Der Fußball ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Neben dem Sport geht es immer mehr um Geld und Macht. Die rechtliche Autonomie des Fußballs, seine wirtschaftliche Monopolstellung und die hohe gesellschaftliche Bedeutung haben eine Art "Parallelwelt" geschaffen, in der eigene Gesetze und Normen existieren. Zuletzt ist der internationale Fußball, aber auch der Fußball in Deutschland von einem schweren Korruptionsskandal erschüttert worden. Die Glaubwürdigkeit des Fußballs steht auf dem Spiel. Auch vor dem Hintergrund der weiter zunehmenden Kommerzialisierung steht die Bundesliga vor großen Herausforderungen.*
Mehr denn je steht die Bundesliga im Fokus der Öffentlichkeit. Ihre Popularität im In- und Ausland erreicht neue Höchstwerte. Der internationale Wettbewerb zwingt die deutschen Vereine aber auch dazu, sich immer stärker der Kommerzialisierung zu öffnen. Die Bundesliga steht vor dem endgültigen Übergang von der Tradition in die Moderne des Fußballs.
Das Spiel selbst ist über die Jahrzehnte fast unverändert geblieben, die wirtschaftlichen Dimensionen haben sich dagegen grundlegend gewandelt: Fußball ist inzwischen ein Milliardengeschäft. In der Saison 2014/15 erzielte die Bundesliga den Rekordumsatz in Höhe von 2,62 Milliarden Euro. Die Reichweite des Produkts "Bundesliga" erstreckt sich auf die gesamte Bevölkerung und mittlerweile gewinnen die ausländischen Märkte schnell an Bedeutung. Das wiederum lockt Medien und Sponsoren an. Die Kommerzialisierung und die Popularität des Fußballs bringen indes auch Probleme mit sich: Der Fußball ist "attraktiv" geworden für Manipulationen und Korruption; der Verdacht der Korruption hat sich nicht nur in der FIFA und der UEFA, sondern auch im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland erhärtet. Es steht der Vorwurf im Raum, das "Sommermärchen" wäre gekauft worden, indem Funktionäre der FIFA für ihre Stimme bezahlt worden seien. Darüber hinaus wird der Fußball nach wie vor als öffentliche und mediale Bühne für politische und ideologische Kundgebungen, für Gewalt und Rassismus missbraucht. Nicht zuletzt hat die Terrorbedrohung und die damit verbundene Absage des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft in Hannover die Diskussion über die Sicherheit in den Fußballstadien neu entfacht. Ob er will oder nicht, der Fußball übernimmt in diesem Spannungsfeld eine wichtige soziale Funktion und Verantwortung und dient als Vorbild für viele Bereiche der Gesellschaft.
Der Konflikt zwischen Kommerzialisierung und Tradition hat die Frage aufgeworfen, wem eigentlich der Fußball gehört – den Fans, den Funktionären oder gar den Sponsoren und Medien? Die rechtliche Autonomie des Fußballs, seine wirtschaftliche Monopolstellung und seine gesellschaftliche Bedeutung haben in Teilen eine "Parallelwelt" geschaffen, die eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorcht. Der Profifußball besteht mittlerweile aus einer Reihe von Akteuren mit sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen, Netzwerken, tradierten Normen und branchenspezifischen Handlungsmustern. Aus diesem Gefüge entstehen Strukturen, Abhängigkeiten und Konflikte. Im Folgenden werden die wichtigsten Zusammenhänge des Fußball-Business rund um die Bundesliga dargestellt und diskutiert.
Ökonomische Entwicklung
Fußball dominiert mit großem Abstand den professionellen Sport in Deutschland – das gilt für die Zahl der Aktiven wie auch passiv Interessierten, aber auch gemessen an wirtschaftlichen Kennzahlen. Nach Umsatz rangiert selbst die 3. Liga im Fußball noch vor der Handball-Bundesliga (HBL), der Deutschen Eishockeyliga (DEL) und der Deutschen Basketball-Bundesliga (BBL). Der Abstand des Fußballs wächst sogar noch – die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hat dem Fußball und der Bundesliga einen zusätzlichen Schub verliehen, der bis heute anhält.
Neben der wachsenden Fußballbegeisterung hat auch die moderne Stadioninfrastruktur zum Aufschwung beigetragen. Nahezu alle Alters- und Einkommensschichten interessieren sich für Fußball, insgesamt zwei Drittel der Bevölkerung. Über 13 Millionen Zuschauer kamen in der Saison 2014/15 in die Stadien der Bundesliga, das sind rund 42.685 Zuschauer durchschnittlich pro Spiel ins Stadion, womit die Bundesliga in Europa die zuschauerstärkste Liga ist.
Das steigende Interesse an der Bundesliga zeigt sich auch in der wirtschaftlichen Entwicklung: Mit heute 2,62 Milliarden Euro hat sich der Umsatz gegenüber der Saison 2001/02 mehr als verdoppelt. Gegenüber der Vorsaison ist dies ein Wachstum von fast sieben Prozent. Auch die Zweite Bundesliga entwickelt sich positiv: Der Umsatz erreichte in der Saison 2013/14 mit 504 Millionen Euro ebenfalls einen neuen Rekordwert. Die Kombination aus sportlichem Erfolg und gesunder finanzieller Basis machen die Bundesliga womöglich zu einem Erfolgsmodell und Vorbild auch auf europäischer Ebene. Aber der kurzfristige finanzielle Druck auf die Bundesliga wächst. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es zum Beispiel zur Erhöhung der Erlöse aus der Auslandsvermarktung der Fernsehrechte auch Spielansetzungen für Samstag 12 Uhr geben wird, um zur besten Sendezeit in Asien die Bundesliga anzubieten.
