Als die deutsche Nationalmannschaft am Sonntag, den 13. Juli 2014 in Rio de Janeiro den vierten Weltmeistertitel in ihrer Geschichte errang, erschien am nächsten Montag die nationalkonservative polnische Tageszeitung „Rzeczpospolita“ mit einem besonderen Lob für die Nummer 11 des siegreichen Teams, den aus dem schlesischen Oppeln (poln. Opole) stammenden Miroslav Klose. Die Zeitung bezeichnete es „als eine zusätzliche Genugtuung für uns“ Zur Auflösung der Fußnote[1], also für die Polen, dass der Rekordtorschütze in Polen geboren wurde.
Damit setzte sie eine Geschichte fort, die schon 1934 zu einer Art Zeitungskrieg geführt hatte. Zwischen 1934 und 1942 gewann der legendäre Ruhrgebietsklub Schalke 04 sechsmal die deutsche Meisterschaft. Die Mannschaft war dabei gespickt mit Spielern, die polnisch klingende Namen trugen. Am bekanntesten die Nationalspieler Ernst Kuzorra und Fritz Szepan. Als die Gelsenkirchener 1934 vor der Kamera mit Hitlergruß posierten, triumphierte die polnische Sportpresse: „Die deutsche Meisterschaft in den Händen der Polen“ Zur Auflösung der Fußnote[2], und die Vereinsführung von Schalke beeilte sich, im „Kicker“ das Gegenteil zu beweisen, nämlich, „dass die Eltern unserer Spieler sämtlich im heutigen oder früheren Deutschland geboren und keine polnischen Emigranten sind“ Zur Auflösung der Fußnote[3].
Die Kontrahenten redeten dabei stetig aneinander vorbei. Die Eltern der genannten Schalker Spieler stammten nämlich in der Mehrheit aus dem südlichen Ostpreußen, gehörten also per se nicht zu den polnischen Zuwanderern, sondern zum evangelischen, preußentreuen Kreis der Masuren. Die ethnische Gruppe der Masuren, die von Hause aus einen altpolnischen Dialekt sprachen, war ein Amalgam aus Polen, assimilierten Deutschen, Hugenotten, Schotten und Salzburgern Zur Auflösung der Fußnote[4]. Ihr Wanderungszentrum in Deutschland war Gelsenkirchen. Vor dem Ersten Weltkrieg lebten ca. 180.000 Masuren im Revier. Beharrlich wurden sie von der deutschen Bevölkerung mit den Polen, denen sie fremd waren, in einen Topf geworfen Zur Auflösung der Fußnote[5].
Offensichtlich verwies diese Auseinandersetzung damit auf eine viel ältere, komplexe Geschichte, nämlich auf eine jahrhundertealte deutsch-polnische Nachbarschaft, die voller Konflikte und Reibungsflächen war und auch im Fußballsport ihre Spuren hinterlassen hat und die bis heute Fußballgeschichte schreibt
Zur Auflösung der Fußnote[6].
Karikatur zur Situation poln.Gastarbeiter im Ruhrgebiet: 'Mutter Bronislaw: Müssen zurückwandern nach unserer polnischen Heimat! Vater ist tot und Wohnung für neu angeworbene Landsleute nötig.' Farbdruck, n. Zeichnung v. H.G.Jentzsch, aus: Der Wahre Jacob, Jg.1912/13 @ picture alliance / akg-images
Es begann schon in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit der Zuwanderung polnisch-sprachiger Menschen aus den agrarischen Ostprovinzen des Deutschen Reiches, aus den Provinzen Posen, Westpreußen, Ostpreußen, aber auch aus dem bereits industrialisierten Teilen Schlesiens in die rasant wachsenden Industriezentren, besonders ins Ruhrgebiet.
Die in der Mehrheit jungen und männlichen Migranten arbeiteten in den großen Zechen des Reviers, von denen 19 bald im Volksmund „Polenzechen“ Zur Auflösung der Fußnote[7] genannt wurden, weil in ihnen mehr als 50% der Belegschaft Zuwanderer aus dem Osten waren. Sie waren also Bergarbeiter und in der Regel waren sie preußische Staatsbürger. Anders als die Masuren, lebten die geschätzt ca. 400.000 polnischsprachigen Zuwanderer im Ruhrgebiet in einer Art „Parallelgesellschaft“ Zur Auflösung der Fußnote[8], die ein ausgedehntes Vereinswesen, eine eigene Gewerkschaft und eigene Sportvereine, die so genannten Sokol-Turnvereine Zur Auflösung der Fußnote[9], organisierte.
