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Von der Taktik-Tafel auf den Rasen Fünf besondere Partien zeigen, wie sich der Fußball verändert hat

Rene Maric und Tobias Escher

/ 10 Minuten zu lesen

Taktische Neuerungen sind auch ein Grund für das Auf und Ab des Erfolges der Bundesliga im internationalen Vergleich. Anhand von fünf Spielen aus fünf Jahrzehnten beschreiben die Taktik-Versteher von spielverlagerung.de den Weg vom alten "Ausputzer" zum polyvalenten Box-to-Box-Spieler.

Notizen zur taktischen Aufstellung: Ewald Lienen im Jahr 2009 als Trainer von 1860 München. (© imago/MIS)

Die erste große taktische Revolution der Bundesliga gab es in den 1960er Jahren: Werder Bremens Trainer Willi Multhaup brachte die Position des "Ausputzers" nach Deutschland, ein freier Spieler hinter der Abwehr ohne festen Gegenspieler. Zu jener Zeit hatte sich die Manndeckung durchgesetzt – zuvor spielten die meisten Mannschaften eine Mischung aus Raum- und Manndeckung. Der Ausputzer oder "Stopper" war wichtig, um Schwächen der Manndeckung zu beheben, da er Löcher in der Abwehr stopfen oder für seine Mitspieler absichern konnte.

In den folgenden Jahren wurde der Ausputzer immer offensiver und entwickelte sich zum Libero. Franz Beckenbauer war der Prototyp dieses Spielers. Immer wieder ging er mit nach vorne und schaltete sich in die Angriffe ein.

Die Siebziger Jahre: Bayern München – Borussia Mönchengladbach 4:3 (1973/74)

(© spielverlagerung.de)

In den 1970er-Jahren gab es in der deutschen Bundesliga zwei dominierende Mannschaften, die bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Eine davon war die goldene Generation von Bayern München. Die Mannschaft gewann drei Mal hintereinander den europäischen Meisterpokal und sammelte unzählige Bundesligatitel. Ihr großer Konkurrent war die legendäre Fohlenelf unter Hennes Weisweiler. Mit Günther Netzer als der "klassischen Zehn" bestach sie Anfang der 1970er Jahre durch intelligenten Fußball, offensiv wie defensiv.

Eine Schlüsselpartie zwischen Bayern und Gladbachern gab es am 8. Dezember 1973, dem 17. Spieltag der Saison. Nach dem Abgang von Günther Netzer zu Real Madrid teilten sich Herbert "Hacki" Wimmer und Christian Kulik Netzers Rolle. Kulik organisierte das Spiel von hinten und spielte die Pässe in die Tiefe. Wimmer hingegen startete immer wieder mit dem Ball am Fuß Alleingänge oder positionierte sich nahe am gegnerischen Strafraum. Netzer hatte diese beiden Aufgaben als Prototyp der klassischen Zehn dank seiner Qualität und der Befreiung von Defensivaufgaben allein erfüllt.

Bei den Bayern lag der taktische Fokus auf dem "Libero". Franz Beckenbauer startete die Angriffe von hinten heraus und rückte mit nach vorne, um im Mittelfeld eine Überzahl herzustellen; ganz im Gegensatz zu Gladbachs Klaus-Dieter Sieloff, der ein defensiv denkender Ausputzer war.

Gegen die meisten Vereine damaliger Zeit funktionierte Beckenbauers Aufrücken: Weil er keinen direkten Gegenspieler hatte, konnte der "Kaiser" oft Überzahl herstellen und für Chaos in der gegnerischen Defensive sorgen. Löste sich ein Gegenspieler von seinem manngedeckten Spieler, um Beckenbauer zu attackieren, konnte er den frei werdenden Mitspieler anspielen. Viele Erfolge der Bayern waren Beckenbauers taktischer Rolle und der individuellen Überlegenheit ihrer Spieler geschuldet.

