Bürgerhaushalte sind mittlerweile fester Bestandteil der polnischen Politik – nicht zuletzt, weil Polen neben Portugal das einzige europäische Land ist, das Bürgerhaushalte gesetzlich verankert hat. So hat das Land europaweit die höchste Anzahl partizipativ durchgeführter Haushalte und fördert in hohem Maße die Beteiligung seiner Bürger/-innen.
Verantwortlich dafür sind nicht zuletzt zivilgesellschaftliche Initiativen. Mit dabei: Der Verein Fundacja Pole Dialogu (in etwa: „Feld für Dialog“) in Warschau. Die Organisation wurde ursprünglich von Soziolog/-innen gegründet, um den Dialog zwischen Bürger/-innen und Politiker/-innen zu fördern und eine breitere Öffentlichkeit in politische Entscheidungen einzubeziehen.
In der Praxis heißt das, der Verein betreibt neben Forschung die aktive Förderung lokaler Partnerschaften in einem Viertel - beispielsweise zwischen Schulen und Anwohnergruppen oder lokalen Unternehmen. Zudem steht die Umsetzung partizipativer Prozesse im Zentrum: So führte die „fundacja pole dialogu“ das erste Pilotprojekt für einen Bürgerhaushalt in Warschau durch und unterstützt Schulen bei der Durchführung von sogenannten „Schüler/-innen-Haushalten“ .
Jetzt beschäftigt die Organisation sich mit der Zukunft von Bürgerhaushalten. Dabei geht es auch um die Herausforderungen der Integration von mehr als 300.000 in Warschau lebenden ukrainischen Geflüchteten. „Gegenwärtig gibt es ein großes Maß an Sympathie und Freiwilligenarbeit. Aber schon bald werden wir über systematischere Lösungen nachdenken müssen“, sagt Mateusz Wojcieszak, Vorstandsvorsitzender von „fundacja pole dialogu“ im Interview mit People Powered. „Wir denken also darüber nach, wie wir unseren Bürgerhaushalt anpassen und gute Materialien vorbereiten können, zum Beispiel in der jeweiligen Landessprache. Und wir laden ukrainische Organisationen ein, uns bei der Planung zu helfen.“
Dafür möchte Wojcieszak auch auf die Erfahrungen anderer Länder in Sachen Integration zurückgreifen: „Das People-Powered-Netzwerk hat viele Erfahrungsberichte und erprobte Konzepte aus Asien, Afrika und den Vereinigten Staaten nahe der mexikanischen Grenze zu bieten - Gebiete, die sich in einer ähnlichen Situation befanden.“
Der Verein legt damit sein Augenmerk auf einen unterschätzten Aspekt: Bürgerbeteiligung in die Zukunft denken, anstatt von Jahr zu Jahr und Haushalt zu Haushalt zu planen. So haben Bürgerhaushalte das Potenzial auch in Krisenzeiten den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und Mitsprache zu ermöglichen – ob bei dem Thema Einwanderung, steigende Kosten oder Klimakrise.
- Hier können Sie das gesamte Externer Link: Interview mit Mateusz Wojcieszak in englischer Sprache bei PeoplePowered lesen - viel Spaß dabei und gute Information!