Verteilung der Einnahmen und Ausgaben der Bundesligavereine
Interessant ist die Verteilung der Einnahmen und Ausgaben der Bundesligavereine. Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf (520 Millionen Euro), der Werbung (673 Millionen Euro) und den Medienrechten (731 Millionen Euro) machen den größten Anteil an den Gesamteinnahmen aus. Die Struktur der Einnahmen ist über die vergangenen Jahre nahezu konstant gewesen; der relativ stabile und ausgeglichene Mix kann als Vorteil gegenüber einer zu einseitigen Finanzierung und unerwarteten Ausfällen von Einnahmen gesehen werden. Den Einnahmen in Höhe von 2,62 Milliarden Euro standen in der Saison 2014/15 Aufwendungen in Höhe von 2,57 Milliarden Euro gegenüber. Die Bundesliga hat damit einen Überschuss von rund 50 Millionen Euro erzielt. Den größten Posten bei den Aufwendungen machen die Spielergehälter mit 998 Millionen Euro aus, was einem Anteil an den Gesamtaufwendungen von knapp 39 Prozent entspricht.
Die Bundesliga ist somit wirtschaftlich weitgehend gesund – abgesehen von einzelnen Clubs, die sich konsolidieren müssen. Siebzehn der achtzehn Bundesligisten haben in der Saison 2014/15 schwarze Zahlen geschrieben. Ein Blick in die Bilanzen bestätigt die gute Verfassung der Bundesliga: Das Eigenkapital der Vereine betrug zum 30. Juni 2015 rund 1.044 Millionen Euro (nach "Konzernabschluss", also inklusive aller ausgegliederten Beteiligungsgesellschaften der Vereine). Auf der Aktivseite stehen das Sach- und Anlagevermögen und die Forderungen, auf der Passivseite die Verbindlichkeiten und als Saldo aus Vermögen plus Forderungen minus Verbindlichkeiten das Eigenkapital. Auf der Aktivseite stehen unter anderem Finanzanlagevermögen in Höhe von 31 Millionen Euro, Sachanlagevermögen in Höhe von 968 Millionen Euro und ein Spielervermögen in Höhe von 585 Millionen Euro zu Buche, auf der Passivseite unter anderem 1078 Millionen Euro an Verbindlichkeiten. Die Eigenkapitalquote, definiert als Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme (Gesamtkapital), betrug damit zum 30.06.2015 rund 42 Prozent.
Besonders eindrucksvoll ist die Entwicklung der Fernsehgelder in der Bundesliga. Gab es in den Anfängen der Bundesliga "nur" eine knappe halbe Million Euro, sind es ab der Saison 2014/15 rund 628 Millionen Euro (mit Auslandsvermarktung: 731 Millionen Euro). Die Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte und das Aufkommen des Privatfernsehens haben maßgeblich dazu beigetragen. Zweifelhaft ist aus ökonomischer und ordnungspolitischer Sicht, ob die öffentlich-rechtlichen Anstalten um Fußballrechte mitbieten sollten, da es kein Versagen privater Märkte gibt und Fußball nicht im engeren Sinne zum öffentlich-rechtlichen Programmauftrag gehört. Weitere Expansionsmöglichkeiten ergeben sich in Zukunft in der Auslandsvermarktung und in den digitalen Medien.
Nicht zuletzt macht sich der Wirtschaftsfaktor Fußball auch fiskalisch bemerkbar. Die Bundesliga zahlte in der Saison 2014/15 insgesamt rund 980 Millionen Euro an Steuern und Abgaben, davon 463 Millionen Umsatzsteuer und 517 Millionen Euro Lohnsteuer. Im Gegenzug nimmt der Profifußball in besonderer Weise öffentliche Güter und kommunale Infrastruktur in Anspruch, etwa die Polizei oder den Öffentlichen Personennahverkehr.
Gerade in strukturschwachen Regionen stellen Bundesligavereine oftmals einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Um zu verhindern, dass die positiven regionalwirtschaftlichen Effekte durch einen etwaigen Abstieg in Gefahr geraten, unterstützen Kommunen den ortsansässigen Verein oftmals auf vielfältige Weise, etwa durch Aufschub von Steuerschulden oder mithilfe von Subventionen bei Stadionneubauten. Da eine andere Nutzung eines Fußballstadions als durch den regionalen Fußballclub ohnehin kaum möglich ist, stellt der kommunale Besitz des Stadions oft nur eine verdeckte Finanzhilfe für den Verein dar. In Europa befinden sich über die Hälfte der Stadien und Trainingsanlagen im kommunalen Besitz .
Solche staatlichen und kommunalen Hilfen stellen jedoch potenziell auch eine Wettbewerbsverzerrung dar. Vereine mit hoher regionaler Bedeutung antizipieren sogar einen möglichen bailout durch die Kommune und gehen stärker ins finanzielle Risiko. Und tatsächlich fangen die Kommunen in finanzielle Nöte geratene Vereine oftmals auf was gerade in Zeiten verschuldeter Kommunen höchst umstritten ist.
