptionen ländlicher Räume in der globalen Wirtschaft (Interner Link: Grafik zum Download) (bpb, Quelle: Eigene Darstellung nach Woods et al. (2015): Globalization Processes and the Restructuring of Europe‘s Rural Regions. In: McDonagh/Nienaber/Woods (Hrsg.): Globalization and Europe's Rural Regions. Ashgate. S. 199-221.) Lizenz: cc by-nc-nd/4.0/deed.de

Wie bereits angesprochen ist die ökologische Ausgleichsfunktion ländlicher Räume und die unmittelbare Bindung vieler der dort verorteten Wirtschaftsformen an natürliche Ressourcen bedeutsame Bedingungen für das Wirtschaften in ländlichen Räumen. Daher ist im Rahmen der Entwicklung regionaler Innovationsstrategien für ländliche Räume durch die handelnden Akteure jeweils in besonderer Weise abzuwägen, welche Form der wirtschaftlichen Nutzung in welchen Ökosystemen vertretbar ist. Innovationen sollten nicht allein in den Dienst einer Maximierung des wirtschaftlichen Ertrages gestellt werden, sondern dazu beitragen, Produktion und Konsum grundlegend so zu verändern, dass ein Wirtschaften im Einklang mit den sozial-ökologischen Erfordernissen möglich wird. In einigen Fällen kann dies dazu führen, dass die ökologische Ausgleichsfunktion eines Gebietes als absoluter Wert vor jegliche Form der wirtschaftlichen Nutzung gestellt wird (z.B. Kernzonen von Biosphärenreservaten). In der ganz überwiegenden Zahl der Fälle bestehen aber Möglichkeiten, durch innovative Formen der Wertschöpfung angepasste und sanfte Formen der Nutzung zu etablieren, die mit der Schutzfunktion vereinbar sind.

Beispiele für innovationsbasierte Wertschöpfung in der Region Vorpommern

Optionen für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen lassen sich anhand von zwei Beispielen aus der Region Vorpommern illustrieren. Vorpommern liegt im äußersten Nordosten Deutschlands und steht sinnbildlich für eine Vielzahl ländlich geprägter und peripher gelegener Regionen. Die Region verfügt über vielfältige landschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Potenziale, die sich bei weitem nicht in ihrer touristischen Bedeutung erschöpfen. Zu nennen sind hier nicht zuletzt die Hansestädte Greifswald und Stralsund mit ihren Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Kristallisationskerne für einen innovationsbasierten regionalen Strukturwandel.

Hochwertige Veredlung pflanzenbasierter Rohstoffe: Die Region Vorpommern ist gekennzeichnet durch große und intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen, vielfältige meereswirtschaftliche Ressourcen und trockengelegte Moorflächen, die ein immenses Potenzial für die Reduzierung von Treibhausgasemissionen im Falle einer Wiedervernässung und nachhaltigen Nutzung (sog. Paludikultur) bieten. Die regionale Wertschöpfung, die aus diesen Flächen gewonnen wird, ist trotz intensiver und teilweise nicht nachhaltiger Nutzung bislang gering. In vielen Bereichen ist die wirtschaftliche Basis fast vollständig verloren gegangen (z. B. Küstenfischerei). Im Rahmen des vom BMBF-geförderten WIR!-Bündnis Plant³ wird in der Region seit 2019 ein wissens- und innovationsbasierter Strukturwandel mit dem Ziel vorangetrieben, die pflanzenbasierten Ressourcen aus Land, Moor und Meer besser in Wert zu setzen und die Region national und international als Standort der wissensbasierten Bioökonomie zu etablieren. Dabei geht es ausdrücklich nicht nur um eine Steigerung der regionalen Wertschöpfung, sondern auch um eine breitere Teilhabe von Landwirten und Fischern sowie der gesamten Bevölkerung und die Schaffung ökologisch nachhaltiger Nutzungsoptionen (weitere Informationen unter: Externer Link: www.plant3.de).