8. Dezember 1973 im Münchner Olympiastadion: Gerd Müller, FC Bayern, gegen Berti Vogts, Gladbach, im Zweikampf. (© picture-alliance/Sven Simon)

Die Partie gegen die Gladbacher, das vorentscheidende Duell um die Meisterschaft 1974, sollte jedoch schwieriger werden. Die Weisweiler-Elf war nicht so leicht zu knacken, da sie mit einer Raumdeckung spielte. Die Spieler deckten also nicht einen Gegenspieler, sondern den Raum. Erst wenn der Gegner in diesem Raum den Ball bekam, griff der passende Verteidiger ihn an. Beckenbauers Aufrücken sorgte also für weniger Unruhe, da Gladbach ihn attackieren konnte und dennoch kein Bayer frei wurde.

Die Partie zwischen den Rivalen stellte von der spielerischen Qualität und vom Tempo die bisherigen Bundesligapartien in den Schatten. Ohne den Fokus auf Netzer wurde das Gladbacher Passspiel im Mittelfeld noch schneller, immer wieder startete Wimmer in die Tiefe. Letztlich sollten es aber doch die Münchner sein, die sich mit 4:3 knapp durchsetzten.

Das Tor zum 4:3 steht dabei exemplarisch für den Erfolg: Eigentlich standen die Gladbacher in einer nahezu perfekten Ordnung. Zwei Verteidiger hatten sich um den ballführenden Beckenbauer postiert, ein Spieler sicherte zusätzlich ab – ein Lehrbuchbeispiel einer funktionierenden Raumdeckung. Doch diesmal setzte sich die individuelle Klasse durch: Beckenbauer spielte einen überraschenden Pass in den Strafraum, wo Gerd Müller instinktiv in den freien Raum startete und den Ball mustergültig verwertete.

In den folgenden Jahren setzte sich die Raumdeckung der Gladbacher durch. In den späten 1970er Jahren sollten nur wenige Mannschaften in der Bundesliga noch mit Manndeckung spielen, wie beispielsweise der FC Bayern, der erst unter Gyula Lorant und dessen Nachfolger Pal Csernai "generalüberholt" wurde.

Die Achtziger Jahre: Hamburger SV – 1. FC Köln 3:1 (1981/82)

(© spielverlagerung.de)

In den späten 1970er Jahren galt die Bundesliga teilweise als taktisch fortschrittlichste Liga der Welt. Bundestrainer Helmut Schön sprach gar davon, dass die Bundesliga die besten Trainer der Welt habe. Wenige Jahre später kamen zwei große Trainer dazu: Ernst Happel, Landespokalsieger 1970 und Vize-Weltmeister 1978, ging zum Hamburger SV und Rinus Michels, Landespokalsieger 1971 und Vize-Weltmeister 1974, zum 1. FC Köln.

In der Saison 1981/82 kämpften die beiden Weltklassetrainer um die Spitze in der Bundesliga. Sie verbanden die Raumdeckung mit einigen Manndeckungsaspekten. So wurde gegen Schlüsselspieler des Gegners eine Manndeckung betrieben. Der HSV praktizierte dies zum Beispiel beim Meisterpokalerfolg 1983, als Wolfgang Rolff als Manndecker Michel Platini von Juventus Turin kaltstellte.

Am 5. September 1981 trafen Hamburg und Köln aufeinander. Die erste Halbzeit endete 0:0. Beide Mannschaften kamen zwar zu Abschlüssen, hatten aber Probleme mit dem intelligenten Defensivverhalten ihres Gegners. Konter konnten kaum gefahren werden, die Dynamik im Spiel und die taktische Disziplin waren hoch. Insbesondere der 1. FC Köln konzentrierte sich eher auf ein Pressing in der eigenen Hälfte und die defensive Kompaktheit.

Der Hamburger Horst Hrubesch mit dem Tor zum 1:1 gegen Kölns Torwart Toni Schumacher. (© imago/Sven Simon)

Nach einem Führungstor durch Littbarski, nach Pass des aufrückenden Libero Strack, drehte der HSV die Partie und gewann 3:1. Die Entscheidung sollte aus taktischer Sicht letztlich nach Standards und im Mittelfeld fallen, als Happel hervorragend einwechselte. Mit Milewski kam für Groh ein Offensivspieler, der mit seinen Dribblings Köln am Aufrücken hinderte. Horst Hrubesch konnte nach zwei Eckstößen den Ball entscheidend weiterleiten, einmal ins Tor und einmal zu Lars Bastrup, der das 2:1 machte. Milewskis Tor war die Folge von Happels Umstellung und der Überlegenheit der Hamburger im Mittelfeld.

