Erstmals hat Pankow einen Kiezfonds im Rahmen des „Modellprojekts zur bezirklichen Bürgerbeteiligung“ der Berliner Senatskanzlei initiiert. Was hat Sie dazu bewogen?
In einigen Bezirken Berlins hat sich das Bürgerbudget über Jahre hinweg zu einem wichtigen Aktivierungs- und Mitbestimmungsinstrument der Bürgerbeteiligung entwickelt und wurde deshalb auch für den Bezirk Pankow fortwährend über die BVV in die (politische) Diskussion eingespeist. Im Rahmen des Modellprojekts „Bezirkliche Bürgerbeteiligung“ konnte diese Idee aufgegriffen und im Jahr 2019 erstmalig in einem guten Rahmen realisiert werden.
Welche Hoffnungen verbinden sich damit?
Die Hoffnung, die mit der Einrichtung eines Kiezfonds einhergeht, ist die kurzfristige und sichtbare verwaltungsseitige Unterstützung von Aktionen im Quartier vor Ort. Dabei steht die niedrigschwellige Förderung bürgerschaftlichen Engagements im Vordergrund.
Wie war die erste Resonanz?
Mit einem Budget von insgesamt 24.000 Euro, aufgeteilt auf die Regionen Pankow, Weißensee und Prenzlauer Berg mit jeweils 8.000 Euro, war der Fonds für die vergleichsweise kurze Förderperiode von September bis November 2019 finanziell gut ausgestattet. Mit rund 20.400€ konnte nahezu das gesamte Budget an die Projekte ausgezahlt werden.
Insgesamt gab es 36 konkrete Projekteinreichungen, von denen 25 durch den Kiezfonds gefördert werden konnten. Die Resonanz zeigt, dass ein solcher Fonds von der Pankower Bürgerschaft sehr gut angenommen wird.
Haben Sie sich bei der Konzeption des Verfahrens an anderen Bezirken oder Kommunen orientiert?
Die inhaltlichen Förderkriterien wurden anhand etablierter Kriterienkataloge bestehender Fondsstrukturen aus den Bezirken Berlins festgelegt. Die Verfahrensgrundsätze für den Kiezfonds Pankow wurden losgelöst entwickelt und speziell für den Bezirk Pankow konzipiert, da die kurze Laufzeit von drei Monaten ein möglichst unbürokratisches und direktes Verfahren vorausgesetzt hat.
Nach welchen Kriterien wurde das Auswahlgremium besetzt?
Das Auswahlgremium wurde abhängig von der Antragsstellung aus den verschiedenen Regionen besetzt. Es setzte sich aus einem*einer Vertreter*in des jeweiligen Stadtteilzentrums, einem*einer Regionalkoordinator*in des Büros für Bürgerbeteiligung und der Geschäftsstelle des externen Dienstleisters von AG.Urban zusammen. Die spezifische Vor-Ort Expertise seitens des Büros für Bürgerbeteiligung und den Vertreter*innen aus den Stadtteilzentren gewährleistete die nötige inhaltliche Entscheidungskompetenz über die jeweiligen Aktionen und Projekte.
Welche Themen bewegen die Bürger*innen am meisten?
Die Projektideen unterlagen einer großen Bandbreite. Neben temporären Projekten, wie z.B. einem partizipativen Fotoprojekt, einer interkulturellen Feier für Frauen und Bastelnachmittagen in der Vorweihnachtszeit wurde mit Hilfe verschiedener Projekte auch dauerhaft ein Mehrwert für die Nachbarschaft erzielt, indem z.B. Tischtennisplatten, Kiezspielkisten und ein Veranstaltungspavillon angeschafft wurden.
Es gab aber auch eine Reihe von Projekten, die über den Bezirk Pankow hinauswirkten und noch wirken. So wurden u.a. ein feministisches Festival, historische Stadtteilspaziergänge sowie (inklusive) Ausstellungen umgesetzt.
Gibt es noch etwas, das Sie erwähnen möchten?
Die Resonanz aus der Bürgerschaft auf den Projektaufruf war großartig. Aufgrund der Kurzfristigkeit der Mittelvergabe war sowohl vom Auswahlgremium als auch aus der Bürgerschaft sehr häufig Kreativität und Spontanität gefordert. Schlussendlich konnten tolle Ideen umgesetzt werden.