Nachhaltige ‚Wert‘schöpfung im Stadt-Land-Kontext: Die Region Vorpommern ist trotz ihrer überwiegend ländlichen Prägung von Gegensätzen zwischen städtischen und ländlichen Lebensweisen gekennzeichnet. Wie in vielen ländlichen Räumen gibt es Nutzungs- und Interessenkonflikte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen um die Ressource Land. Landwirte fürchten durch immer neue Auflagen um ihre Existenz. In anderen Teilen der Bevölkerung schwindet das Verständnis und die Akzeptanz für eine intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Gleichzeitig gibt es ein großes Interesse an der Wiederentdeckung regionaler Besonderheiten durch Einheimische, Zugezogene und Touristen. An dieser Stelle setzt das im Rahmen der Förderlinie Stadt-Land-Plus seit 2018 durch das BMBF geförderte Projekt „Vorpommern Connect – Nachhaltige Stadt-Land-Wertschöpfungsketten bewerten und gestalten“ an. Anhand von drei Entwicklungspfaden werden kleinräumige Modelle entwickelt und erprobt, um die regionale Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu stärken, die Nutzung regionaler Energiebiomasse aus wiedervernässten Mooren zu etablieren und das gegenseitige Verständnis von Stadt und Land durch Lern- und Erlebnisorte in der landwirtschaftlich geprägten Umwelt zu verbessern. Dieses Projekt steht beispielhaft für die Vielfalt an wirtschaftlichen und sozialen Innovationspotenzialen im Stadt-Land-Kontext (weitere Informationen unter: Externer Link: www.vorpommern-connect.de).

Schilfernte im Winter im Rahmen des Projekts Plant3. Es will erreichen, dass die pflanzenbasierten Ressourcen in der Region Vorpommern besser genutzt werden und diese als Standort der Bioökonomie etablieren. (© lensescape, Plant³/Universität Greifswald)

Nachhaltigkeit und Digitalisierung als Treiber innovationsbasierter Wertschöpfung

Die Notwendigkeit einer sozial-ökologischen Transformation der Wirtschaft bietet vielfältige neue Möglichkeiten für innovationsbasierte Wertschöpfung in ländlichen Räumen. Im Kontext der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit steigt die Bedeutung nachwachsender Rohstoffe für die Produktion von Gütern und ihre effiziente Nutzung im Sinne einer Kreislaufwirtschaft (= Schließung von Stoffkreisläufen durch langlebige, wiederverwendbare und recycelbare Produkte) oder der Kaskaden- und Koppelnutzung (= mehrfache stoffliche Nutzung eines Rohstoffes bis hin zur energetischen Verwertung sowie Verwertung von Rest- und Nebenstoffen, die bei der Herstellung des Hauptmaterials anfallen). Durch die unmittelbare Bindung an die Rohstoffbasis bieten sich – wie die Beispiele aus Vorpommern zeigen – gerade in der Bioökonomie besondere Entwicklungschancen für ländliche Räume.
Mit Blick auf die soziale Dimension der Nachhaltigkeit sind ländliche Räume früher als die urbanen Zentren von einer Alterung und Schrumpfung der Bevölkerung im Zuge des Interner Link: demografischen Wandels betroffen. Hieraus ergeben sich Chancen, durch soziale Innovationen neue Modelle des Zusammenlebens und der Daseinsvorsorge zu entwickeln und zu erproben.

Nicht zuletzt eröffnet der technologische Wandel in Form der Digitalisierung Möglichkeiten, spezifische Nachteile ländlicher Räume, die sich aus der geringeren Zahl an Akteuren vor Ort und der Distanz zu den urbanen Zentren ergeben, zu überwinden und traditionelle Wirtschaftssektoren grundlegend zu transformieren (z. B. durch Digitalisierung der landwirtschaftlichen Produktion).

Fussnoten

Fußnoten

  1. Gernot Grabher (2018): Marginality as strategy: Leveraging peripherality for creativity. Environment and Planning A 50 (8), 2018, S. 1785-1794.

  2. Taylor Brydges, Brian J. Hracs: The locational choices and interregional mobilities of creative entrepreneurs within Canada’s fashion system. Regional studies, 53(4), 2018, S. 517-527.

  3. Woods, M.; Nienaber, B.; McDonagh, J. (2015): Globalization Processes and the Restructuring of Europe`s Rural Regions. In: McDonagh, J.; Nienaber, B.; Woods, M. (Hrsg.): Globalization and Europe's Rural Regions. Ashgate. S. 199-221.

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Prof. Dr. Daniel Schiller ist Professor für Wirtschafts- und Sozialgeographie an der Universität Greifswald. In seiner Forschung arbeitet er zu wissensbasierter Regionalentwicklung, globalen Transformationsprozessen, Nachhaltigkeitstransformationen sowie Stadt-Land-Beziehungen und Kommunalfinanzen. Darüber hinaus ist er Sprecher des WIR!-Innovationsbündnisses "Plant³", das auf Basis der Bioökonomie einen regionalen Strukturwandel in Nordostdeutschland initiiert.