Ein weiterer Grund für den Hamburger Sieg war Felix Magath. Er steht für die Weiterentwicklung der klassischen Zehn, die in den 1980er Jahren begann. Magath war der Vorläufer der heutigen "modernen" Zehn. Als solche beteiligte er sich an Defensivaufgaben, ließ sich im Pressing auf die Höhe des Abräumers Jimmy Hartwig fallen und sorgte für die nötige Defensivstärke. Seine technische Stärke kombinierte er mit viel Laufarbeit und Spielintelligenz, wodurch er im Pressing des HSV eine Schlüsselrolle einnahm.

Die Neunziger Jahre: 1. FC Kaiserslautern – Bayern München 2:0 (1997/98)

(© spielverlagerung.de)

Auch in den kommenden Jahren blieb der deutsche Fußball Weltspitze. Bundestrainer Franz Beckenbauer holte 1990 nach zwei verlorenen WM-Endspielen den ersehnten Weltmeistertitel und prophezeite, Deutschland sei auf Jahre hinweg unschlagbar. Seine Prognose sollte sich nicht bewahrheiten – nach und nach verlor der deutsche Fußball seinen Vorsprung und war zum Ende des Jahrzehnts vor allem taktisch nur noch zweitklassig.

Während in den 1970ern und 1980er Jahren vielerorts die Raumdeckung praktiziert wurde, setzte sich in den 1990er Jahren wieder die stramme Manndeckung durch. Volker Finke, Trainer des SC Freiburgs und Verfechter der Raumdeckung, bezeichnete diese in Deutschland vorherrschende Manndeckung als "Heroenfußball": Über individuelle Klasse und körperliche Stärke sollten die Gegner "niedergekämpft" werden. Für taktische Konzepte war nur wenig Platz.

Bezeichnend für die Entwicklung war der Erfolg des 1. FC Kaiserslauterns in der Saison 1997/98. Otto Rehhagel führte den Aufsteiger zum Titel, eine einmalige Leistung in der Geschichte der Bundesliga. Seine taktischen Mittel: Manndeckung, Libero und die Eroberung hoher Bälle. Sein Trainerkollege Jupp Heynckes gewann in derselben Saison mit Real Madrid den Champions-League-Titel, dank moderner Mittel wie Raumdeckung, Viererkette und Flachpassspiel.

Im entscheidenden Spiel der Saison gegen Meisterschaftskonkurrent Bayern München trafen zwei Teams aufeinander, die auf Manndeckung setzten. So entstanden auf dem ganzen Feld direkte Duelle: Die Verteidiger nahmen jeweils die zwei gegnerischen Stürmer auf: im Mittelfeld lauteten die Duelle Roos gegen Scholl, Ratinho gegen Nerlinger und Sforza gegen Hamann.

Aus heutiger Sicht war es ein extrem kampfbetontes Spiel, in dem es ständig zu Eins-gegen-Eins-Duellen im Mittelfeld kam.

5. Dezember 1997: Tackling von Michael Tarnat (Bayern München) gegen Axel Roos (FCK) (© imago/Team 2)

Auch wenn Ratinho oder Scholl zu einem ihrer vielen Ausflüge auf die Flügel ansetzten, blieben ihre Manndecker dicht bei ihnen. Einzig Sforza konnte sich immer wieder seinem Manndecker entledigen, indem er den Ball in der eigenen Hälfte abholte. Er war ein klassischer Zehner, der von Defensivaufgaben weitestgehend befreit war und den Ball überall auf dem Feld forderte. Von der Mittellinie aus diktierte er mit Libero Kadlec das Spiel. Bei Bayern klaffte vor der Abwehr hingegen eine Kreativitätslücke, da Lautern deren Libero Matthäus geschickt presste und Nerlinger und Hamann die Ideen fehlten.