Internationaler Vergleich
Die Bundesliga agiert nicht allein auf dem heimischen Markt, sondern ist über die Wettbewerbe des europäischen Fußballverbandes UEFA und die Auslandsvermarktung auch auf internationalen Märkten engagiert. Ein guter Gradmesser für die wirtschaftliche und sportliche Entwicklung der Bundesliga ist ihre Position gegenüber den anderen großen europäischen Ligen. Ein internationaler Vergleich ist jedoch insofern schwierig, als sich die heimischen Märkte und damit das Erlöspotenzial zwischen den nationalen Ligen erheblich unterscheiden.
Deutschland stellt gemessen an Einwohnerzahl, Pro-Kopf-Einkommen und Fußball-Affinität den größten Markt in Europa dar. Insoweit ist es nicht überraschend, dass die Zuschauerzahlen in den Stadien und vor dem Fernsehen höher sind. Entsprechend hoch sind die Erlöse aus dem heimischen Markt. Andere europäische Ligen dagegen sind in der internationalen Vermarktung erfolgreicher, wie etwa die spanische Primera División, die aufgrund ihrer vielen Stars attraktiv ist, oder die englische Premier League, die wegen des Commonwealth historisch bedingt einen großen internationalen Markt findet.
Was den Gesamtumsatz aus TV-Rechten, Werbung, Sponsoring, Merchandising und Ticketing betrifft, führt die Premier League die Rangliste der großen Fußballligen seit Jahren unangefochten an (Gesamtumsatz in der Saison 2013/14: rund 3,9 Milliarden Euro). Es folgen dahinter die Bundesliga (2,3 Milliarden Euro), die Primera División (1,9 Milliarden Euro) und die italienische Serie A (1,7 Milliarden Euro), kurz dahinter dann die französische Ligue 1 (1,5 Milliarden Euro) . Im Zeitverlauf zeigt sich, dass die Einnahmen für alle Ligen kontinuierlich steigen. Die globale Finanzkrise und die europäische Schuldenkrise haben aber dazu geführt, dass auch der Fußball, wenngleich sich dieser ziemlich robust und krisenfest gezeigt hat, einen Rückgang des Umsatzwachstums hinnehmen musste. Der italienische Fußball hat in den vergangenen Jahren insgesamt an Bedeutung eingebüßt – in den 1980er Jahren noch führend, haben marode Stadien, Gewalt und Rassismus unter den Fans, aber auch Korruptionsskandale unter den Funktionären zu einem Abstieg der Serie A geführt. Außerhalb Europas steigt die chinesische Liga immer schneller zu einem ernsthaften Konkurrenten zumindest auf dem Transfermarkt auf. So hat die Chinese Super League in der Wintertransferperiode 2015/16 mit 116 Millionen Euro nach der Premier League mit 157 Millionen Euro die zweithöchsten Transferausgaben getätigt.
Transferbilanz der Topligen 2015/16*
* in der Sommertransferperiode vor der Saison 2015/16; ** nach Höhe der Ausgaben;
Rang**
Liga
Ausgaben
Einnahmen
Saldo
1
Premier League
1,19 Mrd. EUR
600,91 Mio. EUR
-586,95 Mio. EUR
2
Serie A
607,44 Mio. EUR
514,38 Mio. EUR
-93,06 Mio. EUR
3
Primera Division
569,90 Mio. EUR
391,45 Mio. EUR
-178,45 Mio. EUR
4
1. Bundesliga
412,02 Mio. EUR
478,85 Mio. EUR
66,83 Mio. EUR
5
Ligue 1
316,70 Mio. EUR
414,75 Mio. EUR
99,05 Mio. EUR
Quelle: transfermarkt.de (abgerufen am 4.12.2015)
Die umsatzstärksten Ligen sind zugleich die sportlich erfolgreichsten (Stand: Dezember 2013): In der UEFA-Fünfjahreswertung, in der sich die Erfolge der Vereine in den europäischen Wettbewerben jeweils in Punkten für ihr Land niederschlagen, führt mit Stand von Dezember 2015 Spanien vor Deutschland, England, Italien sowie Portugal und Frankreich. Die Bundesliga ist in den vergangenen Jahren deutlich dichter an Spanien herangerückt und hat dabei England überholt.
So offensichtlich zunächst der Zusammenhang zwischen Umsatz und sportlichem Erfolg sein mag, die Kausalität ist keinesfalls eindeutig: Wer erfolgreich ist, verzeichnet zwar hohe Einnahmen und kann mehr für gute Spieler ausgeben. Wichtig ist darüber hinaus aber nicht nur die Höhe des Gesamtumsatzes, sondern auch dessen Verteilung: Es fällt auf, dass zum Beispiel der Umsatz der Primera División deutlich geringer ist als in der Premier League; jedoch konzentrieren sich die Umsätze im Wesentlichen auf Real Madrid und den FC Barcelona, die in europäischen Wettbewerben sehr erfolgreich sind. Die Premier League wird indes ihren Vorsprung durch den neuen TV-Vertrag weiter ausbauen; dieser spült in den nächsten drei Jahren rund sieben Milliarden Euro in die Kassen der englischen Vereine. Für die Bundesliga steht die Ausschreibung der Fernsehrechte für die Saisons 2017 bis 2021 an. Es wird rund eine Milliarde Euro pro Saison als Erlös erwartet. Das Bundeskartellamt prüft, ob es eine "No Single Buyer Rule" geben soll. Demnach dürfen die Fernsehrechte nicht an einen einzelnen Anbieter verkauft werden, um die Bildung eines Monopols zu verhindern. Dies dürfte indes den Erlös in der Tendenz mindern.
