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Die NEUEN AUFTRAGGEBER Kunst gemeinsam in Auftrag geben

Uta Rüchel - NEUE AUFTRAGGEBER

/ 4 Minuten zu lesen

Ob Dorf oder Stadt: Sich um ein Thema, einen Ort oder einen empfundenen Mangel selbst kümmern und Kunst beauftragen – dies und mehr ist möglich mit der Initiative der Neuen Auftraggeber. Gemeinschaftlich, lokal und nachhaltig.

Die Neuen Auftraggeber von Züsedom - Präsentation der Züsedom-Bänke (© Victoria Tomaschko)

Kunst im Bürgerauftrag ermöglicht es Gruppen von Bürger/-innen in Eigeninitiative gemeinnützige, öffentliche und nicht kommerzielle Kulturgüter in Auftrag zu geben. Anders als bei der Beauftragung von Kunst im öffentlichen Raum durch Verwaltungen stehen hier die dringlichen Fragen der Bürger/-innen im Vordergrund, auf die mit den Mitteln der Kunst reagiert wird.

Was sind gemeinnützige, öffentliche und nicht kommerzielle Kulturgüter?

Häufig werden Formen von Externer Link: Kunst im öffentlichen Raum wie Skulpturen, Installationen, die Gestaltung eines Platzes in Auftrag gegeben. Aber auch Externer Link: Landschaftsgestaltung, Externer Link: Film, Externer Link: Fotografie und Externer Link: digitale Medien sind möglich oder Externer Link: Theater, Externer Link: Performance, Externer Link: Literatur und Externer Link: Musik sowie stadtplanerische und architektonische Projekte.

Wie entstehen diese Kunstwerke, wer sind die "Neuen Auftraggeber"?

Die Neuen Auftraggeber von Wietstock - Auftraggebergruppe mit Künstlerin Antje Majewski und Mediatorin Susanne Burmester (© Victoria Tomaschko)

Die Neuen Auftraggeber, das sind die Bürger:innen selbst! Indem sie Kunst in Auftrag geben, reagieren sie eigenverantwortlich auf ihr Lebensumfeld, erproben demokratische Prozesse und ermöglichen einen Perspektivwechsel.

Das funktioniert so: In Zusammenarbeit mit erfahrenen Künstler/-innen und begleitet durch eine Mediator/-in entstehen gemeinschaftlich ambitionierte Kunstprojekte.

Auftraggebergruppen bilden sich rund um ein gemeinsames Anliegen, wie soziale Gesichtspunkte des Zusammenlebens, historische Ereignisse, die Nutzung alltäglicher Orte. Dabei werden Themen und Konflikte angesprochen, die vor Ort eine Rolle spielen. Die Gruppe der Auftraggeber finden sich entsprechend der Anliegen und festigt sich im Prozess der Auftragsentwicklung. Häufig schließen sich auch Menschen an, die sich zuvor nicht für die Gesellschaft engagiert haben.

Die Neuen Auftraggeber von Mönchengladbach - Spatenstich im Arbeitslosenzentrum (© Jan Höhe)

Was ist das Besondere? – Auftraggeber kann jeder sein!

Das Besondere ist, dass die Auftraggebergruppen die zentrale Verantwortung für die inhaltlichen und sozialen Aspekte sowie für den Prozessverlauf eines jeden Projektes behalten.

Es ist ein Projekt von den Menschen vor Ort, welches durch Mediation begleitet wird. So entsteht mehr als das "sichtbare" Kunstwerk: Der moderierte Prozess nach dem Modell der Neuen Auftraggeber schafft einen verbindlichen und zugleich offenen Rahmen für Bürgerbeteiligung. Jeder kann sich mit seinen Kapazitäten, Interessen und seinem oder ihrem Wissen einbringen. Es entstehen starke Bürgergruppen, in denen auch zurückhaltende Persönlichkeiten zu Wort kommen und langfristig neues Engagement praktiziert wird.

Klingt gut! Wie läuft so etwas ab?

Der Ablauf der Projekte folgt einem festgelegten Handlungsmodell. Zu Beginn des Prozesses steht ein Anfangsimpuls einzelner oder mehrerer Bürger/-innen, ein Thema, einen Ort oder einen persönlich empfundenen Mangel bearbeiten zu wollen. Mit diesem Anliegen wenden sie sich an die "Neuen Auftraggeber".

Darauf folgt eine intensive Recherche und Erkundung der Zusammenhänge vor Ort durch eine Mediator/-in. Schließlich formuliert die Auftraggebergruppe gemeinsam mit der Mediator/-in einen konkreten Wunsch nach Transformation oder Perspektivwechsel und übergibt diesen als Auftrag an eine/-n Künstler/-in.

Liegt ein entsprechender Entwurf der Künstler/-in vor, wird er mit allen Beteiligten abgestimmt und gegebenenfalls verändert. Unterstützt durch das lokale Netzwerk akquiriert die Mediation schließlich die Fördermittel zur Umsetzung des Projektes.

Die Neuen Auftraggeber von Friedland - Auftraggebergruppe mit Mediatorin Sophia Trollmann (© Victoria Tomaschko)

Aber wir kennen uns mit Kunst nicht aus! Wer hilft uns?

Die Auftraggeber/-innen werden im gesamten Prozess von einer Mediatorin oder einem Mediator begleitet. Sie hören zu, beschäftigen sich mit den Themen vor Ort, helfen die Diskussionen zu strukturieren und einen Auftrag zu erstellen, kümmern sich um den Kontakt zu Künstler/-innen wie auch zu wichtigen Partnern. Angefangen von der ersten Idee bis zur Finanzierung und Umsetzung des Projektes schaffen sie so einen Rahmen, stärken die lokale Initiative und vermitteln zwischen den verschiedenen Akteuren. Sie sind im internationalen Kunstdiskurs verankert, in der Kulturszene vernetzt und kennen sich mit der Beantragung von Fördermitteln aus.

Europaweit haben Mediator/-innen in regionalen Programmen der NEUEN AUFTRAGGEBER bereits über 500 Bürgerinitiativen bei der Beauftragung von Projekten begleitet.

Und wer zahlt das Ganze?

Zunächst einmal werden die Mittel für die Mediation und den künstlerischen Entwurf durch die Mediator/-innen in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Kunst und Mediation im Bürgerauftrag eingeworben. In einem zweiten Schritt kümmert die Mediator/-in sich gemeinsam mit der Auftraggebergruppe um die Finanzierung des geplanten Kunstwerks.

Ein Kunstwerk ist entstanden – und dann?

Da die Kunstwerke auf lokale Themen, Konflikte oder Zukunftswünsche reagieren, wirken sie nachhaltig in die Dorf-, Stadt- oder Gemeindestrukturen hinein. Mit der Methode der Neuen Auftraggeber werden demokratische Prozesse gestärkt, lokales Wissen wie auch lokale Ressourcen aktiviert. Das schafft langfristige Veränderungen vor Ort – es entstehen neue und kollektive Bilder und Geschichten, bereits bestehende oder entstandene Netzwerke werden gestärkt.

Ich kann es mir noch nicht richtig vorstellen – wo kann ich Beispiele sehen?

Die Neuen Auftraggeber von Mönchengladbach:

Die Neuen Auftraggeber von Wietstock:

Die Neuen Auftraggeber von Marl:

Das europäische und internationale Netzwerk der Neuen Auftraggeber:

Fussnoten

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