Beide Teams konnten spielerisch kaum Akzente setzen, stattdessen standen die klassischen deutschen Tugenden Kampf und Laufstärke im Vordergrund. Das vorentscheidende Führungstor für Kaiserslautern fiel daher auch nach einer Standartsituation. Die Bayern fanden trotz der Einwechslung weiterer Angreifer nicht ins Spiel zurück, am Ende erhöhte Lautern durch einen Konter auf 2:0. Mit nun sieben Punkten Vorsprung in der Tabelle war der Grundstein für die Meisterschaft gelegt – mit Kraft, Kampf und Libero gewann Lautern den Titel.

Die Nuller Jahre: Bayern München – Werder Bremen 1:3 (2003/04)

Der Bremer Ailton gegen die Münchner Ze Roberto und Hargreaves am 8. Mai 2004 im Münchner Olympiastadion. (© imago/Ulmer)

Für den deutschen Fußball indes waren die großen Zeiten vorbei. Spätestens nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 2000 wurde klar, dass man mit Libero und Manndeckung international nicht mehr mithalten konnte. Langsam aber sicher begann in Deutschland ein Transformationsprozess.

In den kommenden Jahren sollte sich die Viererkette durchsetzen. Im Gegensatz zur Manndeckung mit Libero deckt die Viererkette den Raum und verschiebt sich in Richtung des ballführenden Spielers. Gleichzeitig wurde auch das Offensivspiel verbessert. Der Deutsche Fußball-Bund organisierte die Jugendarbeit neu und legte den Schwerpunkt auf die technische und spielerische Ausbildung.

Mitte des Jahrzehnts ließ eine norddeutsche Mannschaft durch moderne Taktik und spielerische Leichtigkeit aufhorchen: Werder Bremen. Thomas Schaaf führte das Team 2004 zum Double aus Meisterschaft und Pokal. Seine Spielweise zeigte, was fußballerisch in den kommenden Jahren möglich sein sollte.

(© spielverlagerung.de)

Vor einer Viererkette ließ Schaaf mit Baumann einen Abräumer spielen – er fing durch sein gutes Stellungsspiel vor der Abwehr die Pässe ab und gab damit den Prototypen des "antizipierenden Sechsers". Er verließ sich – anders als seine Vorgänger auf der Position – nicht auf seine Zweikampfstärke, sondern auf sein Stellungsspiel. Neben ihm spielten mit Ernst und Borowski zwei laufstarke Box-to-Box-Spieler, sprich: Spieler, die von Strafraum zu Strafraum liefen und ihre Kollegen unterstützten. Micoud war als klassischer Zehner für die kreativen Elemente zuständig, während Ailton als pfeilschneller Stürmer hinter gegnerische Abwehrlinien startete.

Das Glanzstück lieferte Bremen am 32. Spieltag ab, als die Mannschaft zu Gast bei Bayern München die Meisterschaft klar machte. Bayern München spielte in einem 4-4-2 mit flacher Mittelfeldreihe. Sie versuchten, die Übermacht der vier Bremer Mittelfeldspieler im Zentrum zu kontern, indem die Außen Schweinsteiger und Ze Roberto immer wieder in die Mitte zogen. Dieses Kalkül ging jedoch nicht auf, die Bayern konnten nur wenig Druck im Zentrum aufbauen.

Zugleich mussten Salihamidzic und Lizarazu immer wieder nach vorne stoßen. Dadurch standen die Bayern jedoch oft sehr offensiv, was Bremen ausnutzte. Das Besondere an Schaafs Mannschaft war, dass sie schnellen und direkten Fußball spielte. Lange Bälle waren eher die Ausnahme, stattdessen kombinierten sie sich mit flachem Ein-Kontakt-Fußball schnell von hinten nach vorne. Der Treffer zum zwischenzeitlichen 3:0 steht prototypisch für das schnelle Umschalten, als Bremen den Ball in der eigenen Hälfte eroberte. Über zwei Stationen brachten sie den Ball in nicht einmal zehn Sekunden zum gegnerischen Strafraum, wo Ailton in den Winkel traf. Am Ende gewannen Bremen hochverdient mit 3:1 und damit auch die Meisterschaft.