"Monopol Bundesliga"
Im Zuge der Kommerzialisierung des Fußballs sind viele lukrative Märkte entstanden. Das "Produkt", das im Mittelpunkt steht, ist der Fußball selbst, also der Spielbetrieb. Dieses wird gemeinschaftlich von den Vereinen erstellt. Gleichzeitig befinden sich die Vereine in Konkurrenz zueinander. Dieses Spannungsfeld zwischen dem individuellen Bestreben, als Verein möglichst erfolgreich zu sein, und dem kollektiven Ziel, eine möglichst spannende Liga mit einem entsprechend hohen Zuschauerzuspruch und hoher Vermarktbarkeit anzubieten, wird oft als "assoziative Konkurrenz" bezeichnet. Wie ausgeglichen eine Liga wirklich sein muss, um attraktiv für den Zuschauer zu sein, und wie man den Spannungsgrad am besten misst, ist empirisch eine schwierige Frage. Zuschauer können auch daran interessiert sein, internationale Stars oder – wie im DFB-Pokal – "Goliath" gegen "David" verlieren zu sehen.
Im Gegensatz zu den USA, wo der Profisport in "geschlossenen" Ligen organisiert ist, ist in Europa die "offene" Liga mit Auf- und Abstieg vom Profibereich bis hinunter in den Amateurbereich das vorherrschende Modell. Der Anbieter von Fußball in Deutschland ist die Deutsche Fußball Liga (DFL), in der die Profivereine organisiert sind. Sie vergibt einerseits die Lizenzen an die Vereine für den Spielbetrieb und vermarktet andererseits die Fernseh- und Werberechte. Aus ökonomischer Sicht tritt die DFL damit als Monopolist auf den Absatzmärkten und als Monopsonist (einziger Nachfrager) auf den Faktormärkten auf. Die Nachfrage nach Trainern, Spielern, Beratern etc. konzentriert sich bei der DFL als Vertretung der Profivereine. Auf der Vermarktungsseite schöpft die DFL sämtliche Monopolrenten ab: Werden zum Beispiel die TV-Rechte exklusiv an einen Sender vergeben, ist dieser Monopolist auf dem Programmmarkt und kann entsprechende Werbeerlöse erzielen. Diese kalkuliert der Sender aber im Auktionsverfahren um die TV-Rechte schon ein, so dass letztlich diese Einnahmen über die TV-Rechte an die DFL fließen.
Häufig wird beklagt, dass die Einnahmen aus der medialen Vermarktung, insbesondere der Fernsehrechte, im Vergleich zu anderen europäischen Ligen zu gering seien. Dagegen sind die Werbeeinnahmen in der Bundesliga deutlich höher als in anderen Ländern. Wird Fußball stärker im Free-TV vermarktet, verzichtet man möglicherweise auf Mehreinnahmen aus einer alternativen Pay-TV-Vermarktung, jedoch ist im Free-TV die Zahl der Zuschauer deutlich höher und es wird für Unternehmen attraktiver, mehr Geld für Sponsoring auszugeben. Auch lohnen sich Werbespots eher im Umfeld von Fußballsendungen im Free-TV; die Fernsehanstalten erlösen mehr Geld und können im Bieterwettbewerb um die TV-Rechte ihre Angebote erhöhen, wodurch auf Umwegen die Einnahmen letztlich dem Fußball zufließen.
Der Ticketverkauf über private Internetportale löst Kontroversen aus
Auch der Ticketverkauf ist in die Diskussion geraten: Private Internetportale verkaufen Tickets zu hohen Preisen auf dem Schwarzmarkt. Ökonomisch gesehen wird die "Rente", die Differenz zwischen dem Schwarzmarktpreis und dem offiziellen Verkaufspreis, von diesen Portalen abgeschöpft. Zum Teil haben die Vereine versucht, über Kooperationen an diesem durchaus lukrativen Geschäft zu partizipieren. Insgesamt ist zu erwarten, dass sich durch die Digitalisierung neue Geschäftsmodelle bilden, die vor allem versuchen werden, Informationen auf Plattformen zu bündeln und darüber zu vermarkten.
Streng ökonomisch ist ein solches Verfahren durchaus effizient, aber es wirft die Frage auf, ob der Fußball und die Vereine nicht ein langfristiges Interesse daran haben sollte, dass für Fans und Zuschauer aus allen sozialen Bevölkerungsschichten der Stadionbesuch bezahlbar bleiben sollte. In der Premier League sind die offiziellen Ticketpreise beispielsweise sehr viel höher als in der Bundesliga. Dort schöpfen die Vereine direkt die maximale Zahlungsbereitschaft der Fans als Monopolgewinn ab.
Wettbewerb zwischen Vereinen und Ligen
Proficlubs haben mit "Vereinen" im engeren Sinne kaum noch etwas zu tun. Sie sind zu echten Unternehmen geworden. Ihr Management hat sich professionalisiert, es gibt ein Corporate Governance, das die Aufgaben von Vorständen und deren Kontrolle durch Aufsichtsräte regelt. Und schließlich hat sich die Rechtsform von Fußballclubs gewandelt. Immer häufiger wird die Lizenzspielerabteilung eines Vereins "ausgelagert", um professioneller und unabhängiger agieren zu können, zum Beispiel in der Frage der Finanzierung und der Mitbestimmung. In Europa sind nur noch knapp ein Drittel der Clubs echte Vereine.