Im Gegensatz zu einer lange tradierten sozialromantischen Legende, war der Fußball damals kein Arbeitersport, sondern ein Feld, in dem Angestellte und bürgerliche Berufe dominierten Zur Auflösung der Fußnote[10]. Dies änderte sich im Ruhrgebiet nach dem Ersten Weltkrieg. Dazu schrumpfte die polnische Minderheit durch Abwanderung in den wieder errichteten polnischen Staat und weitere Abwanderungen nach Frankreich, Belgien und in die Niederlande auf geschätzt 150.000 Menschen, also auf unter 40% ihres ursprünglichen Umfangs Zur Auflösung der Fußnote[11].
Für die Verbliebenen war die Assimilation, im Grunde also die Germanisierung, eine probate rationale Wahl für die Zukunft und die Karriere im Fußball, als Weg aus dem „Pütt“ oder heraus aus einer anderen körperlich schweren und gesundheitsschädlichen Arbeit, eine Option, die bekanntlich bis heute für Zuwanderer attraktiv bleibt.
Polnische und masurische Migranten im Fußball des Reviers: Die zweite Generation
Nach dem 1:0-Sieg gegen den Dresdner SC im Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft am 21.07.1940 im Berliner Olympiastadion gehen die Schalker Spieler (l-r) Fritz Szepan (mit einer Flasche Bier), Herbert Burdenski, Ernst Kuzorra (mit dem Meisterkranz) und Heinz Hinz über den Platz. Fotograf: Schirner Sportfoto, @ picture-alliance/ ASA
Viele Migranten hatten an der Front des Ersten Weltkriegs gedient und den Fußballsport als Militärsport kennen gelernt Zur Auflösung der Fußnote[12]. Schalke wurde nach dem Ersten Weltkrieg durch die Nähe zur Zeche Consolidation, mit welcher der Klub personell und materiell eng verbunden war, zum Prototyp des Ruhrgebietsvereins Zur Auflösung der Fußnote[13]. Die Mannschaft rekrutierte sich jetzt aus der Arbeiterschaft, aber die späteren Stars, wie die genannten Fritz Szepan und Ernst Kuzorra, genossen am Arbeitsplatz Privilegien, die mit der Rolle des einfachen Bergarbeiters nichts mehr zu tun hatten.
Andere Vereine, die zu den klassischen Klubs des Ruhrgebiets zählen, wie die Spielvereinigung Herten oder Hamborn 07, erlebten jetzt als Vereine aus den Zechenkolonien ihren Aufstieg. Polnische bzw. masurische Namen – das lässt sich in dieser Zeit nicht mehr glaubwürdig trennen – sind gang und gäbe in den Vereinen des Reviers. In der Gauligasaison 1937/38 spielten 15 Vereine aus dem Ruhrgebiet um die Gaumeisterschaft, dabei setzte jeder Verein mindestens einmal einen Spieler mit polnischer Namenswurzel (Rodzinski, Pawlowski, Sobczak. Lukasiewicz, Tomaszik, Piontek) ein, während der Gesamtsaison werden 68 Spieler dieser Kategorie erwähnt.
Die Schalker Spieler Ernst Kuzorra, Fritz Szepan, Adolf Urban und Rudolf Gellesch, sowie der Düsseldorfer Stanislaus Kobierski, die Hamborner Paul Zielinski und Josef Rodzinski gehörten regelmäßig zum Kader der deutschen Nationalmannschaft. Spieler mit polnischer oder masurischer Familienbiographie bürgten so ausgerechnet in der Zeit des Dritten Reiches für die Spielstärke des Ruhrgebietsfußballs, besonders Schalkes, aber auch der deutschen Nationalmannschaft. Die nationalsozialistische „Volkstumsforschung“ löste dieses Dilemma dadurch, dass ihre Vertreter im Revier nur noch Masuren sichteten und diese für „ihrer Kultur und Denkungsart nach rein deutsch“ erklärten Zur Auflösung der Fußnote[14].