Das 4-4-2-System sollte in den kommenden Jahren zum Standardsystem werden. Manche Teams interpretierten es wie die Bremer mit einer Raute im Mittelfeld, andere setzten auf eine flache Reihe wie die Bayern. Zum Ende des Jahrzehnts wurde das 4-4-2 vom 4-2-3-1 abgelöst. Der Vorteil dieses Systems: Ein zusätzlicher Spieler im Mittelfeld ermöglicht bessere Kombinationen im Zentrum. Fußballdeutschland war wieder in der Moderne angekommen und arbeitete sich langsam aber sicher in die europäische Spitze vor.

Die Zehner Jahre: Bayern München – Borussia Dortmund 0:1 (2011/12)

(© spielverlagerung.de)

Am 19. November 2011 legten der FC Bayern und Borussia Dortmund das Fundament, um zwei Jahre später ins Finale der UEFA Champions League einzuziehen. Die Bayern wollten sich nach der Meistersaison des BVB im Vorjahr wieder an die Spitze katapultieren. Sie starteten phänomenal in diese Saison und wollten zu Hause für eine Vorentscheidung sorgen.

Beide Mannschaften begannen in einer 4-2-3-1-Formation, die aktuell den Höhepunkt der taktischen Formationsschöpfung darstellt. Das Spiel sollte jedoch fernab von Aufstellung und Einzelspielern entschieden werden. Stattdessen sorgte ein taktisches Mittel für den Dortmunder Erfolg, das in den vergangenen Jahren immer stärker praktiziert wurde: das Pressing.

Den Borussen half vor allem das Gegenpressing, welches ihr Trainer Jürgen Klopp den Spielern eingeimpft hatte, zum Erfolg. Das Gegenpressing steht für die sofortige Rückeroberung des Balls nach eigenen Ballverlusten. Die Athletik und taktische Schulung der modernen Fußballer sorgt dafür, dass das Pressing heute noch stärker und kollektiver wirkt als früher. Die Dortmunder setzen Gegenspieler nach Ballverlusten so unter Druck, dass sie in einem Strudel aus schwarz-gelben Spielern unterzugehen drohen. Immer wieder kommen die Borussen zu Torchancen, während der Gegner doch gerade eigentlich noch kontern wollte. Gepaart mit dem kollektiven "Ganzfeldpressing" der Dortmunder entsteht eine schier unüberwindbare Defensive, die bereits weit in der gegnerischen Hälfte einsetzt.

19. November 2011: Rafinha (FC Bayern München) und Großkreutz (Borussia Dortmund) tanzen um den Ball. (© picture alliance/augenklick)

Bayern versuchte in den Partien gegen Dortmund über ihre einrückenden und individuell hervorragenden Flügelstürmer zum Erfolg zu kommen. Doch die Superstars Franck Ribéry und Arjen Robben sollten keine Chance gegen die taktische Finesse im Defensivspiel haben. Durch die Raumdeckung und viel Bewegung konnte Dortmund die Flügelstürmer des FC Bayern immer mit zwei oder gar drei Mann angreifen ("doppeln" bzw. "trippeln").

Diese hatten kaum Anspielstationen und verloren sich in aussichtslosen Dribblings gegen die Dortmunder. Versuchten die Bayern die Seite zu wechseln, so verschob Dortmund und stellte in der Nähe des Balles Überzahl her. Abermals bissen sich die Münchner die Zähne an diesem komplexen Taktikfußball der Borussen aus, ihre individuelle Überlegenheit sollte keinen Unterschied machen. Dortmund gewann mit 1:0.

Das starke Pressing ist eines der wichtigsten taktischen Mittel der Fußballmoderne und fast nirgendwo wird es so konsequent angewandt wie in der Bundesliga. Bayern München verstärkte sich nach Saison 2011/12 und übte ebenfalls ein Gegenpressing ein. Diese Strategie war der Grundstein dafür, dass mit Dortmund und den Bayern 2013 zum ersten Mal zwei deutsche Teams im Champions-League-Finale standen – der Taktik sei Dank.

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Rene Maric und Tobias Escher sind Gründungsmitglieder des Blogs Spielverlagerung.de. Beide widmen ihr Leben der Analyse von taktischen und strategischen Hintergründen im Fußball. Als freie Autoren arbeiten Sie unter anderem für das Fußballmagazin 11Freunde, das ZDF und das österreichische Fußballportal Abseits.at.