In der Bundesliga hat sich jüngst der Hamburger SV mit einer Strukturreform externen Investoren geöffnet. Zudem hat sich eine Private Equity-Gesellschaft bei Hertha BSC und eine Versicherung bei Bayern München mit 60 Millionen Euro für 9,8% der Anteile bzw. mit 110 Millionen Euro für 8,33% beteiligt. Diese Entwicklungen könnten den Druck auf andere Vereine erhöhen, sich ebenfalls auf die Suche nach externen Kapitalgebern zu begeben. Vermehrt drängen private Investoren und auch Staatsfonds aus China oder Nahost in den Fußball, um über diesen strategisch neue und lukrative Märkte zu erschließen. Dabei geraten nicht nur Vereine, sondern zunehmend auch TV-Rechte und ganze Fernsehanstalten in den Fokus dieser Investoren.
Nicht ganz so klar ist indes der Unternehmenszweck. Anders als für "normale" Unternehmen geht es den Proficlubs nicht um Gewinnmaximierung, eher schon um Erlösmaximierung, um mit den Einnahmen in den sportlichen Erfolg zu investieren. Mediale Aufmerksamkeit, Prestige für Vereinsfunktionäre und Zufriedenheit bei den vielfältigen "Stakeholdern" eines Vereins, von den Fans über die Medien bis hin zu den Sponsoren, dürften zu den diffusen Zielen eines Vereins gehören. Vereine konkurrieren primär um sportlichen Erfolg und – daraus abgeleitet – um Zuschauer, Sponsoren und natürlich Spieler.
Mit dem bekannten "Bosman-Urteil" sind 1995 Ablösesummen bei abgelaufenen Verträgen und "Ausländerquoten" vom Europäischen Gerichtshof als unvereinbar mit dem Grundrecht auf Arbeitnehmerfreizügigkeit im Europäischen Binnenmarkt erklärt worden. Dieses Urteil bedeutete eine starke Veränderung des Wettbewerbs zwischen den Vereinen, die seitdem – in nationalen Ligen organisiert – auf internationalen Transfermärkten agieren.
Der Wettbewerb zwischen den Vereinen gleicht einem "Rattenrennen"
Der Wettbewerb zwischen den Vereinen ist ein spezieller – er gleicht einem "Rattenrennen": Es kommt darauf an, unter allen Umständen vor seinen Konkurrenten ins Ziel zu gelangen. Die ökonomischen Anreize in einem solchen rat race sind extrem, denn es zählt nur der erste Platz; nur der Sieger erhält das "große Stück Käse" . Übertragen auf den Fußball bedeutet dieses: Wer Meister wird, qualifiziert sich für die Champions League, kassiert viel Geld, welches in die Mannschaft reinvestiert werden kann und dafür sorgt, dass man die einmal eroberte Position behaupten und sogar festigen kann. Am Ende aber kann nur einer als Erster durch das Ziel gehen und nur für einen die Rechnung tatsächlich auch aufgehen.
Diese Art von Wettbewerb wird auch "positionaler" Wettbewerb genannt. Die Anreize sind sehr kurzfristig angelegt, was erklärt, weshalb im Fußball die verantwortlichen Funktionäre so ungeduldig sind und oftmals Trainer vorzeitig entlassen, bevor diese überhaupt ihr Konzept haben umsetzen können. Die Anreize, dem kurzfristigen Erfolg nachzulaufen, können zudem zu einem "Überinvestitionsverhalten" führen . Die Vereine verschulden sich in der Erwartung, an das große Geld zu gelangen, mit dem sie dann – so die Kalkulation – die Schulden begleichen können.
Die Monopolisierungstendenz in Ligawettbewerben steht in Konflikt zu dem übergeordneten Ziel einer professionellen Liga, nämlich einen spannenden und attraktiven Wettbewerb zu "produzieren". Der Unterhaltungswert des Sports entsteht zu Teilen aus der Unvorhersagbarkeit des Ausgangs (Uncertainty-of-outcome-Hypothese). Es liegt daher im kollektiven Interesse der Vereine, die gemeinsame Grundlage des kommerziellen Erfolgs, die Ausgeglichenheit zwischen den Vereinen (competitive balance) und somit die Spannung der Liga zu erhalten .
Die finanziellen Unterschiede in der Bundesliga sind groß - trotz Umverteilung der Einnahmen
Um die beschriebenen Monopolisierungstendenzen abzuschwächen, ist der Ligawettbewerb häufig reguliert. In der Bundesliga findet ein Finanzausgleich statt. Die Fernsehgelder aus der Zentralvermarktung werden unter den Vereinen nach einem Schlüssel aufgeteilt. Eine zentrale Vermarktung der TV-Rechte, wie sie in der Bundesliga praktiziert wird, ist jedoch – anders als oft behauptet wird – keine Voraussetzung für eine Umverteilung der Erlöse; dies kann auch bei Einzelvermarktung über einen gemeinsamen Pool erfolgen. Durch die internationalen Erfolge von Bayern München und Borussia Dortmund hat sich ihr finanzieller Vorsprung und ihre sportliche Dominanz in der Bundesliga erhöht. Nach der Hinrunde der laufenden Saison steht Bayern München als Deutscher Meister fast schon fest .
