Die jungen Menschen von heute werden es schwer haben. So hört und liest man es allerorten. Vom wachsenden Generationenkonflikt ist die Rede und zuweilen auch davon, dass die Alten die Jungen ausbeuten und es sich auf deren Kosten gutgehen lassen. Doch ist dem wirklich so?
Klar ist, dass der demografische Wandel die junge Generation vor so manche Herausforderung stellen wird. Die Gesellschaft von heute wird sich in den kommenden 20, 30, 40 Jahren verändern. Wesentliche Veränderungen spielen sich schon jetzt beim Thema Rente ab. Denn mit der gesetzlichen Rente allein werden die meisten Menschen selbst nach einem 35- bis 40-jährigen Berufsleben ihren gewohnten Lebensstandard im Alter wahrscheinlich nur schwer halten können. Von den heute Erwerbstätigen wird daher längst erwartet, dass sie nicht nur die Renten derjenigen bezahlen, die ihren Lebensabend bereits genießen, sondern parallel dazu für ihr Auskommen im Alter sparen und auch privat in einer Pflegeversicherung vorsorgen.
Auch stetig steigende Miet- und Immobilienpreise in den Städten – also dort, wo es Universitäten, eine gute Infrastruktur und die meisten Arbeitsplätze gibt – tragen ihren Teil dazu bei, dass die finanziellen Belastungen vieler junger Menschen heutzutage sehr hoch sind. Die Auswertung von Gehaltsdaten in mehreren Industrieländern, darunter Deutschland, untermauert die These, dass junge Menschen unter deutlichen finanziellen Nachteilen im Vergleich zu früheren Alterskohorten leiden.
Und doch gibt es auch positive Aussichten und Chancen, die der demografische Wandel für die heute unter 30-Jährigen bereithält. So werden die meisten von ihnen dank des medizinischen Fortschritts bei guter Gesundheit ein Alter erreichen, von dem ihre (Ur-)Großeltern nur träumen konnten. Darüber hinaus werden sie aller Voraussicht nach von einer sinkenden Arbeitslosigkeit in den kommenden Jahrzehnten profitieren sowie von einem familienfreundlichen Arbeitsklima - wie es vor noch nicht allzu langer Zeit kaum denkbar gewesen wäre. Denn der demografische Wandel bringt auch eine größere Konkurrenz um qualifizierte Arbeitskräfte mit sich. Frauen werden mehr denn je auf dem Arbeitsmarkt benötigt. Die Arbeitgeber müssen sich dieser neuen Situation anpassen.
Pro Rentner zwei Erwerbstätige
Im Jahr 2013 bestand die Bevölkerung noch zu 18 Prozent aus Kindern und jungen Menschen unter 20 Jahren, zu 61 Prozent aus 20- bis unter 65-Jährigen – also aus Menschen im klassischen Erwerbsalter – und nur zu etwas mehr als einem Fünftel aus 65-Jährigen und Älteren. Auf 100 Erwerbstätige kamen so 34 Rentenempfänger.
Vereinfacht gesagt, bedeutet das: Während bis vor kurzem noch drei Erwerbstätige die Rente eines anderen Menschen erarbeiten mussten, werden in nicht allzu ferner Zeit nur noch zwei Personen diese Aufgabe stemmen müssen. Im Jahr 2001 beschloss die Bundesregierung unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) deshalb erstmals die Einführung einer staatlich bezuschussten privaten Altersvorsorge, die als sogenannte "Riester-Rente" bekannt geworden ist – benannt nach dem damaligen Arbeitsminister Walter Riester (SPD). Einigen Kritikerinnen und Kritikern galt dieser Schritt damals als Aufkündigung des für Jahrzehnte geltenden Generationenvertrags, nach dem jeweils die Generation, die im Berufsleben steht, für das finanzielle Auskommen der Generation sorgt, die sich im Ruhestand befindet
2007 folgte, in Vorbereitung auf die sich verändernde Bevölkerungsstruktur, die nächste drastische Maßnahme: So wurde beschlossen, das gesetzliche Renteneintrittsalter für die abschlagsfreie Rente ab 2012 schrittweise auf 67 Jahre zu erhöhen. Alle Menschen, die 1964 oder später geboren sind, werden daher erst mit 67 in Rente gehen können. Es sei denn, sie haben 45 Jahre lang gearbeitet und Beiträge für die gesetzliche Rentenversicherung gezahlt. Dann können sie schon mit 65 ohne finanzielle Einbußen in Rente gehen.
Keine Angst vor Arbeitslosigkeit
Dass die Menschen im erwerbsfähigen Alter hierzulande weniger werden, geht allerdings auch mit steigenden Chancen auf dem Arbeitsmarkt einher. Qualifizierte Fachkräfte sind heutzutage in den meisten Firmen begehrt. Gesucht werden unter anderem angehende Ingenieurinnen und Ingenieure und andere Vertreterinnen und Vertreter aus den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), Ärztinnen und Ärzte sowie anderes Gesundheits- und Pflegepersonal, außerdem Fachkräfte der Hotel- und Gastronomiebranche. Wer in diesen Bereichen eine gute Ausbildung abschließen kann, muss sich um das Thema Arbeitslosigkeit auf absehbare Zeit vermutlich nur noch wenig Gedanken machen.
Vom demografischen Wandel profitieren werden aller Voraussicht nach auch junge Familien. Längst haben Politikerinnen und Politiker zum Beispiel erkannt, dass die wertvolle Arbeitskraft der meist gut ausgebildeten Frauen nur dann zu gewinnen und zu halten ist, wenn diese Kinder und Karriere unter einen Hut bringen können. Mit der Einführung des Elterngelds im Jahr 2007 und durch das ElterngeldPlus, das für Geburten ab Juli 2015 beantragt werden kann, haben die Väter sehr viel mehr Möglichkeiten, sich an der Pflege und Erziehung ihres Nachwuchses zu beteiligen.