Religion wird seit jeher als moralisch-ethische Quelle betrachtet. Jedoch wird diese von den Menschen verschieden interpretiert und gelebt. Auf der einen Seite wird Religion oft als ein Motor gesehen, um sich gesellschaftlich und religionsübergreifend zu engagieren, um dadurch zum gesellschaftlichen Wohl und Zusammenhalt beizutragen, obwohl auf der anderen Seite die gleiche Quelle für Gewalt und Terror missbraucht wird. Das Praktizieren der Religionen scheint davon abzuhängen, wie die Menschen diese für sich auslegen.
Darüber hinaus wirkt die Kraft von Religion in zwei Dimensionen: die individuelle und die gemeinschaftliche. So wirkt sich Religion individuell auf das Leben des Einzelnen aus, der wiederum das Kollektiv, die Gesellschaft, durch seine von Religion inspirierte Handlungen beeinflusst. Individuell zeigt sich Religion oft durch religiöse Regeln und Praktiken, wie der Verzicht auf bestimmte Speisen oder das Tragen religiöser Symbole. Die kollektive bzw. gesellschaftliche Wirkung zeigt sich auch dahingehend, dass ganze Kulturen von Religion geprägt sind. Deutschland ist beispielsweise stark vom Christentum geprägt. Dies äußert sich u.a. der deutschen Sprache. So geht das Wort Morgenland, welches heute im Flüchtlings- und Religionsdiskurs häufig genutzt wird, auf Martin Luther zurück und ist von der biblischen Geschichte der heiligen drei Könige inspiriert. Oft werden diese Zusammenhänge in der deutschen Sprache nicht mehr als solche wahrgenommen, wie Daniel Bax
Eine weitere Frage ist die des Wahrheitsanspruchs. Hiermit ist gemeint, dass jeder Offenbarer einer Religion den Anspruch erhebt, von Gott zu sein, Seine Botschaft der Menschheit zu verkünden und somit die Wahrheit zu beschreiben. Da dies in allen Religionen verwurzelt ist, kann die Auffassung entstehen, dass andere Religionen deswegen weniger wahr sind. Diese Auffassung kann, in Bezug auf einige Fragestellungen, Menschen in einem religionspluralen Land wie Deutschland voneinander trennen. Aber schränkt der Wahrheitsanspruch einer Religion den einer anderen denn tatsächlich ein?