In der Bundesliga sind die finanziellen Unterschiede zwischen den Vereinen trotz Umverteilung der Einnahmen sehr groß. Allerdings zeigt sich, dass ihre Platzierung am Saisonende nicht immer mit der Höhe ihres Lizenzspieleretats korreliert. Immer wieder werden vor allem durch kleinere Vereine neue und junge Talente entdeckt. Viele der Vereine, die überraschende Erfolge feierten, wie zuletzt der SC Freiburg oder Eintracht Frankfurt, stecken jedoch in einer Art "Erfolgsfalle": Durch den sportlichen Erfolg steigt der Marktwert ihrer Spieler. Steigen die Einnahmen nicht in gleichem Ausmaß mit, sind die Spieler nicht refinanzierbar und werden an andere Vereine abgegeben. Die Folge: Vereine wie Freiburg oder Frankfurt fallen wieder in ihre Ausgangslage zurück, bevor sie eine nachhaltige Aufwärtsentwicklung initiieren können. Um dieser Falle zu entgehen, muss ein Verein sich schon fast notwendig für die Champions League qualifizieren.
Die UEFA schüttet in den Saisons 2012/13 bis 2014/15 jährlich über 1,2 Milliarden Euro an Prämien für die Teilnehmer an der Champions League und der Europa League aus, davon rund 967 Millionen allein für die Champions League. Als fixe Prämie gibt es für jede der 32 teilnehmenden Mannschaften 8,6 Millionen Euro, der Sieger der Champions League kann insgesamt über 60 Millionen Euro einnehmen. Hinzu kommen bei einem solchen Erfolg typischerweise nachgelagert noch Zuwächse bei den Einnahmen aus Merchandising, Sponsoring und der Auslandsvermarktung.
Jüngst ist es zu einer erneuten Diskussion um die Verteilung der Fernsehgelder gekommen, die das Potenzial hat, die Solidargemeinschaft Bundesliga zu gefährden. Entschieden werden muss, wie sich zukünftig die Gelder zwischen der ersten und der zweiten Bundesliga verteilen und nach welchen Kriterien dies erfolgen soll. Das neu gebildete "Team Marktwert", bestehend aus dem Hamburger SV, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart und Hertha BSC u.a., möchte die "Traditionsvereine" und solche, die aufgrund ihrer Zuschauerreichweite maßgeblich zum Wert der Fernsehrechte beitragen, stärker an den Erlösen beteiligen. Darüber hinaus hat der FC St. Pauli einen Antrag bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gestellt, diejenigen Vereine, die gegen die "50+1-Regel" verstoßen, von der Verteilung der Gelder aus der zentral vermarkteten Fernsehrechte auszunehmen, weil diese sich einseitig Vorteile in der Kapitalmarktfinanzierung verschafft hätten. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, hat dagegen gefordert, stärker zugunsten der Spitzenclubs umzuverteilen, weil diese sonst angesichts der vor allem in der Premier League steigenden Fernsehgelder in Zukunft international kaum noch wettbewerbsfähig seien. Vor diesem Hintergrund ist es sehr wahrscheinlich, dass in den nächsten Jahren Bundesligaspiele um zwölf Uhr mittags angepfiffen werden, um auf den lukrativen Märkten Asiens zur besten Sendezeit präsent zu sein.
Drittligisten haben deutlich geringere Einnahmen als die Vereine der Zweiten Bundesliga
In einer schwierigen finanziellen Situation befindet sich die 3. Liga. Sie stellt das Bindeglied zwischen dem Amateurbereich und dem Profifußball dar. Oftmals haben die ambitionierten Drittligisten ähnlich hohe Kosten, aber deutlich geringere Einnahmen als die Vereine der Zweiten Bundesliga. Gelingt der Aufstieg nicht, geraten Vereine oft in finanzielle Probleme, weil sich der teure Kader nicht lange mit den geringen Einnahmen finanzieren lässt. Eine stärkere Angleichung der Einnahmen könnte hier die sportliche Durchlässigkeit zwischen den Ligen und insbesondere zwischen der Dritten und der Zweiten Liga deutlich erhöhen. Zwar ist die Durchlässigkeit durch Auf- und Abstieg formal gegeben, zumeist handelt es sich dabei aber um "Fahrstuhlmannschaften", die zwischen den Ligen hin- und herpendeln, aber kaum Chancen haben, sich zu etablieren.
Die European Club Association besitzt ein riesiges Marktpotenzial
Umsatzstärkste Klubs weltweit in der Saison 2014/2015 (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
Umsatzstärkste Klubs weltweit in der Saison 2014/2015 (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/
Auf europäischer Ebene gibt es einen exklusiven "Club" von Clubs, die sich aufgrund ähnlicher Interessen ehemals zu der sogenannten G14 zusammengeschlossen haben . Ihre Verhandlungsmacht gegenüber der UEFA ist relativ groß und so gibt es immer wieder mal die Drohung dieser Vereine, sich abzuspalten und eine eigene europäische Liga zu gründen.
Das Marktpotenzial dieser Vereine ist enorm. Allein der Erlös von Real Madrid als weltweit umsatzstärkster Club betrug in der Saison 2014/15 rund 577 Millionen Euro vor dem FC Barcelona mit 561 Millionen Euro. Es folgen Manchester United mit 520 Millionen Euro und Paris. St. Germain mit 481 Millionen Euro. Knapp dahinter liegt Bayern München mit 474 Millionen Euro auf Platz fünf.