„Der Größte aller Torjäger“ – Ernst Willimowski
Willimowski (9. v. links) spielt 1934 für die polnische Nationalmannschaft in Belgrad gegen Jugoslawien. @ Narodowe Archiwum Cyfrowe Warschau.
In der Person des Schlesiers Ernst Willimowski Zur Auflösung der Fußnote[15] betrat während des Zweiten Weltkrieges eine fußballerisch und biographisch außergewöhnliche Gestalt die deutsche Fußballbühne. Der begnadete Stürmer mit den sechs Zehen am rechten Fuß war im mischkulturellen und mehrsprachigen schlesischen „Grenzland“ auf der polnischen Seite aufgewachsen und hatte vor dem Zweiten Weltkrieg bereits Aufsehen erregende Auftritte in der polnischen Nationalmannschaft hinter sich. Zum Beispiel ein Spiel als Achtzehnjähriger beim 2:5 der Polen gegen die deutsche Nationalelf in Warschau 1934. Hier markierte der Schlesier eines der beiden polnischen Tore. Willimowski ist damit der einzige Spieler, der gegen die deutsche Nationalmannschaft und für die polnische Nationalmannschaft Tore erzielte. Sein Klub war die schlesische Spitzenmannschaft „Ruch Chorzów“ (Königshütte), der Klub der polnischen Patrioten.
Willimowski im Dress der deutschen Nationalmannschaft. @ Deutsche-Sport-Illustrierte 42/1942.
Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen und der Okkupation Schlesiens wurde das Bekenntnis zu Deutschland im Grenzland auch für Willimowski zur Überlebensstrategie. Der Fußballer trug sich in die Volksliste Zur Auflösung der Fußnote[16] ein und wechselte Anfang 1940 aus Schlesien nach Sachsen. Im Jahre 1941 holte Herberger ihn in die deutsche Nationalmannschaft. Willimowski debütierte mit zwei Toren beim 4:1 gegen Rumänien in Bukarest. Damals begann sein Triumphzug in der deutschen Elf, flankiert von höchst erfolgreichen Stationen bei München 1860 und in der Pariser „Soldatenelf“ Zur Auflösung der Fußnote[17], einer Mannschaft aus Quasi-Profis, die in den besetzten Ländern als sportliche Unterhaltungskünstler für gute Stimmung unter den Soldaten sorgen sollten. In dieser Mannschaft spielten weitere Ausnahmespieler, wie u. a. Fritz Walter, der beim „Wunder von Bern“ 1954 als Kapitän eine zentrale Rolle spielen sollte. Der Kaiserslauterner hielt Willimowski für den „Größten aller Torjäger“ Zur Auflösung der Fußnote[18].
Der Schlesier schoss während seiner Karriere in der deutschen Nationalmannschaft in acht Spielen 13 Tore. Sein Torquotient ist damit besser als der von Gerd Müller. Nach dem Krieg war er zu alt für Herbergers Mannschaft. Nach Polen konnte er aus politischen Gründen nicht zurückkehren. Im Grunde jedoch stellt der in Karlsruhe beerdigte Schlesier bis heute eine Brücke zwischen Deutschland und Polen dar. Nicht von ungefähr schätzte der unpolitische „Nur-Sportler“ einen deutschen Politiker ganz besonders: Willy Brandt, weil dieser für die Aussöhnung mit Polen arbeitete Zur Auflösung der Fußnote[19].
Nachkrieg: Die dritte Generation
Der Zivilisationsbruch durch die Nationalsozialisten wirkte, auch was die Fußballgeschichte angeht, wie eine Wasserscheide für das kollektive Gedächtnis der Deutschen. Phillip Ther hat darauf hingewiesen, dass die Historiker, die nach 1945 forschten, in ihrem Vorverständnis “bereits von der ethnisch und kulturell homogenisierten Bundesrepublik geprägt“ waren Zur Auflösung der Fußnote[20].
Torwart Hans Tilkowski von Borussia Dortmund im Jahr 1966. @ picture-alliance / dpa
Die Erinnerung an polnisch-gebürtige Spieler in der Nationalmannschaft und im Vereinsfußball wurde verdrängt oder zur Ruhrgebietsfolklore idyllisiert, für die die konfliktreiche ruhrpolnische Geschichte jetzt zum harmonischen Bestandteil des „Malocher“-Erbes wurde. Dabei war die Vergangenheit in ihren Namen und in ihrer Herkunft präsent: Da waren Spieler wie Hans Tilkowski, der Torwart der deutschen Nationalmannschaft in den sechziger Jahren, als „Mann im Wembley-Tor“ seit 1966 eine deutsche Fußball-Legende Zur Auflösung der Fußnote[21].