Schlüssel für den dauerhaften Aufstieg von Vereinen in die europäische Spitze ist nationale Dominanz; sie garantiert die wiederkehrenden Einnahmen aus der Champions League. Dies gilt jedoch nur für Vereine aus Ländern mit einem großen heimischen Fußballmarkt. Der Unternehmenswert vieler europäischer Spitzenclubs erreicht mehr als eine Milliarde Euro. Real Madrid führt laut einer Liste des Magazins "Forbes" die Rangliste der wertvollsten Clubs im Jahr 2015 mit rund 3,26 Milliarden Euro an. Weitere europäische Fußballclubs sind der FC Barcelona mit 3,16 Milliarden Euro auf Platz vier und Manchester United mit 3,10 Milliarden Euro auf Platz fünf der Rangliste .
Financial Fair Play?
Im europäischen Profivereinsfußball haben in den vergangenen Jahren die Verschuldung einiger Vereine und der Einfluss von Mäzenen und Investoren deutlich zugenommen. Die UEFA sieht laut eigener Aussage die "Integrität und die langfristige Finanzstabilität des Fußballs" in Gefahr. Zudem wird der Anstieg der Spielergehälter, die unmoralische Ausmaße angenommen hätten, mit Sorge gesehen. Aus diesem Grund hat der europäische Fußballverband mit Beginn der Saison 2013/14 das sogenannte Financial Fairplay eingeführt .
Kern dieser Regelung ist die Break-even-Bedingung: Vereine dürfen nur noch so viel ausgeben, wie sie vorher eingenommen haben. Weiterhin gibt es eine Definition der hierfür maßgeblichen "relevanten Einnahmen" und "relevanten Ausgaben". Zu den Einnahmen zählen nur jene aus dem operativen Fußballgeschäft, nicht dazu zählen Gelder von Investoren. Auf der anderen Seite werden bei den relevanten Ausgaben Investitionen in Infrastruktur und Jugendarbeit nicht hinzugezählt, damit die Finanzierung der Substanz und der langfristigen Grundlagen des Fußballs nicht eingeschränkt wird.
Tatsächlich scheinen die Ziele der UEFA auf den ersten Blick plausibel und sinnvoll. Die aktuellen Entwicklungen zeigen eine positive Evidenz für die Wirkungen der ergriffenen Maßnahmen. Davon jedenfalls ist die UEFA selbst überzeugt. Immerhin wurden in den Finanzjahren 2013 und 2014 im europäischen Fußball ein Überschuss von 339 Millionen Euro bzw. 805 Millionen Euro erwirtschaftet. Zwischen 2011 und 2014 sind die Erlöse mit über 20% schneller gewachsen als die Spielergehälter mit rund 15%. Während die Einnahmen in 2014 rund 16 Milliarden Euro betrugen, machten die Spielergehälter rund 10 Milliarden Euro aus; das sind 60% der Kosten und 62% der Erlöse . Doch eine reine finanzielle Konsolidierung ist nicht das alleinige übergeordnete Ziel des Financial Fairplay. Es geht vor allem um die Chancengleichheit und diese ist angesichts des verstärkten Engagements von Investoren im Fußball mehr denn je fraglich. Im Gegenteil: Immer mehr Vereine sehen sich gezwungen, sich den Investoren auch unter Abtretung von Stimmrechten und somit von Einfluss zu öffnen.
Ohne eine begleitende Umverteilung stellt das Financial Fairplay eine Beschränkung des Wettbewerbs dar
Das eigentliche "Marktversagen" im Fußball besteht in der Art des Wettbewerbs, wie sie oben geschildert wurde. Das Verbot, Schulden zu machen und Geld von Investoren zu verwenden, trägt nur oberflächlich dazu bei, die finanziellen Probleme im Fußball zu lösen; es geht die Symptome an, aber nicht die Ursachen. Im Gegenteil: Die Ausgeglichenheit und Durchlässigkeit im Fußball, die competitive balance, wird sogar negativ beeinflusst. Die extremen Anreize des "Rattenrennens" werden nicht durch ein Verbot des Schuldenmachens geheilt, sondern durch eine stärkere Umverteilung der Einnahmen gemildert. Mehr noch: Ohne eine begleitende Umverteilung stellt das Financial Fairplay sogar eine Beschränkung des Wettbewerbs dar. Die bestehende Hierarchie wird zementiert, weil es keine Möglichkeit mehr für die kleineren Vereine gibt, über eine temporäre Verschuldung in den Aufbau eines erfolgreichen Teams zu investieren.
Wenn die Ausgaben auf die Höhe der Einnahmen beschränkt sind, bleiben die reichen Clubs reich und die armen Clubs arm. Financial Fairplay schützt also die Position der führenden Clubs und errichtet eine Markteintrittsbarriere für kleinere Vereine. Darüber hinaus ist zweifelhaft, ob allein die Höhe der Verschuldung ein adäquater Indikator für gutes Management und solide Finanzen ist, denn gerade kleinere Vereine müssen ihre Investitionen fremdfinanzieren. Auch die Überwachung und Sanktionierung von Verstößen gegen das Financial Fairplay dürfte die regulatorische Praxis vor erhebliche Probleme stellen.
Klarer Gewinner des Financial Fairplay dürfe in der Bundesliga Bayern München sein. Die nationale Dominanz wird gestärkt, weil kleinere Vereine nicht aufholen können, die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhöht sich, weil die europäischen Konkurrenten ihre Vereinsfinanzen konsolidieren müssen. Insofern ist die Frage, ob Financial Fairplay wirklich fair ist, berechtigt . Derzeit wird eine erste juristische Klage gegen die Rechtmäßigkeit von Financial Fairplay verhandelt. In den letzten Monaten ist es zudem zu einer Aufweichung des Financial Fairplay gekommen. Der klar geregelte Verfahrensautomatismus ist nun einer fallweisen Beurteilung nach einer individuellen Anhörung des betreffenden Clubs gewichen. Damit ist einer weicheren Auslegung der Regeln der Boden bereitet.
Durch das "große Geld", das um ihn herum zirkuliert, gerät der Fußball immer wieder in den Verdacht von Korruption und Wettmanipulation. Der erste Skandal in der Bundesliga ereignete sich 1970/71, als es durch Schmiergeldzahlungen zu Spielmanipulationen gekommen war. Im Jahr 2005 haben Indizien von Wettmanipulationen für Schlagzeilen gesorgt, und jüngst war zu lesen, dass Interpol mehrere Dutzend Fälle von verschobenen Spielen verfolgt. Die Bekämpfung der "Wettmafia", in der offenbar auch Spieler, Funktionäre und Schiedsrichter beteiligt sind, gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Verbände, um die Integrität und Glaubwürdigkeit des Fußballs zu retten.
Die Liberalisierung der Wettmärkte und die Kommerzialisierung des Fußballs machen den professionellen Fußball anfällig für Korruption und Manipulation. Jedoch gibt es kaum ein Mittel dagegen. Auch eine Regulierung und mehr Transparenz der Wettmärkte stellen keine Lösung dar. Im Prinzip reicht eine private Wette zwischen zwei Milliardären irgendwo auf der Welt, um einen Anreiz zu bieten, Spieler oder Schiedsrichter zu bestechen. Im Fußball passieren zudem so viele unbeabsichtigte Fehlleistungen, dass eine Absicht nur sehr schwer aufzudecken und nachzuweisen ist. Gleichzeitig spielt der Zufall eine so große Rolle, und es fallen so wenige Tore, dass eine Manipulation leichter möglich ist als beispielsweise im Basketball, wo ein einzelner Fehlwurf kaum dem schlechteren Team den Sieg gegen ein besseres einbringt.
In letzter Zeit sind die großen Weltsportverbände wie das IOC oder die FIFA wegen der Vergabe der Olympischen Winterspiele 2014 nach Sotschi oder der Fußball-WM 2022 nach Katar in die Kritik geraten. Selbst im fußballverrückten Brasilien gab es massiven Widerstand in Teilen der Bevölkerung gegen die WM 2014. Zuletzt hat der Verdacht der Korruption in der FIFA und der UEFA von großem und systematischem Ausmaß den internationalen Fußball schwer erschüttert. Der FIFA-Präsident Josef Blatter und auch UEFA-Präsident Michel Platini sind vorübergehend von ihren Ämtern suspendiert worden. Auch im Deutschen Fußballbund (DFB) kam es infolge einer ungeklärten Zahlung im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft zum Rücktritt des Präsidenten Wolfgang Niersbach. Die Reputation der FIFA hat in der Folge enormen Schaden genommen – bis hin zur Ankündigung von Sponsoren, ihr Engagement zu überdenken.
Wie andere Sportverbände, die ihre Sportart vermarkten sollen, hat auch die FIFA zwar kein wirkliches Interesse an Korruption, aber eben auch kein Interesse daran, Korruption aufzudecken, weil dies dem Ruf des Fußballs und seiner Vermarktung schaden könnte. Ähnlich verhält es sich im Radsport mit der Aufklärung von Dopingfällen. Die Ausarbeitung eines Code of Honour oder von Compliance-Regeln helfen nur wenig. Die Kontrolle müsste einer externen Instanz übertragen werden, um Unabhängigkeit und Transparenz zu gewährleisten. Insofern sind auch die jüngsten Reformbemühungen in der FIFA skeptisch zu bewerten. Ohne Zweifel stellt die Bewältigung dieser schweren Vertrauenskrise die größte und wichtigste Aufgabe im Fußball dar. Von ihr hängt die Glaubwürdigkeit des Fußballs ab, die angesichts der rasanten Kommerzialisierung von vielen Fans ohnehin schon sehr kritisch betrachtet wird.
Die Bundesliga stellt mittlerweile einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Im Spannungsfeld von rechtlicher Autonomie, wirtschaftlicher Monopolstellung und gesellschaftlicher Verantwortung entstehen zahlreiche Interdependenzen und Konflikte. Die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang ist wohl, wie der Fußball in seiner unaufhaltbaren Kommerzialisierung die Glaubwürdigkeit erhalten kann, die Werte des Sports – Fairness, Solidarität und Verantwortung – gegenüber den vielfältigen Stakeholdern, aber insbesondere gegenüber der Gesellschaft zu vertreten. Der Schlüssel hierfür liegt in der Transparenz – ob für die DFL, den DFB, die UEFA oder die FIFA. Ansonsten verlieren die Verbände die Legitimation dafür, die Geschicke des Fußballs zu lenken und gleichzeitig seine Tradition und Kultur zu bewahren. Dafür ist es notwendig, den Fußball nicht allein als Business, sondern zuallererst als Spiel zu verstehen.
* Der Text wurde ursprünglich in der Reihe 'Aus Politik und Zeitgeschichte' (Interner Link: APuZ 27–28/2013) veröffentlicht.
Dr. rer. pol., geb. 1972; Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hamburg School of Business Administration; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), Heimhuder Straße 71, 20148 Hamburg. E-Mail Link: voepel@hwwi.org
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