Hans Tilkowski war der Sohn eines Bergmanns aus Dortmund, wuchs in einer Zechenkolonie auf und begann seine Karriere als Torwart bei Westfalia Herne. Die Höhepunkte seiner Laufbahn erlebte er bei Borussia Dortmund und dann als Vizeweltmeister im Tor der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in England 1966.
Dem tragischen, früh verstorbenen Star des Ruhrgebietsfußballs Reinhard „Stan“ Libuda (1943-1996), der für Schalke, Dortmund und die Nationalmannschaft auflief, war noch die Ähnlichkeit seiner Laufbahn und seiner Herkunft mit dem Leben des großen französischen Nationalspielers Raymond Kopa(szewski) aus dem polnischen Bergarbeitermilieu in Frankreich bewusst
Zur Auflösung der Fußnote[22], aber nicht der Öffentlichkeit.
Reinhard "Stan" LIBUDA (r.), FC Schalke 04, gegen Paul BREITNER, FC Bayern Muenchen,1972. @ picture-alliance / Sven Simon
Zahlreiche andere Spieler in der deutschen Fußballgeschichte ließen in ihren Namen die Geschichte der masurischen und polnischen Migration anklingen Zur Auflösung der Fußnote[23].
Der professionelle Fußball: Aussiedler und „Legionäre“
Die überfällige Einführung des Profifußballs in Deutschland zwischen 1963 und 1972 Zur Auflösung der Fußnote[24] veränderte die Situation grundlegend. Jeder, der ausreichendes Talent besaß, konnte jetzt mitmachen und Anfang der 70er Jahre war der Arbeiteranteil unter den deutschen Elitefußballern zum ersten Mal so hoch wie ihr Anteil in der Gesellschaft Zur Auflösung der Fußnote[25]. Gleichzeitig wurde der deutsche Markt attraktiv für ausländische Profis, damit auch für polnische Spieler. Der erste Pole, der bei einem deutschen Klub spielte war Waldemar Piotr Słomiany, der zwischen 1967-1970, „natürlich“ für Schalke spielte Zur Auflösung der Fußnote[26] und „natürlich“ vom oberschlesischen Klub Górnik Zabrze in den „Pott“ wechselte. Von einem Klub, der die bergmännische Herkunft stolz im Namen trägt: Górnik=Bergmann.
In den 80er Jahren folgten Spieler wie Andrzej Buncol Zur Auflösung der Fußnote[27] bei Leverkusen, Jan Furtok beim Hamburger SV sowie Włodzimierz Smolarek Zur Auflösung der Fußnote[28] bei Eintracht Frankfurt. Nach der Wende in Polen strömten bis Mitte der 90er Jahre Dutzende polnischer Spieler in die Bundesliga, unter ihnen populäre Athleten wie z. B. Tomasz Waldoch beim VFL Bochum Zur Auflösung der Fußnote[29].
Miroslav Klose und Piotr Trochowski feiern das 2:0 der deutschen Nationalmannschaft gegen Aserbaidschan (2009). @ picture-alliance/ dpa
Gleichzeitig verstärkte sich seit den 80er Jahren eine Wanderung aus politisch bedingter Migration und von Aussiedlern. Zu ersteren gehörten die Eltern des späteren Nationalspielers Piotr Trochowski. Seine Familie war Ende der 80er Jahre zugewandert und der Junge sollte als zehnjähriger Schüler bald aus Hamburg abgeschoben werden. Dem konsequenten Einsatz eines Anwalts und den Protesten von Mitschülern und Lehrern verdankte die Familie Trochowski, dass ihre Existenz in Deutschland erhalten blieb. Piotr nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an und optierte für das deutsche Team Zur Auflösung der Fußnote[30].
Anders erlebte Miroslav Klose die Bundesrepublik. Seine Eltern blieben 1985 nach einem Urlaub in Deutschland. Der Vater hatte als Profi in Frankreich gespielt und der polnische Bundesligaprofi Stefan Majewski nahm den jungen Miroslav Klose unter seine Fittiche Zur Auflösung der Fußnote[31]. Lukas Podolski zog mit seinen Eltern bereits als Zweijähriger nach Bergheim. Auch sein Vater war in Polen Fußballer gewesen. Der ehemalige Fußballspieler des FC Köln, Lukas Podolski, der z. Zt. beim FC Arsenal unter Vertrag ist, spielt gerne mit seiner Rolle zwischen Polen und Deutschland Zur Auflösung der Fußnote[32] und seiner Zuneigung zum Trikot mit der Nr. 10 der polnischen Nationalmannschaft. Der Profi ist mit seiner Stiftung „Arche“ für benachteiligte Kinder besonders im Warschauer Problemstadtteil Praga engagiert Zur Auflösung der Fußnote[33].
28.09.2013, BVB Borussia Dortmund - SC Freiburg, Robert Lewandowski jubelt nach seinem Tor. @ picture alliance / augenklick/firo Sportphoto.
Seit dem Völkerfrühling 1989/90 ist die Nähe zwischen dem deutschen und dem polnischen Fußball noch größer geworden. Das polnische Trio aus Nationalspielern bei Borussia Dortmund, Lewandowski, Piszczek und Błaszcykowski wurde in Polen wohlwollend „Polonia Dortmund“ genannt und die drei entwickelten sich zu begehrten Werbeträgern für deutsche Marken auf dem polnischen Markt Zur Auflösung der Fußnote[34]. Im Frühjahr 2014 waren 23 polnische Spieler in den drei Profiligen unter Vertrag Zur Auflösung der Fußnote[35].
Bei der Europameisterschaft 2012 standen sieben Bundesligaprofis im polnischen Kader Zur Auflösung der Fußnote[36]. Wobei allerdings die polnische Ekstraklasa, die höchste polnische Spielklasse, den Preis dafür zahlt, ihre Spielstärke ist nur noch etwa mit der der 2. Bundesliga in Deutschland vergleichbar Zur Auflösung der Fußnote[37].
Fazit
Die bedeutende Rolle polnischer Spieler für den deutschen Elitefußball begründet sich historisch aus der engen, im Grenzland Schlesien lange Zeit unauflöslichen Nachbarschaft. Während der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland stellte ein Journalist eine „Nationalmannschaft“ auf, die aus Spielern bestand, die in Polen geboren wurden und damals bereits einen deutschen Pass besaßen Zur Auflösung der Fußnote[38]. Sie stammten aus den ehemaligen Ostprovinzen des Reiches, aus Schlesien oder Ostpreußen.
Über mehr als einhundert Jahre waren es zuerst Wanderungen von Arbeitsmigranten aus eben diesen Provinzen in die sich schneller modernisierenden Zentren des Deutschen Reiches, dann ihre Nachkommen, dann Flüchtlinge und Aussiedler, schließlich die Sportmigranten der Postmoderne, kosmopolitische Profis auf einem globalisierten Spielermarkt, die dem Ruf des Balls nach Deutschland folgten und großen Anteil an der Spielstärke der Vereine und der Nationalmannschaft in Deutschland hatten und weiter haben.
Willimowski erzielt 1942 ein Tor für München 1860 gegen Schalke 04. @ Narodowe Archiwum Cyfrowe Warschau.
Erst mit der Europameisterschaft 2012 in Polen und in der Ukraine rückten diese engen Verknüpfungen zwischen dem deutschen und dem polnischen Fußball in das Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit. Im Jahr 2016 jährt sich der Geburtstag Ernst Willimowskis zum einhundertsten Mal. In Polen ist ein Spielfilm über den schlesischen Star mit seiner abenteuerlichen deutsch-polnischen Fußball-Biographie in Vorbereitung. In Deutschland wird an einer wissenschaftlichen Publikation zum Lebenslauf des großen Athleten gearbeitet.
Das Spiel geht weiter, auch auf dem Platz, wo sich die Elite der Spieler in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 gegenübersteht. Nicht nur angesichts von aktuell zwei Millionen Deutschen mit polnischer Familiengeschichte bleibt die Hoffnung, dass der Fußball eine weitere Brücke zwischen den immer noch fremden Nachbarn Deutschland und Polen bildet.